Neue Runde, neues Glück? Greifswald und das Containerdorf

Neue Runde, neues Glück? Greifswald und das Containerdorf

In den letzten Wochen entfachte in Greifswald eine starke Diskussion über die Errichtung eines Containerdorfes zur Unterbringung von Geflüchteten. Diese Diskussion hatte Proteste diverser politischer Lager zur Folge. Nachdem bereits Anfang März im Hauptausschuss der Stadt um Alternativen gebeten wurde, legte die Stadt Greifswald heute eine Beschlussvorlage vor. Diese soll am kommenden Montag durch die Bürgerschaft diskutiert und im besten Fall beschlossen werden.

Die Hauptausschusssitzung am 2. März wurde von drei Demonstrationen und viel Polizeischutz begleitet. Besprochen wurde letzten Endes, dass die Stadt nochmals andere Unterbringungsmöglichkeiten prüfen möge. Alle beteiligten Parteien fanden die ursprünglich angestrebte Lösung nicht zufriedenstellend. Hierbei sollen die Geflüchteten auf verschiedene Standorte aufgeteilt werden. Dadurch befinden sich nicht 500 Personen auf eine Fläche verteilt, sondern auf mehrere Standorte. Die Stadt wurde beauftragt, nochmals Flächen auf diese Art der Nutzung zu prüfen.

Am Montagmorgen haben der Oberbürgermeister Stefan Fassbinder sowie die Bausenatorin und stellv. Oberbürgermeisterin Jeannette von Busse eine Beschlussvorlage bezüglich der Containerdorf-Situation vorgelegt. Dabei wurden gewisse Ausschluss- und Abwägungskriterien betrachtet und ausführlich beschrieben. Insgesamt sind fünf Flächen, die sich über das Stadtgebiet verteilen, in die nähere Auswahl gekommen:

  1. Festspielplatz an der Jungfernwiese
  2. Wiese in der Lise-Meitner-Straße
  3. Sportplatz in der Feldstraße 86
  4. Anklamer Straße 15/16 (Hinterhoffläche der Kunstwerkstätten)
  5. Usedomer Weg (neben der CDF-Sporthalle)

Die Vorschläge umfassen unterschiedlichste Flächengrößen. Von Busse erklärt hier, dass es diesbezüglich keine Vorgaben gebe, sodass diese in eine nähere Betrachtung gefallen sind. Wie viele Container für Geflüchtete auf diesen Flächen jeweils untergebracht werden können, müsse man anschließend noch genauer prüfen.

Nicht optimal, aber notwendig

Der Oberbürgermeister betont während des Gesprächs, dass Containerdörfer definitiv nicht die beste Lösung sind. Dennoch seien Sporthallen noch schlechtere Unterbringungen und die Situation sei momentan äußerst dynamisch. Wie dynamisch die Situation um die Geflüchteten aktuell im Landkreis ist, berichtet Karina Kaiser, Dezernentin für Soziales, Jugend, Gesundheit, Sicherheit und Ordnung: In den letzten 2,5 Monaten wurden dem Landkreis Vorpommern-Greifswald mehr Geflüchtete zugewiesen. Der Landkreis fragte Hochrechnungen beim Land an. Diese gibt es jedoch nicht. Daraufhin hat der Landkreis selbst eine ungefähre Schätzung versucht zu berechnen – diese Zahl beläuft sich auf ungefähr 1.800 Geflüchtete bis zum Jahresende. Dem Landkreis sei vor allem eine gute Betreuung der Geflüchteten wichtig. Auch Kaiser begrüßt die kleinere Lösung mit einer Aufteilung der Geflüchteten auf verschiedene Flächen zu jeweils (maximal) 200 Geflüchteten. Dadurch sei eine bessere Betreuung und damit auch eine gelingendere Integration gewährleistet.

Sowohl Landkreis als auch Stadt sind bemüht, eine gemeinsame Lösung zu finden. Der Oberbürgermeister fügt an, dass es sich bei den Flächen ausschließlich um Flächen im Besitz der Stadt handelt. Darüber hinaus sind private Besitzende angehalten, ihre Flächen zu prüfen. So haben beispielsweise sowohl die Universität als auch die drei Kirchengemeinden der Hansestadt eine Anfrage erhalten, ihren Flächenbestand auf die Möglichkeit der Errichtung einer Container-Unterkunft zu prüfen.

Generell vernimmt man eine gewisse Spannung, was die Bürgerschaft auf der Sondersitzung am kommenden Montag beschließen wird. Die Sitzung wird am 27. März 2023 um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle im Schönwalde-Center stattfinden. Wer an dieser Sitzung teilnehmen möchte, kann sich noch bis zum 24. März 2023, 12 Uhr per Mail (an die Bürgerschaft buergerschaft@greifswald.de) oder per Post an die Kanzlei der Bürgerschaft anmelden. Dafür werden der Vor- und Nachname sowie das Geburtsdatum benötigt. Beides wird vor der Sitzung durch das Sicherheitspersonal kontrolliert – Ausweis also nicht vergessen.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Internationale Wochen gegen Rassismus 2023

Internationale Wochen gegen Rassismus 2023

Unter dem Motto “Misch dich ein” finden vom 20. März bis zum 2. April die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Greifswald statt. Was hier so passiert, erfährst du in diesem Artikel.

Die Stiftung gegen Rassismus koordiniert jährlich Modellprojekte und Veranstaltungen, die zum Abbau von Rassismus und der Ausgrenzung von Minderheiten allgemein beitragen sollen. Nicht zu verwechseln mit dem festival contre le racisme, das später im Jahr ansteht.

In Greifwald wird sich bereits an vielen Orten eingemischt, mit Demos, Gegendemos und Vorträgen, organisiert u.a. vom Bündnis Greifswald für Alle. Es könnte ein sehr weltoffener Eindruck entstehen, wären da nicht diejenigen Demonstrationen oder “Spaziergänge”, die erwähnte Gegendemos notwendig machen. Kürzliche Proteste gegen Geflüchtetenunterkünfte sind ein aktuelles Beispiel dafür, wie viel Arbeit in dieser Hinsicht noch zu leisten ist.

Programm

Was? Fotoausstellung: “Leben ohne Rassismus 2.0”
Wann? 01. März bis 30. April
Wo? STRAZE
Dazu eine Finissage am 25. April um 19 Uhr

Was? Infostand: Betriebliches Beratungsteam MV
Wann? 21. März von 14 bis 18 Uhr
Wo? STRAZE

Was? Vortrag: “Lagebild Rassismus in MV. Erfahrungen von Frauen in Mecklenburg-Vorpommern”
Wann?
22. März um 18 Uhr
Wo?
Rathaus

Was? Film: Aşk, Mark ve Ölüm – “Liebe, D-Mark und Tod”
Wann? 23. März um 20 Uhr
Wo? STRAZE

Was? Gestaltungsprojekt zum Mitmachen: “MUT VERVIELFÄLTIGEN”
Wann? 23. und 30. März von 16 bis 18 Uhr
Wo? STRAZE
Hier kannst du dich dafür anmelden.

Was? Theater: „Auch Deutsche unter den Opfern – Ein Rechercheprojekt zum NSU von Tuğsal Moğul“
Wann? 24. März um 18 Uhr
Wo? STRAZE

Was? Gesprächsprojekt: “Lebendige Bibliothek”
Wann? 25. März, 31. März und 01. April
Wo? an verschiedenen Orten

Was? Vortrag und Diskussion: “Antislawischer und antiosteuropäischer Rassismus: für eine Osterweiterung der Rassismusdebatte”
Wann? 28. März um 19:30 Uhr
Wo? Koeppenhaus

Was? Lesung: “Klar bin ich von hier! Was ein schwarzer Junge in Deutschland erlebt” von Sabine Priess
Wann? 31. März um 8 Uhr und um 10 Uhr
Wo? Stadtbibliothek

Was? Workshop: “So war das doch gar nicht gemeint! – Alltagsrassismus verstehen und begegnen”
Wann? 31. März von 12 bis 15 Uhr
Wo? STRAZE

Was? Film und Gespräch: “Die Schwimmerinnen”
Wann? 1. April um 18 Uhr
Wo? IGS Erwin Fischer

Weitere Infos zu den Programmpunkten findest du hier.

Beitragsbild: Ehimetalor Akhere Unuabona auf Unsplash

Rezension: Willkommen im Wunderlift – Musiktheater für Menschen ab 7 und ab 70 Jahren

Rezension: Willkommen im Wunderlift – Musiktheater für Menschen ab 7 und ab 70 Jahren

Das Alter: Alles eine Frage der Perspektive. Am 07.03.2023 feierte “Willkommen im Wunderlift – Musiktheater für Menschen ab 7 und ab 70 Jahren” seine Premiere am Theater Vorpommern in Greifswald. Da ich zurzeit ein Praktikum in der Marketingabteilung des Theaters absolviere, durfte ich meine Kollegin Linda zur zweiten Aufführung des Stücks begleiten und blickte am Ende auf eine Vorstellung voller Lachen, Weinen, Erstaunen und allerhand Lebensweisheiten zurück. 

Unsere Erwartungen:

Als wir den Titel lasen, der ohnehin schon eine Alterseinschränkung enthält, dachten wir im Grunde nicht daran, dass es sich bei dem Stück um eine Inszenierung vorrangig für Kinder handelt. Dass es um die Unterschiede zwischen Jung und Alt, zwischen Gen Z und Boomern gehen würde, konnten wir bereits erahnen. Die Tatsache, dass wir durch unsere Stellen am Theater bereits vor der Premiere einige Details des Stücks aufschnappten, sorgte bei uns allerdings vielmehr für Verwirrung als Erleuchtung. Was haben ein feststeckender Fahrstuhl, eine Anleitung für den Sonnengruß aus dem Yoga, ein lauthals schreiender Richter und ein alter Mann an der E-Gitarre miteinander zu tun? Leicht irritiert, jedoch freudig gespannt machten wir uns am 09.03. auf zur Stadthalle. 

Die Handlung: 

Als ein Junge und ein älterer Herr zusammen in einen Fahrstuhl steigen, um in den 12. Stock zu fahren, können sie noch nicht ahnen, dass sie nun einen längeren Zeitraum miteinander verbringen werden. Der Fahrstuhl bleibt stecken, eine Rettung scheint erstmal, trotz der Versicherungen des gelangweilten Service-Mitarbeiters aus dem Lautsprecher, nicht in Sicht. Wie sollen die beiden mit der Situation umgehen? Während sich der alte Mann in Geduld übt, einen Klapphocker, eine Butterstulle und sein Taschenradio auspackt, verfällt der Junge in Panik, sucht mit seinem Smartphone nach Empfang und beklagt sich über die Situation. Wie solle er denn jetzt TikToks drehen und Videos auf Instagram hochladen? Durch die Feststellung, dass beide Protagonisten sich vor bestimmten Dingen fürchten, finden sie Gemeinsamkeiten und kommen so ins Gespräch. Unterbrochen werden sie zeitweise von wundersamen Gestalten – zwei Yogis, einem Richter und einem Anwalt sowie zwei Show-Moderatoren -, die der Fahrstuhl offenbart. Musikalisch wird das Stück durch eine Live-Band mit Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Vorpommern am Synthesizer, Violoncello, Klarinette und Schlagwerk untermalt, während die Sänger durch verschiedene umgeschriebene Arien, Volkslieder und Duette das Publikum in ihren Bann ziehen. So wird beispielsweise das “Blumenduett” der Oper Lakmé zum Titel “Namasté” umgedichtet, der sich um die Meditation aus der Yoga-Perspektive dreht. 

Die Figuren:

Der Junge (Daniel Schliewa, Tenor) verkörpert sowohl durch seine optische Aufmachung als auch sein Verhalten auf eine sehr stereotypische Weise die Gen Z. AirPods und weiße Sneaker, dauerhaft am Scrollen auf seinem Smartphone und äußerst ungeduldig angesichts der Lage, in der er sich befindet, fassen ihn zu Beginn gut zusammen. Im Laufe des Stücks offenbart sich jedoch seine nachdenkliche und kreative Ader. So liebt er es, in seiner Freizeit Geschichten zu schreiben, welche er dem alten Mann schlussendlich in Form eines USB-Sticks schenkt. Er beginnt, über seine Ängste nachzudenken, stellt dem alten Mann Fragen über dessen Leben und was er sich unter dem Tod vorstellt und zeigt Respekt vor der Weisheit des Alters. 

Der ältere Herr (Jovan Koščica, Bass) zeichnet sich vor allem durch seine humorvolle Umgangsweise mit der Unvorhersehbarkeit des Lebens aus. Mit seinem Einkaufstrolley scheint er auf jede Widrigkeit vorbereitet zu sein. Mit Klappstuhl, etwas zu Essen, einem Taschenradio, einem etwa 1000-seitigen Wälzer zur “leichten Lektüre” oder seinem “schon nach 10 Jahren kaputt gegangenen Mobiltelefon” bringt er sowohl den Jungen als auch das Publikum zum Staunen und Auflachen. Doch auch der alte Mann hat Ängste. Als Musiker und ehemaliges Mitglied der Band “Schrammstein” ist es seine größte Sorge, sein Gehör zu verlieren und nicht mehr unabhängig zu sein. Sein Motto lautet “Man ist nur so alt, wie man sich fühlt”, sodass es kaum überrascht, als er im Rahmen einer sonderbaren Game-Show plötzlich seine alte E-Gitarre auspackt und zu spielen beginnt. 

Die wundersamen Figuren (Thomas Rettensteiner, Bariton / Maciej Kozłowski, Bassbariton) überzeugen besonders durch ihr außergewöhnliches Gesangstalent. Während Rettensteiner mit dem Publikum Atem- und Yogaübungen durchführt, bringt Kozłowski die Zuschauer*innen mit einem ansteckenden Lächeln zum Mitbrüllen (“Spaß, Spannung, gute Unterhaltung!”) und Applaudieren – beide in wechselnder, meist sehr knallig-farbenreicher Kostümierung. Mit ihren Show-Einlagen bringen sie die Stärken und Schwächen der jungen und alten Generation zum Vorschein. 

Kritik und Lob:

Wie es bereits der Titel verraten hat, wurde das Theaterstück für Kinder ab 7 Jahren angesetzt. Nach unserer Einschätzung sind die im Rahmen des Stücks bearbeiteten Themen (Tod und Vergänglichkeit, Achtsamkeit, Geduld und Akzeptanz der Widrigkeiten des Lebens), rein was das Verständnis und die Relevanz betrifft, eher etwas für Kinder und Jugendliche ab ca. 12 Jahren. Auch Erwachsene werden sich selbst und die Sorgen und Probleme ihres Alltags in diesem Stück problemlos wiederfinden. 

Was den Mitmach- und Spaßfaktor betrifft, ist das Stück wiederum doch für jüngere Kinder geeignet, wenn die Darsteller das Publikum auf humorvolle Weise auffordern, zu klatschen, die Arme zu heben und Atemübungen zu machen. Zugleich werden jüngere Kinder durch die umgedichteten klassischen Arien, Duette und Volkslieder dazu angeregt, ihre Begeisterung für das Theater zu wecken und sich im späteren Verlauf ihres Lebens auch an die originalen Werke heranzuwagen.

Besonders gut gefallen hat uns die Kulisse, die einen sehr realistischen Blick auf einen echten Fahrstuhl vermittelte und dessen Soundeffekte zugleich sehr wirklichkeitsgetreu durch das Orchester nachgeahmt wurden. 

Insgesamt schätzen wir das Stück – um auf die Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen zurückzukommen – als ein Vergnügen für Jung und Alt ein und können nicht genug empfehlen, sich ein eigenes Bild von der Inszenierung zu machen. 

Wann und wo kann ich mir das Stück ansehen? 

  • 18.03.2023 / 16:00 Uhr, Rubenowsaal Stadthalle Greifswald
  • 19.03.2023 / 11:00 Uhr, Rubenowsaal Stadthalle Greifswald
  • 13.04.2023 / 10:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • 14.04.2023 / 10:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • 16.04.2023 / 16:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • 25.04.2023 / 10:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • 26.04.2023 / 10:00 Uhr, Gustav-Adolf-Saal / Kirche St. Jakobi Stralsund
  • 09.05.2023 / 10:00 Uhr, Rubenowsaal Stadthalle Greifswald
  • 10.05.2023 / 10:00 Uhr, Rubenowsaal Stadthalle Greifswald

Ein Beitrag von Linda Siebing und Klara-Marie Zwerschke

Beitragsbild: Theater Vorpommern

Neues aus Greifswald

Neues aus Greifswald

Der März bringt einiges an Neuigkeiten mit nach Greifswald. Der neue On-Demand-Fahrservice „Friedrich“ düst ab diesem Monat durch die Universitäts- und Hansestadt und sorgt für mehr Mobilität und Flexibilität im Nahverkehr. Das neue Zentrum für Plasmatechnologie und Life Science mit dem Namen Z4 wurde feierlich eröffnet und die Einführung des neuen Handytickets bringt einige Änderungen für den Busverkehr mit sich. Genaueres über die drei Neuigkeiten erfahrt ihr im Folgenden.

Friedrich, der neue Mobilitätsdienst

Seit dem 2. März gibt es einen neuen On-Demand-Fahrservice in Greifswald unter dem Namen „Friedrich“. Auf Beschluss der Bürgerschaft läuft der Service zunächst für zwei Jahre. „Friedrich“ hat keinen fixen Fahrplan oder konkrete Fahrtrouten und soll mit seiner Flexibilität das bestehende ÖPNV-Angebot in der Stadt ergänzen. Bis zu 6 Leute mit ähnlichen Zielen können sich ein Fahrzeug teilen und dann einen der 250 virtuellen Haltepunkte anpeilen, die quer über die Stadt verteilt sind. Die Buchung erfolgt entweder über die „Friedrich“-App oder telefonisch. Man kann direkt in der App via Kreditkarte oder mit PayPal zahlen, Barzahlungen sind nicht möglich. Bei der Buchung einer Fahrt legt man lediglich den Start- und Zielpunkt fest und die App zeigt einem dann den Weg zum nächsten Haltepunkt sowie die Abfahrtzeit an. Buchungen sind übrigens bis zu eine Woche im Voraus möglich. Möchte man die Buchungen per Telefon durchführen, dann ist nur eine einmalige Registrierung in der Mobilitätszentrale am ZOB notwendig. Der Name „Friedrich“ kommt im Übrigen von dem in Greifswald geborenen Caspar David Friedrich, der als einer der bedeutendsten Künstler der deutschen Frühromantik gilt. Deswegen wird die Fahrzeuge auch eine abgewandelte Version des Bildes „Greifswalder Marktplatz“ von Caspar David Friedrich als Werbemotiv zieren. Wer sich noch genauer mit dem Mobilitätsdienst und seinen Bedienzeiten, Preisen wie auch Ermäßigungen auseinandersetzen will, kann dies auf der Seite der Stadtwerke Greifswald tun.

Eröffnung des Z4

Das neue Forschungs- und Gründerzentrum für Plasmatechnologie und Life Science in Greifswald oder in Kurzfassung Z4, wurde mittlerweile offiziell eröffnet und eingeweiht. Bereits 2006 warb INP-Direktor Klaus-Dieter Weltmann für die Errichtung eines Zentrums für Forscher*innen und Gründer*innen im Bereich der Plasmatechnologie und Life Science. Der Grund dafür war, dass sowohl das Biotechnikum als auch das Technologiezentrum an der Brandteichstraße nahezu ausgeschöpft waren. Im Jahr 2011 beschloss die Bürgerschaft der Stadt die Errichtung des Z4 und ganze 12 Jahre später ist es nun fertiggestellt. Das Forschungszentrum, welches der Witeno GmbH angehört, bietet ganze 5500 Quadratmeter mit flexiblen Laboren wie auch Technik- und Produktionsräumen. Das ganze Projekt ist mit zunächst antizipierten 31 Millionen Euro an Kosten aber mittlerweile doch auf bis zu 41 Millionen Euro angestiegen, also knapp 33%. Das INP selber wird knapp 1000 Quadratmeter mieten, um den drückenden Kapazitäten im Institut den Rücken kehren zu können. Weltmann kündigte zudem an, bis 2026 rund 7,5 Millionen Euro Projektmittel für die Ausstattung und Infrastruktur des Z4 einzusetzen. Zu den weiteren zukünftigen Mietern zählen Neoplas Med, die Enzymicals AG, die Osentec GmbH, das Helmholtz-Institut für One Health und die Toloo Technology GmbH. Mit knapp 20 Euro pro Quadratmeter für etablierte Unternehmen und Forscher*innen und 12-13 Euro für Start-ups, ist der Mietpreis nicht gerade billig. Für 10 Euro pro Quadratmeter sind die Büroflächen im Vergleich am billigsten. Witeno-Chef Wolfgang Blank sieht vor, dass in dem Neubau knapp 240 neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Flächen des Zentrums im Laufe des Jahres bis zu 70% ausgelastet werden. Das Zentrum versetzt Greifswald in der Plasmatechnologie und der Bioökonomie generell in eine respektable Position für die Zukunft.

Handyticket ab sofort verfügbar

Ab sofort kann man in Greifswald für gerade einmal einen Euro mit dem Bus fahren. Ermöglichen tut dies das neue Handyticket. Mit der Einführung der neuen VGB.Deutschland-App kommen einige zeitlich begrenzte Rabattaktionen hinsichtlich der Ticketpreise im Nahverkehr in Greifswald zum Einsatz. Für 6 Monate sind die Preise für Einzelfahrscheine, die man über die neue App erwirbt, zu einem ermäßigtem Preis von gerade einmal einem Euro erwerbbar. Zudem sind für den gleichen Zeitraum die Preise von Papiertickets für Einzelfahrscheine auf 2,00 Euro und bei dem 6er-Ticket auf 6,00 Euro reduziert. Die VGB.Deutschland-App soll es ihren Nutzer*innen ermöglichen, Reiserouten in Echtzeit abzurufen und auch direkt Einzelfahrscheine, Tageskarten und Wochenendtickets über die App zu buchen. Aus rechtlichen Gründen ist der Erwerb von Tickets über die App bisher nur im Namen eines Erwachsenen möglich, dies soll aber zukünftig auch für Minderjährige ermöglicht werden. Auch die Buchung von Fernverkehrstickets ist bislang nur über eine Verlinkung möglich, soll aber auch noch abgeändert werden. Die VGB.Deutschland-App ist seit dem 2. März im App Store und im Google Play Store verfügbar.

Beitragsbild: Lucas Hohmeister

Der feministische Kampftag in Greifswald

Der feministische Kampftag in Greifswald

In Mecklenburg-Vorpommern haben wir an diesem 8. März das erste Mal frei. Der 8. März ist in unserem Bundesland nämlich ein gesetzlicher Feiertag. Aber nicht nur das! Es ist ebenso der feministische Kampftag, auch Frauentag genannt. Und in unserer Stadt werden diesbezüglich erstaunlich viele Veranstaltungen stattfinden. Und das schon vor dem Feiertag. Welche das sind, erfährst du in diesem Artikel.

Im letzten Jahr organisierte die Greifswalder Aktionsgruppe Neonlila in Greifswald die Aktionen zum feministischen Kampftag. Dieses Jahr beteiligt sich auch die Stadt Greifswald selbst, Aktionen hinsichtlich des 8. März zu organisieren. In der Pressemitteilung vom 2. März wird Claudia Kowalzyck zitiert. Sie ist die Beauftragte für Gleichstellung, Familie und Senioren der Stadtverwaltung und gibt Antwort darauf, warum der 8. März so wichtig ist: „Der Aktions- und Feiertag bietet die Chance, darüber nachzudenken, was konkret getan werden kann, um einer wirklichen Gleichberechtigung näher zu kommen. Er bietet insofern den Rahmen für Mahnung, Erinnerung, Sichtbarkeit und Wertschätzung für die Gleichberechtigung von Frauen. Abgesehen davon engagiert sich die Universitäts- und Hansestadt Greifswald nicht nur am 8. März für eine gleichberechtigte Gesellschaft, unabhängig vom Geschlecht.“ Das vielfältige Angebot an Veranstaltungen und Aktionen in Greifswald zeigt, wie wichtig den Initiativen, Vereinen und Einrichtungen der 8. März ist. Hoffentlich ist auch etwas für dich dabei!

DIE Demonstration

Führungen

  • Was? Führung mit „Margarethe Friedrich“ – Schwägerin von Caspar David Friedrich erzählt von ihrem Leben in der Seifensiederei um 1809
  • Wann? Mittwoch, 8. März 2023, 11 Uhr
  • Wo? Caspar-David-Friedrich-Zentrum
  • Anmeldung? Dienstag bis Samstag zwischen 11 und 17 Uhr, telefonisch unter 03834/884568, persönlich im Caspar-David-Friedrich-Zentrum oder per E-Mail unter zentrum@caspar-david-friedrich-gesellschaft.de
  • Eintritt? 8 Euro

Partys

  • Was? Die große Frauentagsparty – mit Buffet, Strip-Show & DJ
  • Wann? Mittwoch, 8. März 2023, 18 Uhr
  • Wo? Kulturbahnhof
  • Anmeldung? Reservierungen/Ticketverkauf im Kulturbahnhof, per E-Mail unter reservierung@kuba-hgw.de oder telefonisch unter 03834/8359185
  • Eintritt? 35 Euro

Filme

  • Was? Street Heroines
  • Wann? Montag, 6. März 2023, 20 Uhr
  • Wo? STRAZE
  • Eintritt? 5 Euro

Weiteres

Das war nur eine Auswahl der vielfältigen Veranstaltungen, die in Greifswald anlässlich des 8. März stattfinden. Auf der Homepage der Stadt und auf dem Instagram-Account von Neonlila findet ihr weitere Veranstaltungen.

Beitragsbild: Natalie Hua auf unsplash

Aufklärung an der Universität Greifswald. Kontroversen und Reformen

Aufklärung an der Universität Greifswald. Kontroversen und Reformen

Der Teil des historischen Pommerns, in dem auch Greifswald liegt, stand während des gesamten 18. Jahrhunderts unter schwedischer Herrschaft. In diese Zeit fällt außerdem eine wichtige Epoche der europäischen Geschichte – die Aufklärung. Die Kontroversen ihrer Anhänger*innen und Gegner*innen in Kombination mit der fremden Herrschaftsgewalt prägten auch die Universität Greifswald.

Ein wesentliches Ziel der Aufklärung bestand darin, eine auf Vernunft und Freiheit ausgelegte Staats- und Gesellschaftsordnung zu schaffen. Damit stellte sie eine Reaktion auf die Konfessionskriege zwischen Katholik*innen und Protestant*innen im 17. Jahrhundert und die seit dem Mittelalter bestehende Ständegesellschaft dar. Deren Einteilung in Geistliche, Adelige und Bürger*innen, wurde von Letztgenannten durch die Steigerung des allgemeinen Bildungsniveaus zunehmend kritisch hinterfragt.

Konflikte an der Universität Greifswald

Innerhalb der Universität ergaben sich bei der Besetzung von Professuren immer wieder Konflikte zwischen dem Senat und der schwedischen Regierung. Obwohl der Senat als einzige Instanz die Befugnis besaß, diese Stellen zu besetzen, versuchte die schwedische Regierung mehrfach Einfluss zu nehmen, um Dozierende mit aufklärerischen Ideen einstellen zu lassen. Senat und Dozierende sahen dadurch die Autonomie der Universität gefährdet, welcher per Gesetz eine eigene Gerichtsbarkeit zugesichert worden war, die also von der Regierung Pommerns – der vorherigen herzoglichen wie auch der neuen schwedischen – unabhängig war. Hinzu kamen vermutlich, zumindest teilweise, konservative Gesinnungen und eine grundsätzliche Ablehnung einer fremden, also nicht pommerschen, Regierung in Pommern.

Ein Beispiel für diesen Autonomiestreit ist die Berufung des pro-aufklärerischen Konrad Friedlieb an die Universität Greifswald. Die schwedische Regierung versuchte mehrmals Einfluss auf die Universitätsleitung zu nehmen, ihn als Dozierenden einzustellen, und war damit schließlich trotz Widerständen innerhalb des Kollegiums erfolgreich. Am Ende des 17. Jahrhunderts ernannte die Regierung zudem mehrere Naturrechtler, also Aufklärer, die sich mit allgemeinen Rechten – im heutigen Sinne “Menschenrechten” – befassten. Hiergegen hatte vor allem der Theologe Johann Friedrich Mayer vorzugehen versucht.

Moderne Wissenschaft

Im Jahr 1763 wurde der Botanische Garten mit dem Ziel naturwissenschaftlicher Forschungsbeobachtungen errichtet. Das stellte einen klaren Bruch mit den bisher üblichen Forschungsmethoden dar, die ausschließlich in theoretischer Untersuchung der Natur und primär auf der Grundlage antiker Bücher bestanden. Nun sollten durch den Botanischen Garten eigene Untersuchungen am lebenden Objekt die Forschungsmethode bilden. Das entspricht der Grundlage heutiger empirischer Forschung.

Zwölf Jahre später wurden durch König Gustav III. von Schweden weitere Änderungen des Lehrbetriebs in diese Richtung beschlossen. Dazu wurde im Fangelturm – am heutigen Hansering, direkt am Ryck gelegen – ein Observatorium für astronomische Beobachtungen eröffnet. Zusätzlich wurden ein Medizinkolleg für praktische medizinische Lehre (anstelle des Lesens antiker medizinischer Texte), sowie die Stelle eines Zeichenmeisters eingerichtet. So wurde weitere empirische Forschung ermöglicht.

Ergebnisse

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass an der Universität Greifswald im Zuge der Aufklärung während der schwedischen Herrschaft über Vorpommern einige heftige Kontroversen bestanden. Dennoch konnten sich einige aufklärerische Entwicklungen durchsetzen. Diese wirken sich teilweise bis heute auf Grundlagen der Lehre an der Universität Greifswald, beziehungsweise an modernen deutschen Universitäten grundsätzlich aus. Empirische praxisorientierte Forschung ist heute im Lehrbetrieb naturwissenschaftlicher und medizinischer Fächer grundlegend, obwohl auch weiterhin zusätzlich theoretisches Wissen vermittelt wird. Aber ein naturwissenschaftliches oder medizinisches Studium ohne Praxisanwendung ist heute unvorstellbar. Wenn ihr euch weiterhin für das Thema interessiert und gerne mehr darüber erfahren möchten, kann ich euch folgende Quellen ans Herz legen, die ich verwendet habe:

diese Bücher:
Schubel, Friedrich: Universität Greifswald (Mitteldeutsche Hochschulen Bd. 4), Frankfurt am Main 1960, S. 34-41
Wilhelmus, Wolfgang et al.: Universität Greifswald 525 Jahre, Berlin (DDR) 1982, S. 18-22

sowie diese Internetquelle:
Studyflix. Aufklärung (Epoche): https://studyflix.de/deutsch/aufklarung-epoche-3524.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister