TanZZeit 2011: Nordische Impulse der Ergriffenheit

TanZZeit 2011: Nordische Impulse der Ergriffenheit

 
 

Eine Rezension von Gjorgi Bedzovski

 

 

In aller Stille erscheinen sie plötzlich auf der Bühne und laufen hin und her. Überraschendes Aufsplittern der Gruppe und lautes Gelächter von den sieben Tänzern bricht die Stille bei der Premiere der diesjährigen TanZZeit im Großen Haus des Theaters. Sie sammeln sich wieder und murmeln etwas. Ein Fragezeichen entwickelte sich bereits am Anfang des Stückes über den Köpfen Publikum, das sich bis zum Ende der TanZZeit nicht auflöste: Was stellen sie jetzt dar? Was wollen sie einem sagen?

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Finissage mit Ärgernissen

Finissage mit Ärgernissen

In den letzten Wochen stand das Thema Insomnale 2011 bei vielen ganz oben auf der Themenliste, und das nicht positiv: Die größte Schau junger Kunst in Mecklenburg-Vorpommern stand auf der Kippe. Durch ein ausfallendes Seminar und ein fehlendes Organisationsteam war unklar, ob die Insomnale überhaupt stattfinden würde. (mehr …)

20 Jahre erste Sahne! – Nordischer Klang mit Jubiläum

20 Jahre erste Sahne! – Nordischer Klang mit Jubiläum

2011 ist ein Jahr der Jubiläen in Greifswald: Im Oktober wird das 555-jährige Bestehen der Universität gefeiert, in der kommenden Woche jährt sich das Kulturfestival „Nordischer Klang“ zum 20. Mal.Ab Donnerstag, dem 5. Mai, stehen kulturelle Veranstaltungen in der Stadt ganz im Zeichen der skandinavistischen Länder. Dieses Jahr spielt Schweden dabei als Schirmherrenland eine besondere Rolle.Geboten wird ein bunter Mix aus Musik, Theater, Filmen, Ausstellungen – insgesamt über 30 Veranstaltungen.   (mehr …)

Der Kleine Prinz zu Gast im Rubenowsaal

Er stammt von einem kleinen Asteroiden, kaum größer als ein Haus, reinigt Vulkane, reißt Affenbrotbäume heraus, um eine Überwucherung des Himmelskörpers zu verhindern. „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, erklärt der Fuchs dem Kleinen Prinzen. Antoine de Saint-Exupéry schuf mit dem „Kleinen Prinzen“ mitten in den Wirren des Zweiten Weltkrieges ein liebevolles, träumerisches Märchen, das mittlerweile aus zahlreichen Kinderstuben nicht mehr wegzudenken ist. Doch nicht nur Kinder sind von dem Buch begeistert, auch Erwachsene zieht der junge, ein wenig naive, aber immer gutmütige Prinz in den Bann. Ist er doch das, was keiner von uns selbst ist: Ein wirklich guter, umsichtiger und rücksichtsvoller Mensch.

In ihm finden wir, was wir selbst nicht immer, manchmal viel zu oft nicht haben. Und das macht ihn von jung bis alt so beliebt. Das Theater Vorpommern hat bereits 2008 das Stück auf die Greifswalder Bühne gebracht. Am Freitag, dem 21. Januar, können alle Interessierten den Geschichten des Prinzen folgen und mit ihm gemeinsam dem Fuchs, der Schlange, dem König, dem Alkoholiker, dem Geschäftsmann, Laternenanzünder und Geografen begegnen. Die Wiederaufnahme des erstmals vor drei Jahren uraufgeführten Stückes erfolgt am 21. Januar um 20 Uhr im Rubenowsaal der Stadthalle. Der Eintrittspreis beträgt 11,50, ermäßigt 6,50 Euro.

Foto: Arnaud Malon/ wikimedia commons

Rezension: Schauspiel „Stalker“ im Rubenowsaal

Veranstaltungsplakat

Die Zone – ein unheimlicher Ort, an dem Naturgesetze außer Kraft sind. Niemand weiß, wie diese entstanden ist. War es ein Meteoriteneinschlag oder der Besuch einer außerirdischen Zivilisation? Eines aber ist sicher: Die Zone zu betreten, ist gefährlich.

Das Theater Vorpommern führt zum Jahresabschluss das Stück „Stalker“ auf. „Stalker“ ist eine Kooperation mit dem Studententheater StuThe, dem Theater Vorpommern und dem Caspar-David-Friedrich-Institut der Universität Greifswald. Angelehnt an Andrej Tarkowskis gleichnamigen Kultfilm erzählt es die Geschichte des namensgebenden Stalkers, der sein Geld als Fährtenleser innerhalb dieser „Zone“ verdient. Seine beiden ungleichen Kunden, Wissenschaftlerin und Schriftsteller, soll er tief in der Zone zum „Zimmer“ führen. Hier, so sagt man, werde der innigste Wunsch eines jeden Wirklichkeit. Die Reise dorthin wird für die drei wie für den Zuschauer jedoch zu einer Reise in das eigene Selbst.

Die Bühne im Rubenowsaal der Stadthalle ist nur spärlich mit Requisiten ausgestattet. Die Kulisse besteht aus einem Gebilde aus Gerüststangen, welche sich bis in die Publikumsreihen erstreckt. Diese befinden sich links und rechts des Gerüstes. Eine strikte Teilung zwischen Schauspiel- und Zuschauerraum gibt es nicht, das Publikum betritt mit dem Stalker die Zone, begleitet ihn und seine Gefährten während des Stückes. Wird umschwirrt von den Suchern, Schauspielern in archaisch anmutenden Kostümen, die die Zone und ihre Wechselwirkungen mit dem Stalker symbolisieren. Doch nicht nur der Zuschauerraum ist Bühne, die Schauspieler beziehen auch emporragende Gestänge mit in ihre Darbietung ein. Die Mimen klettern und hangeln sich von Stahlpfosten zu Stahlpfosten, hängen sich an die Konstruktion, springen wieder zu Boden.

Nicht nur die Bühnenkonstruktion bietet Überraschendes. Insgesamt zehn Schauspieler wirken an dem Stück mit. Neben dem Stalker und seinen Begleitern, hört man auch die Frau des Spurensuchers aus dem Off, sieht ihr Kind und die bereits erwähnten Sucher. Während ihrer Reise ersetzen zudem sogenannte Wiedergänger die Professorin und den Schriftsteller. Sie tauschen die Geschlechter und zeigen, wie in einem Flashback, Geschehnisse, die sich vor ihrem Aufbruch in die Zone ereignet haben. Die Wiedergänger bieten tieferen Einblick in die Seelen ihrer Originale, stiften aber auch beim Publikum Verwirrung. Nur langsam werden dem Zuschauer diese Wandlungen, die Etappen der Seelenreise klar.

„Stalker“ ist kein reines Theaterstück. Vielmehr ist es ein Kunstprojekt. Als solches angekündigt, wird es tatsächlich dieser Beschreibung gerecht. Die Atmosphäre, die Tarkowski in seinem Film noch mit Hilfe von Naturaufnahmen und Wechseln in der Farbigkeit aufbaute, wird hier nun mittels Bühnenkonstruktion, Videoprojektionen und den Suchern und Wiedergängern evoziert – nicht in der gleichen Weise bildgewaltig, aber ebenso eindringlich. Beladen mit Symbolen nimmt das Stück den Zuschauer mit zum Wunschzimmer, aber auch tief in die Seelen der Akteure – und in die eigene.

Fotos: Vincent Leifer