Senat diskutierte über Satzung

Die beiden Senatsmitglieder Cornelia Mannewitz (Vertreterin für die wissenschaftlichen Mitarbeiter) und StuPa-Präsident Erik von Malottki brachten einen Antrag ein, der vorsieht, eine Präambel vor die Grundordnung der Universität zu setzen. Über diesen Antrag entscheidet der Senat allerdings erst im Zuge der übrigen Anträge zur Änderung der Grundordnung. Die Abstimmung hierfür wird im April stattfinden. Verabschiedet hat der Senat hingegen einige andere Satzungsänderungen.

Forderung nach Präambel für Grundordnung

StuPa-Präsident Erik von Malottki will eine Präambel vor die Grundordnung setzen.

Laut Antrag von Mannewitz und von Malottki soll sich die Uni in der Präambel zur “nachhaltigen Entwicklung in Vorpommern” bekennen. “Wir wollen das Miteinander, das Untereinander und damit Initivatien wie die Rechtsextremismusforschung stärken”, so von Malottki in der Senatssitzung. Dem hielt Professor Klaus Fesser, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät entgegen: “Nur die Entwicklung von Vorpommern ist provinziell und kontraproduktiv. Das kann nicht unser Ziel sein. Für Vorpommern alleine brauchen wir keine Universität, da wir internationale Forschung haben. Sonst können wir die Universität schließen.” Dem hielt Erik von Malottki entgegen: “Die Uni hat Verantwortung für Vorpommern, sonst können wir die Uni schließen”. Senatsvorsitzende Professorin Maria Schafmeister unterbreitete einen Kompromiss, der von den Antragstellern akzeptiert wurde: “Die Universität leistet einen wesentlichen Beitrag für die Region”.

Präambel oder Leitbild?

Rektor Professor Rainer Westermann

Uni-Rektor Professor Rainer Westermann will lieber eine Aktualisierung des Leitbildes.

Uni-Rektor Professor Rainer Westermann will jedoch keine Präambel vor der Grundordnung sehen, sondern meinte: “Das gehört in eine Leitbild.” Das Leitbild wurde zuletzt im Jahr 2000 aktualisiert. Jedoch blieb Erik bei seiner Forderung nach einer Präambel, unter anderem deshalb, weil die Studierendschaft sich mit den Aspekten des Namenspatrons Ernst Moritz Arndt ausführlich auseinander gesetzt habe und nennt dabei als Beispiel die Urabstimmung um den Patron, die vor zwei Jahren stattfand. Cornelia Mannewitz ergänzte: “Das Leitbild spielt leider eine zu geringe Rolle.” Dem widersprach Westermann, da die Hochschulrahmenpläne aus dem Leitbild zitieren würden. Korbinian Geiger meinte, dass man die Grundordnung nicht für Ideale zur Hand nehmen solle. Eine Abstimmung soll darüber im April erfolgen. Westermann rechnet schon mit einer langwierigen Diskussion.

Student künftig im Rektorat?

Ebenfalls in den April verschoben wurden andere Änderungen an der Grundordnung. Dazu konnte die Satzungskommission nicht in allen Punkten einen Konsens finden, erläuterte Professor Claus Dieter Classen. Streitpunkt ist jedoch die Zusammensetzung des Rektorats. Dafür liegen drei Vorschläge auf dem Tisch. Der erste sieht eine Beibehaltung des aktuellen Status quo vor. Der zweite Vorschlag lässt eine Erweiterung des Rektorats um zwei Professoren zu. Der dritte Vorschlag geht darüber hinaus und fordert, die Universitätsleitung neben Rektor, Kanzler, zwei Professoren der Uni Greifswald, jeweils ein Mitglied der Gruppe der Studierendenschaft, der wissenschaftlichen Mitarbeiter und der nichtwissenschaftlichen Mitarbeiter zu besetzen. Erik kündigte für April einen Antrag der Studierendenschaft an, der dem dritten Vorschlag ähnelt. Dies könnte für Greifswald die Einsetzung eines studentischen Prorektor wie an der Universität Rostock bedeuten.

Änderungen an der Wahlordnung

Einstimmig votierte der Senat für eine Änderung der Wahlordnung. So sollen künftig auf den Wahlzetteln auch der angestrebte Abschluss des Studierenden stehen. Ebenfalls einstimmig angenommen wurde die geänderte Satzung für das hochschuleigene Auswahlverfahren von Studienanfängern in Studiengängen mit örtlich festgesetzten Zulassungszahlen.

Zum Beschluss des Rektorats, die eigentlich zum Sommersemester 2011 auslaufenden Studiengänge um zwei Semester zu verlängern, wurde nun der Senat angehört und machte mit seiner Zustimmung dafür den Weg frei. Das Rektorat wurde einstimmig entlastet und legte für 2010 einen Rechenschaftsbericht vor.

Fotos: David Vössing, Carsten Schönebeck (Westermann)

Senat verabschiedet Rahmenprüfungsordnung

In seiner letzten Sitzung der Legislatur verabschiedete der Senat einstimmig die Rahmenprüfungsordnung, die bereits in der Februarsitzung beraten wurde und eine Verbesserung der Studienbedingungen mit sich bringt: Teilzeitstudium, weniger restriktive Bearbeitungszeiten bei Hausarbeiten, etc. Grund für die neue Rahmenprüfungsordnung, die den Rahmen für die einzelnen Fachprüfungsordnungen setzt, ist auch das neue Landeshochschulgesetz. Von den Änderungen werden erst neue Studierende profitieren oder jetzige Bachelor-Studenten, die ihren Master in Greifswald machen werden.

Wann und wohin zieht die Geschichtsbibliothek um?

StuPa-Präsident Erik von Malottki kritisiert die fehlende Studierbarkeit der Geschichte.

Bei der Diskussion um den Rektoratsbericht brachte StuPa-Präsident Erik von Malottki die schwierige Studierbarkeit im Fach Geschichte zur Sprache. Nach einem Deckeneinsturz im September wurde das Historische Institut gesperrt. Damit ist auch die Bibliothek für die Geschichtsstudenten nicht zugänglich. “Wir Studierende haben es als kurzfristige Lösung akzeptiert, dass eine Mitarbeiterin die Bücher nach drei Tagen zur Verfügung stellt. Für das ganze Sommersemester ist es jedoch  nicht akzeptabel”, so der StuPa-Präsident. Er forderte, dass die Bibliothek noch vor dem 1. Oktober 2011 in die Rubenowstraße 1 umzieht, da sonst Geschichte nicht studierbar sei. Uni-Rektor Professor Rainer Westermann verwies auf eine mittelfristige Planung: “Momentan ist in der Alten Bibliothek das Studierendensekretariat untergebracht, das dann in die Alte Augenklinik zieht.” Danach müssten die Räume noch hergerichtet werden: “Das kann leider noch etwas dauern”, so Westermann. Eine andere Lösung wäre realisierbar, wenn der gesamte Bestand in der Uni-Bibliothek am Beitz-Platz untergebracht würde, machte Westermann einen Alternativvorschlag. “Die Philosophische Fakultät muss uns aber ein Signal geben”, das bisher nicht gekommen sei.

Vier Professuren werden ausgeschrieben

Rektor Professor Rainer Westermann

Uni-Rektor Professor Rainer Westermann forderte die Philosophische Fakultät auf, auf das Rektorat zuzukommen.

Während durch einen Zugang zur Bibliothek die Studienbedingungen für die Geschichtsstudenten wieder verbessert werden, erhofft sich die Universität dies auch für die Ausschreibung von vier Professuren für die gesamte Hochschule. Nach den Beschlüssen des Rektorats fühlte sich der Senat zu folgenden Professuren angehört und machte damit den Weg für die Ausschreibung frei. Die Philosophische Fakultät kann nun ihre W2-Professur für Slawische Sprachwissenschaft und ihre W1-Juniorprofessur für Deutsch als Fremdsprache besetzen. Von den anderen beiden Juniorprofessuren profitiert die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät. Sie kann die jeweiligen W1-Professuren für Diskrete Biomathematik und Proteinbiochemie ausschreiben.

Erfreut zeigte sich Westermann über die Bewilligung von fünf Juniorprofessuren aus den zusätzlichen Mitteln des Hochschulpaktes. Neben den drei W1-Juniorprofessuren, für die der Weg frei gemacht wurde, sind jeweils noch eine W1-Juniorprofessur Religion an der Theologischen und eine für Genderforschung an der Philosophischen Fakultät vorgesehen. Hinzu komme eine interfakultäre W1-Professur für Ethik, die aus Mitteln der Medizinischen Fakultät bezahlt wird, aber mit der Philosophischen Fakultät zusammenarbeitet.

Ein letztes Mal Einsschreibung zum Diplom in Psychologie möglich

Weiter ging es beim Rektoratsbericht mit den örtlichen Zulassungsbeschränkungen für verschiedene Studiengänge im kommenden Wintersemester. Verwundert fragte der stellvertretende Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider, nach dem Diplom in Psychologie. “Die Umstellung dauert noch mindestens ein Jahr”, antwortete Westermann. “Die Studienkommission des Senats hat sich geweigert, sich damit zu befassen”, ergänzte Professor Klaus Fesser, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.

Neubau des Rechenzentrums

Ein Neubau des Uni-Rechenzentrum rückt näher

Aus dem Rektoratsbericht gehen auch verschiedene zukünftige Bauvorhaben hervor:

  • Die eigentlich für August 2011 geplante Fertigstellung der alten Augenklinik (Rubenowstr. 2) wird sich wahrscheinlich aufgrund der Insolvenz des Architekturbüros auf Oktober 2011 verzögern.
  • Das Rektorat billigte das Grundkonzept für den Neubau eines Rechenzentrums mit einem zusätzlichen BackUp-Rechenzentrum an einem anderen Standort, vorzugsweise der Innenstadt. Im bisherigen Rechenzentrum sollen zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit in der Übergangszeit klimatisierte Schränke angeschafft werden.
  • Die Entwurfsplanung für die Grundsanierung der Alten Physik geht voran.  Baubeginn ist frühestens 2012. Es wird von einem Eigenanteil der Universität aus Rücklagen in Höhe von 3,8 Mio. Euro gerechnet.

Familiengerechte Hochschule

Dem Rekoratsbericht ist auch zu entnehmen, dass der Rektor die Zielvereinbarung zur Erlangung des Zertifikats „familiengerechte Hochschule“ unterzeichnet hat. In dieser Absichtserklärung bekennt sich die Universität, die Familienfreundlichkeit an der Uni für die nächsten drei Jahre weiter zu verbessern.  Der Rektoratsbericht zählt dazu folgende Maßnahmen auf:

  • Regelungen zur gleitenden Arbeitszeit
  • Entwicklung eines Positionspapiers „Grundsätze einer familiengerechten Universität“
  • Sensibilisierung und Unterstützung aller Führungskräfte in der Umsetzung eines familienbewussten Führungsverhaltens
  • Einführung jährlicher, strukturierter Mitarbeitergespräche
  • Einrichtung eines Familienzimmers
  • Unterstützung des Studentenwerks beim Aufbau einer Kinderbetreuungseinrichtung
  • Internetseite zur Familienfreundlichkeit
  • Entwicklung von themen- und zielgruppenspezifischen Broschüren
  • Einführung eines Teilzeitstudiums aus familiären Gründen
  • Unterstützung von Mitarbeiter/innen und Studierenden mit pflegebedürftigen Angehörigen

Fotos: David Vössing, Tjorven Hintze (Rechenzentrum), Carsten Schönebeck (Westermann)

Senatswahl wird nicht wiederholt – Klage droht

Die Wahl zum Senat wird nicht wiederholt, entschied der Wahlprüfungsausschusses in einer nichtöffentlichen Sitzung. “Die am 11. Januar vom Dekanat der Medizinischen Fakultät an alle Medizinstudenten versendete Wahlwerbemail ist rechtswidrig, der Wahleinspruch wird aber zurückgewiesen”, bestätigte Mike Naujok, Referatsleiter der Allgemeinen Verwaltung dem webMoritz. Aus der 14-seitigen juristischen Begründung geht hervor, dass der Ausschuss keinen direkten Zusammenhang zwischen Wahlergebnis und dem Aufruf der Medizinischen Fakultät sieht.  In der Konsequenz bleibt erst einmal alles wie gehabt. Die Kosten für eine Wiederwahl taxierte Naujok auf circa 10.000 Euro.

Kein direkter Zusammenhang zwischen Wahlergebnis und Aufruf der Mediziner

Das Ergebnis wurde erst jetzt bekannt, weil im Wahlprüfungsausschuss auf der Sitzung letzte Woche Donnerstag darüber Stillschweigen vereinbart wurde. Der Ausschussvorsitzende Professor Heinrich Lang fertigte über das Wochenende eine schriftliche Stellungnahme an, über die die Ausschussmitglieder am Montag vor der öffentlichen Bekanntgabe noch einmal einen Blick werfen sollten.

Korbinian Geiger

Die Studenten Solvejg Jenssen, Pedro Sithoe, Thomas Schattschneider und Korbinian Geiger, Alexander Schulz-Klingauf und Frederic Beeskow hatten die Wahl angefochten, weil sie eine unzulässige Wahlbeeinflussung seitens der Medizinischen Fakultät sahen. Dort wurde vor der Senatswahl eine Email aus dem Studiendekanat an alle Medizinstudenten geschickt, in der den Studierenden die Wahlliste “Offene Volluniversität” zur Wahl nahegelegt wurde. Seitens der Medizinischen Fakultät übernahm dessen Dekan Heyo Kroemer die Verantwortung für den Vorfall, wollte den Vorgang aber rechtlich nicht bewerten.

Wahlanfechter ziehen vielleicht vor Gericht

Damit ist die Anfechtung der Senatswahl aber noch nicht vom Tisch. “Wir Einspruchsführer müssen nach Prüfung der umfangreichen Begründung entscheiden, ob wir das Verwaltungsgericht die Entscheidung der Wahlprüfungskommission überprüfen lassen werden. Ein paar der Wahlanfechter können sich aber wohl vorstellen, vielleicht gegen die Entscheidung zu klagen”, äußerte Korbinian Geiger sich gegenüber dem webMoritz und fügte hinzu: “Der Umfang der Begründung, die mir noch nicht vorliegt, zeigt, dass der Begründungsaufwand für diese Entscheidung des Wahlprüfungsausschusses sehr hoch war.”

Fotos: Gabriel Kords (Geiger), ridcully via flickr (Wahlzettel), sebastian2 via jugendfotos.de (Wahlzettel ausfüllen)

Bologna: “Bildungs- und wissenschafts-politische Katastrophe”

Prorektor Professor Micheal Herbst

„Prüfungsstress, Überforderung, Ökonomisierung, Verschulung. Studierende sind nicht nur Studierende, sondern auch Menschen, die sich engagieren, Kinder haben oder arbeiten müssen.“ Diese Klagen werden regelmäßig von Bachelor- und Masterstudenten geäußert. Jene Kritik an der ökonimisierten Studienart wurde am Dienstagnachmittag vor etwa 60 Teilnehmern jedoch nicht von einem Studenten, sondern von Prorektor Professor Dr. Michael Herbst geäußert. Das Publikum, Studenten und Professoren, diskutierte über den aktuellen Stand der Bologna-Reform, der Umstellung von Diplom- und Magisterstudiengängen in zweistufige Studiengänge mit Bachelor und Master.

„Es ist eine bildungs- und wissenschaftspoltische Katastrophe“, bündelte Herbst seine vernichtende Kritik am Bologna-Prozess. Dennoch habe Bologna einen Vorteil: „Ein schnelles straffes Studium. Wir wollen das Beste aus der Reform der Bologna-Reform machen“, verwies Herbst auf das neue Landeshochschulgesetz, die vom Senat verabschiedete Bologna-Reform und die aktuell diskutierte Rahmenprüfungsorndung: Wegfall Masterhürde, Wiedereinführung des Diplom-Titels, erleichterte Möglichkeiten zum Auslandaufenthalt, Teilzeitstudium, keine Benotungspflicht für alle Module.

Aufregung um BWL-Diplom

Walter Ried will das BWL-Diplom erhalten.

Es ging aber nicht nur um Bologna, sondern auch um den Diplom-Studiengang der Betriebswirtschaftslehre (BWL). Für Aufregung sorgte Kurt Schanné vom Landesbildungsministerium: Aus der BWL solle ein mehrstufiger Studiengang im Zeitraum der fünfjährigen Zielvereinbarung werden. Dazu werde die Uni vom Land noch aufgefordert. Dass die BWL in Greifswald einen Preis vom Verein für deutsche Sprache erhalten habe, sei „bedeutungslos und nichts wissenschaftliches“. Der Preis sei auch aufgrund der Verbindung eines Lehrenden der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät zustande gekommen.

Dekan Walter Ried ließ das nicht auf sich sitzen: „Die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät geht – ebenso wie das Rektorat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität –  davon aus, dass sie den Diplomstudiengang Betriebswirtschaftslehre über die gesamte Laufzeit der aktuellen Zielvereinbarung fortführen darf.“ Prorektor Herbst ergänzte, dass „wir sachliche Gründe für das Diplom in der BWL als attraktiven und konkurrenzfähigen Studiengang sehen“. Auch die Vorwürfe zum Sprachpreis wies Ried zurück: „Die Fakultät hat den Institutionenpreis Deutsche Sprache aufgrund der Entscheidung einer unabhängigen und hochkarätig besetzten Jury erhalten.“

“Ziel von Bologna wurde erreicht: einheitlicher Bildungsraum in 47 Ländern”

Marina Steinmann sieht mit dem einheitlichen Bildungsraum ein Ziel von Bologna erreicht.

Aber nun wieder zurück zu Bachelor und Master. „Das Ziel von Bologna wurde 2010 erreicht, nämlich ein einheitlicher Bildungsraum in 47 Ländern, der nach außen auch so wahrgenommen wird“, betonte Marina Steinmann, Referatsleiterin Bologna-Reform beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der die Veranstaltung mitorganisierte. Sie räumte jedoch ein, dass „die Universitäten Fehler bei der Umsetzung gemacht haben“.

Inzwischen seien 82 Prozent aller Studiengänge in Deutschland auf Bachelor und Master umgestellt, jedoch fordere Bologna nur gestufte Studiengänge und keinen Bachelor nach sechs Semesternm, sagte sie. Von der Umstellung seien 16 Millionen Studenten an 4000 Hochschulen betroffen, fügte Professor Manfred Hampe ( TU Darmstadt) hinzu. Der Bologna-Experte des DAAD kritisierte das mecklenburg-vorpommerische Landeshochschulgesetz als „systemwridig“, weil es den Diplom-Ingenieur für den ersten (Bachelor) und zweiten Zyklus (Master) gleichzeitig vergebe. Ein Urteil über den Bachelor wollte er noch nicht treffen: „Der Arbeitsmarkt entscheidet in nächsten Jahren über die Annahme des Bachelors.“

Konkurrenz zwischen Bachelor und beruflicher Bildung?

In der anschließenden Diskussion ging es um verschiedene Fragen. Eine  war, ob der Bachelor in Konkurrenz zu den Berufsabschlüssen der dualen Ausbildung stehe. „Unternehmen bestätigen, dass der Bachelor brauchbar ist“, bezog sich Steinmann auf eine Studie von 2007, die ergab: „Es gibt keine Konkurrenz“. Dem schloss sich Schanné an, auch wenn es  in der Realität Überschneidungen wegen Kooperationen von Fach- und Hochschule gebe.

Hampe meinte, dass einige Menschen besser eine Berufsausbildung machten als auf die Uni zu gehen. Die Hochschulen sollten sich ihre Studierenden genau anschauen, denn „nicht jeder Bachelorstudent hat das Zeug zum Master“. Passend hierzu forderte eine Studentin aus dem Publikum: „Jeder Student soll entscheiden, ob er/sie einen Master machen soll oder nicht“. Dies hänge von den Ressourcen für die Masterstudiengänge ab, schränkte Schanné ein und ergänzte, dass Wechsel zwischen den Hochschulen Probleme machen könnten, was aber nicht zum System werden sollte und nicht Absicht der Hochschulen sein.

Professor Volker Gehmlich sieht den Master nicht als ein Muss.

„Der Master ist kein Muss“, machte Professor Volker Gehmlich von der Fachhochschule Osnabrück deutlich. Den Master würden auch die Bachelorstudenten machen, die nichts auf dem Arbeitsmarkt gefunden hätten. Einige Bachelorstudenten fühlen sich nach sechs Semestern noch nicht fit für den Arbeitsmarkt, wie eine Bachelorstudentin mit der Fächerkombination Geschichte und Kunstgeschichte formulierte, die fehlenden Praxisbezug in ihrem Studium kritisierte.

Dem stimmte Herbst zu: „Wir können uns nicht recht vorstellen, dass jemand, der sechs Semester Theologie studiert, befähigt ist, ein Pfarramt zu führen.“ Auf einen Bachelor könne man einen Master draufsatteln, ergänzte Schanné. „Ein Bachelorstudent sollte überall seinen Master machen können“, fügte Hampe hinzu.

Auslandsaufenthalt wichtiger als ein Semester mehr Regelstudienzeit

Absicht des Bologna-Prozesses war, die Mobilität der Studierenden zu erhöhen. Viele Bachelorstudenten klagen aber, dass sie sich einen Auslandsaufenthalt nicht leisten können. In finanzieller Hinsicht verwies Schanné auf Auslands-Bafög oder Stipendien. In zeitlicher Hinsicht sorgt ein Senatsbeschluss der Universität dafür (Bologna-Richtlinie), dass künftig ein Auslandssemester nicht mehr auf die Regelstudienzeit angerechnet werden muss.

Herbst sprach sich für ein „Mobilitätsfenster“ aus und sieht Probleme bei mehrsemestrigen Modulen. „Die Modulgröße muss so klein sein, dass sie einen Auslandsaufenthalt nicht verhindert und so groß sein, dass sich die Prüfungslast verringert“, machte Hampe deutlich, der sogar einen verlustfreien Auslandsaufenthalt durch eine bessere Abstimmung mit den Partneruniversitäten als möglich ansieht. Der verlustfreie Auslandsaufenthalt werde dadurch möglich, dass es grundsätzlich das Recht auf Anerkennung der ausländischen Leistung gebe, ergänzte Steinmann. Sie schränkte jedoch ein, dass ein Auslandssemester den Unternehmen mehr bedeutet, als die Überziehung der Regelstudienzeit um ein Semester, wenn die Anrechnung doch nicht klappt.

“Bachelor kann nur notwendiges Rüstzeug geben, aber nicht sinnvolle Anwendung des Wissens”

Kurt Schanné (Landesbildungsministerium) sieht den Masterzugang abhängig von den Ressourcen der Hochschule.

Überschreitet man die Regelstudienzeit um ein Semester, steht man manchmal vor dem nächsten Problem zum Master: Man ist im Winter fertig und kann erst im nächsten Winter mit dem gewünschten Master weiter machen. „Wir sollten die Immatrikulation für einen Master auch im Sommersemester ermöglichen“, schlug Herbst hierzu vor, schränkte allerdings ein: „Als kleine Uni stoßen wir dann an unsere Grenzen.“ Um sich für einen bestimmten Master zulassen zu können, werden bestimmte Credit Points (ECTS) in einigen Fächern gefordert. „Was mache ich, wenn ich dies nicht schaffe?“, fragte ein Student und erhielt eher ausweichende und allgemeine Antworten. „Die Credit Points sind zeitliche Orientierungspunkte und nur relevant mit dem Ergebnis“, sagte Gehmlich. „Kompetenzorientierte Prüfungen und deren Anerkennungen sind gewünscht“, fügte Schanné hinzu.

Die genaue Kompetenz eines Bachelors wurde aber nicht deutlich: Ein Physiker von Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät gab zu bedenken: „Die Industrie weiß nicht, was sie braucht. Der Bachelor kann das notwendige Rüstzeug gegeben. Er kann dem Absolventen aber nicht die sinnvolle Anwendung des Wissens geben, zum Beispiel in Form einer ausführlichen zweisemestrigen Masterarbeit“. Hampe nutzte die Gelegenheit und wies allgemein auf den Personalbedarf der Industrie hin: „Sie braucht hochqualifiziertes Personal, davon ein Drittel Master- und zwei Drittel Bachelorabsolventen.“

Wie sieht es mit Bologna 2020 aus?

Professor Manfred Hampe will die Zweistufigkeit der Bologna-Reform nicht zurückdrehen

Die letzte Frage war, wie es mit Bologna 2020 aussieht, beispielsweise ob man zu den Titeln Magister oder Diplom zurückkehren wird. „Wir wünschen uns den Titel Diplom-Ingenieur zurück, jedoch nicht einer Rückkehr zur einstufigen Struktur“, verlangte Hampe und will damit die Zweistufigkeit mit Bachelor und Master beibehalten. Hampe schloss sich auch der Forderung Gehmlichs an, wonach dann unterschiedliche Bezeichnungen notwendig seien. Auch Schammé will keine Aufgabe des gestuften Studiensystems. “Wir machen das Beste aus Bachelor und Master”, ist vielleicht ein passender Schlusssatz von Herbst zur Debatte Bologna unter der Lupe.

Fotos: David Vössing