In einem Verkehrsversuch wurden im Juli und August eine Linksabbiegerspur vom Hansering in die Wolgaster Straße gesperrt. Grund hierfür war, dass eine Spur wegfallen müsste, wenn die Europakreuzung eine Diagonalquerung für Radfahrer vom Mühlentor zum Theater bekommen würde. “Auch mit nur einer Linksabbiegerspur ist ein qualitativ guter Verkehrsablauf ohne Rückstau gewährleistet”, lautet das Fazit der Unteren Verkehrsbehörde, die damit einen Kreuzungsumbau für technisch machbar hält.

Die Europakreuzung passieren täglich etwa 32.000 Fahrzeuge, rund 14.000 Radfahrer und tausende Fußgänger. Während der Fahrzeugverkehr verträglich fließen kann, müssen Fußgänger und Radfahrer an Ampeln längere Wartezeiten in Kauf nehmen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Mit der Diagonalquerung würde sich die Wartezeit für Radfahrer reduzieren, ist das Ergebnis der Auswertung.

Entscheidendes Kriterium für den Verkehrsversuch war, wie viele Linksabbieger es schaffen würden, spätestens mit der zweiten Grünphase die Kreuzung zu verlassen. “Bis auf wenige Ausnahmen (Unfall) haben alle Fahrzeugführer spätestens beim zweiten Grün die Kreuzung passiert”, habe die Auswertung gezeigt, wie es in der Pressemitteilung heißt. Damit besteht keine Rückstaugefahr auf dem Hansering durch den Wegfall einer Linksabbiegerspur im Vergleich zum Status Quo. Jedoch wird dafür plädiert die zweite Fahrspur (Einfädelungsspur) in der Wolgaster Straße aus Sicherheitsgründen beizubehalten, um eine Zufahrt auf Grundstücke hinter der Kreuzung zu ermöglichen.

Weiterhin wurde im Test die Grünphase von 20 auf 26 Sekunden verlängert. Empfohlen wird nach der Auswertung auch, die Grünphase einer künftigen Ampelregelung vom Hansering geradeaus in die Anklamer Straße zu verlängern. Ausgewertet wurde der Verkehr morgens zwischen sieben und neun Uhr und nachmittags zwischen 14 und 16:30 Uhr. Einen ausführlichen dreiseitigen Bericht über den Verkehrsversuch gibt es hier. In dessen Fazit heißt es:

Bei Umbaumaßnamen am Platz der Freiheit kann zum Erreichen der in der Einleitung genannten Zielstellung- die Verbesserung des Verkehrsablaufes für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer- die zweite Linksabbiegespur im Hansering zur Wolgaster Straße entfallen.
Aus Sicherheitsgründen sollte die zweite Fahrspur in der Wolgaster Straße (Einfädelungsspur) als Zufahrt für hinter dem Kreuzungsbereich anliegende Grundstücke beibehalten werden.
Der zeitweise in der Geradeausspur im Hansering zur Anklamer Straße nicht befriedigende Verkehrsablauf, ist bei der Signalisierung des Knotenpunktes zu beachten.

So würde die Diagonalquerung über die Europakreuzung verlaufen.

In der Pressemitteilung plädiert die Stadt auch für die Diagonalquerung, weil Fußgänger an den Überwegen durch weniger Radfahrer entlastet und Unfälle zwischen Radfahrern und rechtsabbiegenden Kfz reduziert werden könnten. Ob die Diagonalquerung aber wirklich gebaut wird, hängt von der Bürgerschaft ab. Sie sprach sich im Mai 2012 knapp dafür aus, die Diagonalquerung im Radverkehrswegeplan zu belassen. Allerdings kostet der Kreuzungsumbau etwa 185.000 Euro und die Stadt hat mit einem Defizit im nächsten Jahr von 6,4 Millionen Euro zu kämpfen.

Für die Diagonalquerung hatte sich bereits eine Bürgerinitiative gegründet. Auf einer Diskussionsveranstaltung der Grünen wurde deutlich, dass viele Gründe für die Diagonalquerung sprechen. Kritik gibt es an den Kosten von 185.000 Euro, nur damit die Radfahrer schneller über die Kreuzung fahren könnten. Daher wären die Mittel an anderer Stelle besser eingesetzt. Diskutiert wurde auch über einen möglichen Rückstau auf dem Hansering durch den Wegfall einer Linksabbiegerspur, der sich durch den Verkehrsversuch als unbegründet dargestellt hat.

Fotos: David Vössing (Artikelbild), Stadt Greifswald (Abbildung Diagonalquerung)