Mutter Courage im Theater Vorpommern

Am Freitag feiert Bertholt Brechts Stück Mutter Courage in Greifswald Premiere. Die titelgebende Mutter zieht während des Dreißigjährigen Krieges mit ihrem Wagen und ihren drei halbwüchsigen Kindern den Armeen nach. Sie lebt vom Krieg, und das nicht einmal schlecht. Da der Frieden der Händlerin die Existenzgrundlage entziehen würde, fürchtet die Courage ihn mehr als die Fortführung des Krieges. So lebt sie in einem fortwährenden Widerspruch: Einerseits glaubt sie, das Beste für ihre Kinder zu wollen, andererseits verliert sie ein Kind nach dem anderen an den Krieg. Zuerst zieht Eilif, ihr Ältester, als Soldat an die Front. Danach wird ihr Zweiter, Schweizerkas, gefangen genommen. Die Courage hat sogar die Möglichkeit, ihn freizukaufen, doch als Geschäftsfrau handelt sie so lange um die Höhe des Lösegeldes, bis es für den Sohn zu spät ist und er standrechtlich erschossen wird. Die Tochter Kattrin ist die Einzige, die im Wunsch nach Frieden lebt. Sie erfährt vom geplanten Überfall auf eine Stadt und warnt unter Einsatz ihres eigenen Lebens die Bürger vor der Gefahr …

Anja Taschenberg (Kattrin)

Anja Taschenberg (Kattrin)

Die Inszenierung von Johanna Schall verspricht interessant zu werden, denn neben den obligatorischen Modernisierungen und Kürzungen, muss das Publikum mit der Sprache zurecht kommen. Wie der Bericht von der Stralsunder Premiere angibt (Kopie des OZ-Berichts auf der Seite des Theater Vorpommern), wird schwäbisch und sächsisch gesprochen.

Für die morgige Vorstellung gibt es leider keine Karten mehr, aber in zwei Wochen, am Sonntag, dem 16. Mai, um 16:00 wird das Stück noch einmal aufgeführt. Karten gibt es  z.B. auf der Webseite des Theaters, telefonisch (57 22 224) oder mit ein wenig Glück an der Abendkasse.

Foto: Vincent Leifer. Poster: Theater Vorpommern.

Drei ernste Themen für den Mittwoch

Für alle jene die noch nicht wissen, wie sie ihren Mittwochabend verbringen wollen haben wir hier noch einige Vorschläge auf Lager. Greifswald hat an diesem Tag gleich mehrere viel versprechende Diskussionsveranstaltungen zu bieten. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) lädt zu einem Vortrag über den Rechtsextremismus in Osteuropa ein. Das Theater Vorpommern bietet eine Einführung in das zur Premiere anstehende Skandalstück “Zerbombt” an in der Katholische Studentengemeinde spricht André Stiefenhofer über das Christentum in der Islamischen Welt.

Ungarn-Korrespondent spricht über Rechtsextremismus

Vergangene Woche erzielte die rechtsextreme Partei “Jobbik” bei den ungarischen Parlamentswahlen ein Ergebnis von knapp 17 Prozent. Aus diesem Anlass lädt der Greifswalder AStA in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg Vorpommern zu einem Diskussionsabend mit dem Thema “Rechtsextremismus auf dem Vormarsch in Osteuropa”. Referent ist der dpa-Sonderkorrespondent Gregor Mayer der den Urnengang in Ungarn analysieren und neben Hintergrundinformationen auch Einblicke in die Neonazi-Struktur Osteuropas liefern wird.

Die Veranstaltung beginnt 19:30 Uhr im Konferenzraum des Universitätshauptgebäudes in der Domstraße (Eingang 2).

Theaterskandal jetzt auch in Vorpommern

Bei seiner Uraufführung in London 1995 löste “Zerbombt” einen europaweiten Skandal aus. Das Stück der britische Dramaturgin Sarah Kane spielt in einem Hotelzimmer in Leeds während eines fiktiven Bürgerkriegs und handelt von extremen Misshandlung, Abhängigkeit und Demütigung unter den drei handelnden Personen. Die expliziten Darstellungen in Bild und Sprache führten zu einer breiten Diskussion in der Boulevardpresse genau wie in den Feuilletons renommierter Zeitungen. Die Bandbreite der Urteile reichte von Beschimpfungen als Perversität bis hin zu literarischen Auszeichnungen.

Die Inszenierung des Theaters Vorpommern wird am Donnerstag, dem 22. April in Greifswald Premier feiern. Regisseur Jan Böde stellt gemeinsam mit Dramaturgin Anja Nicolaus, dem Kostüm- und Bühnenbildner Dieter Böde und den Darstellern bei einer Premierenvorschau am Mittwoch, dem 14. April, um 18.00 Uhr im IKUWO in der Goethestraße 1 das Stück und sein Inszenierungskonzept vor.

Christenverfolgung in der Islamischen Welt

Mit dem Thema “Gewalt” beschäftigt sich auch  die Katholische Studentengemeinde (KSG) Greifswald an ihrem ersten Themenabend in diesem Semester. André Stiefenhofer, Mitarbeiter von “Kirche in Not”, berichtet über die Arbeit des päpstlichen Hilfswerkes gegen die in einigen islamischen Ländern stattfindenden religiösen Verfolgungen und die Arbeit der Kirchen in Ländern und Regionen mit geringem Anteil gläubiger Christen.

Der Vortrag beginnt um 20 Uhr in den Räumen der Studentengemeinde im Pfarrer-Wachsmann-Haus (Bahnhofstraße 15).

Bilder:

“Zerbombt” – Plakatmotiv Theater Vorpommern

Logos – AStA Greifswald bzw. KSG Greifswald

Foto Startseite – Jenny Them via jugendfotos.de

“Caveman” zu Gast in Greifswald

Am kommenden Wochenende ist die Theaterproduktion “Caveman” zu Gast in Greifswald. Am Sonntag, dem 4. April, und am Montag, dem 5. April beginnen die Gastvorstellungen des Theaters “Mogul” jeweils um 19:30 Uhr im großen Haus in Greifswald.

Das Stück über “den modernen Höhlenmann” dreht sich um Missverständnisse zwischen Männern und Frauen und wurde seit 1991 von mehr als 8 Millionen Menschen in 15 Sprachen gesehen.  Das Theater Vorpommern preist es an als “Die Theater-Offenbarung für alle, die eine Beziehung führen, führten oder führen wollen.” Der Hauptdarsteller des Abends ist Erik Schäffler. (mehr …)

Kleiner Mann in großer Depression

Einen Roman aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise während (nach?) der Finanzkrise auf die Bühne zu bringen, zeugt von Gespür für die Zeit. Oder von Humor. Oder von beidem. In Hans Falladas Kleiner Mann, was nun? wird der beschwerliche Weg des Buchhalters Pinneberg und seiner Frau Emma, genannt Lämmchen, aufgezeigt. Die zahlreichen Wendungen zum Guten und immer öfter zum Schlechten bringen Pinnebergs Rechtschaffenheit nicht ins Wanken, aber wird das ein gutes Ende nehmen? Hans Fallada (geb. 1893 als Rudolf Ditzen in Greifswald) schrieb dazu

Nun schön, man hat mir nicht nur Lobendes gesagt, man hat mich vor allem in vielen Briefen gefragt: Warum weißt du keine Antwort auf die Frage: Kleiner Mann – was nun? Ich weiß schon eine Antwort und ich habe sie auch hingeschrieben, meine Antwort heißt Lämmchen. Aber ebenso gut weiß ich, dass dies nur eine Einzelantwort ist, dass es keine Antwort gibt, die für alle gilt.

Aus dem Roman ein dreieinhalbstündiges Theaterstück zu machen, ist sicherlich nicht einfach. Ein Überbleibsel davon sind die eingeschobenen Beschreibungen der Figuren über ihre Gedanken und die Umgebung. Diese Einschübe wirken nie störend, sondern selbstverständlich und ermöglichen ein sehr reduziertes Bühnenbild, das nur aus einem sog. Plafond mit 16 Lichtfeldern besteht, die mit unterschiedlicher Beleuchtung die verschiedenen Stationen verdeutlichen.

Grian Duesberg und Eva-Maria Blumentrath und Ensemble

Grian Duesberg und Eva-Maria Blumentrath und Ensemble

Auch für Heiterkeit wird gesorgt, wenn mehrstimmige Lieder vorgetragen werden und durch die zahlreichen Verkleidungen der Nebendarsteller, z.B. Markus Voigt als Mutter Mörschel oder Marco Bahr dessen Auftreten als Kleinholz an Ekel Alfred erinnert.

Die Inszenierung von Uta Koschel erfolgte in Kooperation mit Studenten des Caspar-David-Friedrich-Instituts in Form der begleitenden Ausstellung “O Lämmchen, was haben sie aus mir gemacht?”. Darin wird neben der Liebesgeschichte der zwei Protagonisten auch auf die aktuelle Finanzkrise Bezug genommen

v.l.n.r. Andreas Kohl, Eva-Maria Blumentrath, Lukas Goldbach, Markus Voigt, Jan Bernhardt und Grian Duesberg

v.l.n.r. Andreas Kohl, Eva-Maria Blumentrath, Lukas Goldbach, Markus Voigt, Jan Bernhardt und Grian Duesberg

Wer das empfehlenswerte Stück sehen möchte, hat dazu noch mehrfach Gelegenheit:

17. März, 18:00 Uhr, Greifswald, Großes Haus
21. März, 19:30 Uhr, Putbus, Theater Putbus
28. März, 16:00 Uhr, Greifswald, Großes Haus
3. April, 19:30 Uhr, Stralsund, Großes Haus
10. April, 19:30 Uhr, Stralsund, Großes Haus

Karten gibt es im Vorverkauf direkt beim Theater oder über die Webseite.

Fotos: Vincent Leifer

Was sonst noch war: webMoritz kompakt (7)

Die vorlesungsfreie Zeit hat begonnen und turnusgemäß ist die webMoritz-Redaktion klausur-, praktikums- und urlaubsbedingt geschrumpft. Einige erwähnenswerte Nachrichten haben es in den vergangenen Tagen daher nicht auf unsere Seite geschafft, andere waren nicht groß genug für einen eigenen Artikel, verdienen aber im Rahmen einer Presseschau ihre Erwähnung. Wir stellen im Folgenden zusammen, was sich in den letzten Tagen ereignet hat und bisher noch keinen Eingang auf den webMoritz fand.

Hinweis: An manchen Stellen sind Artikel aus Online-Medien verlinkt, die nur für Abonnenten zugänglich sind oder nur für einen begrenzten Zeitraum kostenlos im Netz stehen. Daher kann es beim Aufrufen der Links zu Fehlermeldungen kommen.

Mensa am Beitz-Platz verzögert sich

Geplanter Mensa-Neubau am Beitz-Platz. Entwurf der MGF Architekten.Wie die Ostsee-Zeitung letzte Woche berichtete wird die neue Mensa am Berthold-Beitz-Platz definitiv erst im nächsten Jahr eingeweiht. Eigentlich sollte schon längst die Grundsteinlegung erfolgt sein, doch bisher sind nicht einmal die noch auf dem Gründstück stehenden Baracken abgerissen (webMoritz berichtete). Der Abriss soll erfolgen, sobald die Witterung es zulässt.

Entscheidend für die Verzögerung waren die zu hohen Kosten für das ursprüngliche Konzept eines Stuttgarter Architekturbüros. Bei den zwei Überarbeitungen fiel eine vollständige Unterkellerung weg und die Lamellen der Außenfassade werden soweit vereinfacht, dass eine Einzelanfertigung nicht mehr nötig ist. So konnten die veranschlagten Kosten von 19 auf 15 Millionen Euro reduziert werden, die das Klinikum bereit ist zu zahlen.

Sellering gegen Regionalisierung bei Hartz IV

In einer Pressemitteilung der Landesregierung wies Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) einen Vorschlag zur Regionalisierung der Hartz IV-Regelsätze zurück. Der Vorschlag stammt vom bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) und wurde von Sellering als “Stimmungsmache” bezeichnet, denn es mache “keinen Unterschied, ob man in Passau oder Pasewalk in einen Supermarkt gehe”. Die regional unterschiedlichen Wohnkosten seien in den Regelsätzen nicht enthalten. Die Forderung ist indes nicht neu, denn schon im November letzten Jahres forderte der Ifo-Chef Hans-Werner Sinn eine regionale Staffelung (siehe heute und SpOn) und eine Anpassung “an das Preisniveau vor Ort”.

Kritik an Landesförderung für Friedrich-Denkmal

Wie berichtet wird das Caspar-David-Friedrich-Denkmal in der Lappstraße auf einem Privatgrundstück von Bürgerschaftspräsident Egbert Liskow (CDU) aufgestellt werden. Das Denkmal wird mit gut 21.000 Euro aus dem Zukunftsfond des Landes gefördert, der auch für kulturelle Projekte zur Verfügung steht. Laut Ostsee-Zeitung wird dies von Mathias Brodkorb (SPD) kritisiert, denn “öffentlich geförderte Denkmäler [gehören] nicht auf private Grundstücke” und außerdem geschehe die Umsetzung ohne ausreichende Beteiligung des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität.

Liskow verteidigte seine Beteiligung mit der Begründung, dass er gefragt worden sei, ob das Denkmal dort aufgestellt werden kann und “das Grundstück mitten in der Innenstadt einiges wert” sei.

Gastspiele in der Stadthalle in den nächsten Monaten

Heinz Rennhack

Heinz Rennhack

Von Februar bis April finden im Kaisersaal der Stadthalle vier Gastspiele verschiedenster Art statt. Am 27. Februar gibt es Flamenco-Impressionen von Compagnia Nora Lantez. In ihren Choreografien verbinden sich Elemente des Balletts, des Modern Dance, Step und des Tanztheaters mit dem Flamenco. Am nächsten Tag tritt DDR-Schlagersänger Frank Schöbel mit Band und Tochter Dominique Lacasa auf, was wohl eher das ältere Publikum ansprechen dürfte.

Einen Monat später, am 28. März wird Comedy geboten, wenn Maddin Schneider mit seinem Programm “Ariwiedätschi” auftritt. Und am 26. April schließlich tritt Heinz Rennhack mit seinem Erfolgsprogramm “Über die Liebe und andere Grausamkeiten” auf, ein satirisches Liederprogramm über die Liebe, in dem er Schauspiel und Kabarett verbindet.

Karten für alle Veranstaltungen außer Maddin Schneider gibt es per 24h-Kartentelefon (03831/26466), im im Internet, an den Theaterkassen in Greifswald, Stralsund und Putbus und in den Vorverkaufsstellen (z.B. Stadtinformation Greifswald). Für das “Ariwiedätschi”-Programm gibt es Karten nur über die Stadtinformationen Greifswald, Anklam, Wolgast, Stralsund, das OZ Service Center und den Media Markt in Greifswald.

Finanzierung des Theaters unsicher

Die Spielsaison 2010/2011 des Theaters Vorpommern ist gefährdet, denn die Höhe der Landeszuschüsse ist noch nicht festgelegt, berichtet die Ostseezeitung. Intendant Anton Nekovar musste schon den Sommerspielplan auf ein Rumpfprogramm kürzen und er kann die eigentlich anstehenden Verträge für die nächste Spielzeit nicht abschließen. Auch das Orchester ist durch eine Zusammenlegung gefährdet (webMoritz berichtete). Geht es nach Besucherzahlen und den Eigeneinnahmen, so bestünde kein Grund zur Sorge, denn erstere sind in den letzten Jahren um 50.000 auf 184.000 gestiegen und letztere stiegen kürzlich auf über zwei Millionen Euro. Dem gegenüber stehen 12,5 Mio Euro Personalkosten, die hauptsächlich mit Landeszuschüssen finanziert werden. Ob die Finanzierung ausreicht, hängt auch vom ausstehenden Tarifvertrag im öffentlichen Dienst ab und ob das Theater durch eine Neuberechnung mehr Fördermittel bekommen kann.

Bildquellen: Luisa Wetzel (Mensa-Entwurf), Theater Vorpommern (H. Rennhack), Hermann Radeloff (Startseite)