Dem allgemeinen Krimifan laufen bei dem Namen Moriarty schon leicht unwohle Schauer über den Rücken, handelt es sich doch um niemand Geringeren als Sherlock Holmes’ mächtigen bösen Gegenspieler. Auch mit Sweeney, in Anlehnung an Sweeney Todd, verbindet man nicht gerade eine gut gesinnte Person. Im neuen Stück des Studententheaters „Phantom“ jedoch bilden die beiden ein Ermittlerteam der Polizei, das einen verrückten Serienkiller fassen muss.

Der Zuschauer wird sogleich in die Handlung hineinkatapultiert: Ein schrecklicher Mord ist in Londons Baker Street -erneut eine Huldigung an Sherlock Holmes – geschehen. Hinweise auf den Mörder? Fehlanzeige. Nur eine blutgeschriebene Frage an der Wand: „Wer bin ich?“ Kommissar Moriarty und seine Assistentin Mary Sweeney von der Polizei müssen und wollen nun alles daran setzen, den Täter zu fassen. Doch so wirklich kommen sie nicht voran mit dem Fall, vor allem, da das potenzielle nächste Opfer Luise Pearse trotz bedrohlichen Briefen nicht zur Kooperation bereit ist.

Das Ermittlerteam steht vor einem Rätsel: Wer ist das Phantom?

 

“Unschuldig war man als Kind” und das zeigt das Stück auch

Dann spitzen sich die Ereignisse zu, Moriarty scheint auf einmal der Spur des Phantoms ganz nah und hat ihn auch schon fast. Durch dessen Aussagen in Bezug auf den Tod nimmt das Ermittlerteam an, dass ein ehemaliger Geliebter von Luise Pearse, ein Pathologe, sei der Serienkiller. Doch um nicht die Spannung zu nehmen, sei hier noch nicht mehr verraten.

Das Publikum, offenkundig bei einem Blick in die Menge, war gefesselt von der Spannung, man hätte eine Stecknadel fallen lassen können. Am Ende wurden die Schauspieler daher auch mit tosendem Applaus bedacht. Und das mit Recht: Die Darstellung wirkte natürlich, besonders Richard Johne als Moriarty und seine Kollegin  Katarina Weidhass (Sweeney) wirkten als Ermittlerteam glaubwürdig, auch die Nebendarsteller konnten überzeugen.

Musik und Requisite wurden schlicht gehalten, doch gerade der Einsatz von Schattenschnitten als Hintergrund passt sehr gut zum dunklen Thema des Theaterstücks. Nicht nur das Phantom taucht als Schatten hinter der Wand auf, die verschiedenen Handlungsorte werden durch dunkle Bilder dargestellt. Einzige Konstante des Bühnenbilds ist ein Treppenabsatz, auf dem Moriarty brütet, Luise Pearse mit ihrer Freundin über die Briefe spricht oder am Ende eine Leiche liegt. Trotz kleinen Interaktionsraums verstanden es die Darsteller, über die Bühne hinaus die Spannung des Stücks umzusetzen.

Dieses stammt übrigens aus der Feder eines Greifswalder Studenten: Gunnar Fasold. Er studiert Geschichte und Philosophie auf Lehramt und wirkt auch selbst beim StuThe mit. Auf Nachfrage, wie er auf die Idee eines Horrorstücks gekommen sei, sagt er: “Die Idee entstand ursprünglich aus der Überlegung mehr aus der Amateurbühne rauszuholen, also mit möglichst geringen Kosten möglichst viel Effekt zu erzielen.” Damit hat sich das Genre des Dramas sozusagen aus dem Einsatz der dunklen Bühne und schwarz-weißen Wände heraus entwickelt.

Hat Luise Pearse außer Drohbriefen noch etwas zu verbergen?

Darsteller und Autor können sich gratulieren –  ein empfehlenswertes Drama

Wer jetzt Lust bekommen hat auf die “Antwort auf Halloween, A Nightmare on Elmstreet, Jack the Ripper und Mullholland Drive in einem“, so verspricht es der Flyer, dem seien die weiteren Vorstellungen am Samstag, den 28. Mai und Sonntag, den 29. Mai um 20 Uhr im IKuWo in der Goethestraße 1 ans Herz gelegt. Der Eintritt beträgt für Studenten vier Euro, alle anderen zahlen sechs Euro.

Fotos: Romy Reinicke, Veranstalter