Nach der ersten Bürgerversammlung zum Klimaschutz lädt die Stadtverwaltung am Mittwoch, dem 2. Dezember, um 18 Uhr zur zweiten Konferenz dieser Art ein. Die Veranstaltung wird im Bürgerschaftsaal im Rathaus stattfinden und steht dieses Mal unter der Fragestellung “Wie weiter mit dem Radverkehr in Greifswald?”

buergerversammlung_klimaschutz_pressestelle-250

Erste Bürgerkonferenz zum Klimaschutz im Oktober

Die Stadt schreibt in ihrer per Pressemitteilung verbreiteten Einladung:

“Wo und wie sind Radfahrer in Greifswald am sichersten unterwegs? Wie kann die meist genutzte Fahrradstrecke vom Bahnhof über die Petershagen- und Pappelallee bis zum Elisenhain noch besser ausgebaut werden – einschließlich Europakreuzung? Wie kann das Miteinander von Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern verbessert werden? Welche Zukunft hat der Busverkehr in Greifswald? All diese Themen werden bei der 2. Bürgerversammlung[…] diskutiert.”

Damit dürfte die Veranstaltung auch für Greifswalder Studenten relevant sein, denn unter ihnen ist der Anteil der Fahrradfahrer besonders hoch. 62 Prozent nutzen nach einer vor einem Monat vorgelegten Studie für ihre täglichen Wege das Fahrrad – im Durschnitt der Gesamtbevölkerung sind es nur 43,8 Prozent.

klimaschutz-buendnis-greifswald-logo

Ausschlaggebend für die Konferenz ist allerdings nicht der Zustand des Radverkehrsnetzes an sich, sondern der “kommunale Klimaschutz”, dem sich die Stadt seit einiger Zeit verschrieben hat. In dieser Angelegenheit wird die Stadt auch die erste Ausgabe des kürzlich erschienenen Greifswalder Heizspiegels, eine Art Mietspiegel für Heizkosten, für interessierte Besucher auslegen.

Zahlreiche neuralgische Punkte

Viele Radfahrer sehen in Greifswald dringenden Bedarf an Verbesserungen. So gibt es generell eine Vielzahl von schlecht oder gar nicht gepflasterten Wegen, die vor allem bei feuchter Witterung für viel Unmut sorgen. Darüber hinaus sind manche Wege zu schmal, wieder andere sind falsch beschildert.

kopfsteinpflaster-quadr

Greifswald verfügt vermutlich über die einzige kopfsteingepflasterte Fahrradstraße der Welt.

Seit Jahren wird zudem kritisiert, dass die Stadt die Behebung einiger neuralgischer Punkte nicht angeht wie zum Beispiel das Kopfsteinpflaster vor dem Theater, ein kurzes Stück der Anklamer Straße (zwischen Hans-Beimler-Straße und Klinikum), die Kreuzung Petershagen-Allee/Rathenaustraße oder die Trennung von Radfahrern und Fußgängern Am Mühlentor.

Nicht nur die Stadt setzt sich derzeit mit dem Problem auseinander, auch Studenten sind aktiv. Die Grüne Hochschulgruppe forschte vor einigen Wochen an der Mensa nach Problemen der Radfahrer. Im Kommunalwahlkampf hatte es eine ähnliche Aktion der Jusos gegeben.

Nicht nur Radfahrer auf dem Programm

Bei der Konferenz sind vier unterschiedliche Punkte geplant, die behandelt werden sollen. Dabei geht es nicht nur um Radverkehr. Die Stadt listet auf:

“1. Der goldene Mittelweg
Die zentrale Fahrradachse vom Bahnhof über Europakreuzung, Robert-Blum-Straße, Rudolf-Petershagen- und Pappelallee bis zum Elisenhain weist an verschiedenen Stellen derzeit noch Lücken, unzureichende Anschlüsse und Ausstattung auf. Hier geht es um eine effiziente und sichere Gestaltung der stark genutzten Hauptstrecken. Der Knotenpunkt Europakreuzung ist dabei ein wichtiger Baustein.

2. Kreuz und quer
Sind keine Radwege vorhanden, hat der Radfahrer nach den geltenden Regeln auf der Fahrbahn zu fahren. In Greifswald keine Selbstverständlichkeit. Welche Lösungen gibt es, wenn Geld oder Platz fehlt? Wie wird die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer, der Radfahrer, gewährleistet? Wie die der schwächsten, der Fußgänger?

3. Vorsicht und Rücksicht
Radfahrer ohne Licht und Klingel, „nur mal kurz“ parkende PKW auf Geh- und Radwegen, Fußgänger, die unvermittelt die Straße überqueren – jeder von uns hat sich schon häufig über andere Verkehrsteilnehmer aufgeregt. In vielen Teilen der Stadt gestaltet sich das Miteinander der Verkehrsarten weitgehend problemlos. In einigen stark genutzten Bereichen, z.B. in der Anklamer Straße oder der Mühlenstraße, ist es aber nötig,  vorhandene Regelungen zu überdenken und eindeutiger zu gestalten, um Konflikte zu entschärfen.

4. Aktiv und mobil in jedem Alter – die Zukunft des Busverkehrs
In allen Altersgruppen sind Menschen aktiv und mobil, allerdings unterscheiden sich die Bedürfnisse und das Verhalten in den verschiedenen Altersgruppen deutlich. Wie kann das städtische Verkehrssystem so gestaltet werden, dass alle Bevölkerungsgruppen in der Stadt mobil sein können – mit und ohne eigenem Fahrzeug?”

Ostsee-Zeitung: Fortschritte bei Europakreuzung-Diagonalquerung

Vergangene Woche hatte die Ostsee-Zeitung zudem über eine angebliche Neuentwicklung beim schon seit langem diskutierten Vorschlag einer Diagnoalkreuzung für Radfahrer über die Europakreuzung berichtet und eine Fotomontage des geplanten Wegs gezeigt. Inzwischen sei ein Verkehrsplanungsbüro mit konkreten Planungen für die Umsetzung beauftragt worden. Außerdem hat sich laut OZ die Zahl der Unterstützer erhöht: Laut OZ ist nun auch CDU-Fraktionschef Axel Hochschild für die Querung. Bisher war bekannt, dass SPD, Linke und Grüne den Vorschlag unterstützen. Wenn Hochschild mit seiner Meinung stellvertretend für seine Fraktion steht, wäre nun ein große Mehrheit in der Bürgerschaft für die Querung.

Übrigens: Über Greifswalds Radwege kann auch im webMoritz-Forum diskutiert werden. Hier geht’s zum entsprechenden Foren-Thread.

Hinweis: In einer vorigen Version des Artikels hatte es, geheißen, die Konferenz sei am Dienstag. Das war falsch und wurde im Artikeltext korrigiert.

Bilder: Stadtverwaltung, webMoritz-Archiv, Bild Startseite: Thorsten Krüger