Kümmerlich mutet der Studentenausweis an, welcher sich derzeit in den Geldbörsen der Greifswalder Studenten befindet. Zeit für etwas Neues, dachte sich die Uni und bestückt jeden Studenten ab kommendem Wintersemester mit einer Neuausgabe.

Einen Studentenausweis mit allerlei Innovationen, so zumindest hoffen viele Studenten. Denn der rosa Papierausweis ohne Foto, stattdessen mit Knickfalte, ist wenig praktisch.Studenten in Stralsund und Neubrandenburg besitzen einen Ausweis, der einiges mehr hergibt. In Form einer Chipkarte mit Foto ist der Studentenausweis zugleich Bezahlkarte für die Mensa, Unibibliotheksausweis und Kopierkarte. Auch der Zugang zu speziellen Räumlichkeiten, wie den PC-Pools, ist möglich. Zusätzlich können mit dieser Karte Selbstbedienungsterminals genutzt werden, wie die Rückmeldung, das An- und Abmelden zu Prüfungen, das Abfragen der Ergebnisse, außerdem das Drucken von Studienbescheinigungen. Alles in allem eine Karte für den täglichen Gebrauch. Große Ideen, kleines Budget Ginge es nach Dr. Jürgen Formella, Direktor des Rechenzentrums, wären auch die Studenten in Greifswald längst im Besitz eines solchen Multifunktionsausweises. Er entwickelte vor circa sechs Jahren in Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen Stralsund und Neubrandenburg ein Konzept zur Neuerung der Studentenausweise. Dieses ist an beiden Fachhochschulen umgesetzt worden, nicht jedoch in Greifswald.

Es scheiterte an vielen Punkten. Das Studentenwerk, gerade mit einem neuen System ausgestattet, war nicht bereit, finanzielle Mittel aufzubringen, um dieses erneut zu ändern. Neue Kassentechnik, Software und Aufwerter wären notwendig gewesen – ein Kostenaufwand von 60.000 Euro. Auch die Unibibliothek stellte sich quer. Neue Technologien wären hier ebenfalls notwendig gewesen. Teuer sind außerdem Anschaffung und Unterhaltung der SB-Terminals. Nicht zu vergessen die Kosten für die Chipkarte selbst. Die Einmalkosten für einen so komfortablen Studentenausweis belaufen sich auf 500.000 Euro, jedes weitere Jahr kostet 80.000 Euro. Diese Summe konnte die Universität nicht aufbringen und entschied sich vor drei Jahren gegen die Einführung.

Doch wie finanzierten die Fachhochschulen Neubrandenburg und Stralsund dieses Projekt? Unterstützung erhielten sie vom Bildungsministerium, Greifswald hingegen ging leer aus. Denn als Pilotprojekt verstanden, wurden nur für die Fachhochschulen im Land finanzielle Mittel bereitgestellt.
Innovation im kleinen Rahmen In Greifswald ist nun ein Studentenausweis aus Papier, immerhin laminiert und mit einem Schwarzweißbild des Inhabers, vorgesehen. Auf der Rückseite wirbt voraussichtlich das Studentenwerk, des Weiteren der Allgemeine Studierendenausschauss (AStA). Berechtigterweise, finden viele Studenten. „Die Idee ist sehr gut, denn der Asta wird viel zuwenig wahrgenommen“, sagt Moritz Felder, Student der Rechtswissenschaften. Dies liegt wohl daran, dass in der Vergangenheit nur unzulänglich für den Ausschuss geworben wurde. Doch wie viel Aufmerksamkeit schenkt man der Rückseite eines Studentenausweises? Die Idee, zumindest den derzeitigen Strichcode der Unibibliothek in den neuen Ausweis zu integrieren, scheitert daran, dass dafür weder der Platz noch das Geld vorhanden ist, denn Extrakosten würden selbst an dieser Stelle entstehen. Doch allzu enttäuscht über die neuen Ausweise sollten die Studenten nicht sein, denn viele Funktionen, die man über die Terminals hätte nutzen können, sind auch online möglich. Und so bestätigt auch Formella: „Es ist ein Fortschritt, im Gegensatz zu der jetzigen Primitivvariante.“

Geschrieben von Maria Friebel