„Viele Mängel können wir nicht beseitigen“ – Rektor Rainer Westermann im Gespräch

moritz Herr Westermann, als Rektor, Lehrstuhlinhaber und Professor haben Sie immer allerhand zu tun, wie entspannen Sie sich am liebsten nach der Arbeit?
Prof. Westermann Am liebsten in unserem Garten.

moritz Der Entwurf des Gesetzes zur Novellierung des Landeshochschulgesetzes sieht eine Stärkung Ihres Amtes vor. Begrüßen Sie das oder ist Ihrer Meinung nach eine Stärkung der Demokratie an unserer Universität von Nöten?
Westermann Ehrlich gesagt, sehe ich im Regierungsentwurf gar keine gravierende Stärkung des Rektors. Er soll zwar einerseits gewisse Entscheidungsrechte innerhalb der Geschäftsbereiche der anderen Rektoratsmitglieder bekommen, die gibt es aber bisher auch schon auf Grund der Richtlinienkompetenz. Man sollte davon aber sowieso nur im äußersten Konfliktfall Gebrauch machen. Auf der anderen Seite soll die Stellung des Rektors nach dem Regierungsentwurf dadurch geschwächt werden, dass nicht er, sondern der Kanzler Dienstvorgesetzter des Verwaltungspersonals ist. Ansonsten sind meiner Meinung nach sowohl die demokratische Legitimation als auch die demokratische Kontrolle des Rektorats vernünftig geregelt. (mehr …)

Mehr Geld für Studenten: Rektor kritisiert neues Stipendienprogramm

Das Bundeskabinett hat bei seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch eine Erhöhung des BAföG-Sätze für Studierende beschlossen. Zu Beginn des Wintersemesters 2010/11 im Oktober steigen die Sätze für Studierende geringfügig um zwei Prozent an. Außerdem hat sich die Koalition geeinigt, zum selben Zeitpunkt ein Stipendienprogramm für Studierende aufzulegen. Mittelfristig sollen damit bis zu zehn Prozent der Studierenden ein monatliches Stipendium von 300 Euro erhalten. Obwohl die Pläne auf den ersten Blick vielversprechend scheinen, gibt es von Hochschulvertretern und Opposition massive Kritik daran.

Das neue Stipendienprogramm sieht vor, dass die Unis sich um Stipendien bei privaten Geldgebern, also bei Wirtschaft und Stiftungen kümmern. Diese geben die Hälfte des zu zahlenden Stipendiums, die Regierung legt die andere Hälfte oben drauf. Bisher kommen Stipendiengelder fast vollständig von der Bundesregierung: Über eine Reihe von Stiftungen erhalten bundesweit knapp 2 Prozent (in Greifswald deutlich weniger) der Studierenden ein Stipendium in Höhe ihrer BAföG-Bezüge, das sie nicht zurückzahlen müssen. Dazu kommen 80 Euro „Büchergeld“, das unabhängig von irgendwelchen Bedingungen gezahlt wird. Bevor die neuen Pläne Realität werden, müssen sie noch durch den Bundestag.

Bezüglich des neuen Stipendienprogramms wollen Oppositionspolitiker und Fachleute herausgefunden haben, dass die Reaktionen der Wirtschaft auf die Pläne bisher eher verhalten sind und insofern zu bezweifeln ist, dass das Ziel von zehn Prozent geförderter Studierender zügig erreicht wird.

Rektor Westermann: „Absolut ungeeignet“

Prof. Margret Wintermantel, Vorsitzende der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), erklärte ihre prinzipielle Zustimmung zum Ansinnen der Regierung, mehr Studierende zu fördern. Die aktuellen Pläne seien aber auch deswegen zweifelhaft, weil sie Hochschulen in wirtschaftsschwachen Regionen benachteiligten. Dort gäbe es voraussichtlich nicht so viele Stipendiengeber wie an Orten, wo es reichlich wirtschaftliches Kapital gibt.

Westermann: Studiennachteile würden sich noch stärker bemerkbar machen.

Der Greifswalder Rektor Prof. Rainer Westermann wird noch deutlicher. Er erklärte auf Anfrage:

„Ein Stipendienprogramm dieser Art ist eine gefährliche Fehlkonstruktion. Es ist absolut ungeeignet, die Situation unserer Studierenden angemessen zu verbessern. Und es schiebt die Verantwortung dafür auf Hochschulen, Wirtschaft und Privatpersonen ab. Würde es umgesetzt, werden sich die Standortnachteile unserer Universität noch stärker bemerkbar machen.

Auch wir machen uns darüber Gedanken, wie wir gute Studenten fördern können, das geplante Programm erscheint uns dazu jedoch nicht geeignet. Zum einen haben wir in einer Region ohne nennenswerte, wirtschaftlich starke Unternehmen kaum die Chance, ausreichend Eigenmittel zur Gegenfinanzierung der Stipendien einzuwerben. Wir würden in einem strukturschwachen Bundesland in einen direkten Wettbewerb mit den anderen Hochschulen des Landes treten, bei dem es um Geld geht, das es möglicherweise gar nicht gibt.

Wir müssen auch mit einem nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand rechnen, um diese Stipendien rechtssicher zu vergeben.“

Dass Mecklenburg-Vorpommern insgesamt benachteiligt wird, haben wiederum die Grünen in MV realisiert. Deren hochschulpolitischer Sprecher, Johannes Saalfeld, verkündete, das Programm benachteilige wegen der geschilderten Problematik nicht nur das Land Mecklenburg-Vorpommern, sondern überdies auch die „wirtschaftsfernen“ Studiengänge, also zum Beispiel Geistes- und Sozialwissenschaften oder Theologie. Weiter heißt es in der Mitteilung:

„Stipendienprogramme können zudem keine gerechte Grundfinanzierung ersetzen, sondern wirken immer nur punktuell. Also muss vor allem das BAföG ausgebaut werden. „Bildungsministerin Schavan meint, mit dem neuen nationalen Stipendienprogramm Private und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, in Wahrheit ist es aber ein staatlicher Rückzug aus der Verantwortung für eine gerechte Bildungspolitik.“

Politiker der Parteien im linken Spektrum und selbst im Bereich der CDU weisen zudem auf eine weitere Ungerechtigkeit bei den Plänen hin: Die 300 Euro sollen im Gegensatz zu BAföG-Geldern unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden. Das einzige Kriterium soll die Leistung der Studierenden sein. Hinzu kommt, dass 300 Euro noch nicht ausreichen, ein Studium komplett zu finanzieren. Wer also keine weiteren Stipendiengelder erhält, ist auf die übliche staatliche Förderung angewiesen – und hat am Ende somit womöglich einen BAföG-Kredit zurückzuzahlen.

Die FDP preist das neue Programm derweil als Trendwende in der Bildungspolitik. Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des fraktionsinternen Arbeitskreises Innovation, Gesellschaftspolitik und Kultur Patrick Meinhardt ist der Überzeugung, dass Deutschland bei der „Stipendienförderung“ ein „Entwicklunsland“ ist. Er erklärt konträr zu den Ansichten Saalfelds:

„BAföG-Modernisierung und Stipendienprogramm sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Wer die BAföG-Erhöhung gegen das Stipendienprogramm ausspielen will, tritt eine neue Neiddebatte los, statt die Förderung von Begabungen, Persönlichkeit und gesellschaftlichem Engagement in den Vordergrund zu stellen.“

Wer schon Stipendiat ist, bekommt mehr

Freuen können sich allerdings die Stipendiaten, die nach dem bisherigen Modell von Studienstiftungen gefördert werden: Für sie erhöht sich neben ihren normalen Bezügen (in Höhe des persönlichen BAföG-Satzes) das Büchergeld von bisher 80 Euro auf 300 Euro. Hier übernimmt die Bundesregierung die entstehenden Mehrkosten offenbar komplett. Bei verschiedenen Begabtenförderwerken hatten sich die Stipendiaten gegen die Pläne gewandt, weil sie sie für unsolidarisch halten.

Bilder: webMoritz-Archiv, moritz-Magazin (Westermann), FZS (Grafik)

Rektorat von Gottes Gnaden

Ein Kommentar von Carsten Schönebeck

Als der Senat vor einigen Wochen entschied, dass die Greifswalder Universität ihren umstrittenen Namenspatron behält, gab es naturgemäß geteilte Meinungen zum Ausgang des Tagesordnungspunktes. Allerdings machte sich auch das Gefühl eines kommunalen Aufatmens breit. Selbst viele der aktiven Debattenteilnehmer schienen froh, dass die Senatsentscheidung einen vorläufigen Waffenstillstand zwischen Befürwortern und Gegnern des Namens in Aussicht stellte.

Pressesprecher Meßerschmidt (seit Juni 2008 im Amt): Arndt ist kein Thema

Was sich niemand wünschen konnte, ist allerdings der Rückfall in die Zeiten vor der studentischen Vollversammlung 2009, die als Stein des Anstoßes für eine neunmonatige Debatte gedient hatte: Eine Universität, die ihren Namenspatron in der untersten Schmuddelschublade zu verstecken versucht. Doch wer vergangene Woche die Ostseezeitung las, musste feststellen, dass genau dies das Ansinnen der Universitätsleitung ist. Weder eine Überarbeitung des umstrittenen Infotextes zu Arndt auf der Uni-Homepage, noch eine mögliche Würdigung des pommerschen Volkshelden sei laut Uni-Pressesprecher Jan Meßerschmidt “ein Thema”.  Für jeden, ob Student, Professor oder Bürger, der sich in den letzten Monaten mit der causa Arndt befasst hat muss dies wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Neun Monate Diskussionen – Vollversammlung, Urabstimmung, Unterschriftensammlungen, Senatsdebatten-  und -komissionen, öffentliche Anhörungen – für die Uni-Leitung aber ist Arndt “kein Thema”.

Es scheint, als hätte man aus dem Rektoratspalast die Ereignisse des letzten Jahres maximal mit einem amüsierten Lächeln betrachtet, eventuell darauf bedacht, den universitären und städtischen Pöbel nicht zu nahe herankommen zu lassen – auf dass die weißen Fassade des Hauptgebäudes möglichst nicht mit dem Blut der verbalen Straßenschlachten beschmutzt werde. Das ist, wie erwähnt, noch die freundliche Interpretation, die voraussetzt, dass am Rubenowplatz noch ein funktionstüchtiger, wenn auch nicht zwingend wacher Geist haust.

Fühlt sich nicht zuständig: Rektor Professor Westermann

Der Namenspatron einer weltlichen Institution erlangt seine Daseinsberechtigung über zwei Aspekte: Die Würdigung einer herausragenden Persönlichkeit und die Identifikation mit einem personifizierten Ideal, für all jene, die sich mit dieser Einrichtung verbunden fühlen. Der zweite Punkt kann meist nur durch den ersten erreicht werden.

Rektor Prof. Rainer Westermann hatte bereits vor ziemlich genau einem Jahr gegenüber dem webMoritz geäußert, dass Arndt für ihn “kein Vorbild” ist. Der Name sei für ihn aber auch kein Problem, denn: “Ich habe mir den Namen nicht ausgesucht und ich bin für die Namensgebung nicht zuständig.” Etwas ungewöhnlich für einen Rektor, der sonst nicht gerade dafür bekannt ist, vor dem Senat den Bückling zu mimen, im Gegenteil den Eindruck vermittelt, es handle sich dabei um ein für ihn eher lästiges Kontrollgremium.

Wenn es dabei bleibt, dass trotz des Festhaltens am Patron eine Würdigung Arndts für die Universität kein Thema ist, ist das nicht nur peinlich und enttäuschend, sondern die gesellschaftlich-kommunikative Bankrotterklärung der Universitätsleitung: für beide Fraktionen des Streits das wohl schlechtmöglichste Ergebnis.

Fotos:

  • Prof. Westermann – Arik Platzek
  • Foto  Jan Meßerschmidt –  Uni-Pressestelle via webMoritz-Archiv
  • Montage “Hauptgebäude” – webMoritz-Archiv

Jetzt doch: Unser Rektor fährt Maybach

Wie wir bereits vor einigen Stunden getwittert haben, erreichte uns heute Mittag ein Fotobeweis für ein schon länger existierendes Gerücht: Im Fuhrpark der Universität gibt es bereits seit mehreren Monaten eine Limousine der Marke Maybach. Das entsprechende Foto erhielten wir vom Leser “LSDSL”.

Unser Leser "LSDSL" fotografierte den Maybach heute auf dem Hof des Uni-Fuhrparks.

Die Universität, die die Existenz eines solchen Fahrzeugs noch im Januar zurückgewiesen hatte (für die Beantwortung unserer Anfrage aber damals über zwei Wochen benötigte), bestätigte inzwischen angesichts des Beweisfotos gegenüber dem webMoritz offiziell, dass der Fuhrpark über ein solches Fahrzeug verfüge und dass es der persönliche Dienstwagen des Rektors, Professor Rainer Westermann, sei. Wie auf dem Foto zu erkennen ist, handelt es sich um einen Maybach 62S, dessen genauer Marktwert zwar nicht bekannt ist, aber deutlich über 400.000 Euro liegen dürfte. (mehr …)

“Verirrte Gammler besudeln das Ansehen der Universität”

Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls passiert speziell in Greifswald zwar wenig Bemerkenswertes, doch der webMoritz hat aus Anlass des großen Jahrestags ein besonderes Dokument ausgegraben. Das Schreiben dürfte mutmaßlich bereits zu seiner Entstehung für Heiterkeit gesorgt haben – heute ist es aber unfreiwillig noch komischer als zu seiner Entstehungszeit. Wobei es in seinem Inhalt durchaus noch von gewisser Aktualität ist…

Sodann:

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