Das Magazin

Heute hört ihr bei uns in Das Magazin – Am Puls der Stadt einen Bericht zum aktuellen Bildungsstreik an der Universität Greifswald. Physikalisch geht es dann weiter im Kulturplausch mit Friedrich Dürrenmatts “Die Physiker”. Durch unsere Spotlights werdet ihr über die Greifswalder Nachrichten bestens informiert. Wie immer halten wir euch über die aktuellen Veranstaltungen auf dem Laufenden. Durch die Sendung führt euch Tobias Lasch.

Uni-Verwaltung toleriert Hörsaal-Besetzung *update*

webMoritz-Autor Oliver Wunder schrieb direkt aus dem Audimax für den webMoritz.

19:40

Nach Hörsälen und Instituten in den deutschen Städten Münster, Heidelberg, München und Potsdam, sowie Wien und vielen anderen Städten in Österreich gibt es nun auch in Greisfwald eine Gruppierung, die einen Hörsaal des Audimax in der Rubenow-Straße besetzt hat. So hiess es zumindest bei Twitter in der digitalen Welt. Von Besetzung wollte im Audimax aber noch niemand offiziell sprechen. Richtig sicher waren sich die Organisatoren nicht.

Für 16 Uhr hatte es einen über Mundpropaganda verteilten Aufruf für eine Besetzung gegeben – die offensichtlich ihren Weg an die Öffentlichkeit gefunden hatte. Und das, obwohl auf die Mobilisierung über das Internet also die einschlägigen Greifswalder Blogs oder Twitter explizit verzichtet bzw. die Verbreitung sogar verboten wurde. Dabei zeigte sich vor wenigen Wochen die Mobilisierungskraft über Twitter an Hand des NPD-Infostandes am Fischmarkt. Es waren dann aber nicht nur Vertreter der studentischen Presse anwesend, sondern auch Redakteur und Fotograf von der Ostsee-Zeitung, ein Redakteur von Greifswald TV, Uni-Pressesprecher Meßerschmidt und Kanzler Flieger.

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Der Bildungsstreik geht in die nächste Runde

Nach den Protesten im Juni soll es nun auch im Wintersemester wieder einen bundesweiten Bildungsstreik geben. Diesmal stehen auch die wichtigsten Gremien der Greifswalder Studierendenschaft hinter der Aktion. Selbst einzelne Stupisten des RCDS stimmten am Dienstag für einen Beschluss, mit dem die zweite Welle des Bildungsstreiks in diesem Monat ausdrücklich “begrüßt” wird. Außerdem legte das StuPa fest, dass der AStA die Veranstaltung unterstützen soll und dass es eine finanzielle Förderung von bis zu 300 Euro geben soll. Im Juni hatte das noch ganz anders ausgehesen: Für die erste Runde des Bildungsstreiks gab es für die Organisatoren weder Unterstützung vom AStA noch vom StuPa. Anlaufen soll die zweite Welle des Bildungsstreiks am 17. November. Waren die Proteste im Sommer noch zum Großteil von Schülern organisiert, engagieren sich die Studierenden diesmal deutlich stärker.

bildungsstreik-255x88Ohnehin ist es derzeit unruhig in den deutschen Hochschulen: Nachdem schon seit einigen Wochen in Österreich Hörsäle besetzt sind, schwappte die Aktion Mitte dieser Woche auch nach Deutschland über. Studenten in Münster machten am Mittwoch den Anfang, Heidelberg und Potsdam zogen noch am selben Tag nach. Auch in Darmstadt, Tübingen und Marburg gibt es inzwischen vergleichbare Bewegungen.

Zumindest die Besetzung in Münster wurde heute Morgen um 6 Uhr mit einer Räumung durch die Polizei beendet. Auf der deutschen Homepage unsereunis.de, die sich an das österreichische Vorbild anlehnt, kann man verfolgen, wie es weitergeht mit den Besetzungen.

Planungen: Keine Demo, sondern dezentral

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Eine Demo wie im Juni soll es nicht geben.

Was das Bündnis für den Bildungsstreik in Greifswald genau vorhat, weiß es noch nicht. Diana Treiber, inoffizielle Sprecherin der Vorbereitungsgruppe und Stupistin (linke.SDS), geht aber davon aus, dass eine Reihe kleinerer Aktionen geben wird. Eine große Demonstration soll dieses Mal nicht stattfinden. Vielmehr wolle man mit Flyern und verschiedenen öffentlichen Auftritten die Studenten für das Thema sensibilisieren und mobilisieren.

Geplant ist derzeit zum Beispiel, sich mit einer kleinen Gruppe als Weihnachtsmänner und Engel zu verkleiden und den Studenten an Plätzen wie vor der Mensa, vor dem Audimax oder auf dem Beitz-Platz “Bildungspäckchen” zu überreichen, die sich dann als leer herausstellen.

Wie die durch das StuPa beschlossene Untersützung durch den AStA aussieht, werden Diana Treiber und Erik von Malottki am Montag zusammen in der AStA-Sitzung mit den Referenten beraten. Diana Treiber könnte sich etwa eine Podiumsdiskussion vorstellen, betont aber, das seien derzeit nur Ideen. Gleichzeitig wird am Montag auch das nähchste Vorbereitungstreffen der Initiative im “Sofa” in der Brüggstraße stattfinden – die Gruppe trifft sich immer montags um 20 Uhr und ist offen für alle Interessierten.

Hörsaal-Besetzung: Auch in Greifswald “nicht auszuschließen”

Während die Hörsaal-Besetzungen in Österreich und neuerdings auch in Deutschland vor allem mit Mitteln des Web2.0 geplant wurden, tut sich die Planungsgruppe für den Bildungsstreik noch schwer mit ihrem Web-Auftritt: Ihr Blog enthält derzeit nur wenige aktuelle Informationen.

Im Web2.0 und dabei besonders unter einer Gruppe von etwa 30 twitternden Greifswalder Studenten wurde in den letzten Tagen intensiv spekuliert, ob eine mit den Hörsaalbesetzungen vergleichbare Aktion auch in Greifswald stattfinden werde. Das organisatorische Zepter in die Hand nehmen mochte dann aber doch niemand. In der Vorbereitugnsgruppe für den Bildungsstreik wird derzeit aber wohl auch überlegt, kurzfristig eine mit den Hörsaalbesetzungen vergleichbare Aktion in der nächsten Woche zu starten. Diana Treiber will diesbezüglich jedenfalls “nichts ausschließen.”

Bilder: Luisa Wetzel (Bildungsstreik), Kampagnen-Homepage

Linksjugend gründet sich in Greifswald

Vergangene Woche gründete sich die Linksjugend [‘solid] in Greifswald mit rund 20 Mitgliedern; die meisten davon sind Studenten. Künftig wolle man vor allem an Schulen um neue Mitglieder werben, sagen die Initiatoren. Angesprochen werden sollen aber auch Auszubildende, junge Arbeitende und Erwerbslose.

linksjugend_solid-255x88-linksjugendDer derzeitige Ansprechpartner Patrick Thews teilte dem webMoritz mit: “Bisher existiert die Hochschulgruppe Die Linke.SDS.Greifswald. Allerdings gibt es auch junge linke Leute in Greifswald, die nicht studieren, und wir möchten noch viele weitere junge Leute ansprechen, die nicht studieren. Daher haben wir die Linksjugend [‘solid] Greifswald gegründet. Die Hochschulgruppe ist dabei integriert, d.h. dass die Treffen in der Regel gemeinsam stattfinden.”

Das nächste Treffen findet am 29. November und dann alle zwei Wochen immer Donnerstags in der Hafenstraße 41 statt. Eine Uhrzeit wurde allerdings noch nicht bekannt gegeben. Beim kommenden Treffen soll ein Vorstand für die neue Gruppe gewählt werden.

Zu den anstehenden Zielen der Gruppe, erklärte Thews gegenüber dem webMoritz:

“Zur Zeit möchten wir das Greifswalder Bildungsstreikbündnis wiederbeleben, um zu beraten, in welcher Form sich Greifswald am bundesweiten Bildungsstreik am 17. November beteiligen kann. Der Bildungsstreik im Sommer war ein voller Erfolg und hat bereits erste Verbesserungen in der Bildungspolitik auf den Weg gebracht. Damit es aber wirklich zu besseren Bedingungen kommt, müssen wir weiter protestieren.

Ein anderes Thema ist der Klimagipfel in Kopenhagen, wobei wir zu den Protesten beim Gipfel mobilisieren werden. Denn die derzeitigen Mechanismen der internationalen Klimapolitik tragen nicht zu Emissionssenkungen bei, sondern vielmehr zur Profitsicherung von Großkonzernen aus den Industrieländern.

Ein weiterer Schwerpunkt, welcher an dieser Stelle noch genannt sei, ist das antifaschistische Engagement. Wir mobiliseren gegen den Nazi-Aufmarsch am 13. Februar 2010 in Dresden, aber natürlich ist es auch wichtig, hier vor Ort Flagge zu zeigen.

Mit unispezifischen Themen, wie z.B. einem Semesterticket, beschäftigt sich unsere StuPa-Fraktion, die mittlerweile auf vier Mitglieder angewachsen ist.”

TITEL Kein Krawall, nur Remmidemmi – Bildungsstreik in Greifswald

Feature von Alexander Müller

Es war eine bunt gemischte Masse aus jungen Menschen, die sich von der Unibibliothek aus durch Greifswald bewegte. Ihren Unmut hatten sie auf Transparente geschrieben, in den Augen war die Wut und Enttäuschung deutlich zu sehen. „Arbeit nervt“, schallte es aus den bunt verzierten Boxen; die Parole einer Generation, der oft Desinteresse und Identitätslosigkeit vorgeworfen wurde. Die Ironie versteht, wer sie verstehen will. Denn wenn junge Menschen eins wollen, dann ist es eine Zukunft mit der Aussicht auf Arbeit.

„Bildung für alle“, das ist die Forderung mit der das bundesweite Aktionssbündnis „Bildungsstreik 2009“ Schüler und Studenten aus der ganzen Republik dazu aufforderte, am 17. Juni ihre Klassenräume und Vorlesungssäle zu verlassen, um gegen die Bildungspolitik von Bund und Ländern zu demonstrieren. Über hunderttausend junge Leute gingen bundesweit auf die Straße. Der Moment dafür, konnte gar nicht besser gewählt worden sein. Die Zeitungen waren voll in den letzten Wochen mit Leitartikeln, in denen sich darüber gewundert wurde, wie ruhig und gelassen die Deutschen in der Krise doch blieben. Was für ein Glück sei es doch, dass soziale Unruhen bislang ausgeblieben sind, weil nur so vernünftig Politik gemacht werden könne. Das mag nicht ganz falsch sein. Doch ist es ein nicht hoch genug einzuschätzendes Zeichen, dass sich nun genau die erheben, deren Zukunft momentan aufs Spiel gesetzt wird. Jene Generation, die bislang hilflos mit ansehen musste, wie das Geld ihrer Zukunft in die Rettung von Banken fließt, während die eigenen Schulen und Hochschulen zerfallen und beim Lehrpersonal weiter gespart und gekürzt wird. Dass aber die Zukunftsaussichten möglicherweise noch viel schlechter wären, wenn der Staat nicht massiv in die Wirtschaft eingreifen würde, ging in Parolen wie „Die Commerzbank hat deine Studiengebühren“, welche als Ankündigung des Streiks in einem Youtube-Video verkündet wurden, etwas unter. (mehr …)