„Bald gehen die Lichter aus“- unter diesem Motto will der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) am kommenden Dienstag, den 10. Dezember, ab 16 Uhr vom Rubenowplatz durch die Straßen bis zum SPD-Parteibüro in der Mühlenstraße ziehen. Anlass ist die nahende Sitzung des Landtages, der am Mittwoch über den Doppelhaushalt 2014/2015 und damit über die finanziellen Zuwendungen für die Universitäten entscheidet.
Aktuell steuert die Universität Greifswald allein auf ein Defizit von 13,4 Millionen Euro in beiden Jahren zu. Wird das Defizit nicht ausgeglichen, sind etwa 77 Stellen an den Fakultäten und der Universitätsmedizin bedroht. Zwar hat das Land zusätzlich 17 Millionen Euro für alle Hohschulen in Mecklenburg-Vorpommern in Aussicht gestellt, zu dem es aber sowieso verpflichtet ist, beispielsweise aufgrund höherer Professorenbesoldungen. Daher sehen sich viele von Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) getäuscht.
AStA hofft auf Nachsteuerung des Landes
Das Motto „Bald gehen die Lichter aus“ hat der AStA gewählt, um dem Landtag zu zeigen, „dass die Stadt Greifswald, aber auch das gesamte Land Mecklenburg-Vorpommern ohne seine Universitäten, ohne die Dozierenden, ohne all die Mitarbeiter und ohne uns Studierenden bald leer sein wird – leer und dunkel!“, wie es in einer AStA-Ankündigung heißt. Allen Teilnehmern winkt die diesjährige Ersti-Tüte „Heimathafen Greifswald„, um auch auf die Wohnsitzprämie aufmerksam zu machen. „Wir hoffen sehr, dass das Land noch einmal nachsteuert, damit an der Universität keine Lichter ausgehen müssen, weil Dozierende nicht mehr finanziert werden können. Vor der Entscheidung im Landtag am 11. Dezember wollen wir mit dem Laternenumzug erneut auf die finanziellen Probleme der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam machen“, sagte die AStA-Vorsitzende Johanna Ehlers dem webMoritz.
Falls es kein zusätzliches Geld aus Schwerin gibt, sollen im nächsten Jahr weitere Aktionen folgen. Dabei gab es bereits in den letzten Wochen vielfältige Proteste und Demonstrationen gegen das Hochschuldefizit. Zum Semesterstart gab es ein symbolisches Tauziehen, bei welchem sich Brodkorb für die Volluniversitäten entschied und gegen den Finanzminister.
Die bisher größte Aktion war Anfang November. Zu der großen Demonstration in Schwerin kamen etwa 2.500 bis 3.000 Teilnehmern aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, da ebenfalls die anderen Hochschulen im Land von zu geringen Mittelzuweisungen durch das Land betroffen sind. Die Universität fordert in einem offenen Brief Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) zum Handeln auf, der sich in der Sache bisher kaum geäußert hat.
Deshalb konzentrierten sich viele Aktionen des AStA auf die SPD-Regionalgeschäftsstelle am Mühlentor gegenüber vom Humboldt-Restaurant. In der zweiten Novemberhälfte gab es eine Mahnwache, die symbolische Übergabe von 77 Bewerbungsmappen für die wegfallenden Stellen und die Niederlegung eines Grabsteins vor dem SPD-Büro, um symbolisch das Ende der Universität darzustellen. Vor einer Woche wurde zudem die Grundsteinlegung für den neuen Campus in der Friedrich-Loeffler-Straße durch ein Pfeifkonzert gestört, bei der auch Landesfinanzministerin Heike Polzin (SPD) anwesend war.
Update, Montag, 21 Uhr: Auch Professuren von Streichungen betroffen
Auf der AStA-Sitzung am Montagabend fragt Juso-Mitglied Martin Hackbarth nach, warum der wissenschaftliche Mittelbau sich kaum bei den Protesten beteiligt hat. „Die Mitarbeiter wissen teilweise erst jetzt Bescheid“, antwortete StuPa-Präsident Milos Rodatos. Folglich erfahren die Mitarbeiter erst jetzt, dass sie betroffen sind. In der Philosophischen Fakultät drohe der Wegfall von primär einer, vielleicht auch bis zu drei Professuren, gab Milos Gerüchte wieder. Man müsse sich die Frage stellen, was dann mit ganzen Studiengängen passiere. Bildungsminister Mathias Brodkorb sieht er unter enormem Druck. Brodkorb habe auch dargestellt, dass es keine zusätzlichen Mittel gäbe, selbst wenn Wirtschaftsprüfer zu dem Ergebnis kommen würden, dass die Universität mehr Mittel benötige.
Die stellvertretende AStA-Vorsitzende Magdalene Majeed machte deutlich, dass es im nächsten Jahr weitere Aktionen geben werde, wenn die Universitäten weiterhin zu wenig Geld aus dem Landeshaushalt bekommen. Den Sinn weiterer Aktionen sieht Benjamin Schwarz, AStA-Referent für Hochschulpolitik, darin, dass es auch einen Nachtragshaushalt geben könne. Einige erhoffen sich zusätzliche Mittel für die Hochschulen durch höhere Steuereinnahmen.
Fotos: Simon Voigt, David Vössing (Archiv)
Gibt es noch weitere genauere Angaben darüber welche Stellen gestrichen werden sollen?
Die Uni hätte auch auf einige unnötige Sachen verzichten können. Z.B.: Der Prof. Hecker geht erst nächstes Jahr oder so in Rente, obwohl seine Nachfolgerin schon seit einigen Jahren da ist. Diese Doppelbesetzung der Stelle hat die Uni zu viel Geld gekostet. Weiterhin hat die MatNat und die Medizin zu viele teure Neubauten bekommen und die anderen Fakultäten gingen leer aus.
"Auf der AStA-Sitzung am Montagabend fragt JuSo-Mitglied Martin Hackbarth nach, warum der wissenschaftliche Mittelbau sich kaum bei den Protesten beteiligt hat. “Die Mitarbeiter wissen teilweise erst jetzt Bescheid”, antwortete StuPa-Präsident Milos Rodatos. Folglich erfahren die Mitarbeiter erst jetzt, dass sie betroffen sind." … Sorry, aber mit Solidarität kann sich dieses Verhalten nun wirklich nicht mehr betiteln …
Hallo Matthias,
um meine Aussage hier noch einmal klar zu stellen: Es ging mir darum, deutlich zu machen, dass es erst jetzt viele Dozierende erfahren, dass sie im kommenden Semester ihr Stelle entweder verlieren oder einfach nicht verlängert werden. Dass kann vielfältige Gründe haben (2 Jahre bereits beschäftigt, Stelle ist nur befristet z.b.).
Vielleicht könntest du dein Kommentar noch etwas näher erläutern – Welches Verhalten kann man nicht mehr mit Solidarität betiteln?
Na ist doch klar. Solidarität heißt in diesem Fall, sich klar zu positionieren, den Studierenden den Rücken zu stärken und gemeinsam gegen die Kürzungen zu kämpfen, egal, ob es die wissenschaftliche Mitarbeiterin vom Büro gegenüber trifft oder mich. Wenn man erst damit anfängt, wenn es an die eigene Stelle geht, dann ist dieser Protest eigennützig statt solidarisch. Ich glaube, so meint Matthias das.
Solidarität heißt doch nicht, den eigenen Arsch zu retten!
Vieleicht haben viel gar keine Lust zu demonstrieren, durch die befristeten Arbeitsverträge müssten sich viele eh nach zwei drei Jahren ne neue Stelle suchen.
Oder wir sind einfach noch zu optimistisch un denken, dass wenn man demonstriert, es auch was bringt. Während viele andere es einfach aufgegeben haben.
Richtig! Warum sollte man sich als Außenstehender für die Lösung eines Problems engagieren bei dem die Betroffenen sich offensichtlich nur regen, wenn sie selbst davon betroffen sind. Ich finde dieses egoistische Verhalten dieser Leute schlicht und einfach peinlich!
Hi,
ich kann ja verstehen, dass die Studierenden sich bei sämtlichen Aktionen die Solidarität der Mitarbeiter wünschen. Aber für die meisten MA gilt, dass sie deutlich wengier frei in der Zeiteinteilung sind als die Studierenden und vielfach auch ein paar andere Dinge managen müssen, weil sie im Leben einfach ein paar Jahre weiter sind. Da fällt es teilweise schwer auf dem Laufenden zu bleiben und noch schwerer aktiv zu werden.