von moritz.magazin | 01.02.2010
Reinhard Amler war 28 Jahre Mitglied der Greifswalder Lokalredaktion der Ostseezeitung (OZ). Seit 1996 war er deren Chefredakteur. Nun verlässt er Greifswald in Richtung Stralsund.
moritz Herr Amler, Sie verlassen Greifswald nach 28 Jahren in Richtung Stralsund? Warum nach so langer Zeit noch einmal der Wechsel?
Reinhard Amler Es ist nicht mein Wunsch, sondern eine Entscheidung meiner Chefredaktion.
moritz Wie motiviert man sich nach so langer Zeit an der gleichen Stelle, neue Dinge auszuprobieren?
Amler Ich motiviere mich, indem ich mir die positiven Dinge aufliste, die ich künftig haben werde und die negativen, von denen ich künftig verschont bleiben werde.
moritz Sie haben immer in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet. Schon Ihr Volontariat haben Sie bei der OZ gemacht. Warum hat es Sie nie von hier weggezogen, zu größeren Herausforderungen?
Amler In einer Lokalredaktion zu arbeiten, ist eine große Herausforderung, weil man nirgendwo im Journalismus näher an der Masse der Leser dran ist. (mehr …)
von Gabriel Kords | 12.06.2009
Ein Kommentar von Gabriel Kords
Ach, was hatten wir uns alle doch auf die Zeit nach den Wahlen gefreut! Da würden die CDU-Politiker endlich wieder tun und lassen können, was sie wollten, ohne dass es jemand interessiert, könnte die OZ endlich wieder in Ruhe über Großmutters Gemüsebeet berichten, anstatt an investigativem Polit-Journalismus zu scheitern und die Grünen hätten sich in Ruhe dem Natur- und Umweltschutz widmen können, anstatt mit haarsträubender Wahlkampf-Rhetorik ihre politische Umwelt zu be- und verschmutzen. Auch der webMoritz, hatten wir naiv gehofft, könne sich endlich wieder der Hochschulpolitik zuwenden. O, welch trügerischer Irrtum!
Denn es kam anders: Der Wahlkampf ging zu Wochenbeginn einfach weiter. Da ätzten die Grünen in Person von Michael Steiger Ulrich Rose am Montag in altbekannter Weise über die Ostsee-Zeitung, deren Wahlberichterstattung vom selben Tag in der Tat nicht gerade ein Glanzstück war. Das Lokalblättchen hatte nämlich eine äußerst unpräzise Hochrechnung von 22:17 Uhr unter dem Titel „So hat Greifswald gewählt“ veröffentlicht und überdies eine reichlich unrefklektierte Analyse des CDU-Ergebnisses produziert.

Redaktionsgebäude der Ostseezeitung in der Joh.-Seb.-Bach-Straße
So weit, so normal. Was aber nicht normal war, war die Reaktion des OZ-Lokalchefs Reinhard Amler, der postwendend am Dienstag in der Kolummne „Guten Tag, liebe Leser!“ zurückschoss. Die Grünen könnten wohl nicht verlieren, spöttelte er, und bezichtigte sie gleich zwei Mal der „Hetze“ gegen CDU und Ostsee-Zeitung. Amlers Kommentar war gleich mehrfach verwerflich – warum, erläutert (wenn auch parteiisch) der Fleischervorstadtblog. Hinzu kommt noch: Der Terminus der „Hetze“ zählt nicht unbedingt zu dem Vokabular, dass man unbedarft verwenden sollte. Für den medieninteressierten Greifswalder dürfte Amlers Reaktion jedenfalls ein Novum gewesen sein, denn bis dato saß die OZ die meisten ihrer redaktionellen und journalistischen Fehler einfach aus, die Korrektur übernehmen schon seit langer Zeit andere für sie. So wurde auch das falsche „Wahlergebnis“ aus der Montags-Ausgabe in den Folgeausgaben nicht adäquat korrigiert. Auch die Grünen waren sichtlich verwundert über Amlers Reaktion und erwiderten sie dann gleich zweimal. (mehr …)