Ein Bericht von Irene Dimitropoulos

Die Partyreihe Infusion Theatre kehrte am 1. Oktober nach Shows in Rostock, Hamburg und Neubrandenburg in seine Heimatstadt Greifswald zurück. Die Feier mit den Mottos Burlesque und Goldene Zwanziger hatte sich einiges einfallen lassen, um Auge und Ohr des Gastes einiges zu bieten. Neben dem Hauptakt Renè Bourgeois trat die in der Band Bonaparte auftretende Tänzerin Mollie Black auf.

Den ganzen Club in die Zwanziger Jahre versetzt

Es ist Samstagabend 23 Uhr im TV-Club. Es ist dunkel, nur vereinzelt wird der Raum durch dekorierte Lampen in rot erleuchtet. Die von der Decke hängenden Dollarscheine mit dem Infusion Theatre Logo, die Projektion von Schwarzweißfilmen auf einer Leinwand und die mit rotem Stoff geschmückten Räume lassen den Besucher erahnen, unter welchem Motto heute Abend gefeiert werden soll. Desweiteren gibt es Livepainter, die auch getreu des Mottos gekleidet sind und während des Abends zur Musik malen und zeichnen.

Livepainterin Paula Zill

Livepainterin Paula

Die Tanzfläche füllt sich langsam mit verkleideten Menschen, die Hauptdekoration des heutigen Abends. Die schwarzen,eleganten Kleider, hochhakigen Schuhe, Corsagen und Anzüge der Feierwütige geben dem  Veranstaltungsort noch mehr Flair, wobei auch nichtverkleidete Menschen sich der Atmosphäre hingeben. Getanzt wird zu den Klängen von Swing und dazwischen klingenden elektronischen Klängen. Auch vor dem TV-Club ergibt sich ein seltenes Bild von Gästen, die in die Welt der Zwanziger Jahre eingetaucht sind und Zigarettenhalter in den mit Handschuhen besetzten Händen halten. Die Veranstaltung Infusion Theatre kann losgehen.

Den musikalischen Anfang des Abends bietet der aus Berlin kommende Moarice. Sein Auftritt auf der mit Platten geschmückten und rot gehaltenen Bühne wird durch das Betreten einer klassisch geschminkten Schönheit mit schwarzer Corsage und pinker Perücke unterbrochen. Noch weiß das Publikum nicht, wie zu reagieren ist. Doch als die Töne von Lady Gagas „Telephone“ ertönen und die Tänzerin Mollie Black auf der kleinen, aber für die gelenkige Tänzerin ausreichende Bühne mit einem Riesentelefon anfängt zu hantieren, flippt die Menge aus. Mollie ist sehr überzeugend als Lady Gaga und eine Horde versammelt sich um die Tänzerin und jubelt ihr zu. Eine ziemlich krasse Show für denjenigen, der bei dem Motto der goldenen Zwanziger klassischen Burlesque erwartet hatte, doch die Wirkung auf das Publikum hat es in sich. Die Menge ist von Anfang an mitgerissen vom grotesken Auftritt.

Tänzerin Mollie Black

Tänzerin Mollie Black

Party, Kunst und Theater

Dieser erste Auftritt von Mollie Black, die sonst mit der bekannten Visual Trash Punk Band Bonaparte auftritt, beschreibt und fasst das Konzept von Infusion Theatre gut zusammen, nämlich die Fusion zwischen Theater und Clubleben, der Tradition und der Moderne. Das seit 2009 existierende Spektakel baut auf die Verbindung zwischen elektronischer Musik mit der Theater- und Kunstwelt auf. „Wir von Infusion Theatre hatten die Idee, selber eine Partyreihe zu machen, wo auch was passiert und nicht nur DJs, sondern auch eine Atmosphäre rund um die DJs geschaffen und Hintergrund in die Veranstaltung gebracht werden soll. So sind wir darauf gekommen Theaterelemente zu nehmen, da unserer Meinung nach gerade Kunst und Theater bei einer derartigen Party passend sind.“, erzählt einer der Gründungsmitglieder Roman Zilski „The Schaule“(27). Das zweite Gründungsmitglied ist Edgar Rakow „Ed Kinski“(22). Desweiteren besteht das Infusion Theatre aus acht weiteren Crewmitglieder. Aus dem heute auftretenden Projekt von Roman, Edgar und Robert „Robbie Casino“ namens Infusion Orchestra ist erst das Infusion Theatre entsprungen.

Das Veranstaltungsduo RomanZilski und EdgarRakow

Das Veranstaltungsduo Roman Zilski und Edgar Rakow

Roman erklärt, dass das Orchestra DJ-Sets mit Liveinstrumenten, wie Percussion und Orgel verbindet. Neben dem hauseigenen Projekt Infusion Orchestra, treten bei den Veranstaltungen auch immer verschiedene Künstler der Elektroszene auf, wobei die Künstler Swing in ihren Sets mixen, aber auch einfach gute Künstler, die „Seele und Struktur in ihrer Musik haben“ live auftreten. Der Hauptakt des heutigen Abends ist Renè Bourgeois, aber im kleinen Salon des TV-Clubs wird nebenbei auch Balkanmusik aufgelegt. Das ist die Besonderheit des heutigen Abends. Denn heute Abend ist beim Infusion Theatre das erste Mal auch ein weiteres Projekt vertreten, nämlich der Soljanka Gipsy Klub.

In Zukunft soll die noch recht junge Veranstaltung ausgebaut werden und das Motto der Shows soll sich jährlich ändern. Da es dieses Jahr „Burlesque“ war, soll nächstes Jahr ein anderes Motto Eingang in die Show finden, erklärt Roman, der noch weitere Band- und DJ-Projekte neben dem Infusion Theatre am Laufen hat. Zu viel soll noch nicht verraten werde, jedoch „soll es im nächstens Jahr gen Indien gehen“, verraten uns die Veranstalter.

Mollie Black als Mann

Mollie Black als Mann

Mittlerweile geht es weiter im Programm des Abends und die DJs verausgaben sich auf der Bühne. Zu dieser Zeit, mittlerweile ist es 2-3 Uhr, füllt sich der TV-Club immer mehr und die Stimmung der Besucher steigt. Einen weiteren Höhepunkt stellt der zweite Auftritt von Mollie Black dar. Jedoch wird es noch skurriler als beim ersten Auftritt. Nachdem sie in einem Art Trash-Hochzeitskleid und als Mann geschminkt die Bühne betritt (mit Bart inklusive) ertönen die Klänge von Billy Idols „White Wedding“. Auf der Bühne wird geraucht, mit Bier und Milch herumexperimentiert, woraufhin die Klänge von Madonnas „Like a Prayer“ erklingen. Spätestens nach diesem Auftritt sind die Zuschauer begeistert von Mollie.

Die in Los Angeles geborene und in Berlin wohnhafte Tänzerin ist begeistert von der Veranstaltung, über die offene und positive Aufnahme ihres Auftritts zeigt sie sich erfreut. Sie erzählt, dass ihre Tanzkarriere mit drei Jahren beim Ballett begann. Die seit zehn Jahren Burlesque-Tanzende erzählt weiter, dass sie selbst Fan von Infusions und Experimenten ist, nicht schon zuletzt wegen ihrer experimentellen Band Bonaparte, in der sie seit fünf Jahren ist. Daher passt die Tänzerin gut zum Konzept der Veranstaltung.

In diesem Jahr tritt das Infusion Theatre acht Mal auf, bisher in Städten wie Rostock, Hamburg und Neubrandenburg Halle und Wismar folgen noch. Da die Reaktionen seitens des Publikums sehr positiv gewesen sind, hofft das Gründerduo in Zukunft, dass sie sich einen Namen in der Clubszene machen werden und expandieren können.

Swing-Freunde und Electro-Freunde

Kaddy

Kaddy

Die Resonanz des Publikums des Abends ist auch positiv. Die 29-jährige Kaddy ist schon oft Gast der Veranstaltungsreihe gewesen und hört gerne Elektro, sowie Swing. Daher mag sie den Mix dieses Abends. Dagegen ist Ria (31) eher wegen des Swings und des Burlesques da, fühlt sich jedoch wohl bei der Veranstaltung und ist schon das dritte Mal dabei. Seitens der Studenten kommt auch positive Rückmeldung, die sich über eine Option zur Mensa freuen und sich in Zukunft mehr Veranstaltungen dieser Art erhoffen. Roman erzählt, dass es sich von Stadt zu Stadt anders verhält, wie die Leute auf ihren Mix reagieren. Trotz Elektropublikum, das mit dem Mix nicht so richtig mit anfangen konnte und Swing-Freunden, denen die Veranstaltung zu technolastig war, waren die Besucher insgesamt trotzdem von der Idee begeistert und mit der Veranstaltung zufrieden, berichten die Veranstalter. Um das Publikum stärker in die Show mit einzubeziehen und das Feeling der Zwanziger aufleben zu lassen, haben sich die Crewleute ausgedacht, dass neben den Künstlern auch die Besucher sich der vergangenen Zeit gemäß verkleiden sollten, was auch gut beim Publikum ankam. Dieses ist sehr unterschiedlich und besteht aus Älteren und Jüngeren, aus Swing-Freunden und Leuten, die auch außerhalb dieser Partyreihe TV-Club-Gänger sind.

Besucher

Besucher

Die Veranstalter erhofften sich von dem Abend keinen vollen Club, sondern ihnen war es wichtiger, dass die Leute mit glücklichen Gesichtern nach Hause gehen und ein Lächeln auf den Lippen haben. „Wir freuen uns jedes Mal über die Mails, die wir nach einer Show bekommen und das positive Feedback der Leute motiviert uns. Das wünschen wir uns weiterhin für die Zukunft.“, erzählen die beiden. Das Programm ging wohl bis früh in die Morgenstunden und der Tag der Veranstalter endet wohl erst am Nachmittag des nächsten Tages. Zurück bleibt ein Gefühl, dass sich die moderne Kultur nicht unbedingt mit der Theater- und Kunstwelt der Vergangenheit beißen muss, sondern dass diese Mischung zwischen Alt und Neu und Theater und Elektro definitiv gut zusammen funktionieren kann und dass diese Abwechslung gut bei den Besuchern ankommt.

 

Fotos: Luise Röpke