PP_Kreidefelsen_LeonardZwischen Bibliothek und Schreibtisch, zwischen all den Prüfungen und Hausarbeiten ist es gut und wichtig, sich auch einmal eine Pause zu gönnen und den Kopf frei zu bekommen, um dann mit frischem Elan und neuen Ideen weiterzumachen. Über die gesamte vorlesungsfreie Zeit werden sich deshalb webMoritz-Redakteure aufmachen, um euch “Prüfungspausen” vorzuschlagen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch der Buchenwälder und des Kreidefelsens auf Rügen?

Wer es noch nicht weiß: Greifswald ist nicht fernab jeder Kultur und Ausflugsziele. Zumindest noch nicht. Um dies einmal wieder präsent werden zu lassen, lohnt ein Ausflug in eines der 38 Weltkulturerbestätten Deutschlands: Nicht die Kreidefelsen, sondern die Buchenwälder auf Rügen –  die ohne die menschliche Abholzung einen Großteil Europas bedecken würden und heute aber nur noch an einigen wenigen Orten in Deutschland vorkommen. Und das würdigte die UNESCO 2011 mit der Aufnahme des Naturschutzgebietes rund um den Königsstuhl in die berühmte Liste menschlicher Kulturstätten.

Für Wanderwütige unabdingbar: Die Wegweiser.

Für Wanderwütige unabdingbar: Die Wegweiser.

Gerade im Frühling ist die 2,5 stündige Wanderung von Sassnitz bis zum Königsstuhl ein Erlebnis: Wenige Touristen säumen den Weg und wenn es nicht geregnet hat, ist der Weg auch gar nicht mal so matschig. Auch die Mitarbeiterin an der Kasse verrät bereitwillig: “Gerade jetzt mit den ersten Frühlings-Sonnenstrahlen ist das meine Lieblingsstrecke im  Naturschutzgebiet.” Doch beginnen wir in Greifswald: Mit dem Zug geht es innerhalb von gut 20 Minuten nach Stralsund, von wo dann ein Regionalexpress über die Rügenbrücke mit idyllischem Ausblick auf das Stralsunder Industriegebiet in knapp einer Stunde den Wanderer nach Sassnitz bringt. Nur gut anderthalb Stunden dauert also die Reise bis zu diesem Schmuckstück Nordvorpommerns. Und hier scheiden sich nun die Wege für Wanderer und … Nicht-Wanderer: Die Wanderer werden den oben erwähnten zwei- bis drei-stündigen Küstenweg zum Nationalpark nehmen, wohingegen die zeitkritischen Reisenden eher den 10-minütigen Bus, der direkt links hinter dem Bahnhof abfährt, nehmen werden.

Wasserkreislauf und Vogelstimmenorchester: das Besucherzentrum Königsstuhl

Ist man nun vor Ort, lohnt es sich, einige Dinge anzuschauen: Zunächst sei das Besucherzentrum erwähnt, welches mit 7,50 Euro Eintritt pro Person aber etwas auf den kleinen studentischen Geldbeutel drückt. Hier lässt sich in einer Audiotour mit vier zu Beginn frei wählbaren Sprechern (Romantischer Spaziergang, Neugier, Abenteurer und Kinderprogramm)  viel über die Geschichte und Entstehung der Kalklandschaft erfahren, genauso wie über Ursprung und Bedeutung der Buchenwälder. Der gesprochene Text ist jedes Mal der gleiche, nur Stimme und Begleitmusik unterscheiden sich. Interessant ist definitiv die Darstellung der Gletscher und der Entstehung Rügens und Vorpommerns. Irgendwann greift die Informationsflut jedoch um sich, und man hangelt sich von Vogelstimmen über Wasserkreislauf zum nächsten Exkurs. Hier darf getrost abgekürzt werden. Jedoch sollte man nicht den Fehler machen, und auf die Angaben der Beschäftigten zum individuellen Audiorundgang hören: “30, maximal 45 Minuten” würde die Tour dauern. Pustekuchen: Nach anderthalb Stunden stürmten meine Reisebegleitung und ich entnervt durch die letzten Räume. Ein kleiner Tipp: Im Untergeschoss gibt es kleine Schließfächer, in denen sich schweres Wandergepäck gegen Pfand zwischenlagern lässt. So interessant und liebenswert die gesamte Ausstellung jedoch gemacht ist, nicht vergessen sollte man, weswegen man überhaupt hier ist: Um die Natur selber zu sehen und die frische Luft die Nase kitzeln zu lassen – gerade wenn man kürzlich viel zu viel Zeit in der trockenen Bibliotheks-Biosphäre verbracht hat. Also lieber zuerst runter zur Küste und etwas die Beine nach der Zugfahrt vertreten, und danach das Besucherzentrum beehren. Wenn man nicht sowieso schon genug Natur gesehen hat. Als weiteres Highlight ist sicherlich der mit Treppen gestaltete Weg hinunter auf Wasserebene zu sehen, der im Februar noch mit Schnee und Eis gesäumt war. Besonders interessant mutet das gefrorene Seewasser an, welches sich hier die Küste um einige Meter hinausdehnt.

Nationalpark-Zentrum Königsstuhl:

Öffnungszeiten 01.November bis Ostern täglich 10-17 Uhr; Ostern bis 31. Oktober täglich 9-19 Uhr

Eintritt: 7,50 Euro (Ermäßigungen gibt es, wenn man mit dem Mecklenburg-Vorpommern-Ticket angereist ist)

Für die kostengünstige Anreise per Zug empfiehlt sich das Mecklenburg-Vorpommern-Ticket der Deutschen Bahn.

Dies war der letzte Beitrag der Reihe “Prüfungspause”. Hier kommst du zu den bisher erschienen Teilen.

Fotos: Leonard Mathias