von Archiv | 24.06.2007
Ensemble ?Scholae Stralsundensis Cantor? begeisterte mit wiederentdeckter Musik des 16. Jahrhunderts in der Stralsunder Kirche St. Nikolai
?Das Konzert wird eines der besondersten sein?, begrüßte Kantor Matthias Pech die Zuhörer im Altarraum von St. Nikolai. Und dies nicht zu Unrecht. Denn das Ensembles ?Scholae Stralsundensis Cantor? stellte am vergangenen Donnerstagabend eine Auswahl von Werken berühmter und lokaler Meister des 16. Jahrhunderts aus der von der Antonie Schlegel im Stralsunder Stadtarchiv wiederentdeckten Motettensammlung des Matthaes Rubachy vor.
?Ich bin sehr beeindruckt, so viele Leute hier begrüßen zu dürfen?, sagte Maurice van Lieshout angesichts des starken Regens. Das Konzert bildete zugleich den Abschluss eines mehrtägigen Workshops in St. Nikolai. ?Vor 450 Jahren erklang hier eine wundervolle Musik?, so der niederländische Dozent für Alte Musik und abendlicher Leiter des sechszehnköpfigen Ensembles. ?Sie passt zur Kirche und klingt sehr wohl.?
Die Stralsunder Musikhandschrift des heute unbekannten Unterzeichners Rubachy enthält über 100 Motetten für fünf oder sechs Stimmen und weist eine reiche Stilvielfalt der darin gesammelten Kompositionen der alten Meister auf. Zwar sind darin nicht alle Stimmbücher vorhanden, doch enthält sie musikalische Berühmtheiten wie Heinrich Isaac, Josquin Despréz oder Orlando di Lasso. Doch zeugt die Handschrift auch erst durch den Fund von Antonia Schlegel wiederentdeckte Komponisten die unter anderem in Stralsund und Danzig wirkten, bisher aber überhaupt nicht bekannt waren. Wie die Handschrift entstand ist ebenso unklar wie der Anlass, zudem sie in der Zeit der Hanse angefertigt worden ist.
Anlässlich des Projektes ?Stralsunder Handschrift 1585? gründete sich ?Scholae Stralsundensis Cantor? aus Vokalsolisten und Instrumentalisten. Der sich auf den historisch verbürgten Namen gehen die jungen Musiker verschiedenster Nationalitäten der frühen Musik des Abendlandes mit historischen Instrumenten und aus Chor- und Stimmbüchern musizierend nach. Selbst die Aufstellung der Vortragend erfolgt gemäß der Sitte der Zeit, wenn auch nicht im ganz Konzert durchhaltend.
Den Festen des Kirchenjahres entsprechend erklang Musik von Advent bis Ostern. Zwei Werke der Gregorianik fügten sich darin ein. Vom Stralsunder Kantor Eucharius Hoffmann (1563 – 1582) erklang ?Veni in hortum? für den Advent. Herrlich weich und farbenreich ertönten Orlando di Lassos (1532 – 1594) ?Sicut mater consolatur? (Wie die Mutter ihre Kinder tröstet), Leonhard Pamingers allein vokal vorgetragenes ?Exiit edictm à Caesare Augusto? Weihnachtsstück oder ?Christ lag in Todesbanden? des Antonio Scandello (1517 – 1580). Mit ergreifender Ruhe und Wachheit spielte das Ensemble ihren vorbereiteten Ausschnitt der Stralsunder Motettensammlung vor. Ein wahrlich seltenes Ereignis. Dennoch verspürten die Zuhörer selbst nach einer Zugabe den dringenden Wunsch nach mehr Musik dieser Art. Selbst Gäste aus Bochum fanden sich unter den andächtig Lauschend des Abends. Die Motettensammlung ist zweifellos ein musikalischer Schatz für Forschung und Musiker. Denn die Handschrift umfasst zwanzig Stunden Musik, bei der es noch manches zu heben gilt. Eine für den Herbst geplant CD des Konzertes und anschließende Konzerte außerhalb Stralsunds dürfen die Attraktivität des Fundes über die Stadtgrenzen hinaus dank des Ensembles bekannt machen. Doch wenn bereits nach dem Konzert in St. Nikolai Zuhörer und Musiker in einen regen Austausch vor dem Notenpult angeregt diskutieren, ein historisches Instrument begutachten oder ins zwanglose Gespräch treten, dann sind die Stücke der Handschrift wieder spielend ins Leben gerufen worden.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 20.10.2006
Volker H. Altwasser, gebürtiger Greifswalder, wuchs im Ostseeviertel auf und debütierte 2003 mit „Wie ich vom Ausschneiden loskam“. Das zweite Werk ist in Vorbereitung.
Name:
Volker Harry Altwasser
Alter:
36 Jahre
Geburtstag:
31. Dezember, der Tag, an dem die ganze Welt feiert und mich regelmäßig Anrufe erreichen, man schaffe es zu meiner Geburtstagsfeier gerade nicht mehr.
Größe:
186 cm
Gewicht:
74 kg
Berufsbezeichnung:
Schriftsteller
Schriftsteller kann sich jeder nennen und dies auf unterschiedlichem Wege erreichen. Wie kamen Sie dazu?
Aus purer Not heraus. Ich borgte mir schon als Kind wöchentlich Bücher aus, mit 17, 18 Jahren beschloß ich dann, selbst Welten zu erfinden. Nebenher arbeitete ich als Elektronikfacharbeiter, Heizer, Bürokaufmann, Montagearbeiter, Matrose, doch ich lebte da schon lange in meinen Welten. Die Realität, denke ich, ist lange nicht die beste aller Möglichkeiten, gerade auch, wenn sie einem permanent die Beine weghaut. – Die Sau, die!
Wie haben Sie ihre literarischen Fähigkeiten entwickelt?
Am Deutschen Literaturinstitut zu Leipzig studierte ich drei Jahre lang und darf mich jetzt Diplom-Schriftsteller nennen. Mein Hauptfach war Lyrik, Prosa und Drama meine Nebenfächer. Der wichtigste Teil war aber das praktische Schreiben und das fundierte Kritisieren.
Wie wählen Sie die Themen Ihrer Texte aus?
Heute entwerfe ich zuerst Konzepte, Exposés. Zu einem Anfangsthema kommen so häufig andere Themen dazu. Da bin ich wohl Lyriker geblieben. Ich verbinde, verdichte und betrachte alles aus verschiedenen Sichtweisen. Beim ersten Buch habe ich zum Beispiel mit den Augen eines Westdeutschen auf meine Kindheit geschaut. Es erfordert aber viel Zeit, mit den Augen eines Fremden sehen zu können. Dieser Fremde taucht dann aber nicht mehr auf. Das Buch, an dem ich jetzt arbeite, braucht die Blickwinkel eines Hochseefischers, einer Hubschrauberpilotin, eines Studenten und einer asiatischen Piratin. Nicht leicht, das eigene Leben soweit zu vergessen, es macht aber süchtig.
Wie ist Ihr Arbeitsalltag?
Gegen acht Uhr stehe ich auf, esse etwas und setze mich für zwei bis drei Stunden an den Computer und schreibe. Dann ist die Kreativität weg und ich habe so fünf Seiten herausgeholt. Nachmittags bis abends lektoriere ich dann, verbessere, und permanent grübele ich.
Wie viele Bücher möchten Sie schreiben?
Weiß ich nicht. Auf jeden Fall genau drei für mich wichtige. Vermutlich das erste, eins in der Mitte und das letzte. – Die dazwischen sollen „nur“ Geld bringen.
Was machen Sie, wenn Sie nicht am schreiben sind?
Spazieren gehen und grübeln. In der Mensa essen und grübeln. Fahrrad fahren und grübeln. Als Call-Agent arbeiten und grübeln. Am liebsten bin ich in Lubmin, da grübelt die See für mich und schenkt mir laufend Antworten.
Welches Laster haben Sie?
Die Einsamkeit, nach ihr bin ich süchtig. Immer häufiger muß ich mich nach ganz normalen Gesprächen wie diesen erstmal ausruhen. – Kommunizieren strengt ja so an! Allein das Nonverbale.
Welche Bedeutung hat Vorpommern für Sie?
Die Frage nach der vorpommerschen Identität beschäftigt mich sehr. Ich bin in Greifswald geboren, damals noch im Bezirk Rostock, habe die Wende miterlebt und danach Station in Leipzig, der Schweiz und Berlin gemacht. Währenddessen stellte ich mir immer die Fragen: Was sind und wie denken Vorpommern? Was ist Heimat für einen Vorpommer? Aufgrund der jahrhundertelangen Fremdherrschaft Schwedens, Dänemarks, Polens, Russlands, Brandenburgs und Mecklenburs über diesen Teil der jetzigen Bundesrepublik sind die Vorpommern für mich die (wirklich) ersten Europäer. Die Idee von der EU, das waren wir doch! Dem Vorpommer ist das Regieren egal geworden. Nach dem Motto, je weiter weg, um so besser. Der Europäer von morgen ist der Vorpommer von heute, kein Witz. – Darum geht’s auch in meinem ersten Buch.
Wie sieht Ihr Verhältnis zur Ernst-Moritz-Arndt Universität aus?
Auch für mich zwiegespalten. Für mich ist die Universität zu autark. Greifswald trägt seit diesem Jahr den Zusatz ?Universitätsstadt?. Warum ändert nicht endlich auch dieser Wissenschaftsbetrieb seinen Namen in Universität Greifswald um? Es wird Zeit, daß die Uni der Stadt den Rücken stärkt, sonst fehlt ihr eines Tages der Standort. Bspw. auch das internationale Studentenfestival, warum gab’s da keine Veranstaltungen für die Kinder Greifswalds? Es gibt wohl knapp zehntausend Hartz-IV-Empfänger und elftausend Studenten, also ich schlage Patenschaften vor. Im Kleinen, nicht immer im Großen, das Große ist uns eh egal. So würde die Verbundenheit mit dem Heimatort klarer sein und der Name von Arndt verschwinden. Ausgerechnet in der Stadt, in der niemand weiß, was Heimat ist, gibt’s eine Uni mit dem Namen eines Freiheitskämpfers.
Worüber lachen Sie?
Tja, über Fragen wie diese. Und über unsere vorpommersche Bauernschläue, die man auf dem platten Land findet. Regelmäßig werden die neusten Herren dort abserviert, ohne daß sie es merken. – Otto von Bamberg mußte damals auch zweimal kommen, um zu christianisieren. Das erste Mal hatte er sein Schwert nicht dabei.
Lebensmotto?
Das Leben findet täglich statt.
Was liegt auf Ihrem Nachttisch?
Ich habe keinen. Ich schalte das Licht aus und verschwinde sofort aus dieser Schwere. Immer wieder gerne. – So, ich muß, tut mir leid!
Geschrieben von Björn Buß
17. Juli 2014: Foto wurde gelöscht.
von Archiv | 12.12.2005
Alter: 55 Jahre.
Sternzeichen: Stier.
Berufsbezeichnung:
Trouble-shooter, Intendant, Geschäftsführer, Regisseur, Schauspieler.
Lieblingsessen:
In netter Gesellschaft fast alles. Nie auf den Tisch kämen Innereien.
Lieblingsmusik:
Jeweils die Oper, die ich
gerade inszeniere. (mehr …)
von Archiv | 15.01.2005
Nun, einige von ihnen treffen sich während der Vorlesungszeit montags um 19 Uhr im IKUWO-Café zum Plauderstündchen, dem sogenannten Nähkästchen. Bei einer Tasse Tee oder auch einem Bierchen werden hier in zwangloser Atmosphäre Erfahrungen ausgetauscht.
Für Nakula, Laök-Student im 1. Semester, liegt der besondere Reiz des Nähkästchens denn auch im geselligen Beisammensein. „Vor allem gefällt mir, dass man hier mit älteren Semestern ins Gespräch kommt und von ihren Erfahrungen im Studium profitieren kann“, führt er näher aus.
„Dieses Semester haben wir das Nähkästchen unter das Thema ’Was kommt nach dem Studium?’ gestellt. Wir laden zu den Treffen jeweils einen Gast ein, der sein Studium bereits abgeschlossen hat. „Er erzählt uns dann von seinem Leben nach dem Studium“, sagt Anja. Zusammen mit Franziska und Susanne organisiert sie die Treffen.
Der heutige Gast ist Jonathan. Mehr als zwanzig Interessierte haben sich eingefunden, um seinen Worten zu lauschen. Jonathan hat letztes Jahr sein Landschaftsökologie-Studium in Greifswald abgeschlossen und bemüht sich zur Zeit um ein Stipendium für seine geplante Doktorarbeit. „Es ist sehr schwer ein Stipendium zu erhalten. Auf wenige Plätze kommen häufig bis zu 200 Bewerber. Man muss schon einen langen Atem haben.“ Er möchte sich in seiner Doktorarbeit mit der Beweidungsproblematik in Aserbaidschan auseinandersetzen, nachdem er sich bereits für seine Diplomarbeit einige Monate in diesem Land aufgehalten hat. Jonathans Erfahrungen stoßen auf besonderes Interesse bei Kai, Biologie-Student im 9. Semester. Auch er möchte sich im Rahmen seiner Diplomarbeit mit dem Kaukasus-Staat befassen. Das Nähkästchen ist also offensichtlich nicht nur für Studierende in den ersten Semestern und nicht nur für Landschaftsökologen ein Gewinn. „Wir möchten auch gezielt Biologie- und Geographiestudierende, die sich einen landschaftsökologischen Schwerpunkt setzen ansprechen“, klärt Anja auf.
Eine brennende Frage der Anwesenden ist jene nach der Situation von Landschaftsökologen auf dem Arbeitsmarkt. Darüber weiß Jonathan wenig Erfreuliches zu berichten: „Wer exzellente Noten und viele Praktika vorzuweisen hat, bekommt häufig schon während der Anfertigung der Diplomarbeit Jobangebote. Alle anderen müssen sich meist – wenn sie überhaupt Arbeit finden – mit kurzfristigen Hiwi- oder Werkverträgen zufrieden geben. Oder sie werden schwanger“, bemerkt Jonathan scherzhaft. Wie sehr sich doch die Probleme ähneln, möchte man da als Geisteswissenschaftler in spe aufseufzen.
In Hinblick auf die bald danach folgenden Prüfungen, wird das letzte Treffen am 17. Januar stattfinden. „Das Nähkästchen wird aber auf jeden Fall auch im nächsten Semester fortgeführt“, versichert Anja. Das vorerst letzte Treffen wird wohl gleichzeitig das Highlight: Professor Dr. Succow, die graue Eminenz der Landschaftsökologen und Alternativer Nobelpreisträger, wird seinen Studierenden Rede und Antwort stehen.
Geschrieben von Peer-Arne Arweiler
von Archiv | 26.07.2002
Vom 11.-13. Juli wird das Postdoc-Kolleg „Krankheit und Geschlecht“ am IZFG der Universität eine Tagung mit dem Titel „Rasterfahndungen: Mediale und normative Konstruktionen von Krankheit“ durchführen. Infos und Koordinaten unter
http://www.uni-greifswald.de/~postdoc/konferenzen_aktuell.htm