Nachdem in der letzten Woche sowohl Philipp Schulz als auch Timo Neder ihren Platz im Präsidium des Studierendenparlaments (StuPa) geräumt haben, sitzt Jan Magnus Schult nun alleine dort. Er sucht Unterstützung, die heute gewählt werden könnte. Außerdem können die Studierenden wieder ihr letztes Hemd für die Universität geben. Der webmoritz. tickerte live.
Das letzte Hemd soll dieses Mal wortwörtlich gegeben werden. Denn die drei Antragsteller möchten, dass der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) Im Sommersemester einen Trödelmarkt organisiert, bei dem Studierende ihren Krimskrams, den sie nicht mehr brauchen, verkaufen können. Die Einnahmen sollen dann der Universität gespendet werden. „Neben zahlreichen Bildungsstreiken und Protestaktionen haben Studierende nun die Möglichkeit, eine weitere zeichensetzende Handlung zur Rettung der EMAU Greifswald vorzunehmen“, erklären die Antragsteller.
Außerdem stehen neben den Präsidiumswahlen auch zwei Bewerbungen für den AStA an. Einmal könnte das schon länger unbesetzte Co-Referat für Hochschulpolitik, politische Bildung und Antirassismus wieder besetzt werden mit der Lehramtssudentin Jennifer Krahl. Außerdem möchte Tatjana Maria König die Nachfolge von Martha Markowski beim Referat Studium und Lehre antreten.
Erste Ergebnisse des Untersuchungssauschusses
Auf der letzten Sitzung wurde der Rücktritt der AStA-Vorsitzenden thematisiert. Das warf die Frage auf, ob in dem Zusammenhang nicht unlautere Methoden angewendet wurden, um sie zum Rücktritt zu bewegen. Ein neugegründeter Untersuchungsausschuss setzt sich seit einer Woche mit den Vorwürfen auseinander und stellt nun erste Ergebnisse vor.
Das Drucksachenpaket gibt es hier, einen Kurzüberblick über die Tagesordnung gibt es hier.
TOP 1 Begrüßung
TOP 2 Berichte
TOP 3 Fragen und Anregungen aus der Studierendenschaft
TOP 4 Formalia
TOP 5 Finanzanträge Es gibt keine Finanzanträge.
TOP 6 Wahl Präsidentin des Studierendenparlaments
TOP 7 Wahl stellvertretende Präsidentin des Studierendenparlaments
TOP 8 AStA-Wahlen
TOP 8.1 Wahl AStA Referat Vorsitz Es liegt keine Bewerbung vor.
TOP 8.2 Wahl AStA Referat für Hochschulpolitik Hier liegt auch keine Bewerbung vor.
TOP 8.3 Wahl AStA Referat für Studium und Lehre Tatjana Maria König möchte dieses Referat übernehmen.
TOP 8.4 Wahl AStA Co-Referat für Hochschulpolitik, politische Bildung und Antirassismus Auch hier liegt eine Bewerbung vor: Jennifer Kahl stellt sich auf.
TOP 9 Einberufung AG Wahlen
TOP 10 Zwischenbericht Untersuchungsausschuss
TOP 11 Vakanz AStA Referat für Hochschulpolitik Deborah Metzlaff, die seit letzter Sitzung das Referat für Fachschaften und Gremien innehat, soll 60 Euro pro Monat mehr erhalten für die Vakanzzeit.
TOP 12 Wir geben unser letztes Hemd für die Uni Wer nun an den Kalender denkt, liegt falsch. Dieses Mal sollen wirklich die Hemden gegeben werden. Auf einem Trödelmarkt, den der AStA im Sommer organisieren soll, sollen Studierende ihren Plunder verkaufen können und dieses Geld soll der Universität gespendet werden.
TOP 13 Sonstiges
Watt soll dat? Das StuPa ist eine Welt für sich und es fällt schwer, die Verfahren und Regeln, die dort herrschen, auf Anhieb zu verstehen. Sei es im Sitzungssaal oder beim Lesen des Tickers, damit wirklich alle mitreden können, haben wir ein StuPa-Einmaleins veröffentlicht, in dem alle wichtigen Fakten und Regelungen zusammengefasst sind.
Ab 20 Uhr beginnt der Ticker hier
Es tickert Katrin Haubold.
13:55 Erstes Update: Fabian Schmidt bewirbt sich für den AStA-Vorsitz. Die Bewerbung hat es nur leider nicht ins Drucksachenpaket geschafft, die Technik war dagegen.
20:13 Es sind heute nicht genug Tische aufgebaut, weswegen der webmoritz. nicht wie sonst in der Nähe der Zuschauer sitzt, sondern vorne am Präsidiumstisch. Deswegen kann heute leider nur eine Redakteurin tickern.
20:22 Jan Magnus Schult eröffnet die Sitzung: „Schön, dass so viele da sind – auch so viele StuPisten. Möchte noch jemand gesondert begrüßt werden? – Hallo Helena.“ Er fordert die StuPisten auf, die etwas zu berichten haben, dies auch zu tun. Martin lädt zur AG Bildungsstreik für den Donnerstag 20 Uhr ein. Milos Rodatos lobt das neue moritz.magazin.
Formalia und Finanzanträge
20:26 Es gebt um die Formalia. Es gibt einen neuen TOP „Refugees welcome“ und die Unterstützung der Mahnwache gegen den AfD-Landesparteitag. Das wird angenommen. Es geht sofort weiter mit den Finanzanträgen. Kurzfristig ist noch ein Antrag des Hochschulsports dazugekommen. Das StuPa soll einen Erste-Hilfe-Lehrgang der Hochschulssportübungsleiter mit bis zu 300 Euro unterstützen. Da der Hochschulsport einen eigenen Topf und dieser noch Geld hat, wird der Antrag einstimmig angenommen.
Wahl des StuPa-Präsidiums
20:29 Als Kandidaten stehen Jan Magnus Schulz und Björn Wieland für den Präsidenten. Magnus stellt sich vor: „Ich bin seit vier Jahren in Greifswald, seit drei Jahren im StuPa, seit zwei Wochen im Präsidium und seit einer Woche alleine dort.“ Das StuPa lacht – Galgenhumor? „Ich bin in einer Partei, nicht die PARTEI, sondern die Piratenpartei.“ Ein paar StuPisten klopfen. „Danke für das Mitleid.“ Das Plenum lacht. Seine Stellvertreter könnten Hannes Nehls und Alexander Wawerek werden. Desweiteren stellt sich Björn vor. Sein Präsidium solle aus Philipp Schulz und Tillmann Paul Kraft bestehen – die StuPisten kichern auch hier wieder.
20:40 Es wird gewählt. Jan Magnus wurde als Präsident mit 16 Stimmen gewählt, Björn erhält vier, es gab eine Enthaltung. Nun stellen sich seine möglichen Stellvertreter Hannes und Alexander. Beide wollen Magnus unterstützen, unter anderem, weil „Not am Mann ist“. Hannes ist Vertreter beim Zentrum für Lehrerbildung in Mecklenburg-Vorpommern, Alexander ist im Fachschaftsrat Philosophie tätig.
Wahlen AStA
20:46 Zuerst wird Hannes gewählt: 16 Ja-Stimmen, zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen. Nun geht es weiter zu Alexander. Während ausgezählt wird, stellt sich Fabian Schmidt für den AStA-Vorsitz vor. Da er in der 3. Legislatur sei, habe er einen guten Einblick, wie das StuPa in vielen Sachen ticke, meint er. „Wir brauchen jetzt einen guten Zusammenhalt zwischen den Gremien.“ Er hofft, dass er seine Erfahrungen mit denen der AStA-Referenten kombinieren kann. Helena Scheffler fragt nach, was sein ganz besonderes Steckenpferd sein wird. Er möchte, dass der Bildungsstreik den Leuten mehr ins Bewusstsein gerückt wird. Auch hofft er, dass demnächst ein HoPo-Referent gewählt wird – das könnte übrigens schon heute der Fall sein, denn in der Tischvorlage ist eine Bewerbung mit dabei. In der Zwischenzeit erklärt Magnus, dass Alexander mit 16 Ja-Stimmen gewählt wurde.
21:04 Felix Waltenburg möchte HoPo-Referent im AStA werden. Nach seiner Vorstellung wird er beklatscht. Leider hat die tickernde Redakteurin davon nicht viel mitbekommen. Martin Grimm fragt nach, ob er sich für antifaschistische Themen erwärmen kann und diese unterstützt. Felix sagt ja. Felix habe sich gestern halb drei nachts beworben. Er möchte erst einmal die Mobilisation der Studierenden vorantreiben. Außerdem will und muss er sich erst einmal einarbeiten. Milos möchte wissen, was seine Motivation sei. Felix erklärt, dass er in seinem Postfach viele Emails dazu gefunden habe, und sich daraufhin beworben habe.
21:11 Fabian Schmidt wurde nicht gewählt, er hat nur 12 Ja-Stimmen. Benedikt Eisele fragt sich, was das ganze soll. Mit Fabian hätte man einen Vorsitz gehabt, der sich wirklich auskennt: „Mit Fabian hätte man die Kluft zwischen StuPa und AStA wieder schließen können.“ Viele im Publikum – wo heute auch der AStA sitzt – klatschen.
21:15 Es geht weiter mit der Bewerbung für Studium und Lehre. Tatjana Maria König bewirbt sich, sie ist schon Praktikantin im AStA und hat schon einen Einblick in die Arbeit bekommen. Sie wird gefragt, ob sich sich für ein Praktikumssemester einsetzen würde, das für B.A.-Studenten an der Philosophischen Fakultät eingerichtet werden soll – das soll ein Antrag auf der Vollversammlung am 2. Dezember sein.
21:19 Jennifer Krahl möchte sich für das Co-Referat Hochschulpolitik aufstellen lassen. Sie arbeitet wie Felix Wartenberg bei proton e.V.. Bei ihr gibt es keine Fragen – Milos erklärt, dass ihre Bewerbung sehr ausführlich war, weswegen es keine Nachfragen gibt. Felix wurde mit 20 Ja-Stimmen, einer Neinstimme und einer Enthaltung gewählt. Er nimmt die Wahl an. Damit hat der AStA das erste Mal in dieser Legislatur einen HoPo-Referenten. Auch Tatjana wurde gewählt, sie erhielt von 20 StuPisten den Zuspruch. Jetzt wird noch die Auszählung des Co-Referats abgewartet, dann gibt es eine Pause.
21:25 Jennifer wurde mit 19 Stimmen gewählt. Damit ist der HoPo-Bereich wieder gefüllt beim AStA. Nun ist bis 21:35 Pause.
21:39 Der Saal füllt sich schon wieder. Es ist ein unausgefüllter Wahlzettel aufgetaucht – wer hat nicht gewählt? Es geht weiter mit der Einberufung der AG Wahlen. Der Antrag wird ohne Umschweife angenommen.
Vakanz AStA-Vorsitz
21:43 In der Zwischenzeit ist aufgefallen, dass Anna-Lou als kommissarische Vorsitzende noch bestätigt werden muss und die Aufwandsentschädigung wird um 60 Euro im Monat erhöht. „Ich brauche das für die Bank“, erklärt Anna-Lou. Deswegen wird der Antrag dazwischen geschoben und auch gleich angenommen.
Unterstützung „Refugees Welcome“
21:47 Benjamin Schwarz stellt vor: Am 06. Dezember 2014 findet in Güstrow eine Demonstration statt, die sagt, dass Asylrecht ein Menschenrecht ist. Da der Haushalt klamm ist, wird erst einmal geschaut, wo man das Geld hernehmen könne. Der Reisekostentopf etwa ist schon überzogen. Das StuPa soll 400 Euro bereitstellen, die hauptsächlich für die Miete der Busse genutzt werden soll.
21:53 Der Antrag wird einstimmig angenommen. Es geht weiter mit einer Mahnwache gegen den AfD-Landesparteitag. Diese Mahnwache steht unter dem Motto „Ein Zeichen gegen Alltagsrassismus, Rechtspopulismus und Menschenfeindlichkeit! Ein Zeichen gegen die AfD Mecklenburg-Vorpommern!“ Der AStA soll aufrufen, dass sich Studierende dort beteiligen. Der Landesparteitag findet vor dem Mercure-Hotel am Gorzberg statt. Martin Hackbarth liest gerade einen Aufruf vor, der von verschiedenen Parteien diesbezüglich verfasst wurde. Der Antrag wird einstimmig angenommen.
Zwischenbericht Untersuchungsausschuss
22:01 Benedikt Eisele erklärt, dass gestern die erste Sitzung stattfand. Ende des Jahres soll es einen Bericht geben, der aber zuerst einmal nur den StuPisten zugesendet wird. „StuPisten sollen, wenn sie Nachfragen haben, diese an uns schicken, dann werden wir die Fragen stellen“, erklärt er. Demnächst wird der Ausschuss auch einen Vorsitzenden bekommen.
Vakanz AStA HoPo-Referat
22:05 Deborah wurde am 11. November gewählt und soll dafür anteilig Geld bekommen. Für einen Monat hätte sie 60 Euro bekommen, da es aber weniger sind, bekommt sie auch weniger. Darüber gibt es gerade Diskussionen. Die Endabstimmung ist auch hier: Einstimmig angenommen.
Das letzte Hemd für die Uni
22:09 Renata Thomas stellt den Antrag vor. Vorneweg: Das sei eine Grundidee, die natürlich noch verändert werden könne. Der Erlös, der bei dem Trödelmarkt herauskommt, soll mit einem riesigen Check an die Rektorin gegeben werden. Milos hat eine Nachfrage. Er bezieht sich auf den Kommentar des webmoritz. von JulesHGW und fragt, wie die Antragsteller das sehen. Renata sieht das nicht so schlimm, sie ist der Meinung, dass die Werbung ganz gut tun würde.
22:14 Die Frage steht im Raum, ob das nicht vom Studentischen Förderverein organisiert werden könne. Milos sieht den Antrag kritisch, zumindest wenn er über das StuPa läuft. Denn die Aufgabe der Studierenden sei es nicht, die Uni zu retten, die Ausfinanzierung ist Landesaufgabe. Philipp Schulz schlägt vor, dass an die AG Bildungsstreik weiterzuleiten. Es sei eine andere Art des Protests, was an sich ja ganz gut sei.
22:20 Adrian Schulz als Antragsteller findet die Idee nicht gut, den Antrag sofort an die AG weiterzuleiten. Es geht um Änderungsanträge. Die Änderung besagt, dass der lange Text gestrichen wird, im Endeffekt steht nur noch, dass der AStA einen Flohmarkt mit dem Titel „Wir geben unser letztes Hemd #uniretten“ organisieren soll. Der Antrag wird angenommen mit 11 Jastimmen.
22:24 Es steht noch ein Antrag auf der Tagesordnung. Es geht um Geld für die Studentische Kultur. In dem Fördertopf ist noch eine Restsumme, das jetzt noch ausgegeben werden kann. Dieses Restgeld soll für die Sanierung des C9 ausgegeben werden. Diese Mittel stammen daher, da das Rektorat vor ein paar Jahren rechtswidrig zu hohe Rückmeldegebühren eingefordert hatte. Der Antrag wird angenommen. Das muss jetzt noch mit dem Rektorat abgesprochen werden.
Sonstiges
22:29 „Bevor Daniel das Wort ergreift, habe ich noch was: Die Critical Mass findet am Freitag statt, 18 Uhr, Marktplatz.“ Das StuPa lacht. Damit ist es vorbei für heute.
Fotos: Lisa Klauke-Kerstan; Grafik: Jakob Pallus
Hoffentlich entscheiden sich die Parlamentarier gegen den Trödelmarkt. Da werden wieder Ressourcen gebunden, welche man an anderer Stelle viel sinnvoller einsetzen könnte. Selbst wenn da 500 Euro zusammen kommen, wäre das trotzdem ein schwaches Zeichen und darüber hinaus einfach nicht relevant für die Bilanz – das fällt einfach unter die Wesentlichkeitsgrenze.
Ich halte nichts von der AfD, wirklich rein gar nichts. Aber trotzdem habe ich mich bei diesem Antrag gefragt, was eigentlich aus dem hochschulpolitischen Mandat geworden ist.
Tja, das steht im Gesetz, anders als das allgemeinpolitische, das das StuPa gleichwohl in schöner Regelmäßigkeit für sich in Anspruch nimmt. So wie hier in Sachen AfD und Asylrecht, letzteres sogar mit Geldausgeben. Strafrechtlich wäre das übrigens als Untreue zu werten, Vorsatz einmal unterstellt.
Nix gegen Demos für Asylrecht (nicht, das es in Gefahr wäre, aber was soll's) oder meinetwegen auch gegen die AfD. Aber bitte privat und nicht unter der Fahne der Studierendenschaft. Die hat damit rein gar nichts zu tun…
Wieso ist das Untreue, wenn gewählte Stupa Vertreter per Mehrheits-Beschluss ihnen anvertrautes Geld verwenden ?
Und wenn die Studierendenschaft sich durch die Stupisten nicht vertreten sieht, muss sie andere Kandidaten wählen oder sich selber zur Wahl stellen. Ich glaube aber in diesem Fall, dass du von dir auf andere schließt.
Uni und politische Verantwortung hören nicht an der Tür des Audimax auf!
Meine Güte, aus den paar Zeilen spricht ein ordentliches Maß an Ahnungslosigkeit. Hoffentlich bist du, lieber Captain_Cook, keiner der verantwortlichen Stupisten. Aber vermutlich schon…
Die Studierendenschaft ist eine (Zwangs-)Körperschaft des öffentlichen Rechts. Ihr Zentralorgan ist das StuPa. Die Aufgaben der Studierendenschaft stehen im Landeshochschulgesetz. Das Geld, das alle Studierenden, ob sie wollen oder nicht (letzteres dürfte für ca. 80-90 % zutreffen), abdrücken müssen, darf nur zur Wahrnehmung dieser Aufgaben verwendet werden. Es ist den Stupisten nur zu diesem Zweck "anvertraut". Wird es für andere Zwecke verwendet – so wie hier – ist das – strafrechtlich gesehen – als Untreue zu werten, sofern den Stupisten bewusst war, dass sie ihre Zuständigkeit überschritten haben. Daran ändert auch ein Mehrheitsbeschluss nichts. Eine Demo pro Asylrecht auf dem Ticket und mit der Kohle der Studierendenschaft zu organisieren/finanzieren oder sonstwie zu fördern, überschreitet ohne jeden Zweifel ihr sog. hochschulpolitisches Mandat. Dies gilt gleichermaßen für die Demo gegen die AfD. Beides sind allgemeinpolitische Angelegenheiten ohne jeden Bezug zur Uni, weshalb sich die verfasste Studierendenschaft da von Rechts wegen herauszuhalten hat.
Niemand sagt, Studierende sollen sich nicht allgemeinpolitisch engagieren. Das wäre idiotisch und falsch. Es geht nur eben nicht unter der Fahne der verfassten Studierendenschaft und unter Einsatz von deren Kohle. Sie ist ein unzulässiges "Transportmittel" für solche Inhalte. Das ist doch alles nichts Neues, sondern Rechtslage seit Jahrzehnten! Lieber Captain_Cook, geh doch mal auf Entdeckerfahrt durch geeignetes Informationsmaterial. Adventure is out there!
Man muss die Mitglieder des Studierendenparlamentes ja auch einmal ausdrücklich und in aller Form loben, denn so einen ausgezeichneten Musikgeschmack hätte ihnen dieser Kritiker nicht zugetraut.
Aber was gibt es denn Schöneres als vollkommen aus dem Blauen hinaus durch einen Akt der Kreativität eine vorgefertigte Meinung zerschmettert zu bekommen, als Neues zu erfahren und zu genießen
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Wer gestern der Aufführung beiwohnte, konnte diesen postmodernen Akt der Zerschmetterung wahrlich spüren. Dieses angenehme Krippeln, als überraschend der Takt, die Höhen und Tiefen der Musik einsetzten. Liebevoll hatten die Parlamentarier – metaphorisch – einen Schallplattenspieler an die überteuerte Akkustikanlage des Konferenzsaales gebastelt um den Vortrag hymnisch zu unterlegen.
Ein kalter formelhafter Aufruf, ohne Pathos fern aller Künste: „TOP 8.1“. Noch ahnt das Publikum nicht, dass hier bereits der Kontrast für das restliche Stück gesetzt wurde, dass hier die Vorführung eingeläutet ist und auflebt.
Es geht los. der Meister der Zeremonie legt die A-Seite von David Bowies 1969er Platte auf, welche simpel den Namen des Künstlers selbst trägt. Die Musik beginnt so gleich, die gespielt müden Geister zu beleben, des ersten Titels – Space Oddity – psychodelischen Klänge des Meisters regen zu jener Darbietung an, welche szenisch beginnt Text/Stimmung/Gesamtwerk spielerisch zu reflektieren. Die Zuschauer spüren förmlich wie der Inhalt des zerkratzten Vinyls zum Leben erwacht.
Die ersten beiden Strophen – die Startvorbereitung. Wir nehmen die Zeilen hin, erahnen die Handlung, wissen aber noch nicht wer denn nun die Handelnden sind. Das Präsidium zumindest scheint die Bodenkontrolle zu sein.
„Ten, Nine, Eight, Seven, Six, Five, Four, Three, Two, One, Lift off“ – Der Countdown erzeugt simpel, aber klassisch Spannung.
Und dann verlässt unser Major Tom mutig seine Blechkapsel. Fabian Schmidt ist an diesem Abend in seiner Rolle aufgegangen. Er spielt nicht den Astronauten und Raumfahrer, der mutig bereit ist, mit Tatenkraft gesegnet, dahin zu gehen wo selten ein Studierendenparlamentarier vor ihm zuvor war, nein er IST an diesem Abend eben jener, eben dieser Tom mit dem Dienstgrad Major.
Sofort hat er das Publikum auf seiner Seite, die Energie strömt und sein Wille ist spürbar. Das Publikum hofft, dass es dieses Mal, nur ein einziges Mal, anders ausgeht. Doch die Geschichte ist vorgegeben, der Rahmen gesetzt, das Lied eher tragischer Natur. Das Werk muss sein Ende finden, sonst erspielt es keinerlei Sinn.
Die Darstellung des Alls ist meisterlich. Seine Leere und Kälte, seine gnadenlose Emotionslosigkeit ohne jede Leidenschaft wird vom Großteil des restlichen Ensembles gemimt. Wir spüren im Spiel der Fragen und Antworten die beginnende Hilflosigkeit unseres Majors; wie seine Worte ins Leere gleiten, seine Kraft in die Kälte des Nichts abfließt.
Natur kann nicht böse sein, das All kennt kein Gut und kein Böse nur die der Natur unabänderlich innenwohnenden Gesetze. Und in diesem Recht der Natur liegt genau seine Gnadenlosigkeit begründet.
Unser Protagonist kann nicht siegen. Gewinnen ist hier keine Option. Aber er muss es dennoch versuchen, denn die Rolle weiß genau was an seinem Erfolg hängt. Er kennt den Abgrund, der sich auftut wenn es ihm nicht gelingt. Sehend muss er unabdinglich in den Abgrund schweben. Wir wissen dies.
Er schwebt. Wir hören die Zeilen: „Here am I sitting in a tin can. Far above the world. Planet earth is blue. And there’s nothing I can do”. Mann muss an dieser Stelle letztlich verstehen, dass hier mit “blue” nicht nur bildsprachlich der Blaue Planet – in unserem Stück letztlich die Studierendenschaft – gemeint ist, sondern in der englischen Sprache damit auch im übertregenen Sinn Trauer gemeint ist.
Und dann der Paukenschlag, der zweite Akt der Zertrümmerung – der großartige und geistreiche Ausflug in das Gesamtgewebe der Musikwelt, der meisterliche Sprung von 1969 nach 1982, vom Progressive Rock hinzu der Neuen Deutschen Welle. Geschwind mit geschickter Hand wurde die Platte getauscht und statt Bowie erklingt – frecher, elektronischer, frischer – Peter Schilling; die Zeilen setzen an:
„Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff völlig schwerelos…“.
Da ist sie, die klassische, tradierte Hymne des Hohen Hauses. Und an dieser Synthese beider Lieder, diesem intellektuellen Sprung und seiner glaubhaften Umsetzung liegt, zumindest aus musikalischer Sicht, das Gewaltige an der gestrigen Vorführung. Der Punkt der diese Aufführung, sogar jene der letzten Woche übertreffen lässt und eine so treffende inhaltliche Botschaft formuliert.
Und unser Major Tom? Er liefert zwischenzeitlich einen bewegenden Abgang und bringt auch Schillings Lied gekonnt gespielt zum Abschluss. Er sitzt da, hat die Rolle gewechselt, vom Protagonisten zum gespielten Zuschauer, wie ein Teil von uns Publikum. So gut, dass wir ihn am liebsten aus der Bühne entlassen würden und zu uns in die Zuschauerbänke holen wollen, aber nein er muss dort sitzen und weiter spielen.
Die Erschöpfung hat sich tief in die Mimik geprägt und man sieht die Worte, als würde ein Polylux ihm Zeilen an die hagere Stirn werfen: „Wenn die wüssten, mich führt hier ein Licht durch das All, das kennt ihr noch nicht, ich komme bald. Mir wird kalt.“
Am Ende des Abends kann der Zuschauer damit beglückt festhalten, dass das Ensemble auch in der Mitte der Spielzeit nicht an Kreativität verloren hat und seinen frischen Schwung behält. Der Kauf der Jahreskarte lohnt dadurch ungemein und ist die kulturelle Bereicherung die ein jeder zur Zerstreuung benötigt.
Als Kritiker ist man gut beraten auf dem Nachhauseweg noch einmal an den Rauchergrüppchen vor dem Theater vorbei zuschnuppern oder in einer der vielen nahen Kneipen ein Bier zu trinken. Nirgends kann man ungetrübter die Meinung des Publikums erfahren, als an diesen beiden Orten. Das Ergebnis an diesem Abend ist ungeteilt eindeutig: der Hauptdarsteller sticht aus der Spieltruppe hervor; die Botschaft des Stückes ist angekommen.
Man hört überall das Raunen: „Gott sei Dank ist dies letztlich nur Theater; gut dass dort nur gespielt wird.“
"Milos sieht den Antrag kritisch, zumindest wenn er über das StuPa läuft. Denn die Aufgabe der Studierenden sei es nicht, die Uni zu retten, die Ausfinanzierung ist Landesaufgabe." – Guter Mann, der Rodatos. Jetzt darf der ach so politische AStA wieder administrativ tätig werden und einen Flohmarkt organisieren, Renditeerwartung so zwischen "wozu machen wir das eigentlich?" und "kann jemand davon Kaffee für das Büro kaufen?". Checkt mal eure Privilegien!
Wann wird der Zirkusverein eigentlich mal demontiert?
Würde mich jetzt mal interessieren, wie viele Studenten bei einer Befragung und der zu beantwortenden, all entscheidenden Frage zur Lebensberechtigung des aktuellen StuPa/AstA mit "Pffffffffff"/ "Mir egal"/"Die taugen eh nichts"/"Sollen se doch machen" antworten würden 🙂
Und dann interessanter: Wie sehen denn die Vertreter jener Institutionen ihre eigene Berechtigung durch "das Volk". Wenig Wahlbeteiligung = Zustimmung oder vielleicht doch einfach weitestgehend Desinteresse?!
Nun ja, das steht bisher auf keiner (mir bekannten) politischen Agenda. Dazu müsste das Landeshochschulgesetz geändert werden, was die SPD-geführte Landesregierung mit SPD-geführtem Bildungsministerium voraussichtlich nicht tun wird. Das "Problem" ist aus Schweriner Sicht auch viel zu weit weg und hat überdies materiell nicht genügend Gravität, um dort als solches wahrgenommen zu werden. Hochschulpolitisch sehen die (vermutlich sogar nicht ganz zu Unrecht) andere, wichtigere Baustellen.
Aber mal laut gedacht:
Der "radikalste" Schritt wäre wohl die Einführung des Bayerischen Modells, in dem es keine selbstverwaltende Studierendenschaft als Zwangskörperschaft gibt. Eine gesetzlich vorgesehene studentische Mitwirkung in allen HOCHSCHULPOLITISCHEN BELANGEN gibt es aber natürlich schon. Daran kann und wird schon aus verfassungsrechtlichen Gründen niemand rütteln, nicht einmal die Bayern.
Demokratietheoretisch "charmant" ist die sog. Austrittslösung, die Sachsen und Sachsen-Anhalt haben. Danach sind zwar zunächst auch alle Studierenden mit Einschreibung automatisch (Zwangs-)Mitglieder der verfassten Studierendenschaft, können aber anschließend wieder austreten. Das würde immerhin dazu führen, dass die Studierendenvertreter hinsichtlich Wählerschaft und finanzieller Ausstattung auf das Maß zusammenschnurren, das der tatsächlich aus freien Stücken vorhandenen Basis entspricht.
Aber wie schon gesagt, passieren wird in dieser Hinsicht bei realistischer Betrachtung: nichts, nothing, rien, zip, nada.