Kann die Uni CO2-neutral werden? Ein Konzept, wie dies gelingen kann, stellte Professor Martin Wilmking (siehe Foto) in der Senatssitzung am 15. Juni vor: Mit dem Bau einer Windenergieanlage, dem Neubau des Rechenzentrums und Nutzen von Biomasse beziehungsweise Gastherme. Wilmking sprach von einer „Vision“ und einer Marketingmöglichkeit, von der die Universität profitiere. Aktuell emittiert die Universität 8.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) pro Jahr und kompensiert davon 5.000 Tonnen durch die großen bewaldeten Landflächen.

„Wir sind überschaubar, dynamisch und handlungsfähig“, begann Wilmking seinen Vortrag und hob ein Alleinstellungsmerkmal der Universität hervor: „Wir sind die Universität mit dem größten Landbesitz in Deutschland.“ Auf diesen Flächen werden 5.000 von den ausgestoßenen 8.000 Tonnen CO2 wieder kompensiert. Über die Hälfte des CO2-Ausstoßes der Uni verursacht der Stromverbrauch, ein Fünftel der Transport und die Wärme ein Viertel.

Nutzung von Windstrom und Serverwärme

Mit einer Windenergieanlage soll die Universität eigenen Strom erzeugen.

Als Strategien zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes nannte der Lehrstuhlinhaber für Landschaftsökologie verschiedene Maßnahmen. „Das Energiesparen ist sehr wichtig und das können wir durch eine  Kampagne und eine Beratung erreichen.“ Zum „innovativen Maßnahmenmix“ gehört eine Windenergieanlage mit einer Leistung von drei Megawatt, die Mitte 2013 auf einer freien Fläche der Universität in Betrieb gehen soll. Sie kann mehr als 7.000 Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen und damit mengenmäßig den Strombedarf der gesamten Hochschule decken. Der CO2-Ausstoß im Verkehr soll durch die Waldflächen ausgeglichen werden, indem dort ein Viertel weniger Holz als jetzt abgebaut wird. Heizenergie soll durch den Neubau des Rechenzentrums 2015 eingespart werden, indem dort als passive Heizung die Wärme der Server genutzt werden soll. „Wir können es bis 2015 schaffen, CO2-neutral zu werden und sind damit ein internationaler Vorreiter“, beendete Wilmking seinen Vortrag. Beteiligt sind am Projekt die verschiedenen Gremien der Universität, die Umweltmanagement-AG, aber auch externe Partner.

Nur Konzept des Ablasshandels?

Kritik an dem vier Monate alten Konzept äußerte Professor Klaus Fesser, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. „Das Konzept funktioniert nur wegen den Ländereien und ist tatsächlich ein Konzept des Ablasshandels. Wir reduzieren aber nicht selber CO2.” Es sei kein Konzept für andere Universitäten.“ Dem hielt der studentische grüne Senator Peter Madjarov entgegen: „Es ist nicht nur Ablasshandel, sondern den Strom produzieren wir hier selber.“ Es ging auch um die Kosten der Windenergieanlage. „Sie hat sich nach 7 bis 14 Jahren amortisiert. Danach ist sie eine Gelddruckmaschine“, so Wilmking. Studentischer Senator Frederik Hornkohl sieht darin eine Anlagemöglichkeit für Kapital, mit dessen Verzinsung dann universitäre Ausgaben finanziert werden können. Insgesamt wurde das Konzept aber von allen, auch Fesser begrüßt. „Genial“, sagte beispielsweise Peter (Grüne Hochschulgruppe) und Erik von Malottki (Jusos) ergänzte: „Es geht um einen Bewusstseinswandel. Wir müssen uns als zukunftsträchtige Universität darstellen.“

Hintergrund:

Wird auf der Erde mehr Kohlendioxid produziert als es durch die Natur, unter anderem durch Fotosynthese bei Blättern, abgebaut werden kann, gelangt es in die Atmosphäre. Die Sonne wärmt nun die Erde durch ihre Sonnenstrahlen auf und der Erdboden reflektiert die Sonnenstrahlen zurück ins All. Nehmen nun die CO2-Teilchen in der Atmosphäre zu, wird das Sonnenlicht nicht zurück ins Weltall gelassen, sondern zurück zur Erde reflektiert. Das versteht man unter dem Treibhauseffekt. Dies ist sehr gut auf der Venus zu sehen, wo es Temperaturen eine Temperatur von etwa 464 Grad gibt, ohne Treibhauseffekt in der Atmosphäre wäre die Durchschnittstemperatur unter null.

Senat vertagt Entscheidung über Leitbildkommission

Jürgen Kohler will eine möglichst breite Debatte über das Leitbild

Neben dem Konzept zur Einsparung von CO2 und dem Rektoratsbericht ging es in der Senatssitzung auch um die Einsetzung einer Leitbildkommission. Da jedoch insbesondere von Seiten der Professoren nicht alle Plätze durch Vorschläge besetzt waren, verschob die Senatsvorsitzende Professorin Maria Schafmeister die Besetzung auf die Senatssitzung im Juli. Professor Jürgen Kohler gab zu bedenken: „Wir müssen das Leitbild breit diskutieren. Es ist nicht sinnvoll, die Erarbeitung des Leitbildes in eine Kommission zu schieben und es dann nur abzusegnen.“ Er wolle damit einen Entwicklungsprozess anstoßen, an dem möglichst viele beteiligt werden. Seitens der Studierendenschaft begrüßte Erik von Malottki den Vorschlag Kohlers.

Änderungen an Immatrikulations- und Zugangsprüfungsordnung beschlossen

Auf der Tagesordnung standen weiterhin Satzungsänderungen und Wahlen. Angehört fühlte sich der Senat zur Berufung von Professor Ralf Schneider zum neuen Leiter des Rechenzentrums ab dem 1. Juli. Ab dem 1. Oktober wird das frühere Senatsmitglied Hannelore Weber als Ombudsfrau für Fragen wissenschaftlichen Fehlverhaltens tätig sein. Einstimmig wurden auch einige Änderungen an der Zugangsprüfungsordnung für Berufstätige ohne Abitur, denen nun der Zugang erleichtert wurde, und die Immatrikulationsordnung geändert. Professor Claus-Dieter Claasen, der der Satzungskommission vorsitzt, begründete die Änderungen mit dem neuen Landeshochschulgesetz.

Fotos: David Vössing, wikimedia (Windrad)