von moritz.magazin | 14.02.2011
Seit einigen Monaten ist das Freizeitbad in Greifswald geschlossen. Grund hierfür ist die falsche Berechnung der Statik der Dachkonstruktion, wodurch die Sicherheit nicht mehr garantiert ist.
Damit man nicht völlig vom Prüfungsstress aufgefressen wird, finden sich die verschiedensten Maßnahmen, um sich zu entspannen und neue Energie zu tanken. Ein Saunagang, ein Essen mit Freunden oder ein paar Bahnen im örtlichen Freizeitbad zu ziehen sind beispielsweise solche Mittel. Doch zurzeit ist das Schwimmen dort nicht möglich, da das Bad seit dem 3. November 2010 geschlossen ist. Nur der Sauna- und Gastronomiebereich ist von der Schließung nicht betroffen und kann weiterhin genutzt werden.
Schon im September 2010 erfolgten Sanierungsarbeiten am Dach des 1998 erbauten Schwimmbads, weil im Bereich der Oberlichter auffallende Durchbiegungen der Pfetten, den Längsträgern der Dachkonstruktion, bemerkt wurden. Die Pfetten verteilen die Last des 87 Meter langen Daches auf den sogenannten Bindern. Binder sind Trägerelemente, um große Weiten stützenfrei überspannen zu können. Im Falle des Greifswalder Schwimmbaddaches muss eine Spannweite von 32 Metern überbrückt werden.
Als ausführende Bausachverständige waren das Ingenieurbüro Schüler aus Neubrandenburg, das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung und Baudynamik von Mario Binder aus Schwerin und das Ingenieurbüro von Herrn Kessel aus Hildesheim tätig. Sie empfahlen den Stadtwerken Greifswald, die Betreiber des Freizeitbads sind, die Ursachen für die Durchbiegungen zu ergründen.
Obwohl die Genehmigung der Baubehörde zur Wiedereröffnung für Anfang Oktober schon existierte, entschlossen die Stadtwerke sich dazu, ein erneutes Gutachten einzuholen, um die Konstruktionsdaten zu überprüfen. „Fest steht, dass hier keiner badet bevor nicht alles in Ordnung ist“, sagte Arnold Saweliev, der Geschäftsführer des Freizeitbads, Ende August letzten Jahres. Das vom Ingenieurbüro Binder angefertigte Gutachten stellte fest, dass „die rechnerische Sicherheit für die Statik des Daches nicht ausreichend gegeben ist“, so Steffi Borkmann, Pressesprecherin der Stadtwerke Greifswald. (mehr …)
von moritz.magazin | 14.02.2011
Alles begann 1970 mit einem gewissen Herrn Krimmel, der im „Taxi nach Leipzig“ fuhr. Auch vierzig Jahre danach ist der „Tatort“-Kult und seit geraumer Zeit Konstante im Wochenendplan vieler „Nachwuchsbildungsbürger“.
Naja, Sonntagabend ist ja sonst auch nicht viel los.“ Eine Beschreibung, die man für Greifswald sicherlich guten Gewissens gelten lassen kann. Aber in Berlin? Hier nämlich kam ein findiger Gastronom vor einigen Jahren auf die Idee, gemeinsam mit seinen Gästen „Tatort“ zu schauen. Eine Institution ward wiedergeboren. Schnell bahnte sich das „Kollektiverlebnis Tatort“ einen Weg in die restlichen Kneipen der Republik. Seit 2006 lädt auch das „Caspar“ in der Greifswalder Innenstadt jeden Sonntag zum dosierten Blick aufs bundesdeutsche Verbrechen.
Knapp zwanzig Zuschauer haben sich pünktlich zur Primetime eingefunden, Männlein und Weiblein bunt gemischt, allerdings überwiegend studentisches Milieu. Der Tatort als Bindeglied zwischen jung und alt-zumindest in Greifswald eine Utopie. Trotzdem, Tatort ist wieder in, besonders in Gesellschaft und gemütlichem Ambiente. Nein, ein Lieblingsermittlerduo habe man eigentlich nicht, so die Anwesenden, der Münsteraner sei ganz gut, aber auch der heutige aus Köln scheint den Raum überdurchschnittlich zu füllen. Man kennt sich, die meisten kommen regelmäßig. Zur Einstimmung kommt die Tagesschau, aber das ist Vorgeplänkel, die Zeit in der man Getränkekarten durchforstet und bestellt. (mehr …)
von moritz.magazin | 14.02.2011
PJ studiert seit 2010 Biochemie im ersten Wintersemester an der Universität Greifswald unter ganz besonderen Bedingungen: Er wurde mit der autistischen Entwicklungsstörung Asperger-Syndrom geboren.
Ein Patientengespräch: „Ich habe in den letzten Monaten das Verhalten Ihres Sohnes sorgfältig beobachtet und studiert und kann nun zu einer dezidierten Auswertung kommen: Felix ist ein ganz besonderes Kind. Er zeigt neben autistischen Merkmalen ganz spezielle Begabungen, die wie abgetrennt von seinen sonstigen Verhaltensmustern scheinen. Autismus heißt, dass Felix sich nie so verhalten wird wie andere Menschen, er kann sich nicht in die Gefühle anderer hineinversetzen oder sich in die sozialen Regeln einer Gemeinschaft hineindenken. Ein österreichischer Arzt, Hans Asperger, hat diese Form von Autismus Anfang der 40er Jahre erstmals beschrieben. Felix wird sich immer schwer tun mit sozialen Kontakten und den Regeln menschlichen Miteinanders. Er kann einfach nicht nachvollziehen, was sich in den Köpfen anderer abspielt. Felix wird sich immer anders fühlen und verhalten“, erklärt der Arzt. Betroffen reagiert die Mutter:“ Immer anders, nie normal?“
Die dargestellte Szene stammt aus dem deutschen Film „Der kalte Himmel“ von Andrea Scholl und zeigt die Situation in der den verzweifelten Eltern die Diagnose zum andersartigen Verhalten ihres Sohnes gestellt wird: Asperger-Syndrom.
„Immer anders, nie normal“, diese Hiobsbotschaft muss nicht immer so definitiv eintreten, wie sie in dem Film formuliert wird. Dies wurde mir in den letzten Wochen durch ausführliche Eindrücke und Gespräche bewiesen. In unserer kleinen Stadt Greifswald studiert seit diesem Wintersemester PJ (auf Wunsch nur Initialen verwendet) Biochemie im ersten Semester. Seit seinem neunten Lebensjahr weiß P, dass auch er von der angeborenen Entwicklungsstörung, dem Asperger-Syndrom, betroffen ist. Allerdings tritt diese besondere Form von Autismus mit unterschiedlicher Intensität auf. Bei PJ sind zwar die Symptome von geringen Fähigkeiten zur sozialen Interaktion und besondere Intelligenz in bestimmten Bereichen (Spezialinteressen) beispielsweise deutlich zu erkennen, aber trotzdem ist es ihm möglich relativ „normal“ am Uni-Leben teilzunehmen. Aber was ist schon normal? Für den naturwissenschaftlich begabten Studenten sind die anderen „seltsam“ und er „normal“. Dies war für mich zu Beginn schwer zu begreifen, aber nach einigen Überlegungen schien es ganz klar: Für jeden Menschen ist das normal, was für ihn seit der Kindheit das Leben ausmacht und dies gilt auch für Betroffene dieser Entwicklungsstörung.
P hat nicht das Gefühl auf einem falschen Planeten gelandet zu sein, wie das englische Synonym „wrong planet syndrom“ impliziert. Diesen Eindruck kann ich nun bestätigen. Zwar schien es mir fremdartig mich mit einem Menschen zu unterhalten, der weder Mimik noch Gestik verwendet und Blickkontakt strikt vermeidet, trotzdem hat P ein so selbstbewusstes und aufgeklärtes Auftreten, dass man ihm alles, auch studieren, zutraut. Er hat mit den üblichen Hindernissen des Studienanfangs zu kämpfen: Sich in einer neuen Stadt zurechtfinden, an das selbstständige Leben gewöhnen und rechtzeitig zu den Uni-Veranstaltungen erscheinen. Lediglich der Trubel des Kontakteknüpfens bleibt ihm erspart. Er muss nicht oberflächliche Gespräche führen, bis die richtigen Bezugspersonen gefunden sind und endlos scheinende Abende durchstehen, um möglichst viele neue Leute kennen zu lernen. (mehr …)
von moritz.magazin | 18.12.2010
„Westprofessoren“ und gezielte Meinungsmache – eine nicht hinnehmbare Diskussionskultur für zwei Greifswalder Studenten. Sie nahmen sich der Probleme an und publizierten das Ergebniss in einem wissenschaftlichen Band.
Der 17. März dieses Jahres verlief relativ alltäglich und unscheinbar: Das Wetter in Greifswald war grau, viele Prüfungen waren erledigt, die Semesterferien näherten sich dem Ende. Was an diesem Tag hinter den Türen des Universitätshauptgebäudes passierte, in dem der akademische Senat tagte, war eine der lang erwarteten Entscheidungen. Zwei Lager haben sich beim Rubenowplatz eingefunden. Die einen sind für, die anderen gegen die Beibehaltung des Namenspatrons „Ernst Moritz Arndt“, der 1933 eingeführt wurde.
Eine fast einjährige Debatte mit vielen Höhen und Tiefen, insbesondere in der (Hochschul-)Politik, ging diesem Tag voraus. Durch eine Inszenierung Arndts von Sebastian Jabbusch und dem Vortragen von antisemitischen Zitaten wurde wieder eine ganze Welle an Streitgesprächen und manchmal auch Anfeindungen zwischen Studierenden, Bürgern der Stadt und anderen Beteiligten ausgelöst.
Bei der Vollversammlung der Studierendenschaft im Juni 2009 stimmte eine klare Mehrheit der Anwesenden dafür, dass die studentischen Gremien den Namen „Ernst Moritz Arndt“ ablegen sollten, und das Studierendenparlament (StuPa) sich dem Antrag anschließen solle. Noch dazu kam eine Entscheidung, die bisher einmalig in der 550-jährigen Geschichte der Universität war: Eine studentische Urabstimmung sollte her.
Unter anderem auf Initiative von studentischen Senatoren – darunter Fabian Freiberger und Thomas Schattschneider – gründete sich wegen der Debatte auch im akademischen Senat eine Kommission. Diese sollte erarbeiten, welche Argumente für und welche gegen Arndt als Namenspatron der Universität sprechen. Der Senat entschied sich – unabhängig vom Ergebnis der Urabstimmung – am 17. März 2010 für den Namenspatron. Die Senatsvorsitzende Maria-Theresia Schafmeister erklärte nach der Entscheidung in einem Beitrag von moritzTV: „Uns ist durch diese Entscheidung der Auftrag gegeben worden, sich kritisch mit der Person Arndt auseinanderzusetzen. Die Debatte um den Namenspatron wird nicht aufhören.“ (mehr …)
von moritz.magazin | 18.12.2010
Klischees gibt es über MV reichlich: Raue Inselbewohner, ein hoher Fischbrötchenverzehr und braune Politklandschaft. Doch wer bereit ist über den Tellerrand der Vorurteile zu blicken, wird Erstaunliches entdecken können.
In wenigen Tagen ist Weihnachten und sobald man die letzte Veranstaltung vor den vorlesungsfreien Tagen hinter sich gebracht hat, werden alle sieben Sachen in einer Tasche verstaut und die Wohnung verlassen. Der Weg führt zum nächsten Bahnhof. Viele Menschen werden sich dort bereits zum Ticketautomaten vordrängelt haben, um noch schnell einen Fahrschein zu ziehen, bevor der nächste Zug kommt. Fast alle haben ein gemeinsames Ziel: Es zieht sie über die Weihnachtsfeiertage zu ihrer Familie und zu Freunden.
Die Festung in Dömitz wird von Mauern und einem Burggraben umschlossen
Die Szenarien innerhalb des Zuges sind dabei immer die gleichen: Sobald man sich einen Platz ergattert und der Zug sich in Bewegung gesetzt hat, beginnt man zu lesen, Musik zu hören oder lässt einfach die Gedanken bei geschlossenen Augen schweifen. Die Umwelt oder die Orte, die auf der Heimreise durchquert werden, nimmt kaum jemand wahr, dabei hat Mecklenburg-Vorpommern noch so viel mehr zu bieten als graue Bahnschienen, die einen in die eigene Heimat bringen.
Es ist jetzt Sonntag, zehn Uhr, und von dem Gedrängel noch längst keine Spur. Wir, zwei Redakteure und eine Fotografin, machen uns auf den Weg quer durch unser Bundesland, um die Region einmal aus anderen Perspektiven zu betrachten. Der Himmel ist bedeckt und grau, eigentlich kein schöner Tag. Kaum haben wir Greifswald verlassen, ist um uns herum nichts als Natur: weite Felder, ein paar Waldabschnitte, hier und da ein paar Tiere, die noch recht unbeschwert Nahrung zu sich nehmen, bevor der Winter naht. Ein wohl typisches Bild für Mecklenburg-Vorpommern. (mehr …)