Seit Gutenberg Mitte des 15. Jahrhunderts den Buchdruck in Europa revolutionierte, boomt das Verlagswesen. Neben Berlin und Leipzig darf sich nun auch Greifswald aufgrund eines studentischen Traums über einen stadteigenen Verlag freuen.

Erik Münnich

Viele Kinder wollen in ihren ersten Lebensjahren Pilot, Astronaut oder Polizist werden. Auch Erik Münnich hatte einen Traum, aber nicht mit fünf Jahren, sondern während seiner Studienzeit. Vor gut anderthalb Jahren entstand der Wunsch des Germanistikstudenten einen eigenen Verlag zu gründen um bekannten wie unbekannten Autoren die Möglichkeit zu geben von ihrer Arbeit zu leben und unabhängig von großen Verlagshäusern arbeiten zu können.

Am 1. Januar 2012 war es dann soweit: der freiraum-verlag erblickte hier in Greifswald das Licht der Welt. Mittlerweile hat das Unternehmen seine ersten Schritte gemacht und zwei Bücher herausgebracht, fünf weitere sollen im Laufe des Jahres folgen. Bisher können sich die Kunden des Verlags über die „Memoiren eines Münsterländer Mastschweins“ von Jürgen Buchmann und Kurzgeschichten von Jürgen Landt mit dem Titel „Alles ist noch zu begreifen“ erfreuen (Rezensionen findet ihr in diesem und dem nächsten moritz).

Doch neben den gängigen Verlagstätigkeiten des Vervielfältigens und Verbreitens von Literatur haben sich Erik und seine zwei Gesellschafter Raimund Nitzsche und Andreas Kaufeldt ein besonderes Verlagsprofil in den Kopf gesetzt. Das Unternehmen möchte „die Interessen und Vorlieben des Publikums komplett abbilden“ und sich so von dem tendenziell elitären Kreis der großen Verlagshäuser abwenden. Die Publikationen sollen in den Formaten vom klassischen Buch über das E-Book bis hin zum Hörbuch für jeden attraktiv sein.

Hinzu kommen die Projekte „Literaturvermittlung“ und „Medienbildung“, die durch Schulprojekte, Autorenwettbewerbe und verlagseigene Praktika, die Beschäftigung mit Schriftwerken fördern sollen. Konkrete Umsetzungen dieser Vorsätze konnten aufgrund von bisher mangelnden Kapazitäten noch nicht realisiert werden, doch befinden sich einige Projekte bereits in den Startlöchern. So ist für dieses Jahr die Veröffentlichung eines Schul- und Literaturwissenschaftsband, der Wissenschaft und Unterrichtsalltag stärker vereinen soll, geplant. Das Ziel bezahlbarer Lesungen, die trotzdem lohnenswert für die Autoren sind, konnte in Greifswald mittlerweile zweimal umgesetzt werden.

Doch neben schöngeistigem Gespür verlangt so eine Unternehmensgründung auch betriebswirtschaftliches Geschick und vor allem Kapital. Den finanziellen Grundstein für das Vorhaben legte für Erik ein ehemaliger Schulkamerad, der sich für die Idee begeistern konnte und glücklicherweise im Bankwesen beschäftigt ist. Nun fehlten nur noch Gesellschafter, die die Kapitalgesellschaft komplettierten. Auch Erik hat sich buchhalterische Grundlagen angeeignet und achtet bei der Manuskriptauswahl nicht mehr nur auf seine persönlichen Vorstellungen von einem guten Buch. Momentan können die Verlagsmitglieder noch nicht von ihrer Arbeit leben, aber nach dem Studium möchte Erik auf jeden Fall hauptberuflich mit dem Unternehmen die Welt der Literatur erobern. Soweit die Formalien.

Für die Zukunft wünscht sich der freiraum-verlag weiterhin auf dem bisher vorgelegten Niveau zu arbeiten, im nächsten Jahr einen Gedichtband des Leipziger Schriftstellers Bertram Reinecke veröffentlichen zu dürfen und irgendwann ein fehlerfreies Buch zu verlegen. Mitgesellschafter Andreas soll gesagt haben: „ Wir werden an unserer Arroganz zugrunde gehen oder wir machen es gut.“

Ein Bericht von Lisa Klauke-Kerstan