Gestern wurde mit der feierlichen Investitur die neue Rektorin Hannelore Weber offiziell in ihr Amt eingeführt. Dafür fand ein großer Festakt in der Universitäts-Aula mit rund 250 Gästen statt. Am Abend ging es in der Mensa mit einer Party weiter.

Nachdem Professorin Hannelore Weber am 17. Oktober 2012 vom akademischen Senat der Universität Greifswald gewählt wurde, wurde sie gestern offiziell zur neuen Rektorin ernannt. Zur Amtseinweisung fanden sich in der Aula des Unihauptgebäudes rund 250 Gäste ein, um bei dem Festakt, der feierlichen Investitur, dabei zu sein. Darunter waren Vertreter aus den Partneruniversitäten in Lund, Vilnius und Stettin und der anderen Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern. Gäste von verschiedenen Stiftungen waren vor Ort, ebenso der Greifswalder Oberbürgermeister Dr. Arthur König und einige Vertreter aus dem Landkreis und der Landesregierung.

Die Emotionspsychologin Weber meinte, mit ihrem Wissen über Angst gut auf die neue Aufgabe vorbereitet zu sein. Sie sprach in ihrer Antrittsrede von Gelassenheit, Geduld und Weitsicht, mit der sie als Rektorin agieren wolle. Reflexion sei ebenso wichtig, denn “man muss nicht auf jede Idee sofort aufspringen.” Zukünftig sei notwendig, die Politik dafür zu begeistern, die Hochschulen stärker finanziell zu unterstützen, denn die Wissenschaft könnte ein wichtiges Aushängeschild Mecklenburg-Vorpommerns werden. Damit nutzte sie ihre Rede für eine klare Forderung an den Bildungsminister Mathias Brodkorb.

Über die Aufgaben einer Rektorin sprach in einem Festvortrag die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Prof. Margret Wintermantel. Da heutzutage ein scharfer Wettbewerb um talentierten Nachwuchs stattfinde, müssten die Universitäten dafür sorgen, eine eigene Identität zu entwickeln, empfahl die ehemalige Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz. Es sei wichtig, einen Weg “zwischen geliebter Almar Mater und ECTS-Ausgabestelle” zu finden. Allerdings gebe es für den richtigen Führungsstil kein Lehrbuch, nur gute Beispiele, so wie der jetzige ehemalige Rektor Prof. Rainer Westermann gewesen sei. “Er war kein Grußaugust, stets bescheiden und hat sich immer mit Nachdruck für die Interessen seiner Universität eingesetzt”, so Wintermantel.

Amtseinführung nach altem Ritual

Einem alten Ritual folgend, wurden Hannelore Weber in einem symbolischen Akt die Amtsinsignien des Rektors, zu welchen Zepter, eine Kette, ein Ring und ein Talar gehören, überreicht. Darüber freute sich Bildungsminister Mathias Brodkorb, der meinte, dass die Fortführung solcher Traditionen vom Selbstbewusstsein der Universitäten Ostdeutschlands zeugen würden. Er sprach von einer “historischen Epoche”, die nun begonnen habe, da die 352. Rektorin der Ernst-Moritz-Arndt-Universität gleichzeitig auch die erste Frau an deren Spitze sei. Die Universität habe einen enormen Aufschwung erlebt, der besonders ihrem Vorgänger zu verdanken sei. Noch gebe es aber Spielraum nach oben, “die Universität muss sich weiter profilieren, um weiterzugehen”, so der Minister. In Sachen Hochschulfinanzierung sagte er, dass immer Kompromisse gemacht werden müssten.

Der nun ehemalige Rektor Rainer Westermann ist ebenfalls Psychologe und will sich nun wieder der Forschung und Lehre widmen. In seiner Abschiedsrede sprach er von vergangenen Projekten seiner zehnjährigen Amtszeit, wie die baulichen Veränderungen, die an der Universität Greifswald stattgefunden haben. Mit der Sanierung des Audimax, des Hauptgebäudes, der alten Augenklinik und den Neubauten am Campus Beitz-Platz sei viel passiert, dennoch hätte es manchmal mehr Unterstützung von der Landesregierung geben können.

Zum Beginn seiner Zeit als Rektor habe eine “Bologna-Euphorie” geherrscht. “Die Umstellung der Studiengänge erfolgte kopflos, wir sind dabei auf der Nase gelandet”, so sein Fazit. “Noch immer sind wir dabei, das Schlimmste zurechtzurücken.” Stolz zeigte er sich über die stark gestiegene Zahl an Studierenden, die immer häufiger aus den alten Bundesländern oder dem Ausland kommen und den guten Ruf, den sich die Universität erarbeitet habe, bestätigen würden. Er habe gelernt, mit dem Druck in politischen Prozessen oder den Zwängen der Presse umzugehen. Letztere würden weniger nach Wahrheit streben und mehr auf Knalleffekte aus seien. “Mit notorischen Nörglern und beständigen Wichtigtuern muss ich mich jetzt nicht mehr beschäftigen”, erwähnte er dabei auch.

Über das Verhältnis der Studierendenschaft zum Rektorat sprach der Vorsitzende des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), Felix Pawlowski. “Das alte Rektorat hat wenig flexibel auf die Wünsche der Studierenden reagiert.” Er hofft, dass dies mit der neuen Rektorin anders wird. Studentisches Engagement sei in dieser Stadt selbstverständlich und dies müsse erhalten werden. “Bitte füttern Sie nicht nur unseren Geist, sondern auch unsere Seele, für eine glückliche und starke Studierendenschaft.” gab er der neuen Magnifizenz auf den Weg.

Nach der Investitur ist vor der Party

AStA-Vorsitzender Felix Pawlowski überreichte der neuen Rektorin Hannelore Weber im Namen der Studierendenschaft eine Skulptur.

AStA-Vorsitzender Felix Pawlowski überreichte der neuen Rektorin Hannelore Weber im Namen der Studierendenschaft eine Skulptur. Darauf steht: “Auf Gute Zusammenarbeit; Club 9, Kiste, Mensa, Geographenkeller, Geologenkeller, Lei Greifswald, Nightliner e.V., StuThe, GriStuF, Polly Faber”

Am Abend organisierte der AStA eine “After-Investitur-Party” in der Mensa, bei der sich auch verschiedene studentische Initiativen beteiligten. Hannelore Weber schlug zur Eröffnung ein Fass Freibier an, welches das Rektorat spendierte. Felix Pawlowski überreichte ihr zu diesem Anlass eine kleine Skulptur, die ein fragiles Kartenhaus darstellt, das beschädigt ist. “Ich tue mein Bestes, das Kartenhaus wieder stabiler werden zu lassen”, so die neue Rektorin zu dieser symbolischen Darstellung für die studentische Kultur.

Die gesamte Investiturfeier wurde per Live-Stream im Internet und im Audimax übertragen. Allein dies soll angeblich 4.000 Euro gekostet haben, wobei Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt auf eine Anfrage des webMoritz zur genauen Höhe der Kosten noch nicht geantwortet hat. Heute Vormittag soll die komplette Aufzeichnung auf der Uni-Homepage veröffentlicht werden. [Update 11:39 Uhr] Die komplette Video-Aufzeichnung wurde von der Uni veröffentlicht und kann auch hier angeschaut werden. Aufmerksame Zuschauer können dabei sogar webMoritz-Redakteure bei der Arbeit beobachten.

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Fotos: Natalie Rath, Simon Voigt