Domink Böhnen wurde 2011 deutscher Jugendmeister im American Football. Nun spielt er bei den Wolgast Vandals. Einmal in der Woche trainiert das Team auch in Greifswald und lockt immer mehr Zuschauer an. Für den webmoritz. Grund genug, mit dem Defensive End über die Rolle des American Football in Deutschland und die Unterschiede zwischen Köln und Wolgast zu sprechen.

Wolgast_Vandals_Snap

 

Seit wann spielst du American Football?
Seit April 2007.

Wie kamst du dazu?
Ein Freund von meinen Eltern hatte darüber mal was erzählt, aber damals war ich noch zu jung. Irgendwann war ich dann in Köln. Da kam eine Footballmannschaft vorbei und hat Flyer verteilt und das fand ich total cool. Meine Mutter hat mir gesagt, dass es in Aachen auch eine Mannschaft gibt. Dort hab ich mir mal ein Spiel angesehen und daraufhin angefangen mit Spielen. Außerdem macht es Spaß Leute zu verkloppen und man muss nicht auf allen Positionen so viel laufen!

Du warst deutscher Jugendmeister?
Ja, ich bin 2011 mit den Cologne Falcons Deutscher Jugendmeister geworden. Im Jahr zuvor hatte ich nach Köln gewechselt. Mein Bruder und zwei weitere aus meinem Verein in Aachen haben zu diesem Zeitpunkt schon dort gespielt. Einer von den Coaches hatte mich angesprochen, ob ich nicht auch kommen will, so kam ich zu einem Probetraining. Ich habe gesehen, dass hier ein ganz anderes Niveau herrscht, das hat mir viel besser gefallen. Deshalb dann mein Wechsel nach Köln. 2011 haben wir dann jedes Spiel gewonnen und am Ende die Meisterschaft geholt!

Wie ist der Maßstab im Vergleich zu Amerika, in Europa ist Football doch nicht so angesagt, oder? Wie viele Mannschaften gibt es denn?
In jedem Bundesland gibt es fünf bis sieben Ligen. Hier in MV fünf und in NRW gibt es beispielsweise sieben. Die GFL (German Football League) ist in zwei Gruppen eingeteilt und da sind es sieben, beziehungsweise acht Mannschaften und je weiter man nach unten geht, desto mehr Mannschaften gibt es natürlich. Es gibt in Deutschland zurzeit 228 Herrenmannschaften, 196 nehmen am Ligabetrieb teil.

Du hast gemeint, dass in Köln ein anderes Niveau geherrscht hat, im Vergleich zu deinem ersten Verein. Jetzt bist du hier in Greifswald wieder in einer Mannschaft, war das ein großer Rückschritt?
Ich habe selbst drei Jahre Pause gemacht und das ist für mich jetzt ein guter Wiedereinstieg. Aber ich bin mir sicher, dass meine Jugendmannschaft von damals die Herrenmannschaft hier besiegen würde.

Die Wolgast Vandals bei der Planung des nächsten Spielzugs, dem Huddle.

Die Wolgast Vandals bei der Planung des nächsten Spielzugs, dem Huddle.

Wo liegen die Unterschiede?
Man hat eben schnellere Leute in der ersten Liga, viel ausgeklügeltere Taktiken, die Receiver können besser fangen und man hat natürlich auch ganz andere Schiedsrichter. Die in unserer Liga sehen nicht so viel und machen ab und zu auch Fehlentscheidungen, dass ist in der ersten Liga schon etwas anders.

Die Leute sind auch vom Körperbau anders und sie wissen, wenn etwas mal nicht nach Plan läuft, was sie zu tun haben. Du hast auch in der ersten Liga viel mehr Leute im eigenen Team. Wir hatten in Köln 54 Spieler im Training und hier haben wir mit Glück 30. Das wirkt sich natürlich auch darauf aus wie man spielt, wenn man nicht so oft ausgewechselt werden kann. Da ist man schneller platt. Deshalb braucht unsere Mannschaft dringend neue Leute.

“Vielleicht kann es noch nicht so etablierte Sportarten zurückdrängen”

Die Mannschaft hier ist nicht nur in Greifswald, oder?
Wir sind halb in Greifswald, halb in Wolgast. Unsere Gegner sind zwei Mannschaften aus Berlin, eine aus Eberswalde und eine aus Schwanebeck. Das liegt daran, dass wir im Verband Mecklenburg-Vorpommern/Berlin-Brandenburg sind. Hier im Umkreis gibt es in unserer Liga keine anderen Mannschaften. Die nächsten sind in Rostock und Neubrandenburg, aber die spielen in der dritten Liga.

Glaubst du, dass Football im Kommen ist und vielleicht den Fußball zurückdrängen könnte?
Fußball zurückdrängen denke ich nicht, aber es gibt immer mehr Mannschaften. Ich habe auch selbst Ende letzten Jahres eine Mannschaft in Aachen mitgegründet. Das machen immer mehr Leute. Vielleicht kann es andere, noch nicht so etablierte Sportarten zurückdrängen.

Wo glaubst du liegt der Reiz des American Football?
Erstens: Man darf legal Leute verkloppen (lacht). Dennoch ist es auch taktisch anspruchsvoll und, wenn man etwas schwerer ist, hat man einen Sport, wo Leute mit deiner Figur gebraucht werden. Das ist bei den meisten Sportarten nicht der Fall. Beim Football gibt es viele verschiedene Positionen für ganz verschieden gebaute Spieler. Auf der Offense-Line und der mittleren Defense-Line braucht man schwere Spieler, auch auf den Receiverpositionen. Bei den Ballfängern und den Cornerbacks, die ersteren gegenüberstehen, braucht man sehr schnelle Leute, die gut fangen können. Auf den Runningback- und Linebackerpositionen braucht man kräftige, schnelle Leute. Es gibt für so ziemlich jeden Körpertyp eine Position. Alle Positionen müssen gut zusammenarbeiten, Football ist ein Teamsport. Alleine kann man eigentlich nichts reißen. Es ist zwar relativ kompliziert, man muss da erst mal ein bisschen reinkommen, aber es macht tierisch Spaß.

Kannst du dir vorstellen, dass das auch in Universitäten und Schulen ankommt?
Universitätsmannschaften gibt es schon in Deutschland, aber in dem Ausmaß wie in den USA wird es das hier nie geben. Für Schulmannschaften gibt es wahrscheinlich noch zu wenig Leute. Und Deutschland ist wohl einfach nicht der Ort dafür.

Nach dem Spiel feiert das Team den Sieg.

Nach dem Spiel feiert das Team den Sieg.

Kann man bei euch auch mal reinschnuppern?
Wir trainieren einmal die Woche in Greifswald. Das Training ist samstags um 14 Uhr auf dem Sportplatz am Dubnaring. Mittwochs trainieren wir von 19 bis 21 Uhr in Wolgast. Mitbringen muss man nur Lust am Sport und Stollenschuhe, weil wir auf Kunstrasen trainieren. Willkommen ist jeder Spieler, egal ob dick, ob dünn, egal ob groß, ob klein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Fotos: Benjamin Bessert