TITEL Ein Streitgespräch für und wider Arndt

Nun sag, wie hältst du’s mit dem Namenspatron?

Im Konzilsaal der Universität Greifswald traf moritz einen Vertreter der Arndt AG, Marco Wagner, sowie Jan Steyer von Uni-ohne-Arndt zu einem Gespräch.

arndtduell_81-Patrice Wangenmoritz Im Januar steht die erste Urabstimmung in der Geschichte der Universität Greifswald an. Was ist von euch noch an Aktionen geplant um die Massen zu mobilisieren?
Jan Steyer Wir wollen den Namen Ernst-moritz-Arndt-Universität abschaffen, haben daher bis zur Urabstimmung vor, mit Infoständen die Menschen zu informieren. Kurz vor der Abstimmung wird es auch einige Plakataktionen geben. Momentan arbeiten wir gemeinsam mit der Pro-Arndt-AG an einer Zeitung, die Argumente für und gegen Arndt beinhalten soll. Außerdem wird es noch einige verbale Zusammentreffen der beiden AGs, wie kürzlich beim Debattierclub, geben.
Marco Wagner Solche Informationsaktionen planen wir natürlich auch. Außerdem wird es ein Streitgespräch mit der Uni-ohne-Arndt AG in Zusammenarbeit mit dem NDR geben. Stattfinden wird es in der Aula der Universität und wird für Publikum offen sein. (mehr …)

TITEL Für oder gegen Arndt? – Eindrücke eines vorher Unbeteiligten

Der Streit im Debattierclub – Ein Kommentar von Ewald Leppin

Zur Veranstaltung des Debattierclubs kam ich zufällig, ich ließ mich „mitschnacken“. Und es hat sich gelohnt, obwohl ich hinterher erschrocken und verärgert war. Gelohnt hat es sich, weil ich merkte, dass mich die Debatte um den Namenspatron Arndt doch etwas angeht, dass ich mich intensiver mit dieser für Pommern bedeutsamen Persönlichkeit beschäftigen sollte. Die Absicht, mehr über die Geschichte Pommerns, den deutschen Faschismus und die neuere Geschichte Deutschlands zu erfahren, war einer der Gründe für meinen Wechsel nach Greifswald. Der Uni- Name war kein Beweggrund für meine Entscheidung. Aber wenn er eine Rolle gespielt hätte, dann eine demotivierende.

Nachdem je zwei Vertreter von Befürwortern und Gegnern des Namens zu Wort gekommen waren, schien die gefühlte Argumentationslage klar für die Namensgegner zu sprechen. Der von den Befürwortern aufgezeigte Facettenreichtum Arndts war interessant, wenn es um seine Volksnähe beim Märchensammeln, sein soziales (vielleicht auch eher ökonomisches) Engagement zur Abschaffung der Leibeigenschaft, seine Naturschutzbemühungen oder auch um seine Verdienste bei der Revolution 1848 und der Entwicklung zu einem einheitlichen Deutschland ging. (mehr …)

Anhörung vor Senatskommission: für und wider Arndt

von Alexander Kendzia und Gabriel Kords

Am vergangen Freitag fand in der historischen Aula der Universität die wissenschaftliche Anhörung zum Namen der Universität Greifswald durch die Senatskommission statt. Noch einen Tag zuvor, am 10.Dezember, war dazu kurzfristig über den Mail-Verteiler eine Einladung an alle Studierenden der Universität gesendet worden. Dass dies wohl zu kurzfristig war, zeigt die eher geringe Zahl von Studierenden bei der Anhörung, die ungefähr der der anwesenden Lehrstuhlvertreter entsprach. Auch der akademische Mittelbau war in etwa gleich starker Zahl vertreten. Die Anhörung fand lediglich hochschulöffentlich statt, eine Zugangskontrolle erfolgte jedoch nicht. Die Initiative „Uni ohne Arndt“ wies im Vorhinein auf ihrer Internetseite und in einer extra Pressemitteilung darauf hin, dass man unzufrieden sei wie die Senatskommission mit der Auswahl der Experten umgeht (WebMoritz berichtete):

„Bei der Anhörung der Universität Greifswald durch die Senats-Kommission soll anscheinend nur in eine Richtung geprüft werden. Denn die Liste der anzuhörenden Wissenschaftler enthält keine unabhängigen Arndt-Kritiker“ – uni-ohne-arndt.de

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Prorf. Werner Stegmaier (r) und Korbinian Geiger

Prof. Dr. Werner Stegmaier leitete die Veranstaltung zusammen mit StuPa Präsident Korbinian Geiger. Mit einer kleinen Erläuterung der aktuellen Situation begann die Anhörung. Im Vorfeld sei es zu unnötiger Aufregung gekommen.

Man hoffe, dass der restliche Ablauf des Prozesses erfolgreich verlaufe, so der Komissionsvorsitzende Thomas Schattschneider.Die Senatskommission werde zunächst hochschulöffentlich Wissenschaftler zu der Frage anhören, welche wissenschaftlichen, historischen, literaturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Punkte für oder gegen die Beibehaltung des Namens Ernst Moritz Arndts als Namenspatron sprechen. In einem zweiten Schritt soll auch den Bürgern Greifswald im Januar 2010 die Möglichkeit gegeben werden ihre Argumente der Senatskommission vorzutragen. Dann soll es auch um Kriterien wie die regionale Ausstrahlung des Namens gehen.

Stegmaier: Redner ohne Kalkül ausgewählt

Stegmaier fühlte sich offensichtlich aufgrund der Diskussionen im Vorfeld der Anhörung,dazu genötigt darauf hinzuweisen, dass die Redner „ohne Kalkül“ ausgewählt wurden und begründete das Fehlen der angefragten, aber nicht erschienenen Redner damit, dass sie aus zeitlichen Gründen nicht verhindert konnten. Einzige Ausnahme sei hier Prof. Dr. Buchholz, der aufgrund eines Streites mit dem Rektorat seine Meinung nicht äußern wolle. Er nahm allerdings als Zuhörer an der Veranstaltung teil, äußerte sich allerdings auch in der anschließenden Diskussion nicht.

Auch auf die Kritik, dass die Kommission sich selber anhören würde, entkräftete Stegmaier mit dem Hinweis ein, dass dies doch unproblematisch sei, da die Kommissionsmitglieder wissenschaftlich argumentierten. Studenten wurden nicht als Experten geladen, da sie eben noch keine ausgewiesenen Wissenschaftler seien. In der anschließenden Diskussion hätten sie jedoch die Möglichkeit, ihre Argumente der Kommission darzulegen. Stegmaier wies darauf hin, dass egal welche Entscheidung vom Senat über die Namensfrage gefällt werden sollte, große Diskussionen folgen werden.

Die Rednerliste sah wie folgt aus:

  • Prof. em. Karl-Ewald Tietz (Vorsitzender der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft e. V.)
  • Prof. Dr. Thomas Stamm-Kuhlmann (Uni Greifswald, Allgemeine Geschichte der Neuesten Zeit)
  • Dr. Irmfried Garbe (Uni Greifswald, Kirchengeschichte)
  • Prof. em. Reinhart Staats (Uni Kiel, Kirchengeschichte)
  • Prof. Dr. Kyra Inachin (Universität Greifswald, Neueste Geschichte sowie Pommersche Geschichte)
  • Dr. Jörg Echternkamp (Historiker, Potsdam)
  • Prof. Dr. Reinhard Bach (Uni Greifswald, Romanistik)
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Das Auditorium zu Beginn der zweiten Halbzeit. Im Vordergrund: Kommissionsmitglieder

Die Anhörung wurde durch die Universität aufgezeichnet. Dass die Aufnahme auch veröffentlicht wird, ist zwar noch nicht ausgeschlossen, aber nach übereinstimmdenden Angaben sehr unwahrscheinlich. Aufgrund der Länge der einzelnen Beiträge verzichtet der WebMoritz darauf, hier alle Positionen darzustellen. Die Debatte verlief aber insgesamt sachlich und konstruktiv, auch wenn sich die verschiedenen Redner sehr unterschiedlich positionierten.

Reinhard Staats und Irmfried Garbe etwa sprachen sich deutlich für Arndt aus, der Militärhistoriker Echternkamp hingen, der im Vorfeld der Diskussion erstaunliche Vermutungen der Uni-ohne-Arndt-Initiative über sich ergehen lassen musste, zeigte zwar ebenfalls positive Seiten Arndts auf, sprach sich aber am Ende explizit dafür aus, den Namen abzulegen und stattdessen ein „interdisziplinäres Zentrum“ nach Arndt zu benennen.

Konstruktive Debatte, aber scharfe Kritik an Arndt-Gegnern

Zwei mal gab es für das Publikum Gelegenheit, in offenen Debatten das Wort zu ergreifen. Die Debatten verliefen größtenteils unaufgeregt, hatten aber immer dann unschöne Szenen, wenn über die Initiative „Uni ohne Arndt“ gesprochen wurde. Professor Stegmaier wies zwar explizit darauf hin, die Debatte drehe sich um den Namenspatron und nicht um die Art, wie Stimmung für oder gegen ihn gemacht werde, aber dennoch griffen vor allem in der zweiten Debatte mehrere Redner die Arbeit der Initiative an. Professor Bach, der auch in seinem Vortrag die Überzeugung vertreten hatte, der Name könne erhalten bleiben, äußerte sich trotz der „Ermahnung“ Stegmaiers explizit über die Initiative und kritisierte, dass es ihr offenbar an der Fähigkeit zum Kompromiss mangele. Stattdessen habe er beim Studium der Homepage der Initiative den Eindruck, die Position der Gruppe werde „immer radikaler.“ Auch die Art, wie er persönlich angegriffen werde, kritisierte er deutlich. Manchmal fühle er sich ob der Angriffe „wie der Erfinder von Auschwitz.“

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Prof. Reinhard Bach kritisierte die Initiative "Uni ohne Arndt" scharf.

Zahlreiche Redner der freien Diskussion wiesen aber ausdrücklich auf die zumindest bei der Anhörung sehr sachliche Debatte und angenehme Art des Umgangs miteinander hin. Professor Manfred Matschke kritisierte die gesamte Debatte um den Namen Arndts als „großartige Ablenkung“ von eigentlich wichtigen Themen. Zudem kritisierte er, dass viele seiner Kollegen darauf verzichteten, Stellung zu beziehen: „Arndt hatte Charakter. Das würde ich mir von vielen meiner Kollegen auch wünschen.“

Die meisten Aussagen können zur Debatte können bereits im Heft 8 der Ernst Moritz Arndt Gesellschaft nachgelesen werden. Auch das Deutschlandradio war vor Ort und fertigte einen kurzen Beitrag zur Anhörung an. Darin werden die Positionen von Sebastian Jabbusch („Uni ohne Arndt“) und Dr. Garbe dargestellt. Zur Urabstimmung wird es ein Infoheft geben, das euch mit den Argumenten der Initiativen „Uni ohne Arndt“ und „Arndt AG“ versorgen wird, damit ihr eine Grundlage für eure Entscheidung habt.Ganz abgesehen von den Meinungen der Professoren, Experten und Initiativen lohnt es durch verschiedene Wege sich selbst über die Person Ernst Moritz Arndt zu informieren.

Links:

Fotos: Gabriel Kords

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Arndt-Anhörung: Streit über Auswahl der Experten

Vor der ersten Expertenanhörung  der Namenskommission des Senats am kommenden Freitag hat sich zu Wochnbeginn ein heftiger Streit über die Neutralität der Kommission entsponnen. Die Initiative „Uni ohne Arndt“ veröffentliche am Sonntag eine Liste mit den Teilnehmern der Veranstaltung, die inzwischen auch offiziell bestätigt ist.

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So illustriert die Initiative ihre Pressemitteilung auf ihrer Website

Die Initiative kritisiert vor allem, dass es keine Arndt-Kritiker unter den Wissenschaftlern gebe und unter andrem auch Teilnehmer der Kommission selbst als Experten auftreten. Der bekannte Arndt-Kritiker Prof. Thomas Stamm-Kuhlmann (Lehrstuhl für neueste Geschichte am Historischen Institut) wird von der Initiative in diesem Kontext indirekt als „nicht unabhängig“ bezeichnet. Wieso die von der Initiative als „Arndt-Kritiker“ bezeichneten Professoren, (u.a. Prof. Hubertus Buchstein, Prof. Werner Buchholz und Prof. Herfried Münkler) abgesagt haben, bleibt zurzeit noch offen.

Weiter schlüsselt die Initiative auf, die Greifswalder Experten Dr. Irmfried Garbe (Kirchengeschichte), Dr. Reinhard Bach (Romanistik) und Prof. Dr. Kyra Inachin (Neuste Geschichte) seien selbst Mitglieder der Kommission. Sie folgern: „Hier kann sich die Kommission die gewünschten Statements gleich selbst schreiben.“ Von Bach und Garbe sei zudem bekannt, dass sie für Arndt eintreten. (mehr …)

Pro-Arndt-AG zu Besuch auf Rügen

Am vergangenen Freitag besuchte der webMoritz die Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft an deren Sitz im Gutshaus Groß Schoritz auf der Insel Rügen. Auch wenn wir ursprünglich ein persönliches Gespräch mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft erwartet hatten, stellte sich bereits im Vorfeld der Veranstaltung heraus, dass eine Delegation der Initiative „Arndt AG“, die für den Erhalt des Namenspatrons eintritt, zum selben Termin in das Gutshaus eingeladen worden war. Der webMoritz traf daher gemeinsam mit den beiden Pro-Arndt-Vertretern Marco Wagner und Henning Krüger in dem Gutshaus ein.

Das Gespräch fand zwischen dem Vorsitzenden der Ernst-Moritz-Arndt-Gesellschaft, Prof. Karl Ewald Tietz, den beiden Vertretern der „Arndt AG“ und dem webMoritz statt. Prof. em. Karl-Ewald Tietz lebt selbst seit 1945 auf der Insel Rügen und war nach dem Studium der Germanistik, Slawistik und Pädagogik bis 1999 an der Universität Greifswald im Bereich Didaktik und Methodik der Deutschen Sprache und Literatur wissenschaftlich tätig.

Während des Gespräches wurden vor allem Diskussionen zu Arndts Leben, Wirken und seinen Werken geführt. Dabei beleuchteten die Teilnehmer viele Aspekte Arndts kritisch. Desweiteren wurde über die aktuelle und die vergangenen Debatten über den Namenspatron an der Greifswalder Universität gesprochen.

Dass Ernst Moritz Arndt in seinen Augen als Namenspatron durchaus passend ist, begründet Prof Tietz, der am Freitag auch vor der Senats-Kommission sprechen wird, vor allem damit, dass Ernst Moritz Arndt nach seiner Ansicht eine Persönlichkeit war, über die man auch heute noch viel diskutieren kann, was sich seiner Ansicht nach an den bereits geführten und der aktuellen Namensdebatte zeigt.

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