Neuerscheinung: “Ryckscha” bereichert Greifswalds Medienlandschaft

In diesen Tagen haben die Bewohner der Steinbeckervorstadt Post bekommen oder werden noch welche bekommen: In ihren Briefkasten ist das neue Stadtteilmagazin “Ryckscha” geflattert. Die sechsseitige Publikation widmet sich Themen aus dem Stadtteil und soll in Zukunft regelmäßig erscheinen. Das ist zumindest das erklärte Ziel der 10 bis 15 ehrenamtlichen Mitarbeiter, die an der ersten Ausgabe mitgewirkt haben.

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Mitarbeiterin Josephine Brauer präsentiert die neue Zeitung (Klicken zum Vergrößern)

Manja Graaf, die rechtlich verantwortlich für die Publikation ist, sagte gegenüber dem webMoritz: “Bei uns im Stadtteil passieren so häufig Dinge, die gar nicht so richtig präsentiert werden. Wir haben unseren Stadtteil erforscht und festgestellt, dass es viel Berichtenswertes gibt.” Das soll in Zukunft alle zwei Monate in einer Ausgabe von “Ryckscha” gebündelt werden. Ob das regelmäßige Erscheinen sichergestellt werden kann, wissen die Autoren allerdings noch nicht. (mehr …)

NPD: Moderne Nazis in den Parlamenten

Die NPD legt in den Kommunalwahlen in M-V zu – und die Wissenschaft ist überfordert, der Journalismus manchmal auch.

Wenn man die Broschüre des Statistik-Amts zur jüngsten Kommunalwahl in Mecklenburg-Vorpommern von hinten aufschlägt, schaut man auf ein Land, dessen braune Flächen sich gegenüber der letzten Kommunalwahl 2004 umgekehrt haben: War die NPD 2004 lediglich in drei Kreisen und einer Stadt mit Kandidaten angetreten, so schaffte sie es dieses Mal bis auf drei Kreise und zwei Städte in allen anderen anzutreten. Mecklenburg-Vorpommern nach der Kommunalwahl 2009 ist braun. In Greifswald stellte die NPD keine Kandidaten auf, dafür aber im umliegenden Landkreis Ostvorpommern gleich neun. Insgesamt 75 Kandidaten der rechtsextremen Partei traten dieses Jahr landesweit zu den Kommunalwahlen an.

Das Kommunalwahlrecht kennt keine Fünf-Prozent-Hürde und begünstigt damit die kleineren Parteien, die auch mit wenig Stimmen einen Abgeordnetensitz erringen können. Ist zusätzlich die Wahlbeteiligung gering, steigen die Chancen nochmals. Und es dürfen auch schon 16-Jährige wählen. Gerade Jugendliche sind eine bevorzugte Zielgruppe der NPD.

npd-wahlbeteiligung-klein-300x469-landeswahlleiter-mvMit einem Gesamtstimmenanteil von 3,2 Prozent landesweit kann die NPD ab sofort 26 Parlamentarier in 13 Kreistage und Stadtparlamente entsenden, dazu kommen weitere Abgeordnete in Gemeindevertretungen. Gegenüber der Kommunalwahl von 2004 legte sie um 2,4 Prozentpunkte zu. In Ostvorpommern und Ludwigslust sitzen seit 2004 NPD-Abgeordnete im Kreistag, in beiden Kreisen konnte die Partei Prozentpunkte zulegen. Im Kreis Müritz und in Stralsund, wo sie ebenfalls seit 2004 in Parlamenten vertreten ist, verlor sie leicht.

So zieht beispielsweise Marianne Pastörs, Frau des NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs, gemeinsam mit dessen Wahlkreismitarbeiter Andreas Theißen in den Gemeinderat Lübtheen ein. In elf weiteren Gemeinden hat die NPD wohl Mandate erzielt; sie selbst präsentiert auf ihrer Homepage stolz 35 Abgeordnete in Gemeindevertretungen.

Zwischen Schock und Beschwichtigung

Nun sind angesichts dieser Zahlen alle möglichen Reaktionen denkbar, die von Erschrecken über Beschwichtigung bis zu Freude auf Seiten der NPD reichen. Die Amadeu-Antonio-Stiftung äußert sich gegenüber endstation-rechts.de „schockiert“ über die Wahlergebnisse. Die Leiterin des M-V-Landesbüros, Anne-Rose Wergin, analysiert, „dass sich gerade in den Hochburgen der rechtsextremen Szene die Zahl der NPD-Wähler gesteigert hat.“ Die grenznahe Region Uecker-Randow habe beispielsweise mit Abstand die erschreckendsten Wahlergebnisse, so Wergin, die Strategie der „national befreiten Zonen“ sei hier aufgegangen. Dem widerspricht Landeswahlleiter Klaus Hüttebräuker auf endstation-rechts.de. „Sowohl prozentual als auch absolut ist der Rückhalt der NPD in der Bevölkerung gegenüber den Landtagswahlen 2006 deutlich gesunken“, so Hüttebräuker. Das sei vor allem vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl deutlich unter der der Landtagswahl 2006 gelegen habe – was von Wahlforschern eigentlich als Vorteil für die NPD gewertet worden sei. Es bleibt aber fraglich, inwieweit man Kommunal- und Landtagswahlen vergleichen und daraus solche Schlüsse ziehen kann, sowohl die Themen als auch die Kandidaten sind unterschiedlich. (mehr …)

Von Bettvorlegern und Hetzern: Ein Abgesang auf den Wahlkampf

Ein Kommentar von Gabriel Kords

Ach, was hatten wir uns alle doch auf die Zeit nach den Wahlen gefreut! Da würden die CDU-Politiker endlich wieder tun und lassen können, was sie wollten, ohne dass es jemand interessiert, könnte die OZ endlich wieder in Ruhe über Großmutters Gemüsebeet berichten, anstatt an investigativem Polit-Journalismus zu scheitern und die Grünen hätten sich in Ruhe dem Natur- und Umweltschutz widmen können, anstatt mit haarsträubender Wahlkampf-Rhetorik ihre  politische Umwelt zu be- und verschmutzen. Auch der webMoritz, hatten wir naiv gehofft, könne sich endlich wieder der Hochschulpolitik zuwenden. O, welch trügerischer Irrtum!

Denn es kam anders: Der Wahlkampf ging zu Wochenbeginn einfach weiter. Da ätzten die Grünen in Person von Michael Steiger Ulrich Rose am Montag in altbekannter Weise über die Ostsee-Zeitung, deren Wahlberichterstattung vom selben Tag in der Tat nicht gerade ein Glanzstück war. Das Lokalblättchen hatte nämlich eine äußerst unpräzise Hochrechnung von 22:17 Uhr unter dem Titel “So hat Greifswald gewählt” veröffentlicht und überdies eine reichlich unrefklektierte Analyse des CDU-Ergebnisses produziert.

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Redaktionsgebäude der Ostseezeitung in der Joh.-Seb.-Bach-Straße

So weit, so normal. Was aber nicht normal war, war die Reaktion des OZ-Lokalchefs Reinhard Amler, der postwendend am Dienstag in der Kolummne “Guten Tag, liebe Leser!” zurückschoss. Die Grünen könnten wohl nicht verlieren, spöttelte er, und bezichtigte sie gleich zwei Mal der “Hetze” gegen CDU und Ostsee-Zeitung. Amlers Kommentar war gleich mehrfach verwerflich – warum, erläutert (wenn auch parteiisch) der Fleischervorstadtblog. Hinzu kommt noch: Der Terminus der “Hetze” zählt nicht unbedingt zu dem Vokabular, dass man unbedarft verwenden sollte. Für den medieninteressierten Greifswalder dürfte Amlers Reaktion jedenfalls ein Novum gewesen sein, denn bis dato saß die OZ die meisten ihrer redaktionellen und journalistischen Fehler einfach aus, die Korrektur übernehmen schon seit langer Zeit andere für sie. So wurde auch das falsche “Wahlergebnis” aus der Montags-Ausgabe in den Folgeausgaben nicht adäquat korrigiert. Auch die Grünen waren sichtlich verwundert über Amlers Reaktion und erwiderten sie dann gleich zweimal. (mehr …)

NDR: Presselandschaft in Greifswald und M-V in der Krise *update*

In einem ausführlichen Beitrag hat sich das Medienmagazin “Zapp” des NDR gestern Abend mit der Presselandschaft in

Mecklenburg-Vorpommern

beschäftigt. Fazit: Es sieht düster aus. Das Team auch u.a. in Greifswald und sprach auch mit dem webMoritz.

Obwohl Ostsee-Zeitung, Nordkurier und die Schweriner Volkszeitung in ihren Verbreitungsgebieten ein faktisches Monopol haben, sinken die Auflagen aller drei Regionalzeitungen dramatisch. Grund dafür ist unter anderem, dass die Leser mit der Qualität der Lokalzeitungen unzufrieden sind. Ein Wechsel zu einer anderen Lokalzeitung ist jedoch nur i Rostock und auf der Insel Usedom möglich. Überall sonst gibt es jeweils nur eine Lokalzeitung (vergleiche Grafik).

zeitungenDieses Themas nahm sich das Medienmagazin Zapp an und sprach mit Lesern und Chefredakteuren. Wie kritisch die Situation inzwischen ist, lässt sich an den Gewerkschaften erkennen. Verdi kämpft erst gar nicht für höhere Löhne, sondern “nur noch” um die reine Existenz der verschiedenen Zeitungen und Redaktionen. Doch viel mehr als die Dokumentation der Kürzungen ist der Gewerkschafts-Initiative “Qualität und Vielfalt sichern” bisher nicht vergönnt gewesen. (mehr …)

Springer verkauft Ostsee-Zeitung an Madsack

Nach langen Verhandlungen ist der Deal perfekt: Die Axel Springer AG (u.a. BILD) verkauft ihre Beteiligungen an verschiedenen Regionalzeitungen an Madsack. Darunter ist die für Mecklenburg-Vorpommern und besonders für Greifswald einflussreiche Ostsee-Zeitung.

Wenn man es genau nimmt, übernimmt die “Lübecker Nachrichten GmbH” die Anteile der Axel Springer AG an der Ostsee-Zeitung GmbH & Co KG. Damit wird die Ostsee-Zeitung (OZ) eine 100-prozentige Tochterfirma der Lübecker Nachrichten. (mehr …)