Kommentar: Demo hat Zusammenhalt gestärkt

Ein Kommentar von Marco Wagner

500 Studierende und Dozenten demonstrieren für die Lehramtsstudiengänge.

Wer hätte gedacht, dass man in Greifswald 500 Menschen zu einer Bildungsdemo mobilisieren könnte?  Blickt man in die vergangenen Jahre zurück, so zeigte sich die Greifswalder Studierendenschaft eher phlegmatisch, wenn es darum ging, für ihre Rechte zu streiten. Dass die Einführung “versteckter Studiengebühren” (Verwaltungsgebühr) vom Landtag vor über einem Jahr beschlossen wurde, interessierte damals die wenigsten Studentinnen und Studenten.

Zusammenhalt ist wichtig

Doch die Zeiten haben sich erfreulicherweise geändert. Im vorigen Jahr besetzten im provinziell-beschaulichen Greifswald mehrere Studentinnen und Studenten das Audimax der Alma Mater. Zu Spitzenzeiten waren es etwa 100 Studierende. Der Flashmob an der Europakreuzung war im Vergleich dazu noch erfolgreicher. Zur Bildungsstreikdemo waren es 300 Studierende. Und nun sind es schon 500.

Es scheint sich nunmehr auch bei den Greifswalder Studierenden die Erkenntnis zu festigen, dass unter anderem auf ihren Rücken der Haushalt des Landes saniert werden soll. Besonders positiv zu bewerten ist die Solidarität der Studierenden untereinander. Die angehenden Lehrer wurden von zahlreichen Akademikern anderer Fakultäten unterstützt. Dozentinnen und Dozenten verschiedener Institute der Philosophischen Fakultät gaben den Studierenden ebenso Rückendeckung wie der Prorektor Prof. Michael Herbst.

500 Teilnehmer sind ein Erfolg – Der Druck auf die Regierung muss weiter erhöht werden

Es war keine Demo der Lehramtsstudenten für “ihr” Lehramt, sondern eine Demo der gesamten Universität für das Greifswalder Lehramt. Dieser Zusammenhalt ist besonders wichtig, doch auch noch ausbaufähig. Heute will Schwerin bei den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern sparen – so lange, bis man dort nichts mehr weiter einsparen kann. Und dann? Dann wird bei den Naturwissenschaften und der Medizin gespart, von fakultäts- und hochschulübergreifenden Einsparungen am Personal und an Geld für Lehrmaterialien ganz zu schweigen. Aus diesem Grund: Wehret den Anfängen!

Auch wenn 500 Studierende für Greifswald ein Erfolg sind, grundsätzlich sind es viel zu wenige, die auf die Straße gingen. Diese Zahl allein wird jedenfalls nicht ausreichen, um echten Druck auf die Schlossherren in Schwerin auszuüben. Über die Meinung von 500 Studierenden können sich die Herren “von” Tesch und “von” Michallik noch relativ leicht hinweg setzen. Stehen jedoch mehr als 1.000 Studierende vor dem Schweriner Landtag, wird es schon schwieriger, überhaupt in den Thronsaal zu gelangen. Es gibt insgesamt 2.500 Lehramtsstudierende in Greifswald. Was spricht dagegen, wenn nicht nur 500, sondern 2.500 nach Schwerin fahren?

Foto: Carsten Schönebeck

Hunderte protestieren gegen Lehramt-Schließung *Update*

Am Protestmarsch gegen die von der Landesregierung geplante Schließung der Lehramtsausbildung in Greifswald nehmen zur Stunde rund 400 Demonstranten teil. Paula Zill, AStA-Referentin für Studium und Lehre, eröffnete die Veranstaltung gegen 13:30 Uhr vor der Mensa am Schießwall. Sie forderte alle Greifswalder auf, sich gegen die Pläne der Landesregierung zu stellen. Die Schließung der Lehramtsausbildung würde auch den Tod der Philosophischen Fakultät mit ihren rund 4.000 Studenten bedeuten. Das sei für Universität und Stadt nicht hinnehmbar.

Anschließend zogen die Demonstranten Richtung Europakreuzung und von dort die Wolgaster Straße entlang, begleitet von mehreren Polizeiwagen. Die Straße wurde für den normalen Verkehr auf einer Seite gesperrt. Über den neuen Campus am Beitz-Platz soll es über die Anklamer Straße zum Markt gehen. Dort wird gegen 16 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden. Dort sollen Thomas Schattschneider, Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaft und Professor Michael Herbst, Porrektor für Studium und Lehre sprechen.

Das trotz der organisatorischen Schwierigkeiten im Vorfeld immerhin knapp 400 Teilnehmer mobilisert werden konnten, darf man beim Allgemeinen Studierendenauschuss (AStA) durchaus als Erfolg werten. Schließlich hatte die intensive Werbephase erst am Montag begonnen. Bis zur Stunde hält sich die Anzahl nicht-studentischer Teilnehmer jedoch in Grenzen. Hauptorganisator und AStA-Referent Sandro Mundt hatte gehofft, über die politischen Hochschulgruppen auch städtische Vertreter und Bürgerschaftsmitglieder mobilisieren zu können.

Mehr Informationen im Laufe des Abends auf dem webMoritz.

Update 2. Juni – 17:58

Auf dem Greifswalder Marktplatz hatten sich gegen 16 Uhr knapp 500 Demonstranten zur Abschlusskundgebung zusammengefunden. Thomas Schattschneider erläuterte noch einmal aus seiner Sicht die aktuelle Misere der Bildungspolitik. Er rief die Teilnehmer auf, auch an der Demonstration am 7. Juli in Schwerin und der Vollversammlung am 23. Juni im Uni-Innenhof teilzunehmen. Deutliche Worte fand auch der ehemalige stellvertretende AStA-Vorsitzende Pedro Sithoe: “Schwerin will uns für dumm verkaufen, aber das lassen wir nicht mit uns machen.”

Herbst: “Bin froh dass meine Kinder aus der Schule sind”

Ein Medizinstudent, der zwischenzeitlich das Wort ergriff, bedankte sich bei den Studenten der Philosophischen Fakultät. Sie würden das kulturelle Leben der Stadt bereichern, wie keine andere Studentengruppe.

Auch Prorektor Herbst erntete für seinen abschließenden Redebeitrag viel Beifall. Neben der möglichen Schließung der Lehramtsausbildung sei, so Herbst, auch die Ausbildung junger Pädagogen in Gefahr. “Wenn  ich höre, dass Gymnasiallehrer künftig in Grundschulen ausgebildet werden, dann bin ich froh, dass meine eigenen Kinder schon aus der Schule sind.” Er rief die Teilnehmer auf, nach Rostock zu fahren und zu zeigen, dass dort gar nicht die Kapazitäten vorhanden sein um die komplette Lehramtsausbildung zu übernehmen.

AStA hatte auf mehr Teilnehmer gehofft

Franz Küntzel (RCDS), AStA-Referent für Hochschulpolitik, zeigte sich insgesamt zufrieden mit der Veranstaltung. Auch wenn er einräumte, dass sich am Ende nicht so viele Studenten beteiligt hatten, wie man beim Organisationsteam gehofft hatte. “Zehn Prozent, also 1200 Teilnehmer wären schon schön gewesen.” Er hoffe, dass man für die Zukunft auch die Kommunal- und Landespolitiker aus Greifswald für das Thema gewinnen könne. Trotz der Unterstützung von Professor Herbst, äußerte er Kritik am Rektorat: “Ich wünsche mir von Rektor Westermann ein klares Bekentnis zum Lehramt. Das hat er bisher vermissen lassen.”

Auch der Juso-Vorsitzende Stephan Schumann sieht noch Möglichkeiten für einen enegeren Schulterschluss mit der Uni-Leitung. “Das gemeinsame Feindbild muss ausreichen, damit wir zusammenrücken.”

Update 3. Juni 11:10

Hier ist der Bericht von moritzTV zum Thema:

Kommentieren könnt ihr das Video hier.

Fotos: Carsten Schönebeck

Am Mittwoch ist wieder StuPa-Sitzung

Am Mittwoch den 2. Juni tagt erneut das Studierendenparlament (StuPa) im Konferenzsaal des Universitätshauptgebäudes. Die Sitzung beginnt um 20 Uhr. Der webMoritz wird live berichten. Diese Woche stehen die Wahlen der Vorsitzenden der StuPa-AGs, der Geschäftsführung der Moritz-Medien, der Chefredaktion des Webmoritz und weiter Referenten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) an.

Die Stelle des AStA-Vorsitzenden und einige weitere Referate sind noch vakant. Bislang gibt es lediglich eine Bewerbung für das Referat Mediengestaltung, Onlinekommunikation und Technik.  Des Weiteren wird es noch um einen Antrag zur Militärischen Werbung der Moritz-Medien gehen.  Den Antrag reichten Stupisten der Jusos, Grünen Hochschulgruppe und des SDS vor einiger Zeit ein. Er wurde bislang mehrere Male verschoben.

Zudem wird noch ein Diskussions-Top zur Novellierung des Landeshochschulgesetzes (LHG) in die Tagesordnung eingefügt. Wie vom stellvertretenden Präsidenten des Studierendenparlaments Christopher Denda zu erfahren war, wird dieser vermutlich hinter den Top 5 (Wahl der studentischen Medien) eingefügt.

Auch ein alter Pommer ist wieder einmal auf der Tagesordnung: Ernst Moritz Arndt. Korbinian Geiger reichte einen Antrag zur Aufhebung des Beschlusses vom 23. Juni 2009 ein. Dieser besagt, dass die Gremien der Studierendenschaft den Namenspatron Ernst Moritz Arndt auf Grundlage des Beschlusses der Vollversammlung vom 17. Juni 2009 abzulegen haben. Stattdessen soll der Name nun wieder eingesetzt werden, die Mitglieder der Organe der Studierendenschaft jedoch selbst entscheiden, ob sie ihn auf den von ihnen verfassten Dokumenten verwenden. (mehr …)

Schliessung der Lehramtsausbildung: Demo am Mittwoch

Der Allgemeine Studierendenauschuss (AStA) der Greifswalder Universität ruft am kommenden Mittwoch ab 13:30 zu einer Demonstration gegen die drohende Schließung der Lehramtsausbildung auf. Treffpunkt ist die große Mensa am Schießwall. Von dort geht es entlang der Wolgaster Straße zum Neuen Campus und via Anklamer Straße zurück in die Altstadt.

Flyer für die Demo am Mittwoch

Eine Schlusskundgebung wird gegen 16:30 Uhr am Marktplatz vor dem Rathaus stattfinden. Dort sollen der Sprecher der Landeskonferenz der Studierendenschaft (LKS) Thomas Schattschneider und die Referntin für Studium und Lehre, Paula Zill, Ansprachen halten. Seine Teilnahme angekündigt hat auch Prorektor Professor Michael Herbst. “Da kann allerdings noch etwas dazwischen kommen.”, sagte uns Paula Zill.

„Es ist uns wichtig, dass wir nochmal darauf aufmerksam machen, dass die Vielfalt unserer Universität akut bedroht ist, wenn die Pläne der Landesregierung verwirklicht werden“, erklärte die komissarische AStA-Vorsitzende Daniela Gleich in einer Pressemitteilung.  Zu Beginn des Semesters hatte die Lokalausgabe der Ostsee-Zeitung auf die schon länger bestehenden Pläne der Landesregierung hingewiesen, die Lehramtsausbildung in Greifswald, mit Ausnahme einzelner Unikatfächer, nach Rostock zu verlagern. Seitdem ist die Zukunft der Lehrerausbildung wieder in aller Munde. (mehr …)

“Feuerwehrmann” Ratjen: Wir brauchen Druck auf der Straße

Der FDP-Landtagsabgeordnete Sebastian Ratjen war in den letzten Wochen sehr aktiv in der Greifswalder Hochschulpolitik. Der Politiker ist in Greifswald bekannt für sein “loses Mundwerk”, dessentwegen er auch häufig dem Vorwurf ausgesetzt ist, in erster Linie Populismus in eigener Sache zu betreiben. Deshalb hat der webMoritz Ratjen zu seinem hochschulpolitischen Engagement und seinen bildungspolitischen Vorstellungen befragt.

Sebastian Ratjen

webMoritz: Im Frühjahr haben Sie bei der Arndt-Debatte mitgemischt, seit einigen Wochen engagieren Sie sich in der Debatte um die Lehramt-Studiengänge. Letzte Woche hat man Sie sogar im StuPa gesehen. Zieht es Sie derzeit „back to the roots“ in die Uni-Politik? Ist es im Landtag zu anstrengend?

Sebastian Ratjen: Nein, es ist eine Schwerpunktfrage. Momentan besteht die Gefahr, dass wir 2.500 Studienplätze verlieren und ich gehe als Abgeordneter dorthin, wo ich etwas bewegen kann. Ich kann als Oppositionsabgeordneter im Landtag zwar laut brüllen, dass mir das alles nicht gefällt, aber das interessiert die Landesregierung sowieso nicht. Aber ich kann mit dem Know-How, das ich aus meiner politischen Erfahrung habe, euch Studenten helfen, so viel Druck auf der Straße auszuüben, dass die Landesregierung sich bewegen muss.

webMoritz: Was planen Sie denn noch in dieser Richtung? Kandidieren Sie bald als AStA-Vorsitzender?

Sebastian Ratjen: Nein, natürlich nicht. Ich stehe den Studierenden beratend zur Seite. Es ist nicht meine Aufgabe, irgendwelche Ämter zu übernehmen, das habe ich hinter mir. Ich war mal StuPa-Präsident, das war eine sehr schöne Zeit, aber das macht jetzt Korbinian hervorragend. Ich komme aus einer anderen Ebene, ich kann Erfahrung mitbringen und die stelle ich euch zur Verfügung. (mehr …)

“Immer mit dem Finger in die Wunde” – Sebastian Jabbusch verlässt Greifswald

Ein Porträt von Alexander Kendzia

Sebastian Jabbusch hat wie die Stadt Greifswald mit seiner Beteiligung an der Diskussion um den Namenspatron der Universität wie kaum ein anderer in Aufregung versetzt. Anecken macht ihm Spaß. Jetzt verlässt er Greifswald.

„Wenn die Pommern gewusst hätten, dass ich einer von ihnen bin, hätten sie mich bestimmt nicht so oft als Wessi beschimpft.“Ja, dass Sebastian Jabbusch in Stralsund geboren ist, das weiß nicht jeder. Ob diese Erkenntnis vielleicht auch etwas an der Arndt-Debatte geändert hätte, sei dahingestellt. Eins ist jedoch klar: Nur wenige Menschen polarisieren so stark wie er.

“Echter Einsatz” für den moritz

Jabbuschs erster Streich beim moritz

In den alten Bundesländern aufgewachsen machte Jabbusch schon früh Erfahrungen damit, wie es ist, Medien mitzugestalten. „Mit 14 habe ich meine erste Wandzeitung aufgehängt, mit 15 eine Schülerzeitung gegründet, mit 16 mein erstes Internetportal geführt, mit 17 bei der Lokalzeitung geschrieben, mit 18. Jahren war ich Chefredakteur eines bundesweiten Portals.“ Das Interesse an Medien war auch ein Punkt, der ihn dann nach Greifswald brachte. „Zum Einen wollte ich an der Küste studieren, zum Anderen hatte ich von Moritz-TV gehört. Das fand ich cool – da wollte ich mitmachen. Jedoch habe ich schnell gemerkt, wie schwer es ist, tiefergehende Geschichten mit bewegten Bildern zu erzählen. Ich bin dann zum Print-Moritz gewechselt.“

Gleich einer seiner ersten Artikel über das ehemalige Atomkraftwerk in Lubmin war eine Titelgeschichte, für die Jabbusch enorme Energie aufwendete. „Sebastian ist abends um 10 Uhr nach Lubmin geradelt, um an einer Gegensprechanlage ein Interview zu führen. Das war echter Einsatz“: erläutert Ulrich Kötter, selbst langjähriges Mitglied der moritz-Redaktion, der Jabbusch schon seit Langem kennt.

Hochschulpolitisch wollte sich Jabbusch eigentlich nicht beteiligen: „Ich hab mich dann aber Ende 2007 doch fürs Studierendenparlament aufgestellt. Ich wollte einfach live aus dem StuPa bloggen – damals wurde ich dafür belächelt.“ Deshalb trat er 2008 selbst als Kandidat auf und machte durch seine polarisierenden Wahlplakate auf sich aufmerksam.

Rechtsstreit mit der Uni (mehr …)