BS bearbeitet„Greifswald kommt seiner Verpflichtung als größte Stadt des Kreises nicht hinterher.“ Ulrich Rose von der Alternativen Liste (AL) urteilt scharf über die Hansestadt, die im Vergleich zu anderen Städten des Kreises deutlich weniger Flüchtlinge pro Einwohner beherbergt. Um diesen das Einleben in Greifswald zu erleichtern, wird überlegt, ein Willkommenszentrum aufzubauen.

Auf Roses Vorschlag hin bei der Bürgerschaftssitzung am 27. Oktober 2014 soll die Stadtverwaltung nun prüfen, inwiefern eine Einrichtung eines Willkommenszentrums möglich sei. Zwei Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Willkommen in Greifswald“ waren zugegen und regten eine zentrale Unterbringung an. Sie verwiesen dabei auf Stuttgart, wo am 22. Oktober 2014 ein „Welcome-Center“ eröffnet wurde. Für Flüchtlinge und Waisenkinder soll das Zentrum eine wichtige Anlaufstelle bei Problemen und Fragen im Umgang mit den Behörden darstellen.

Ullrich Rose verdeutlichte die Missstände vor großem Publikum

Ullrich Rose verdeutlichte die Missstände vor großem Publikum

Derzeit leben in Greifswald 156 Flüchtlinge. Damit beherbergt Greifswald gemeinsam mit Anklam die zweitmeisten Flüchtlinge im Kreis Vorpommern-Greifswald. Gemessen an Flüchtlinge pro Einwohner liegt Greifswald jedoch weit hinter den anderen Kreisstädten. In Wolgast kommen auf die 12.000 Einwohner 272 Flüchtlinge. Bis 2015 sollen weitere 1.200 Flüchtlinge durch den Kreis aufgenommen werden.

Unbefriedigender Umgang mit dem Thema Flüchtlinge und Migration

Daniel Eckardt, Student an der Universität Greifswald und Mitglied von „Willkommen in Greifswald“, freute sich über die Abstimmung zum Prüfauftrag: „Der Prüfauftrag kann nur positiv ausfallen. Alles andere wäre für mich undenkbar.“ Die fünf Gegenstimmen der Kompetenz für Vorpommern (KfV), der Alternativen für Deutschland (AfD) und der Christdemokraten (CDU) kann er sich nur mit Desinteresse, Trotz und einer Anti-Haltung der Abgeordneten erklären. Jedoch stellt er in Frage, ob das Projekt letztendlich durchgeführt wird. Er engagiert sich bei der Initiative, da ihm der Bezug zur Praxis in seinem Politikwissenschaftsstudium fehlt und aufgrund des “unbefriedigenden Umgangs mit dem Thema Flüchtlinge, Integration und Akzeptanz”.

Momentan besteht die Arbeitsgemeinschaft aus etwa 25 Mitgliedern. Diese setzt sich zusammen aus Studenten, Kommunalpolitikern und anderen Personen, die ohnehin schon mit Flüchtlingen arbeiten und ihnen helfen. Seit dem 23. Oktober trifft sich die Gruppe regelmäßig. Das nächste Treffen ist am 3. Dezember um 19.30 Uhr in der Brasserie Herrmann angesetzt. Um den Bau eines Willkommenszentrums zu erreichen, haben die Mitglieder, neben dem Auftritt in der Bürgerschaft, auch schon vor dem Kreistag gesprochen.

Fotos: Tobias Bessert