Mittwoch: Senatssitzung

Am Mittwoch, dem 18. August, tagt ab 14 Uhr der akademische Senat im Konferenzraum des Unihauptgebäudes. Als Gast wird morgen unter anderem der hochschulpolitische Sprecher der SPD, Mathias Brodkorb anwesend sein, um den Stand der Verhandlungen zur Lehrerausbildung darzustellen. Im hochschulöffentlichen Teil der Sitzung wird die Ordnung für die Zusatzausbildung des Polonicum besprochen werden. Das Polonicum ist eine Zusatzausbildung in polnischer Sprache und Kultur. Ziel der Ausbildung ist die Vermittlung von Kenntnissen in polnischer Sprache und Literatur sowie von Kenntnissen im Bereich der Landes- und Kulturstudien. Für das sich über zwei Semester erstreckende Zusatzstudium sollen nach Angaben der noch zu verabschiedenden Ordnung Gebühren erhoben werden.

Antrag zur Lehrerausbildung

Des weiteren hat Erik von Malottki im Namen des Studierendenparlaments (StuPa) einen Antrag zur Lehrerausbildung in den Senat eingereicht. Der Senat soll sich demnach für den Erhalt der lehramtsrelevanten Bildungswissenschaften aussprechen und eine alleinige Konzentration dieser in Rostock ablehnen. Grund für diesen Antrag sind Verlautbarungen von Seiten der Landesregierung, wonach das Lehramtsstudium in Greifswald unter der Bedingung der Schließung des Instituts für Bildungswissenschaften (IfB) in Greifswald erhalten bleiben soll. Die lehramtsrelevanten bildungswissenschaftlichen Seminare würden demnach von Rostocker Gastlehrkräften in Greifswald übernommen werden.

Mit einer vollständigen Konzentration der Bildungswissenschaften in Rostock wäre nach Angaben des Antragstellers die Lehrerausbildung in Greifswald langfristig gefährdet. Zudem würde es zu keiner qualitativen Verbesserung der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern kommen. Die Lehramtsstudierenden würden ihre Ansprechpartner für pädagogische Fragen in Greifswald verlieren, was insgesamt eine Verschlechterung der Ausbildung für Lehramtsstudierende in Greifswald bedeuten würde.

Neue Professuren für die Medizin

Weiterer Schwerpunkt der Senatssitzung werden Angelegenheiten der Medizinischen Fakultät sein. So wurde ein Antrag auf Ausschreibung zur W1-Junioprofessur für Tumorgenetik gestellt. Am Mittwoch wird die Anhörung zum Antrag auf Ausschreibung, Zur Zusammensetzung der Berufungskommission und zum Ausschreibungstext stattfinden.

Darüber hinaus möchte die Medizinische Fakultät noch weitere W2-Professoren in der kardiologischen Epidemologie, klinischen und experimentellen Neuroimmunologie, Nephrologie, individualisierter Laboratoriumsmedizin, Neuropathologie und Neuro-Urologie einstellen. Für den Bereich der “bevölkerungsbezogenen Versorgungsforschung und Community Health” fordert die Medizinische Fakultät eine W3-Professur an.

Der Senat tagt Mittwoch ab 14 Uhr im Konferenzsaal des Unihauptgebäudes

Tagesordnung

TOP 1: Feststellung der Beschlussfähigkeit und Bestätigung der Tagesordnung

TOP 2: Protokollrunde

TOP 3: Informationen des Rektorats

TOP 4: Informationen der Senatsvorsitzenden:

TOP 5: Vorlagen aus der Studienkommission:

TOP 6: Nachwahl eines studentischen Mitgliedes für die UB- /EDV-Kommission

TOP 7: Bericht des Rechnungsprüfungsausschusses zum Körperschaftshaushalt 2009

TOP 8: Lehrerbildung

TOP 9: Angelegenheiten der Medizinischen Fakultät

TOP 9.1.: W1-Professur für Tumorgenetik

TOP 9.2: W2-Professur für kardiologische Epidemiologie

TOP 9.3: W2-Professur für Klinische und Experimentelle Neuroimmunologie

TOP 9.4: W2-Professur für Nephrologie

TOP 9.5: W2-Professur für Individualisierte Laboratoriumsmedizin

TOP 9.6: W2-Professur für Neuropathologie

TOP 9.7: W2-Professur für Neuro-Urologie

TOP 9.8: W3-Professur für bevölkerungsbezogene Versorgungsforschung und Community Health

TOP 10: Sonstiges


Foto: Markus Studtmann via Wikipedia (CC-Lizenz)


Mit dem Computer nach Afrika – Ein Lehramtsstudent berichtet

Ein Gastbeitrag von Michael Seifert

„Nach Kenia!?“ – Dr. Thomas, der Leiter des Lehrerprüfungsamtes, fiel fast vom Stuhl als ich ihm meinen Wunsch mitteilte, meinen dreimonatigen, „ausbildungsrelevanten“ Auslandsaufenthalt in einem englischsprachigem Land ausgerechnet in Kenia machen zu wollen. Noch skeptischer wurde sein Blick als ich ihm schilderte, dass die Reise nach Lodwar, mitten in die Wüste der Turkana im äußersten Nordwesten des Landes, einen Katzensprung entfernt zur Grenze zum Südsuden, gehen sollte. Dennoch wurde mir die Anerkennung durch das Lehrerprüfungsamt gegeben und die Reise konnte ganz offiziell genehmigt losgehen.

Lehramtsstudent Michael Seifert in der afrikanischen Wildnis. Auch im Bild: Dromedare.

Doch der Reihe nach: Wie kommt man dazu anstatt in England oder den USA ein Semester zu studieren, wie es die Schöpfer der Prüfungsordnung für das Lehramt Gymnasium im Fach Englisch sich sicherlich eigentlich gedacht hätten, einfach nach Kenia zu fahren? Die gewisse Abenteuerlust drei Monate meines Studiums in Afrika zu verbringen hatte ich, fehlte also nur noch die Zeit und der Grund. Nach der anstrengenden Wahlorganisation für StuPa-Wahl und Urabstimmung war ich urlaubs(-semester-)reif und die Eltern des ehemaligen Juso-Kreisvorsitzendens Eric Hartmann hatten den idealen Grund:

Nach ihrem Aufenthalt als Lehrer an der deutschen Schule Nairobi hatten Brit und Jan Hartmann immer noch starke Verbindungen nach Kenia. Nach ihrem Abschied konnten sie mit Cisco und der Diözese Lodwar ein Computerprojekt verwirklichen, dass sich in den vier Jahren gut entwickelt hat. Nun sollte die nächste Stufe gezündet werden, indem die Kurse didaktisch verbessert und Lehrer einer nahegelegenen Schule zu Computerlehrern ausgebildet werden sollten. Dazu passte ich als Englisch-Lehramtsstudent mit ordentlichen Computerkenntnissen natürlich sehr gut. Vier Monate, nachdem Eric mir den Floh in den Kopf gesetzt hatte, stieg ich Anfang Mai in das Flugzeug nach Nairobi. Von dort ging es eine Woche später weiter nach Lodwar.

Strohhütte im Nirgendwo

Angekommen an meinem Praktikumsort war ich erstmal baff: Der Flugplatz – eine unbefestigte Piste mitten im Nirgendwo; der Tower – eine Strohhütte, die Straßen – Sandpisten und durch den Ort laufen Herden von Ziegen, verfolgt von Hirten in traditionellen Gewändern. Ganz so krass hätte ich mir das doch nicht vorgestellt. Auch die Info, dass sich die Trucks in Richtung Südsudan im Ort stauen, weil sie nicht über den Fluss können, da letzte Nacht die Brücke weggeschwemmt wurde, steigerte meine Laune bei Ankunft nicht unbedingt. Aber kneifen galt nicht und so musste ich mich mit der Situation abfinden.

Der Flughafen in Lodwar, "eine unbefestigte Pisten im Nirgendwo"

Der Flughafen in Lodwar, "eine unbefestigte Piste im Nirgendwo".

Doch schon am nächsten Tag begann sich meine Laune zu heben: Spontan übernahm ich zusätzlich eine Science-Schulklasse für Schüler, die ihren Schulabschluss nachholen wollen – unbezahlbare Erfahrung in der, im Studium sehr knapp bemessenen, Praxis. Für einen angehenden Lehrer ein optimales Umfeld, da man keine Hilfsmittel, aber viel Freiraum hat. Die vielbeschworene Theorie der Didaktik und Methodik fühlte sich in dem Moment so weit weg an, wie meine Uni – auf einem anderen Kontinent. Man muss sich so genauer überlegen, wie man es den Schülern am Besten beibringt. So erklärte ich den Aufbau eines Fisches am (nicht mehr lebenden) Exemplar oder mittels eines Pappstreifens und Sand das Prinzip von Aerodynamik. Dabei bin ich mit meinen 30 Schülern in einer absolut privilegierten Situation. Bei einem Besuch in einer Schule staunte ich Bauklötze, als eine Klasse besser besucht war als so manche Vorlesung im Audimax der Rubenowstraße. Im öffentlichen Schulsystem Kenias dürfen sich die Lehrer nämlich mit 120 Schülern in einer Klasse rumschlagen! Die Motivation und Disziplin ist unglaublich hoch. Während bei uns wohl die wenigsten gerne ihre Zeit in überfüllten Schulräumen verbracht hätten, laufen kenianische Schüler mehrere Kilometer, um in die Schule zu kommen und verbringen manchmal den Nachmittag freiwillig in der Bibliothek. Auch bin ich in Deutschland selten auf der Straße angebettelt worden, doch das Schulgeld für jemanden zu übernehmen, damit er weiter lernen und sich fortbilden kann…

„Zeig mir, wie der Fisch gefangen wird!“

Das bringt mich auch direkt zu den Problemen Afrikas: Die Armut ist allgegenwärtig und als „Mzungu“ (Suaheli für „Weißer Mann“) wird man sehr häufig um Geld angebettelt. Für Afrikaner sind Europäer grundsätzlich reich und man soll ihnen doch bitte direkt helfen. Wenn man bedenkt, dass man für 20 Cent eine vollwertige Mahlzeit erhält, die für die meisten meiner Schüler den ganzen Tag reichen muss, wird einem dann doch anders. Ein Turkana hat aber meine Meinung genau auf den Kopf getroffen: „Gib mir keinen Fisch, sondern zeig mir, wie der Fisch gefangen wird!“ – anders ausgedrückt: Zeig mir wie ich’s richtig machen kann, damit ich mir in Zukunft selbst helfen kann. Deshalb engagiere ich mich gerne für Brit und Jan Hartmanns Projekt, um meinen Beitrag zu leisten, den Rückstand Afrikas in der IT-Bildung zu verkleinern. Nach dem Abschied der beiden ausgebildeten Lehrer schlief das Projekt mit der Computerbildung in der Primary School (diese geht bis zur achten Klasse) nämlich vorübergehend ein. Also wählte ich direkt die große Lösung und gab gleich zwölf Lehrerinnen und Lehrern einen Computerkurs, damit diese ihr frisch erworbenes Wissen so schnell wie möglich an die Schülerinnen der St.Monica-Girl’s-School weitergeben können um so den Rückstand Lodwars so schnell wie möglich zu verringern.

Bei einer Fahrt mit dem Weihbischof der Diözese ergab sich für mich auch die Möglichkeit, einen Einblick in das Flüchtlingsproblem Afrikas zu bekommen. Bei einer Fahrt durch das UN-Flüchtlingscamp in Kakuma wurde mir ein weiteres Mal klar, wie gut wir es in Deutschland haben. Das Camp trennte die einzelnen Flüchtlinge nach ihren Herkunftsländern auf. So wie die Häuser gebaut wurden, stelle ich mir Slums vor – die Baumaterialien Pappe, Blech und Holz überwiegen im Camp. Die Infrastruktur war nicht oder kaum vorhanden: Die Straßen waren Rüttelpisten, die Elektrizität kaum vorhanden und auf 70.000 Einwohner kamen fünf Bohrlöcher, die dann in verschiedene Brunnen verteilt wurden.

Wie viele passen in ein Auto? – Einer geht noch

Wieviele passen in ein Auto? Die Antwort: Mindestens zwei, da haben aber noch 13 weitere Platz.

Doch die Bewohner des Camps und in Lodwar allgemein sind nicht, wie man sich das gedacht hätte, verzweifelt, sondern strahlen absolute Lebensfreude aus. Wenn man auf Kinder trifft, wird man mit stürmischen „Mzungu, Mzungu“-Rufen begrüßt und ständig wird mir von den Kleinen „How are you?“ entgegengerufen. Diese Begrüßung ist die wortwörtliche Übersetzung von „Habari“ und ist der erste englische Satz, den die Kinder sprechen können. Auch die etwas älteren Bewohner sind total nett und im Vergleich zu uns Europäern unkompliziert. Während man in Deutschland peinlich genau darauf achtet, wie viele Leute in ein Auto passen, gilt in Kenia die Kapazitätsgrenze „einer geht noch“. Auf der Rückfahrt von Kakuma pressten wir uns mit 15 Personen auf die Ladefläche einer Pritsche. Als Deutscher wird man zudem während der WM ständig auf das Thema Fußball angesprochen. So ergeben sich viele nette Plaudereien über die schönste Nebensache der Welt. Absolut positiv ist auch die Gastfreundschaft der Afrikaner zu erwähnen. In einem Camp für IDPs wurde ich vom quasi Bürgermeister mit den Worten „es ist uns eine Ehre“ zum Mittagessen eingeladen. Das traditionelle Ziegenfleisch mit Ugali mit ihm und seinen Kindern in der einfachen Lehmhütte zu teilen, war ein tolles Erlebnis.

Gerade die Leute machen den Aufenthalt zu einem unvergesslichen und vor allem absolut positiven Erlebnis. In den zwei Monaten in Lodwar habe ich schon viele Freundschaften knüpfen und wunderbare Erfahrungen sammeln können. Auch Dr. Thomas’ Bedenken, ob man denn für das Englischstudium so viel lernen kann, kann ich absolut positiv entgegentreten. Durch die vielen Gäste der Diözese aus aller Welt kommt man zudem mit vielen klugen Menschen aus allen Kontinenten ins Gespräch. Und dabei ist die Sprache fast immer Englisch. Die Praxiserfahrung ist also sowohl beim Sprechen da, als auch beim Unterrichten. Für das weitere Studium war das Abenteuer in Lodwar also die perfekte Wahl. Wer sich genauer über das Projekt informieren will und meinen Reiseblog lesen will, der kann unter www.computerschule-kenia.de und www.abacus-ev.de alles noch mal genauer durchlesen. Über Kommentare auf dem Blog und Mails freue ich mich immer.

Viele Grüße aus der Wüste der Turkana an die Ostseeküste Greifswald,

euer Michael.

Fotos: Michael Seifert

500 gegen Tesch und für das Lehramt

Frederic Beeskow, "Alterspräsident" des StuPa, ruft zur Demo

Aus den zehn Bussen auf dem Parkplatz in der Nähe des Schweriner Schlosses strömen an diesem 8. Juli um zehn Uhr insgesamt 500 Menschen, um sich für den bevorstehenden Demonstrationszug und die anschließende Abschlusskundgebung zu sammeln.

Der Umzug führte durch die Innenstadt über den Marktplatz und anschließend zur Siegessäule vor dem Schloss. Unter den Demonstrierenden befanden sich nicht nur zahlreiche Studierende. Der Studiendekan Professor Patrick Donges war ebenso dabei, wie Professoren Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät und Heinrich Assel, Dekan der Theologischen Fakultät.

Zudem waren die Lehrenden aus dem Bereich Fachdidaktik des Historischen Instituts mit in die Landeshauptstadt gefahren, um gemeinsam mit den Studierenden ein Zeichen gegen die Pläne der Landesregierung zu setzen. Darüber hinaus waren zahlreiche andere Wissenschaftler der Theologischen und Philosophischen Fakultät unter den Demonstrierenden. Auch einige Rostocker Universitätsangehörige reisten nach Schwerin, um die Greifswalder Studierenden bei ihrem Anliegen zu unterstützen. Bereits gestern war eine Solidaritätskundgebung der Bildungsaktion Rostock eingegangen. Im Verlauf der Kundgebung wurde eine weitere Solidaritätskundgebung des AStA Neubrandenburg verlesen.

“MähklenBurk prauchd kaihne LäHra!”

Die Karawane setzt sich in Bewegung...

Während des Umzuges durch die Innenstadt vielen erneut die Forderungen: “Hopp, Hopp, Hopp Bildungsabbau Stopp!”. Es wurde gepfiffen, in die Vuvuzela und das Horn geblasen und für das Greifswalder Lehramt getrommelt.  Letzteres übernahmen Vertreter des Studententheater StuThe. Auf den Schildern und Bannern standen Losungen wie “Sterbehilfe ist verboten – auch für uns”, “Gegen Bildungsterrorismus”, “MähklenBurk prauchd kaihne LäHra!” oder “Bildung MV/ HGW – weiterdenken verboten!” Das Bildungsbündnis Greifswald war ebenfalls mit ihrem Banner “reclaim your education” dabei. Zwei Studenten mimte einen Sensenmann mit dem Gesicht des Bildungsministers Henry Tesch.

Die Abschlusskundgebung wurde von Thomas Schattschneider, Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaft, und Daniela Gleich, der amtierenden AStA-Vorsitzenden moderiert. Als erster Redner trat der SPD-Landespolitiker Mathias Brodkorb auf. Er warb für Verständnis der Studierenden gegenüber der Landesregierung. Andererseits hob er hervor, dass Rostock nicht über die Kapazitäten verfüge, alle Lehrerinnen und Lehrer im Land ausbilden zu können. Er forderte, dass Rostock und Greifswald in der Frage des Lehramtes gemeinsame Wege gehen sollten, anstatt sich zu spalten. Dass die Allgemeinen Studierendenausschüsse vor wenigen Tagen beschlossen, gemeinsam für den Erhalt des Lehramtes in Greifswald und für den Ausbau eines Zentrums für Lehrerbildung in Rostock zusammen zu arbeiten, wusste Brodkorb bis dato offenbar noch nicht.

Tesch stellt sich seinen Gegnern

Henry Tesch war ebenfalls auf der Kundgebung - hier eine Karikatur seiner selbst.

Bildungsminister Henry Tesch stellte sich – trotz Buh-und vereinzelten “Tesch muss weg”-Rufen –  ebenfalls den Demonstrierenden. Zunächst lobt er das Positionspapier der Greifswalder Studierendendenschaft zur künftigen Lehramtsausbildung an der Universität Greifswald. “Ihr Papier hat eine solche Qualität, dass ich es beiden Rektoraten empfohlen habe” meinte Tesch dazu. Anschließend redete er sehr viel über die Notwendigkeit einer Lehrerbedarfsplanung für das Land Mecklenburg-Vorpommern und dass es auch der Landesregierung um eine qualitative Verbesserung der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern gehe. Andererseits kritisierte er, dass in den vergangenen Jahren in Greifswald immer wieder betont würde, man wolle das Lehramt erhalten, andererseits jedoch bislang kein weiterer Ausbau der Fachdidaktiken erfolgte.

“Es gibt Sparzwänge vom Land, die dafür verantwortlich sind, dass Fachdidaktiken nicht weiter ausgebaut werden können” entkräftet Thomas Schattschneider die Kritik des Bildungsministers. Professor Roland Rosenstock, stellvertretender Senatsvorsitzender der Universität, unterstützt Schattschneiders Argumentation. Er verweist dabei auf die Argumentation der Regierung, die Universität wolle eine Profilierung auf Medizin und Naturwissenschaften. “Das Land hat den Abbau der Geisteswissenschaften betrieben, nicht die Universität! Weder das Rektorat, noch der Senat wollen eine Profilbildung auf Naturwissenschaften und Medizin” hob Rosenstock hervor. Er unterstrich besonders deutlich, dass die Zielvereinbarungen mit der Landesregierung von Seiten der Universität nicht unterschrieben würden, solange in diesem der Erhalt der Lehramtsstudiengänge nicht festgeschrieben sei.

Regierung hat “undurchdachtes, unrealistisches” bildungspolitisches Konzept

Kundgebung an der Siegessäule vor dem Schloss

Professor Assel, Dekan der Theologischen Fakultät sprach in Bezug auf die Pläne der Landesregierung von einem “undurchdachten, unrealistischen Konzept”, gegen welches die Teilnehmenden demonstrieren. Er rechnete vor, dass nach den Zielvorgaben des Landes bei einer Verlagerung des Lehramtes von Greifswald nach Rostock in der Stadt an der Warnow und deren Umland, dort Kapazitäten in Höhe von 180.000 Praktikumsstunden pro Semester vorhanden sein müssten. “Wo sollen diese Stunden in Rostock abgeleistet werden, wenn die Lehrerbildung dort konzentriert wird?” richtet Assel die Frage an die Landesregierung.

“Wir demonstrieren nicht nur für die Uni Greifswald. Wir demonstrieren für die Interessen künftiger Studierender, künftiger Lehrer und künftiger Schüler.” Für diese Worte erntete Professor Alexander Wöll, Dekan der Philosophischen Fakultät, breite Zustimmung durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas, Rasseln und Applaus. Er wies in seiner Rede darauf hin, dass man durch die Partnerschaft mit Rostock das Lehramtsstudium in Greifswald erhalten wolle.

Cornelia Mannewitz, Dozentin am Institut für Slawistik, sprach als Vertreterin der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf der Kundgebung. Sie hält die Schließung des Greifswalder Lehramts für undenkbar. “Die Pläne des Landes sind inakzeptabel.”

“Wer sich Greifswald ohne Uni vorstellen will, braucht nur mal nach Anklam zu fahren” meint der FDP- Landes- und Greifswalder Kommunalpolitiker Sebastian Ratjen zum Thema.

“Wichtiger Tag für Lehrerbildung in Greifswald und Mecklenburg-Vorpommern”

Banner des Bildungsbündnis Greifswald (BBG)

“Die Demonstration wurde vom AStA sorgfältig und verantwortungsvoll vorbereitet. Sie haben versucht, alle anzusprechen. Jeder konnte sich angesprochen fühlen. Es war ein wichtiger Tag für die Lehrerbildung in Greifswald und auch in Mecklenburg-Vorpommern, weil nur durch beide Universitäten eine qualitativ hochwertige Lehrerbildung abgesichert werden kann” beurteilt Professor Franz Prüß, Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik in Greifswald, die Veranstaltung.

“Ich habe einen guten Eindruck von der Demo” meint Dr. Michael Gratz, Dozent für Neuere Deutsche Literatur am Germanistischen Institut. Die Demonstration sei publikumswirksam gewesen. “Wenn etwas publikumswirksam ist, ist es immer gut, weil dann die Politiker vorsichtiger in ihrem Handeln werden.” Zudem seien “viele Sachen, die heute gesagt wurden, nicht immer gesagt worden.”

„Die heutige Demonstration hat nochmals den Standpunkt der Greifswalder Studierendenschaft Nachdruck verliehen, dass eine zukunftsfähige Lehrerausbildung ohne unsere Universität nicht denkbar ist. Durch das Greifswalder Positionspapier haben wir Fakten geschaffen und nun liegt es an den Rektoraten in Greifswald und Rostock zusammen mit den beiden Studierendenschaften und dem Bildungsministerium ein zukunftsgewandtes Lehramtskonzept zu entwickeln” wird Daniela Gleich in der Pressemitteilung des AStA zitiert. Der Greifswalder AStA werde weiterhin gemeinsam mit Vertretern der Rostocker Studierendenschaft an einem “nachhaltigen Lehrerkonzept für das Bildungsland Mecklenburg-Vorpommern arbeiten.”

Galerien von der Demo:

Fotos: Marco Wagner (Einzelfotos), Patrice Wangen (obere Galerie), Gabriel Kords (untere Galerie)

500 Studenten demonstrieren in Schwerin

Demonstranten auf dem Schweriner Markt

Etwa 500 Studenten und Dozenten der Greifswalder Uni haben heute vormittag an einer Demonstration in Schwerin teilgenommen. Sie protestierten damit gegen Pläne der Landesregierung, die Lehramt-Studiengänge in Greifswald aufzugeben oder zumindest stark einzuschränken. Unter den Protestierenden waren auch die Dekane der philosophischen und theologischen Fakultät, die Professoren Wöll und Assel, sowie der stellv. Senatsvorsitzende Prof. Rosenstock und zahlreiche weitere Dozenten verschiedener Institute.

Auf dem Protestmarsch durch die Schweriner Innenstadt skandierten die Teilnehmer Sprüche wie “Wer Lehrer quält, wird abgewählt” und “Tesch muss wesch”. Bei der anschließenden Kundgebung am Landtag sprachen der stellv. Senatsvorsitzende Thomas Schattschneider, verschiedene Greifswalder Professoren und der SPD-Bildungsexperte Matthias Brodkorb.

Bildungsminister Henry Tesch (CDU) während der Kundgebung.

Auch Bildungsminister Henry Tesch (CDU) sprach zu den Studierenden. Unisono wurde das vor zwei Wochen vorgelegte studentische Positionspapier zur Lehramts-Ausbildung gelobt – auch vom Minister. Er empfahl den Rektoren in Greifswald und Rostock, das Papier in die Verhandlungen zu den Zielvereinbarungen, die derzeit laufen, mit einfließen zu lassen. Außerdem übte Tesch unverhohlene Kritik am Greifswalder Rektor, Prof. Rainer Westermann. Im Gegensatz zu den Studenten lasse dieser eine klare Positionierung vermissen.

Immerhin hatte das Rektorat aber einen Bus nach Schwerin gesponsert, ebenso der Uni-Förderverein. Weitere Spenden kamen unter anderem von den Stadtwerken Greifswald. Die Stimmung der Protestierenden im sonnigen und heißen Schwerin war heiter – Konflikte oder Probleme gab es nicht. Die Veranstaltung endete nach zwei Stunden mit der Rückfahrt der Teilnehmer nach Greifswald.

Einen ausführlichen Bericht lest ihr in Kürze auf dem webMoritz.

Update: Fotos von der Demo

Fotos: Gabriel Kords

*Update*Einigung zwischen Greifswald und Rostock im Lehramtsstreit

Trotz der Einigung ist die Notwendigkeit, in Schwerin zu demonstrieren, nach wie vor gegeben.

Wie aus einer am Dienstagabend eingegangenen gemeinsamen Pressemitteilung der Allgemeinen Studierendenausschüsse Rostock und Greifswald hervor geht, konnten sich beide Vertretungen der jeweiligen Studierendenschaften während eines gemeinsamen Treffens in Rostock auf einen Kompromiss einigen. Für Greifswald sollen die Hauptfächer Deutsch, Englisch und Mathematik vorgehalten werden.

Die sogenannten Unikatfächer Dänisch, Geografie, Kunst und Gestaltung, Norwegisch, Polnisch, Russisch und Schwedisch sollen weiterhin in Greifswald verbleiben. “Der voraussichtlich zukünftig steigende Bedarf an spezieller pädagogischer Lehre (bspw. Sonderpädagogik)” solle weiterhin in Rostock verbleiben bzw. “nach Greifswald importiert werden.” Zudem wollen “beide Seiten gemeinsam daran arbeiten, die zukünftige Lehrerbildung zu verbessern und ihre Ideen in das neue Lehrerbildungsgesetz hinein zu tragen.” Der Kompromiss wurde in einem Entwurf eines “Konsenspapier der Studierendenschaften der Universitäten Greifswald und Rostock zur Lehrerbildung in Greifswald” festgehalten. Die Studierendenparlamente in Rostock und Greifswald müssen nun dieses Papier noch jeweils absegnen, um die Einigung zu besiegeln.

Dem webMoritz liegt zu gegebener Stunde der Entwurf des Kompromisspapiers vor. In diesem heißt es unter anderem: “Die Unikatfächer sollten mit Hauptfächern (Mathematik, Englisch, Deutsch) oder mit Fächern hohen Bedarfs kombiniert werden.” Im Gegenzug erklärten sich die Greifswalder damit einverstanden, dass es “keinen weiteren Ausbau der Erziehungswissenschaften” gäbe und man gemeinsam mit Rostock “intensiv im Zentrum für Lehrerbildung und Bildungswissenschaften des Landes in Rostock zusammenarbeiten zu wollen.”

Insgesamt stellen sich somit beide Studierendenschaften erstmalig gemeinsam gegen die Pläne der Landesregierung, das Lehramt bis auf das Fach Kunst und Gestalten nach Rostock verlagern zu wollen. Die Signale der Landesregierung bezüglich dieses Kompromisses müssen vorerst abgewartet werden. Denn schlussendlich bleibt für die Zukunft des Greifswalder Lehramtes entscheidend, wie in Schwerin das Urteil über die Zukunft des Lehramtsstudiums fällt.

*Update* 07.07.10, 23:30

Den webMoritz erreichte vor kurzem eine Pressemitteilung der “Bildungsaktion Rostock”. In dieser wird zur Solidarität mit den Studierenden der Universität Greifswald aufgerufen. Darin heißt es unter anderem:

“Studierende in Mecklenburg-Vorpommern lassen sich nicht spalten:
Aufruf zur Teilnahme an der Großdemonstration in Schwerin!
Am Donnerstag, den 08.Juli 2010 veranstaltet der AStA Greifswald in Schwerin eine Demonstration gegen die Streichung der LehrerInnenausbildung. Die Bildungsaktion Rostock unterstützt die Greifswalder Studierendenschaft bei diesem Vorhaben.
Beide Universitäten müssen Maximalforderungen stellen können, ohne mit der jeweils anderen Universität in einen Konkurrenzkampf zu treten. (…) “Wir begrüßen jeden Widerstand gegen die Zielvorgabe des Ministeriums, unsere Hochschulen angeblich effizienter zu gestalten, Kosten einzusparen und den Stellenabbauplan bis zum Jahr 2017 mit aller Gewalt durchzudrücken” so Florian Fröhlich als Mitglied der Bildungsaktion Rostock. Im Unterschied zum Bundesland Schleswig-Holstein, in dem der Sparhammer kurz und schmerzvoll zuschlägt, wird der “Kürzungsschmerz” in Mecklenburg-Vorpommern geschickt über einen Zeitraum von 13 Jahren in die Länge gezogen, um den Widerstand gering zu halten und auf verschiedene Hochschulen zu verteilen. “Wir rufen die Gremien beider Universitäten in Mecklenburg-Vorpommern auf, sich gemeinsam auf einen Forderungskatalog zu einigen, der Maximalforderungen beider Unis zulässt und geschlossen deren Realisierung durch das Bildungsministerium einfordert” fügt Fabian Nehring, ebenfalls Streikmitglied, hinzu. (…) Die Bildungsaktion Rostock ruft alle Studierenden dazu auf, an den Protesten der Greifswalder teilzunehmen und der Landesregierung ihren Unmut kundzutun!”

Sollten zahlreiche Studierenden landesweit und nicht zuletzt von der Uni Rostock dem Aufruf folgen und die Greifswalder Studierenden bei ihren Protesten morgen in Schwerin unterstützen, dürfte sich der Druck auf die Landesregierung in Bezug auf ihre Einsparungspolitik im Bildungswesen dadurch weiter erhöhen.