Angefangen hat alles mit einem polnischen Kulturabend im Keller der Slawistik. 26 Jahre später hat sich daraus längst ein viel größeres Kulturereignis entwickelt – der PolenmARkT, ein Festival, das mit einem vielfältigen Programm einen Einblick in die polnische Kultur bietet, so fern wie möglich von Mainstream und Klischeés.
Greifswalder*innen jeden Alters können sich also freuen, wenn graue Novembertage ab dem 16.11. wieder einem bunten Nachbarschaftsfest weichen. Bereits an diesem Abend gibt es bei der feierlichen Eröffnung um 18 Uhr im Alfried-Krupp-Kolleg neben der Verleihung eines Förderpreises für deutsch-polnische Zusammenarbeit und musikalischer Begleitung die erste Lesung zu hören. Joanna Bator liest aus ihrem Buch „Gorzko, Gorzko“ (2022, dt. Bitternis), in dem die Protagonistin ihrer düsteren Familiengeschichte auf den Grund geht.
Literarisch ist aber noch einiges mehr geboten in den nächsten zwei Wochen, etwa mit „Das späte Leben“ von Inga Iwasiów oder „Teraz tu jest nasz dom. Hier ist jetzt unser Zuhause“ von Barbara Gawryluk, das auch in einer eigenen Kinderlesung in der Stadtbibliothek vorgestellt wird. Neben Lesungen gibt es auch Konzerte unterschiedlichster Genres, von einem Punk-Abend im Klex über die Songwriterin Kathia zum Jazzpianisten Alex Marek.
Wer nicht bis Donnerstag warten will, kann bereits am 15.11. mit „The Landscape of fear“ in der STRAZE den ersten Film sehen, der außer einem Kurzfilmabend der Kunstakademie Krakau auf dem Programm steht.
Zusätzlich gibt es Vorträge sowohl zur polnischen Geschichte als auch zur aktuellen politischen Situation, zum Beispiel zu den Wahlen im Oktober.
Begleitend zum Festival werden drei Ausstellungen gezeigt: Im Kulturschaufenster ausgewählte Fotografien von Michał Żak, dessen Kunstinstallation „Good luck“ gerade im Kunstkubus zu sehen ist. Im Foyer des Ernst-Lohmeyer-Platzes 6 werden mit „Ukraine 2022-2023“ Szenen und Orte gezeigt, die der freiwillige Helfer Marcin Staniewski aus dem Auto heraus bei Fahrten durch die Ukraine festgehalten hat. Und wer nicht nur Fotografien sehen will, kann sich stattdessen die Kunstwerke von Małgorzata Ragan im PKB Kunstladen anschauen.
Das Wichtigste im Überblick: Was? PolenmARkT Wann? 16. – 30. November Wo? Übersicht der Veranstaltungen im Programmheft
Der Winter kann etwas Schönes sein – gemütlich am Kamin sitzen, durch den Schnee stapfen, Schlitten fahren… Noch schöner ist es allerdings, wenn er endlich vorbei ist und es wieder warm und grün wird. Aber was, wenn das nicht passiert? Was, wenn der Winter einfach zu keinem Ende kommen will? Dann macht der Winter irgendwann nicht nur keinen Spaß mehr, nein, es gibt echte Versorgungsprobleme. Das ist die Situation, in der sich das Land Andor in Michael Menzels neuem Spiel befindet – werden die Held*innen es schaffen, die Kälte zu besiegen?
Das hängt im vierten großen Andorspiel nicht nur von Würfelglück, sondern auch von Teamfähigkeit und guter Planung ab. Denn es gibt wieder einmal einiges zu tun: Die Spielenden müssen nicht nur herausfinden, was es mit dem geheimnisvollen Winterstein auf sich hat, sondern auch einen Weg finden, die Kälte zu beenden und nebenbei die Burg beziehungsweise die Zeltstadt vor den Angriffen der Kreaturen schützen. Und dann sind da noch die Schneestürme, die einem leicht einen Strich durch die Rechnung machen können…
So funktioniert das Spiel
Doch erst einmal ganz von vorn: was ist überhaupt dieses Andor? Andor ist eine Spielreihe, bei der kooperativ Fantasy-Abenteuer an unterschiedlichen Orten bestanden werden müssen. Der erste Teil spielt im Land Andor, das auch die Heimat der Held*innen ist, in deren Rollen man schlüpfen kann. Die Figuren unterscheiden sich in ihrer Kampfstärke und ihren Fähigkeiten. In „Die Ewige Kälte“ stehen zum Beispiel eine Wächterin des Feuers, ein Zwerg, eine Zauberin und ein Krieger zur Auswahl. Das Spiel geht über mehrere Runden, die Legenden, die jeweils eine andere Geschichte erzählen und in denen unterschiedliche Aufgaben gemeistert werden müssen.
Eine Mission haben jedoch alle Legenden gemeinsam: Die Kreaturen müssen in Schach gehalten werden. Nachts bewegen sie sich über das Spielfeld, in Richtung von Orten, an denen Menschen Schutz suchen, in Andor etwa der Burg. Wenn dort zu viele Kreaturen einfallen, ist das Spiel verloren. Daher müssen die Held*innen, wenn sie tagsüber am Zug sind, über Würfelwürfe gegen diese Bedrohung kämpfen. Für erfolgreiche Kämpfe gibt es Belohnungen, allerdings kostet das Kämpfen auch wertvolle Zeit – Zeit, die auch gebraucht wird, um auf anderen Missionen durch die Lande zu ziehen, es gilt also immer abzuwägen, was wer am Besten tun sollte. Das mag so alles erstmal ein bisschen kompliziert klingen, wird aber auch in „Die Ewige Kälte“ im Laufe der ersten Legende einsteiger*innenfreundlich erklärt.
Der neue Teil spielt zeitlich zwischen der zweiten und dritten Legende des Grundspiels. Startpunkt ist daher auch das verschneite Land Andor, von wo aus es auf der Suche nach einem Weg, die Kälte zu beenden, weiter nach Osten geht. Auch die bislang unbekannte Gegend, die dort liegt, hat der Winter fest im Griff. Und er macht es den Held*innen nicht leicht:
Neben den Kämpfen und Missionen noch der Kälte trotzen zu müssen, ist nicht unanstrengend. Dadurch geschwächt halten die Andori jeden Tag eine Stunde weniger durch, bevor sie sich ausruhen müssen. Doch selbst im Schlaf sind sie nicht vor Einwirkungen sicher: Unter den großzügig verteilten Schnee- und Eisplättchen, die aufgedeckt werden, sobald jemand seinen Zug auf einem entsprechenden Feld beendet, verbergen sich oftmals Schneestürme. Der aufkommende Wind weht alle Figuren der Gruppe entlang der Pfeile, in deren Richtung sich normalerweise die Kreaturen bewegen, ein Feld weiter. Befindet sich dort ein neues Plättchen, kann eine Kettenreaktion ausgelöst werden. Das kann unglaublich ärgerlich sein, oft spielt einem der Wind aber auch in die Karten. Die langen Wege, die die Spielenden zurücklegen müssen, wären in der kurzen Zeit nicht machbar, wenn es nicht den ein oder anderen Luftstoß gäbe.
Wer dennoch nicht verweht werden will, muss in die Zeltstadt oder über den großen, gefrorenen See in der Mitte des Spielplans laufen. Dort gibt es keine Pfeile. Doch Vorsicht: Jedes Feld des Sees kann nur einmal betreten werden, danach bricht das Eis. Daher heißt es: gut überlegen, zu welchem Zeitpunkt man über das Wasser abkürzen will. Beliebig oft können dafür Feuer entzündet werden. Das braucht zwar den nötigen Willen, aber danach spendet die Wärme den Spielenden Kraft für Kämpfe und einen stärkeren Willen für den nächsten Tag, wenn die nächsten Herausforderungen warten.
Und so schneidet es ab
Insgesamt ist „Die Ewige Kälte“ ein Spiel, das sich lohnt, ganz gleich, ob man die vorherigen Andor-Teile bereits kennt oder nicht. Es wurde wirklich gut darauf geachtet, alles noch einmal Stück für Stück zu erklären. Wie bei den anderen Spielen steht auch hier wenig in der Anleitung, dafür mehr auf den Legendenkarten, sobald etwas relevant wird. So gelingt ein Einstieg besonders leicht, nur hat es für bereits erfahrene Personen den Nachteil, dass man praktisch alles noch einmal lesen muss. Hier wäre es vielleicht gut gewesen zu kennzeichnen, welche Regeln neu und welche alt sind. Das spielt aber höchstens in der ersten Legende eine Rolle, danach sind ohnehin alle auf dem gleichen Stand. Im Vergleich zu anderen Spielen sind die Legenden hier eher einfacher, es gibt aber zusätzliche Karten, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, so dass alle auf ihre Kosten kommen.
Gegenüber den anderen Spielen wurde etwas abgespeckt. Es wird mit vier Legenden weniger erzählt, allerdings gehört „Die Ewige Kälte“ ja auch nicht zur Andor-Trilogie, sondern ist eine Art Bonus-Teil (Der aber genauso viel kostet wie längere Teile). Das Spielmaterial ist auch deutlich weniger umfangreich, was es leichter macht, den Überblick zu behalten. Statt in kleine Plastiktüten wird es jetzt in einen Pappaufsteller sortiert. Das ist nachhaltiger und übersichtlicher, funktioniert aber natürlich nur, wenn man das Spiel nur ins Regal stellt und nirgends hintransportiert. Eine Kleinigkeit zum Material, die positiv auffällt, sind die Held*innentafeln. Jede Rolle lässt sich als männliche oder weibliche Figur spielen. Auf den Tafeln im ersten Teil waren noch alle männlichen Rollen auf der Vorderseite und die weiblichen auf der Rückseite. Hier ist das Verhältnis hingegen ausgeglichen.
Die neuen Elemente, die durch den Wintereinbruch dazu kommen, machen das Spiel abwechslungsreicher. Gerade die Schneestürme sind dadurch interessant, dass sie unvorhersehbar sind und es sich im Spielverlauf jederzeit ändern kann, ob sie wünschenswert sind oder nicht. Gleichzeitig sorgt die Kälte aber auch für weniger Abwechslung – nämlich auf dem Spielplan. Der ist immer noch schön gestaltet, aber dadurch, dass alles so trist ist, gibt es natürlich weniger zu entdecken als auf anderen Plänen. Vielleicht aber auch eine zusätzliche Motivation, den Winter zu beenden, er soll ja nicht als etwas Schönes empfunden werden.
Die Beendigung des Winters als gesamtes Ziel für das Spiel ist als Idee erst einmal schön, so stehen die Legenden nicht so getrennt voneinander, sondern man kann wirklich eine Geschichte erleben. An der Geschichte hätte man aber noch etwas feilen können, die Missionen der ersten Legenden fühlen sich eher nach Fehlversuchen an als nach einem wichtigen Schritt auf dem Weg ans Ziel. Es würde sich befriedigender anfühlen, wenn geradliniger auf ein Ziel hingearbeitet würde, statt Wege auszuschließen, die Kälte zu besiegen. Denn, so viel kann über die Geschichte verraten werden, das klappt natürlich erst nach der vierten und damit letzten Legende. Bei den vorherigen Versuchen ist also von vornherein klar, dass sie zum Scheitern verurteilt sind.
Nichtsdestotrotz macht es Spaß, zusammen zu scheitern – sei es an den Legenden als solche oder beim Kampf gegen den Winter. Es ist einfach schön, für ein paar Stunden in die Welt von Andor einzutauchen und dort Abenteuer zu bestehen. Da kann es ruhig ein bisschen dauern, bis die Kälte besiegt ist und in der echten Welt „Die Ewige Hitze“ auf uns wartet…
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Er hängt in jedem Bad, schmückt die Wände jedes Fahrstuhls und ist namensgebend für eines der wichtigsten Nachrichtenmagazine: Der Spiegel. Gedanklich schenken wir ihm wenig Beachtung – welche Bedeutung er für uns hat, fällt wie so oft erst auf, wenn er aus unserem Leben verschwindet. Das musste auch ich feststellen, als eines Tages ein vorheriges WG-Mitglied unseren verspiegelten Badschrank mitnahm. Seitdem kann ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Nicht aus Scham, sondern aus Bequemlichkeit. Mein ganzes Leben war ich ohne Den Spiegel ausgekommen, wieso also nicht ganz ohne Spiegel? Ob das wirklich so einfach war oder ich mir damit nur etwas vorspiegelte, sollte sich bald zeigen.
Die ersten Tage
Es sieht seltsam aus im Bad. Die Wand überm Waschbecken ist leer – und damit eigentlich nicht besonders spannend. Doch obwohl es da nichts zu sehen gibt, bleibt mein Blick immer wieder an dieser Stelle hängen. Ich kann nichts dagegen tun. Unheimlich. Schaue ich sonst so oft in den Spiegel? Ich halte mich wirklich nicht für besonders eitel, in meinem Kopf habe ich immer nur nach dem Haarewaschen zum Bürsten in den Spiegel gesehen. In der Realität muss ich eben diesen Kopf bei jeder Gelegenheit betrachtet haben – und sei es nur für einen kurzen Moment. Hoffentlich geht das bald weg, ich komme mir leicht dämlich vor.
Neue Gewohnheiten
So langsam sinkt mein Interesse an der weißen Wand. Dafür fallen mir plötzlich überall spiegelnde Oberflächen auf. Der Wasserhahn, die Herdplatte, die Lampe im Badezimmer,… – gefühlt sehe ich mein Spiegelbild häufiger als vorher. Und fast jedes Mal, wenn ich es sehe, streiche ich mir durch die Haare. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dadurch auch nicht groß anders aussehen als vorher (wirklich prüfen kann ich diese Hypothese mithilfe der mir zur Verfügung stehenden „Spiegel“ nicht, zumal ich ja versuche, auch da nicht hineinzusehen). Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei.
Gedächtnistraining
Meine Haare nicht sehen zu können, ist wirklich das Schlimmste. Auf mein Gesicht achte ich irgendwie gar nicht, auch nicht in den Pseudospiegeln. Das werde ich schon nicht verlieren. Aber obwohl ich meine Haare eigentlich nach einem festen Rythmus wasche, habe ich bisher oft durch einen Blick in den Spiegel festgestellt, ob sie wieder fällig sind. Das fällt jetzt natürlich weg. In meiner Handykamera nachzuschauen fühlt sich nach einer Niederlage an, dazu bin ich zu stolz. Leute fragen geht auch schlecht: „Sag mal, sehen meine Haare eigentlich aus, als hätte ich sie heute waschen müssen?“ Wer traut sich schon, da mit ja zu antworten? Zumal es dann ja eh schon zu spät wäre. Ich muss mich also auf meinen eigenen Kopf verlassen. Trotz der ganzen Dinge, die er mich unfreiwillig machen lässt. Das ist gar nicht so einfach, weiter als „also gestern habe ich sie jedenfalls nicht gewaschen“ reichen meine Erinnerungen meist nicht zurück. Oft muss ich ziemlich rätseln, bis ich von „dieser einen acht Uhr Vorlesung, in der ich mit nassen Haaren saß“ auf das letzte Mal komme, als ich meine Haare gewaschen habe.
Die Außenwelt
Ob ich nach außen hin gerade anders wirke als vorher, kann ich schlecht beurteilen. Irgendwie ist es mir aber auch egal. Wenn andere sich an womöglich zerzausten Haaren stören, ist das schließlich ihr Problem. Ich selbst bekomme das gar nicht mehr mit, weil ich es ja nicht sehe. Irgendwie hat das etwas sehr Befreiendes. Ich höre einfach auf, mir Gedanken darüber zu machen, wie ich gerade aussehe. Jedes Mal, wenn ich doch irgendwo auf einen Spiegel stoße, komme ich in eine Art kindliches Staunen: Sowas, da bin ja ich! Wie ich dabei genau aussehe, nehme ich kaum noch wahr.
Wieder Zuhause
Über einen Monat bin ich ohne Spiegel ausgekommen, als ich in den Semesterferien heimfahre. Hier hat sich nichts verändert – außer mir vielleicht? Am ersten Abend mache ich blöde Faxen vor dem Badezimmerspiegel. Lächerlich, wie viel Spaß ich dabei habe. Ansonsten füge ich mich schnell wieder in den Alltag hier ein. Wenn schonmal ein Spiegel da ist, braucht man ihn ja nicht komplett zu ignorieren. Nur den Spiegeln außerhalb des Bades schenke ich keine Beachtung mehr. Seltsam, dass andere Familienmitglieder die sehr wohl benutzen, plötzlich fällt es mir schwer, den Sinn dahinter zu sehen. Ich sage aber nichts – wozu soll ich ihnen einen Spiegel vorhalten, wenn sie das selbst schon tun?
Inzwischen bin ich wieder in Greifswald. Dass hier nach wie vor keine Spiegel hängen, habe ich trotz der Zeit daheim kaum wahrgenommen. Anscheinend habe ich mich inzwischen echt entwöhnt. Und dabei bleibt es auch. Mir kommt so schnell kein Spiegel mehr ins Haus – und sei es nur, um ihn nicht putzen zu müssen.
Darmstadt, 2059. Zwölf Jahre ist es her, seit die erste Crew den 9. Planeten erreicht hat – ein Abenteuer, das es in einem kooperativen Kartenspiel zu bestehen hieß. Jetzt gilt es in einer neuen Mission, dorthin zurückzukehren und ihn weiter zu erforschen – wieder gemeinsam, doch diesmal ganz ohne Spielkarten. Stattdessen begibt man sich in Buchform auf die Reise ins All.
Genau gesagt, in Form zweier Bücher. Eines erzählt aus der Perspektive von Cim, der ersten Kommandantin des Raumschiffs GALATHEA, das andere aus der Sicht von Prosper, ihrem Co-Kommandanten. Zu zweit kann man in deren Rollen schlüpfen, indem man sich abwechselnd vorliest – und Entscheidungen für die eigene Figur trifft, von denen Gelingen und Scheitern der Mission abhängt.
Die Geschichte
Seit die erste Crew aus dem Spiel „Die Crew – reist gemeinsam zum 9. Planeten“ von ihrer Mission zurückgekehrt ist, ist klar, dass es am Rande unseres Sonnensystems noch einen bis dahin unentdeckten Planeten gibt. Dieser birgt aber noch einige Rätsel, denen die Mannschaft der GALATHEA jetzt auf den Grund gehen will – was hat es zum Beispiel mit dem Wurmloch auf sich, durch das das letzte Forschungsteam in die Nähe der Venus transportiert wurde? Nach jahrelanger Vorbereitung will die Crew unter Cim Immortels Kommando dieser und weiteren Fragen endlich auf den Grund gehen. Mehr als sieben Jahre werden sie dorthin unterwegs sein – kein Wunder, dass auf dieser langen Reise nicht alles so läuft wie geplant…
Das Spielsystem
Jedes Buch besteht aus vielen kleinen Abschnitten, die wild durcheinander über die Seiten verteilt sind und zwischen denen man hin und herspringt – wie bei „1000 Gefahren“ und ähnlichen Büchern. Um festzulegen, wer vorliest, sind alle Einträge mit Datum und Uhrzeit versehen und werden chronologisch gelesen. Dabei sind die Zeitsprünge sehr unterschiedlich: Mal erzählt die Person im anderen Buch zehn Minuten später das Gleiche aus ihrer Perspektive, mal erfährt man, wie sich die Situation auf der GALATHEA Jahre später entwickelt hat. Meist wird man eine ganze Weile von Abschnitt zu Abschnitt geschickt, bis jemand vor eine Entscheidung gestellt wird, die sich auf den weiteren Verlauf auswirkt. Es gibt auch die Möglichkeit, das Abenteuer alleine mit nur einem Buch zu bestreiten. Dann muss man natürlich die Entscheidungen für die andere Seite mittreffen. Vor allem hat das aber zur Folge, dass es immer wieder grau gedruckte Abschnitte gibt, die in beiden Büchern mehr oder weniger identisch sind. Abschnitte, die auf jeden Fall auftauchen sollen, auch wenn man nur mit einem Buch spielt, die aber nicht doppelt gelesen werden brauchen.
Kritik
Die Idee hinter dem dritten Teil von Die Crew ist wirklich gut. Ich fand es schön, dadurch einen Grund zu haben, gemütlich zusammenzusitzen und sich vorzulesen. Lässt einen wirklich hinterfragen, warum man in einem gewissen Alter mit dem Vorlesen aufgehört hat. Gemeinsam der Geschichte zu folgen macht auch Spaß, obwohl ich persönlich mit Raumfahrt normalerweise nichts anfangen kann. Aber die Story ist einfach gut erzählt und beschäftigt sich auch viel mit dem Leben im Weltall im Allgemeinen. Dafür kann man insgesamt eher wenig Einfluss auf den Verlauf der Geschichte nehmen. Der Fokus liegt darauf, die Geschichte zu erzählen, besonders viele Entscheidungen müssen gar nicht getroffen werden. Laut Buchrücken ergeben sich trotzdem 150 Möglichkeiten. Diejenigen, die zum erfolgreichen Abschluss der Mission führen, dürften dennoch nur geringfügig voneinander abweichen. Die meisten Entscheidungen bestimmen nämlich entweder darüber, ob die Mission vorzeitig beendet wird, oder haben kaum Auswirkungen. Es gibt mehrfach Stellen, an denen man, falls man sich für eine bestimmte Route oder Mission entscheidet, letzlich doch überredet oder von äußeren Umständen dazu gezwungen wird, die andere Option zu wählen.
Teilweise ist es auch schwer, sich in den Büchern zurecht zu finden. Kommt die Mission vorzeitig zum Ende, kann es schwierig sein, wieder den Einstieg in die Geschichte zu finden, da man nicht immer auf die richtigen Seiten verwiesen wird. Wie man mit den grauen Abschnitten umgehen soll, ist auch nicht immer ganz klar. Manchmal wechseln sich in einem Text schwarze und graue Absätze ab, was es erschwert, eine sinnvolle Reihenfolge zum Vorlesen zu finden. Ich hätte es besser gefunden, auf diese Doppelungen zu verzichten. Bücher, in denen man allein über den Verlauf der Geschichte entscheidet, gibt es bereits mehr als genug. Die gesamte Idee hinter dieser Story ist es, dieses Prinzip auf zwei Leute zu übertragen. Dann sollte der Fokus auch darauf liegen, es für das Spiel zu zweit möglichst intuitiv zu gestalten, nicht darauf, noch irgendwie eine Version für eine Person zu ermöglichen.
Insgesamt also eine schöne Geschichte, der zu folgen ich nur empfehlen kann. Das Spielsystem ist noch nicht ganz ausgereift, aber vielleicht sollte man diesen Teil von „Die Crew“ einfach als Buch mit etwas Spiel sehen und nicht als Spiel in Buchform, dann kann man viel Spaß damit haben.
Weihnachten rückt immer näher. Das merkt man nicht nur am Adventskalender, der sich wie immer in beängstigender Geschwindigkeit leert, sondern auch an den typischen Düften, die uns von überall her in die Nase steigen. Es riecht nach Tannengrün und Räucherkerzen, nach Plätzchen und Punsch, nach Nelken und, ganz wichtig, nach Zimt. Der Geruch ist wunderbar vertraut – dessen Herkunft eher weniger. Was genau ist Zimt überhaupt? Und wer ist dieser Ceylon?
Um das zu klären, müssen wir uns auf eine Reise nach Sri Lanka machen. Von hier aus wurde Cinnamomum verum, der echte Zimt, in die ganze Welt verbreitet. Natürlich nicht die ganze Pflanze, denn die ist ein 14 Meter hoher Baum, der sich schlecht zum Verschiffen eignet. Sieht auch nicht besonders spektakulär aus: ein immergrünes Lorbeergewächs mit glatten, ledrigen Blättern und kleinen blassgelben Blüten, aus denen sich dunkle Früchte entwickeln. Was verkauft wird, ist daher die Rinde des Baumes. Dafür ist es sowieso besser, die Pflanze zu behalten, denn dann kann man nach der ersten Ernte im dritten Lebensjahr alle anderthalb Jahre die neu ausgetriebenen Sprosse abschneiden, um sie zu schälen. Das wird traditionell gemacht, wenn die jungen Blätter sich von rot zu hellgrün verfärben, die Pflanze also quasi grünes Licht für die Ernte gibt. Wartet man brav, bis es grün wird, lässt sich die Rinde leicht abschälen – erst die äußere Korkschicht, dann das innere Kambium, das sich beim Trocknen zusammenrollt. Immer sechs bis zehn Stücke davon werden ineinandergeschoben und so als die bekannten Zimtstangen verschifft – und das schon in der Antike. Im alten Ägypten wurden damit Mumien einbalsamiert, der Rest der Welt nutzte sie als Gewürz. Doch das hatte seinen Preis: Wer Zimt besaß, hatte damit eine ganze Stange Geld.
Heute ist Zimt längst für uns alle erschwinglich. Das liegt unter anderem daran, dass neben dem echten Zimt vor allem der billigere Cassia-Zimt aus China auf dem Markt ist. Dieser schmeckt nicht nur deutlich herber als der echte Zimt, er enthält auch deutlich mehr Cumarin, einen Stoff, der in größeren Mengen leberschädigend sein kann. Dagegen soll echter Zimt gesundheitsfördernd wirken: Er senkt Blutzucker- und Cholesterinspiegel und könnte sogar gegen Corona helfen. Klingt also deutlich wünschenswerter als der Cassia-Zimt. Aber woran erkennt man im Laden, welche Sorte man vor sich hat? Das ist gar nicht so einfach, weil keine Deklarationspflicht besteht. Zumindest die Stangen kann man aber gut auseinanderhalten: Stammen sie von Cinnamomum cassia, bestehen sie nur aus einem einzigen, vergleichsweise dicken Rindenstück. Echter Zimt ist sowieso oft als solcher gekennzeichnet, alleinschon, um den Preis zu rechtfertigen: Ceylon steht darauf – der frühere Name für Sri Lanka. Und auch wenn dieser Zimt genauso aus China stammen kann, wisst ihr nach diesem Artikel, dass das zumindest ursprünglich zimt – äh, stimmt.