Interviews_BTW13_TitelAm 22. September finden die Wahlen zum Deutschen Bundestag statt. Der webMoritz interviewte die Direktkandidaten aus dem Wahlkreis 15 (Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I) per E-Mail. Heute: Claudia Müller von den Grünen.

Alle demokratischen Kandidaten hatten etwa einen Monat Zeit, die Fragen zu beantworten und den Steckbrief mit Informationen zu füllen. Die Reihenfolge der Veröffentlichung richtet sich nach dem Tempo ihrer Rückmeldungen.

Wie sind Sie zur Politik gekommen?

Wie wahrscheinlich viele Menschen, habe ich immer und gerne über Politik diskutiert und geschimpft, ohne selbst aktiv zu werden. Das lag vor allem an meinem geringen Vertrauen gegenüber den Parteien. Ende 2008 habe ich mich dann entschieden den Schritt von der Meckerin zur Aktiven zu machen und mich über eine Wählergemeinschaft kommunalpolitisch engagiert. Durch dieses Engagement hatte ich näheren Kontakt zu den Parteien vor Ort und habe mich dann Anfang 2011 entschieden, Mitglied bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zu werden.

Wie sieht ihr Wahlkampf aus?Claudia_Müller_BTW13

Ich besuche momentan viele Podiumsdiskussionen und vertrete dort die Ideen der GRÜNEN. Am wichtigsten ist mir aber mit den Menschen ungezwungen ins Gespräch zu kommen. Deshalb bin ich an Wahlkampfständen anzutreffen, nehme an vielen Veranstaltungen teil. Ich bin dabei nicht nur in unserem Wahlkreis unterwegs, sondern in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Mein Wahlkampf besteht daher aus viel unterwegs sein, wenig Schlaf und ganz vielen interessanten Kontakten und Erfahrungen.

Wo sehen Sie Möglichkeiten, sich besonders für Ihren Wahlkreis einzusetzen?

Unser Hauptproblem sind die niedrigen Löhne! Der Kampf für den Mindestlohn ist klare Hilfestellung für unsere Region. Für Greifswald und auch Stralsund ist die schnelle Abschaffung des Kooperationsverbots ebenfalls von hoher Bedeutung. Beide Städte profitieren von ihren Hochschulen.

Zudem setze ich mich für die fairer Verteilung der Aufgaben und der Finanzen zwischen Bund, Ländern und Kommunen.

In welchen Bundestagsausschüssen würden Sie gern mitarbeiten?

Ich kann mir sehr gut vorstellen in einem der folgenden Ausschüssen mitzuwirken:

  • Arbeit und Soziales
  • Auswärtiger Ausschuss
  • Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union
  • Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Welche Rolle spielt die Stadt Greifswald im neuen Wahlkreis 15?

Greifswald spielt mir mich eine wichtige Rolle in diesem Wahlkreis. Sie ist ein Leuchtturm der Region. Mit der Universität, den Forschungsinstituten zieht sie junge Menschen in die Region. Durch das gemeinsame Theater Vorpommern waren Greifswald und Greifswalder Interessen schon immer wichtig für die Region Vorpommern-Rügen. Zusätzlich gibt es hier Problemstellungen, die im Kreis Vorpommern-Rügen bisher eine untergeordnete Rolle spielten, z.B. Hochschulpolitik und Wohnungspolitik.

Welches Thema ist ihnen besonders wichtig?

Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Freizeit ist mir am wichtigsten. Der Mensch muss die Möglichkeit haben, seine Individualität auszuleben. Das heißt mich, dass die soziale und finanzielle Sicherheit da sein muss. Kinderbetreuung, Unterstützung der Familien und nicht nur der klassischen Ehen, Chancengleichheit für alle Kinder und auch für Mann und Frau, gehören zum Bereich soziale Sicherheit dazu. Ohne diese Rahmenbedingungen schaffen es nur die Wenigsten, ihre Persönlichkeit vollständig zu entfalten.

Klick auf das Logo, um zum Wahlprogramm von Bündnis 90/Die Grünen zu gelangen.

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Im Bundestag gibt es direkt gewählte Kandidaten und Kandidaten, die über Listen einziehen. Macht das abgesehen von gewissen Repräsentationspflichten im Wahlkreis irgendwelche Unterschiede?

Für mich macht es keinen Unterschied. Ich fühle mich mit meiner Region verbunden und werde immer den Nordost-Blick haben.

Im Falle Ihrer Wahl: Welches Verkehrsmittel wollen Sie zum Pendeln nach Berlin nutzen?

Mit der Bahn! Selbst Fahren ist anstrengend, und nicht arbeitseffektiv.

Die Hochschulen im Land stehen 2014 und 2015 vor Millionendefiziten in ihren Haushalten. Wie wollen Sie Abhilfe schaffen?

Durch die schnelle Abschaffung des Kooperationsverbots kann der Bund die Hochschulen wieder direkt unterstützen.

Was sind Ihre Pläne für den Fall, dass Sie nicht in den Bundestag einziehen?

Ich werde weiterhin als Landesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN mich in Landes- und Bundespolitik einmischen. Nächstes Jahr werde ich auch wieder für den Kreistag Vorpommern-Rügen kandidieren um meine kommunalpolitische Arbeit hier fortzusetzen.

Vielen Dank für das Interview!

Steckbrief

  • Geboren: 10.08.1981 in Rostock
  • Seit 2002 in Stralsund
  • Verheiratet, 2 Kinder
  • Betriebswirtin
  • Seit 2009 kommunalpolitisch aktiv
  • Seit 2011 Mitglied bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
  • Seit Sep. 2011 stellv. Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion Vorpommern-Rügen
  • Seit Okt. 2012 Landesvorsitzende
  • Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft Europa
  • Themen: Wirtschaft (bes. Arbeitsmarkt), Finanzen, Internationales (bes. die Zusammenarbeit im Ostseeraum), Gleichstellung
  • Hobbys: Lesen, Reisen, Kochen, Kneipenquiz

Bildnachweis:

Die Grünen-Logo, Foto Merkel – Bündnis 90/Die Grünen

Logo Bundestagswahl 2013 – Simon Voigt, Fotogrundlage: martingerz2 via Flickr CC BY-SA 2.0