Podiumsdiskussion über Zukunftsaussichten für bürgerschaftliches Engagement

Die Stralsunder Straße 10 gehört dem Petruswerk und ist seit langem eine stadtbildprägende Ruine.

Seit über zwei Jahren kämpft der Verein StraZe e.V. um den Erhalt des Kulturhauses in der Stralsunder Straße 10. Ausschlaggebend für die Gründung der Bürgerinitiative sind Pläne des gegenwärtigen Inhabers, das Gebäude abreißen zu lassen. Nach jahrelangem Kampf um die Rettung des Gebäudes zieht die Initiative nun im Rahmen einer Podiumsdiskussion unter dem Motto “Zukunftsuassichten für bürgerschaftliches Engagement” am 7. Oktober ab 18 Uhr Bilanz ihrer bisherigen Arbeit. Es wird sich vor allem mit der Frage auseinander gesetzt, wie sich das Verhältnis von Verwaltung, Politik und Bürgern ändern sollte, damit bürgerschaftliches Engagement in Greifswald weiterhin Spaß mache. Schließlich scheitere, manches Vorhaben “nicht an Ideen, Verantwortungsbereitschaft oder am Geld. Sondern daran, dass Verwaltung, Politik und Bürger nicht die gleiche Sprache sprechen”, meinen die Veranstalter der Podiumsdiskussion in einer Pressemitteilung.

Bisher haben Sonja Steffen (SPD), Mitglied des Bundestages, Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen der Greifswalder Bürgerschaft, Professor Dr. Michael Herbst, Prorektor der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald, Dirk Grah von der GLS-Bank Hamburg, Antje Post vom Landesjungendring sowie Thorsten Erdmann vom Norddeutschen Rundfunk zugesagt. Letztgenannter wird die Veranstaltung moderieren. Greifswalds Oberbürgermeister Dr. Arthur König wurde ebenfalls eingeladen, sagte seine Teilnahme allerdings aus terminlichen Gründen ab. Wie das Sekretariat des Oberbürgermeisters dem webMoritz mitteilte, sind auch die Beigeordneten terminlich verhindert. Ebenfalls aus terminlichen Gründen abgesagt hat Matthias Lietz, Greifswalder Abgeordneter im Bundestag.

Die Podiumsdiskussion ist Teil der Veranstaltungsreihe im Rahmen des zehnjährigen Bestehens des Traditionsseglers und Jugendvereins Lovis e.V.. Veranstalter ist der Verein Kultur- und Initiativenhaus Greifswald e.V.. Die Diskussion soll nach Angaben der Organisatoren “offen erfolgen, in die Zukunft gerichtet sein und Erfahrungen anderer Verbände und Initiativen ausreichend Raum geben.”

Wie die Ostsee-Zeitung vergangenen Freitag mitteilte, scheint der Abriss des Gebäudes vorerst “vom Tisch” zu sein. Demnach soll der Verein Kultur- und Initiativenhaus die Chance erhalten, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren. Das Petruswerk, gegenwärtiger Inhaber des Gebäudes, muss nun innerhalb der nächsten sechs Wochen dem Verein ein entsprechendes Angebot zur Sanierung unterbreiten. Eine endgültige Entscheidung über die Restaurierung des Gebäudes wird die untere Denkmalschutzbehörde fällen. Zwar ist der Inhaber verpflichtet, ein denkmalgeschütztes Gebäude zu erhalten, allerdings nur, solange sich eine Sanierung als wirtschaftlich erweist. Sollte der Verein kein wirtschaftliches Sanierungskonzept für das Gebäude vorlegen können, so ist ein Abriss des Gebäudes durch das Petruswerk  nach wie vor möglich.

Fotos: Gabriel Kords (Pommersches Landesmsueum, webMoritz-Archiv), Carsten Schönebeck (Stralsunder Straße 10, webMoritz-Archiv)

Kurzbericht von der Bahn-Podiumsdiskussion

Dieser Artikel erschien am 22. September auf daburnas Logbuch. Wir veröffentlichen ihn mit freundlicher Genehmigung von Blog-Betreiber und -Autor Oliver Wunder.

Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen lud Dienstag abend zu einer Podiumsdiskussion im Greifswalder St. Spiritus ein. Das Motto der Veranstaltung war “Ausbauen statt Abhängen – die Zukunft des Bahnfernverkehrs in Vorpommern”.

Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass die Bahn mit Einführung des Winterfahrplans im Dezember voraussichtlich drei der fünf täglichen IC-Verbindungen über Greifswald Richtung Berlin streichen wird, hatte das Thema aktuelle Brisanz. Und so war die Veranstaltung mit über 40 Gästen gut besucht.

Fast zweieinhalb Stunden diskutierten Dr. Anton Hofreiter (MdB, Sprecher für Verkehrspolitik Bündnis 90/Die Grünen), Hauke Juranek (PRO BAHN Mecklenburg-Vorpommern), Prof. Dr. Helmut Klüter (Institut für Geographie, Universität Greifswald) und Ingulf Leuschel (Deutsche Bahn AG, Konzernbevollmächtigter Berlin) unter Leitung des Moderators Dr. Ulrich Rose (Bündnis 90/Die Grünen, Greifswald-Uecker-Peene) untereinander und mit dem Publikum.

Wie wird der Betrieb in der kommenden Zeit am Greifswalder Hauptbahnhof sein?

Viele Argumente und Ideen kamen auf den Tisch. Die A20 hat der Bahn den letzten Schlag gegeben, sagte Leuschel. Der Fernverkehr müsse sich selber tragen, während der Regionalverkehr durch das Land bezuschusst wird. Der Vorschlag, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu ändern, dass auch im Fernverkehr die Strecken ausgeschrieben werden, kam von Hofreiter. So könne bessere Taktung und Qualität erreicht werden. Ein Konzept zur Steigerung der Attraktivität der Schiene sei der integrale Taktfahrplan.

Juranek merkte an, dass das Land Mecklenburg-Vorpommern den Wegfall der IC-Verbindungen nicht durch mehr Regionalbahnen kompensieren könne, da erstens das Geld dazu fehlen würde und zweitens damit auch der Anreiz genommen würde, mit den letzten verbliebenen IC zu fahren. Helmut Klüter stellte kurz eine Studie zu einer möglichen Strecke Prerow Rostock vor und kritisierte gleichzeitig die Berechnungs- und Marktforschungsmethoden der Bahn. So würden bei der Marktforschung nur Fahrgäste befragt, aber eben nicht die Nichtfahrenden. Dem widersprach Leuschel sofort.

Viele verschiedenen Meinungen, Ideen und Argumente – aber alle hatten doch irgendwie eins gemeinsam: Verantwortung wurde kaum übernommen. Probleme wurden wegdiskutiert, abgewälzt oder auf andere geschoben. Einige der Ideen können nur langfristig realisiert werden. Die momentane Situation mit vollen Regionalbahnen besonders am Wochenende und dem geplanten Streichkonzert bei den InterCity-Verbindungen wird erstmal nicht verbessert.

Dies war wohl auch ausschlaggebend für Dr. Stefan Fassbinder (Bündnis 90/Die Grünen,Greifswald-Uecker-Peene) am Ende der Veranstaltung dazu aufzurufen, die Streichungen nicht einfach so hinzunehmen, sondern irgendetwas dagegen zu tun. Wenigstens eine Unterschriftenliste für den Erhalt könnte es geben. Im Blog der Grünen Greifswald soll darüber berichtet werden.

Fotos: Gabriel Kords (webMoritz-Archiv)

Theater: 2011 droht die Insolvenz

Aufsichtsrat-Chef Wolfgang Joecks, Theater-Geschäftsführer Rainer Steffens, Betriebsrätin Sabrina Sadowska, Moderator Rüdiger Bloch und Schulleiter Nils Kleemann diskutieren über das Theater.

Wo sonst Theateraufführung auf der Bühne stattfinden, ging es zwar auch um das Theater, nur ging es diesmal um die Zukunft des Hauses, in einer Podiumsdiskussion, wo unter anderen Theater Vorpommern Geschäftsführer Dr. Rainer Steffens (CDU) letzte Woche Rede und Antwort stand. Nur zu den gekündigten Geschäftsführern wollte Steffens nichts sagen.

Während im Jahr 2009 ein Defizit von 228.000 Euro erzielt wurde, sind für dieses Jahr zwar 38.900 Euro Gewinn eingeplant. Jedoch werden bis 2020 jährliche kontinuierlich steigende Defizite bis in die Millionen hinein erwartet. Damit sinke das Eigenkapital von 285.100 Euro Anfang 2010 auf fast 18 Millionen Euro, negativ versteht sich.

Angesichts dieser dramatischen wirtschaftlichen Lage hat die Bürgerschaft Greifswald auf ihrer Sondersitzung am Montagabend einen Prüfauftrag für das Theater Vorpommern erteilt. Die Verwaltung hat nun freie Hand, alle notwendigen Strukturveränderungen zur Zukunftssicherung des Theaters zu prüfen. Es besteht akuter Handlungsbedarf, da der Kulturstätte bereits im kommenden Jahr die Insolvenz droht.

Kultursenator Ulf Dembski (SPD)

„Die Probleme sind nur mit erheblichen Strukturveränderungen zu beheben“, machte Kultursenator Ulf Dembski (SPD) bei seiner Fürsprache für den Prüfauftrag in der Bürgerschaft deutlich. „Es ist wichtig, alle Optionen zu untersuchen. Ich warne davor, eine Beschränkung vorzunehmen. Das Theater muss am Ende finanzierbar sein.“ Dem Appell folgte die Mehrheit der Bürgerschaft, darunter Wolfgang Joecks (SPD), Axel Hochschild (CDU) und Manfred Matschke (FDP). Bürgerliste und Linkspartei hatten dafür plädiert, die Prüfung in Richtung Theaterfusion komplett aus der Beschlussvorlage zu entfernen. Dieser Änderungsantrag fand jedoch keine Mehrheit.

Auch in der Podiumsdiskussion machte Steffens deutlich, dass es „keine Tabus“ gebe, auch über eine Fusion werde geredet, es sei „aber kein Fakt, dass sie Ende 2010 kommt“. Nachdrücklich verwies er darauf, dass der Prüfantrag „offen“ im Ergebnis sei. Die neuen Geschäftsführer seien „nicht als Abwickler“ eingestellt worden.

Einig waren sich die knapp über hundert Teilnehmer am Mittwochabend, dass Greifswald sein Theater behalten müsse. „Ich rufe Sie alle auf, das Theater zu erhalten“, sagte beispielsweise der Theater-Geschäftsfüher. „Kultur ist etwas ganz Wichtiges“, meinte eine Deutschlehrerin. „Das Theater ist unverzichtbar“, meinte ein anderer.

Schere zwischen Einnahmen und Kosten öffnet sich weiter

Rechtsanwalt und Theater-Geschäftsführer Dr. Rainer Steffens (CDU)

Schnell brachte Moderator Rüdiger Bloch die Diskussion auf den Punkt: „Geld ist die zentrale Frage“. Die Schere zwischen Einnahmen und Kosten gehe immer weiter auseinander, so der ehemalige Intendant des Theaters Vorpommern. Zwar sieht Steffens „keine akute Insolvenzgefahr“, aber „perspektivisch kann mit den laufenden Mittel das Theater nicht weiter betreiben werden“. Grund seien steigende Kosten bei sich kaum ändernden Einnahmen. Die Gesellschafter würden nun ein Konsolidierungskonzept erwarten.

Neben den Eintrittsgeldern erhält das Theater Zuschüsse von den drei Gesellschaftern, also der Städte Greifswald, Stralsund und des Landkreises Rügen und des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Zumindest aus den Stimmen zur Greifswalder Bürgerschaft wurde deutlich, dass diese interfraktionell hinter dem Theater stehen. Anders sieht es mit den Zuschüssen des Landes aus, die seit 1994 konstant sind und es auch noch die nächsten zehn Jahre bleiben sollen. Jedoch wünsche sich das Land Fusionen, so Steffens und werde Anstrengungen bei der Höhe der Zuschüsse berücksichtigen. Sieht das Land diese nicht, könnten die Zuschüsse geringer ausfallen. Hieran entzündete sich große Kritik, weil das Land nur reine Bundesmittel weiter verteile ohne einen eigenen Beitrag zu leisten. Eine finanzielle Beteiligung forderte ein Gast unter Beifall.

Keine Betriebsbedingten Kündigungen

Betriebsratsvorsitzende Sabrina Sadowska machte deutlich, dass die Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalt verzichteten, um die finanzielle Lage des Theaters zu erleichtern. Bei den harten Verhandlungen habe es Arbeitsplatzsicherung bis mindestens Ende 2011 gegeben. Aufsichtsratsvorsitzender Professor Wolfgang Joecks (SPD) ergänzte, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde.

Fusion mit anderen Theatern nicht erwünscht

Knapp 100 Gäste lauschten gespannt der Diskussionsrunde

Was die Fusion angeht, gab es auch großen Widerstand. „Fusionen sollen Zuschauerströme lenken, das wird aber nichts“, machte ein Zuhörer deutlich. Ob man dann in andere Theater zu Aufführungen fährt, wurde teils bejaht, aber überwiegend skeptisch gesehen. Bloch, der in Anlehnung an das Positionspapier zur Lehrerbildung, ein solches Papier auch für das Theater zu erarbeiten forderte, berichtete von mehreren von ihm durchgeführten Fusionen, die die Probleme aber nur verschoben hätten. Joecks will keine Fusion, „bei der am Ende alle Pleite sind“. Zu Kooperationen mit anderen Theatern zeigte man sich allerdings offen.

Was die Zukunft anging, war man sich einig, dass an der Theaterpädagogik nicht gerüttelt werden soll und viele sehen sogar noch ein großes Potential bei der Jugend, um die Besucherzahlen zu erhöhen. Laut Joecks wird das aber nicht viel helfen, weil von Schülern und Studenten nicht hohe Eintrittspreise verlangt werden können. Bloch taxierte die Eintrittsgelder auf 15% der Gesamteinnahmen. Die Sommerbespielung soll auch weiter geführt werden, eventuell im Wechsel von Greifswald und Stralsund. Ein Gast schlug die Einbeziehung der Klosterruine Eldena mit ein. Applaus erhielt Joecks, als er sagte: „Wir müssen aus der Not eine Tugend machen“.

Fotos:

David Vössing (Gruppenbild, Diskussionsrunde-Publikum)

Torsten Heil (Ulf Dembski, Rainer Steffens)

Quo vadis Lehramt? – Eine Podiumsdiskussion

Wie bereits gemeldet, fand  am Montag die Podiumsdiskussion zur Zukunft des Lehramtsstudiums in Greifswald statt. Die Veranstaltung wurde von Korbinian Geiger, dem Präsidenten des Studierendenparlaments moderiert und war gut besucht. Etwa 150 Besucher verfolgten die bildungspolitische Debatte. Bildungsminister Tesch wurde durch seinen Staatssekretär Udo Michallik vertreten. “Entweder dem Minister ist etwas Wichtiges dazwischen gekommen oder Herr Tesch mag Hochschulpolitik nicht”, bemerkte der Präsident dazu ironisch.

Michallik bleibt in der Defensive

Das Podium

Michallik bremste dieses Späßchen jedoch schnell aus, indem er erklärte, dass Tesch genau so wie Westermann zur Hochschulrektorenkonferenz gefahren sei. Anschließend sprach er darüber, dass man vor habe, die Lehrerbildung in Rostock zu konzentrieren. Niemand wolle “ad hoc die Lehrerbildung abschaffen” so der Sekretär weiter. Detaillierter wollte sich Michallik zu dieser Angelegenheit nicht äußern, da ihm die von Korbinian Geiger gestellten Fragen offensichtlich unangenehm waren. Stattdessen erzählte er sehr viel darüber, dass die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern in der Zukunft modernisiert werden müsse. Immerhin waren in diesem speziellen Punkt alle Redner d’accord. (mehr …)

Podiumsdiskussion übers Lehramt: Es bleibt nebulös

Noch ist Greifswald nicht verloren – so ließe sich die Quintessenz der Podiumsdiskussion zur Zukunft des Lehramtsstudiums in Greifswald formulieren. Am Nachmittag diskutierten Vertreter aus Politik, Hochschulleitung und Studierendenschaft knapp zwei Stunden über die Planungen der Landesregierung, wie es mit dem Lehramtsstudium in Greifswald weitergehen soll.

Insgesamt blieb die Debatte, die unter Zeitmangel und mangelnder Zuspitzung litt, den knapp 150 anwesenden Zuhörern konkrete Antworten schuldig, wurde aber gleichzeitig nicht abstrakt genug, um nach langfristigen Planungen zu fragen. So verwies der Staatssekretär im Bildungsministerium, Udo Michalik, mehrfach auf konkrete Planungen, die das Ministerium derzeit erstelle, während die anderen Teilnehmer kritisierten, dass diese immer noch nicht vorlägen. (mehr …)