Mimimi-Mittwoch: Einweggeschirr

Mimimi-Mittwoch: Einweggeschirr

Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier. 

„Schätzung der Entsorger: Doppelt so viel Einwegmüll“ – das hat die Tagesschau vor einigen Tagen gepostet. Durch die Corona-Krise fällt in Deutschland mehr Einwegmüll, wie beispielsweise Coffee-to-go-Becher oder Behälter von Lieferdiensten, an. Die Nutzung von Wegwerfgeschirr ist doch nix Neues und die Corona-Zeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Vor einem Jahr war ich zum Beispiel im Urlaub, in einem recht günstigen Hotel, das Frühstück war inklusive. Schön, dachte ich, mein Geldbeutel hat sich gefreut. Doch anstatt entspannt in den Tag zu starten, wurde das morgendliche Essen zum täglichen Wutanfall: Marmelade in kleinen Plastikbehältern, Plastikbesteck zum Brötchen schmieren, Plastikteller, Plastikschüsseln, Plastikbecher, Plastiktassen – alles einmal benutzen und dann wegschmeißen? Geht’s noch? Jedes andere Low-Budget-Hotel kriegt es doch auch gebacken, gewöhnliches Geschirr zur Verfügung zu stellen und danach einmal abzuwaschen. Wenn selbst große Unternehmen es nicht auf die Reihe bekommen, ihren Plastikverbrauch zu reduzieren, dann ist es doch kein Wunder, dass einzelne Menschen sich ein Beispiel daran nehmen.

Am Greifswalder Hafen bin ich sehr gern, aber warum zum Teufel muss ich erstmal die Plastik-Überbleibsel von anderen wegräumen? Man kann Wein auch in Mehrwegbechern genießen, falls euch das noch nicht klar war. Oder man bringt eigenes Grillbesteck mit und wäscht es zuhause ab. Man schmeißt doch auch in der eigenen Wohnung das Geschirr nicht nach einer Benutzung weg. Und WENN es Einweg sein muss: wieso dann nicht aus recycelten Materialien oder schnell nachwachsenden Rohstoffen wie Bambus? Wieso müssen die Pommesgabeln aus Plastik sein und wieso gibt es immer noch Plastikstrohhalme?

Das gleiche Ding auf Partys: Wir sind zuhause bei Freund*innen eingeladen. Richtig: zuhause! Wieso soll ich das Mischgetränk meiner Wahl jetzt aus einem Plastik-Einwegbecher trinken? Wir sind doch nicht mehr fünf Jahre alt – die Gefahr, den Becher runterzuschmeißen ist nun wirklich nicht hoch. Ich habe schon öfter erlebt, dass diese Einwegbecher beim normalen Gebrauch schneller kaputt gehen als Gläser. Und come on – ihr habt in eurer WG wahrscheinlich auch nicht Porzellangeschirr oder Kristallgläser in Benutzung. Warum dürfen wir kein echtes Besteck benutzen? Diese blöden Einwegmesser zerbrechen beim ersten Versuch, etwas durchzuschneiden, und Plastiksplitter im Essen sind auch nur so mittelcool.

Dass man in der Gastronomie teilweise noch nicht auf nachhaltigere Alternativen zurückgreifen kann, kann ich ja noch ein BISSCHEN verstehen. Die Utensilien müssen hygienisch sein und dürfen den Betrieb auch nicht in den Bankrott treiben, versteh ich schon – obwohl es heutzutage wirklich unendlich viele coole Alternativen gibt … aber wieso müssen Privatpersonen den gleichen Verschleiß an Plastikgeschirr wie der Lieferdienst von nebenan haben?

Plastikmüll gelangt über verschiedene Wege in die Natur. Plastik verrottet nicht. Meere werden durch kleinste Partikel verschmutzt, Tiere müssen verrecken, weil sie Strohhalme in ihren Atemwegen haben. Und das nur, weil ihr zu faul seid, euer Geschirr abzuwaschen?

Frankreich lässt seit diesem Jahr nur noch Bio- und kompostierbare Stoffe für Einweggeschirr zu. Aber 2021 soll Wegwerfgeschirr in der gesamten EU verboten bzw. eingeschränkt werden. Ist es nicht jetzt schon Zeit, zu Alternativen zu greifen? Plastikgeschirr ist nicht nur unästhetisch, sondern auch einfach scheiße für die Umwelt. Muss jetzt echt schon wieder ein Verbot kommen, bevor ihr checkt, dass Einweggeschirr einfach out ist?!

Beitragsbild: Pixabay

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Mediterraner Nudelsalat – Rezept: Frei nach Schnauze

Mediterraner Nudelsalat – Rezept: Frei nach Schnauze

Auch wenn der Sommer nicht so ist, wie jeder andere, lassen wir uns eines nicht nehmen: Grillen! Oder zumindest Grill-Feelings, falls ihr gerade keinen Grill bei euch rumstehen habt. Und was gehört unbedingt dazu? Richtig! Nudelsalat. Ich bin kein großer Fan vom „typischen“ Nudelsalat mit Mayo, Erbsen und Schinken. Umso mehr liebe ich die mediterrane Variante, frei nach Schnauze, Knoblauchfahne garantiert. Der Nudelsalat ist super einfach, dauert nur um die 15 Minuten und man braucht keine krassen Kochkünste. Ihr macht das rein, worauf ihr Bock habt und so viel, wie ihr Bock habt.

Mein Plan heute: drei Mäuler stopfen und im besten Fall noch etwas für morgen übrig haben (nach einem Tag im Kühlschrank schmeckt das Ganze eh noch besser).

Meine Zutaten

  • Tomaten, bei mir ca. 200 Gramm
  • Nudeln, bei mir 500 Gramm
  • Oliven, bei mir so drei Esslöffel
  • Rucola, ich nehme ungefähr drei, vier Hände voll
  • Knoblauch, so viel ihr wollt, bei mir: viel
  • Mozzarella, bei mir eine Packung (125 Gramm)
  • Zum Würzen: Salz, Pfeffer, Olivenöl, Balsamico, etwas Zucker

Allgemein gilt: Nehmt so viel ihr mögt und packt das rein, was ihr gerne esst. Mehr Oliven, weniger Tomaten, kein Rucola oder noch mehr Knoblauch. Wenn ihr Balsamico nicht mögt, dann mischt Pesto in den Salat. Statt des Mozzarellas könnt ihr auch Feta nehmen oder den Käse ganz weglassen, dann ist der Salat vegan. Außerdem passen Kapern, Pinienkerne und getrocknete Tomaten gut dazu.

Meine Zubereitung aka „Alles vermengen“

  1. Nudeln kochen.
  2. Schnippeln: Tomaten klein schneiden (ich habe sie geachtelt), Oliven klein schneiden, Mozzarella würfeln.
  3. Würzen: Ordentlich Knoblauch dazu und mit Salz, Pfeffer, ein bisschen Zucker, Olivenöl und Balsamico verfeinern, alles durchmischen.
  4. Die Nudeln kalt durchspülen und zu dem gewürzten Gemisch dazugeben.
  5. Alles miteinander vermischen, gerne schon mal abschmecken.
  6. Teller drauf, ab in den Kühlschrank, ein paar Stunden durchziehen lassen.
  7. Vor dem Servieren (so sagt man das doch in Kochbüchern, oder?) nochmal abschmecken, nach Bedarf nachwürzen, und dann den Rucola untermischen, so bleibt der schön frisch und wird nicht so komisch labberig.
  8. Fertig, guten Appetit!

Was würdet ihr anders machen? Habt ihr noch irgendwelche heißen Tipps oder Zutaten für den Salat?

Draußen ist das neue Drinnen

Draußen ist das neue Drinnen

Habt ihr gemerkt, wie schön es draußen geworden ist? Die Vögel zwitschern, überall grünt und blüht es. Die Sonne glitzert durch die raschelnden Bäume hindurch, die Leute, die draußen unterwegs sind, lächeln gut gelaunt – soweit man es unter ihrer Maske erahnen kann. Es riecht nach frischer Luft und am Ryck so schön nach Wasser. Man braucht oft nur noch ein leichtes Jäckchen, wenn einem die typische Greifswalder Brise entgegenweht.

Doch viele von uns verpassen gerade einen schönen Frühling. Neben dem wöchentlichen Gang zum Supermarkt gibt es leider zurzeit nur wenige triftige Gründe, das Haus zu verlassen. Für einige Leute ist spazieren gehen uncool, „das machen doch nur alte Leute“, oder sie haben vergessen, wie schön das sein kann. Man bekommt den Kopf frei, kann ungestört nachdenken und seinem Körper ein bisschen Bewegung gönnen. Falls euch auch das nicht Grund genug ist, haben wir ein paar neue Anregungen. Wir haben uns zehn Dinge überlegt, wie euer nächster Spaziergang richtig hipp und altersgerecht gestaltet werden kann und ihr endlich wieder einen Grund habt, die Bude zu verlassen.

Nicht alleine gehen – aber mit Abstand!

Spazierengehen macht natürlich gleich viel mehr Spaß, wenn man nicht alleine ist. Bei ausreichend Abstand ist es auch in der Corona-Krise kein Problem, mit Freund*innen unterwegs zu sein. Wenn ihr euch so lange nicht gesehen habt, gibt es bestimmt viel zu erzählen und die Zeit vergeht wie im Flug.

Falls der Gesprächsstoff dann doch mal ausgeht, kann man beim nächsten Spaziergang einfach Spiele spielen. Wem „Ich sehe was, was du nicht siehst“ und „Tiere raten“ zu langweilig ist, empfehle ich zum Beispiel „Black Stories“. Bei dem Spiel muss man spannende Geschichten anhand von Ja- und Nein-Fragen entschlüsseln.

Gassi gehen

Eine Garantie dafür, dass euer Spaziergang nicht langweilig wird, ist eine tierische Begleitung. Vielleicht habt ihr Bekannte, die euch ihren Hund mal für ein Stündchen überlassen wollen – die meisten sind für die Entlastung sogar dankbar. Alternativ könnt ihr Zettel aufhängen oder auf Plattformen im Internet eure Hilfe anbieten. Auch das Greifswalder Tierheim freut sich über Unterstützung, zurzeit sind dort aber leider keine Gassi-Runden möglich.

Spaziergang mit Hund vom Tierheim Greifswald

Müll sammeln

Eine Idee, eurem Spaziergang einen Sinn zu geben, ist Müll sammeln! Leider gibt es auch in Greifswald und Umgebung einige Orte, die bei genauerem Hinsehen ziemlich schmutzig sind. Also packt doch einfach mal Handschuhe und Müllbeutel ein und tut mit eurem Spaziergang nicht nur euch und sondern auch eurer Umwelt einen Gefallen.

Mundraub

Vor kurzem haben wir euch die Seite mundraub.org vorgestellt. Die interaktive Karte zeigt euch, wo ihr in eurer Nähe an öffentlichen Orten ganz kostenlos Kräuter und Obst pflücken könnt. Hier findet ihr den Artikel mit weiteren Informationen.

Telefonieren

Eure Freund*innen sind nicht in Greifswald und Oma und Opa könnt ihr nicht besuchen? Dann nutzt den nächsten Ausflug an der frischen Luft doch, um mal wieder bei euren Liebsten durchzuklingeln.

Musik, Podcast oder Hörspiel hören

Wenn die eigenen Gedanken langweilig und nicht mehr unterhaltsam genug sind, dann hört doch beim Spazierengehen Musik. Bei musikalischer Untermalung scheint jeder Weg plötzlich wie ein anderer Ort. Oder ihr greift zu Podcasts oder Hörbüchern. Bei Spotify gibt es zum Beispiel unzählige kostenlose Hörbücher.

Neue Orte ausprobieren

Klar wird Spazierengehen langweilig, wenn man jedes Mal nur „einmal um den Block“ geht. Schnappt euch doch mal euer Fahrrad. Nur 20 Minuten entfernt könnt ihr ganz neue Ecken entdecken. Zum Beispiel ist der Elisenhain nicht weit weg und auf jeden Fall einen Spaziergang wert!

Nicht weit weg von Greifswald-City – Der Elisenhain

Aus dem Spaziergang ein Abenteuer machen

Ihr könnt eure Runde auch aufregender gestalten, indem ihr zum Beispiel die App Actionbound verwendet. Sie bietet Stadtralleys an – auch in Greifswald. Zum Beispiel könnt ihr euch über die App auf die Spuren der jüdischen Geschichte in Greifswald machen. Mehr dazu findet ihr hier. Eine weitere Idee wäre wieder dem Hype Pokemon Go nachzugehen und ein paar seltene Pokemons zu fangen.

Flora und Fauna identifizieren

Ja, auch das ist eine Möglichkeit, den Spaziergang aufzupeppen. Ihr könnt zum Beispiel darauf achten, welche Vogelstimmen ihr hört und versuchen, die Tiere zuzuordnen. Eine andere Möglichkeit ist, Blumen und Blätter zu identifizieren und vielleicht sogar zu sammeln. Das letzte Mal ein Herbarium erstellt habe ich in der Grundschule. Aber warum nicht auch im Erwachsenenalter die Natur ein bisschen besser kennenlernen?

Fotos machen

Ich würde behaupten, jede*r von uns besitzt ein Gerät, das Fotos machen kann. Also nutzt das doch und schaut eure Umgebung durch die Linse an. Vielleicht fallen euch ja Details auf, die ihr noch nie vorher bemerkt habt und ihr habt Bilder, über die ihr euch in ein paar Jahren bestimmt freut. Die moritz.medien bieten im Juni übrigens Online-Fotoworkshops für jedermann an. Folgt uns auf unseren Social Media Kanälen, wenn ihr weitere Infos wollt!

Fotos: Lilli Lipka
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Digitale Spurensuche

Digitale Spurensuche

Den meisten von euch sind sie schon längst aufgefallen: die quadratischen Messingtafeln, eingelassen auf dem Gehweg, beschriftet mit Worten wie „Hier wohnte…“, „deportiert“, „ermordet“. Seit 1997 werden auf Initiative von Gunter Demnig Stolpersteine verlegt, die zum Innehalten, Nachdenken und Erinnern anregen sollen. Anlässlich der Jährung der Verlegung der Steine in Greifswald wurde nun ein digitaler Stadtrundgang entwickelt, der über das jüdische Leben in Greifswald informieren soll.

Stolpersteine sollen derer Menschen gedenken, die in Zeiten des Nationalsozialismus bedroht, deportiert, gefoltert und gewaltsam ermordet wurden. Insgesamt gibt es in ganz Greifswald 28 Stolpersteine, 13 davon wurden heute vor sieben Jahren verlegt. Der 23. Mai 1949 ist der Tag, an dem das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erlassen wurde: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Stolpersteine in der Gützkower Straße in Greifswald

Vor vielen Wohnhäusern sind die Gedenktafeln zu finden und sollen uns an das Schicksal von Millionen von Menschen erinnern: „Die Steine erinnern an die Namen der Menschen, die hier gelebt haben“, so Anita Völlm von der Partnerschaft für Demokratie in Greifswald. Die Geschichten sollen nicht vergessen werden. Daher hat die Partnerschaft für Demokratie zusammen mit dem Arbeitskreis Kirche und Judentum und der offenen Jugendarbeit der evangelischen Altstadtgemeinden ein Projekt auf die Beine gestellt: einen digitalen Stadtrundgang. Interessierte können mit der kostenlosen App „Actionbound“ der jüdischen Geschichte in Greifswald auf den Grund gehen. „Jüdisches Leben gab es über viele Jahrhunderte in Greifswald, von 1871 bis 1938 gab es eine Gemeinde, wir wollen eine Anregung geben sich damit zu beschäftigen“, so Völlm.

Die Plattform ermöglicht eine Spurensuche des jüdischen Lebens in Greifswald per Smartphone. Nachdem man einen QR-Code gescannt hat, leitet die App einen Stadtrundgang ein. Die Tour beginnt auf dem Marktplatz mit der Aufgabe „Findet ihr die Gedenktafel für die Jüdische Gemeinde?“. Daraufhin leitet die App via GPS zu verschiedenen Stationen. Hier warten Aufgaben, Informationen, Bilder und Musik.

Wenn ihr neugierig auf die jüdische Geschichte in Greifswald geworden seid, findet ihr hier weitere Informationen zu der App sowie den benötigten QR-Code.

Bilder: Lilli Lipka

Umgekrempelt: Sieben Tage Yoga

Umgekrempelt: Sieben Tage Yoga

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Yoga ist in meiner „social bubble“ überall. Auf Instagram backen nicht nur alle Bananenbrot und machen Smoothie-Bowls – nein, es machen auch alle Yoga. Auch ich gehe ab und zu der angesagten indischen Lehre nach. Ich kann zustimmen, dass es sich dabei um keinen vermeintlichen Öko-Blödsinn handelt, sondern um richtig anstrengenden Sport, der auch beinahe eine Therapiestunde mit sich selbst sein kann. Doch wie es die meisten sicherlich kennen, beschränkt sich mein Yoga-Dasein zur Zeit auf ein sporadisches „alle-paar-Wochen-mal“. Gerade jetzt, da der Corona-Virus unser Leben ganz schön einschränkt, aber der Unistoff gefühlt mehr als vorher ist, merke ich, dass ich einen Ausgleich brauche. Anstatt zu verschiedenen Vorlesungen zu radeln, sitze ich den ganzen Tag am Schreibtisch. Nicht nur mein Rücken tut langsam weh, ich bin zusätzlich gestresst und unter Druck. Da kommt Yoga doch gerade richtig, oder? Es bietet schließlich Übungen für Körper und Geist, also beginne ich das Selbstexperiment und mache eine Woche lang täglich Yoga. Mal sehen, ob ich in sieben Tagen völlig ausgeglichen, flexibel und voller Selbstliebe bin.

Montag

Es ist 18 Uhr und mir fällt auf, dass ich im ganzen Stress noch gar kein Yoga gemacht habe. Nachdem ich mich also ein paar Minuten mit Sport gequält habe, belohne ich mich mit Anti-Stress-Yoga auf YouTube. Das 30-minütige Video ist wirklich das, was ich gebraucht habe: kaum anstrengend und ohne komplizierte Übungen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Entspannen, Runterkommen und gleichmäßigen Atmen. Bei einigen Übungen knackt es befreiend in Schultern und Rücken und nachdem ich kurz daran gezweifelt habe, dass ich wirklich erst 22 Jahre alt bin, schlafe ich bei der Schlussentspannung fast ein. Wirklich angenehm, dass das Video mich „zwingt“, nichts zu tun, einfach nur dazuliegen und zu entspannen. Nach der Yoga-Einheit fühle ich mich gut und mein Rücken fühlt sich besser an, aber sie hat mich auch ganz schön müde gemacht.

Dienstag

Bevor ich meinen Abend entspannt beginne, endet auch der heutige Tag mit Yoga. Auf dem Plan steht ein 20-minütiges Yoga für einen „healthy body “. Die zwanzig Minuten gehen schnell rum, viel besser fühle ich mich danach aber irgendwie nicht. Die Session war einerseits irgendwie langweilig und eintönig, andererseits fiel es mir auch schwer, genau so zu atmen, wie es meine Yoga-Lehrerin vorgibt. Das ist so ein Ding beim Yoga: langsam eeeeeein, während man sich streckt und wieder auuuuus, wenn man sich fallen lässt. Und dabei möglichst laut keuchen. Naja, ich fühl mich ein bisschen seltsam dabei und auch ein wenig wie beim alternativen Rentnersport. Aber gut – ich weiß, dass die richtige Atmung mit der Zeit kommt. Aber vielleicht muss ich doch mal eine frischere Form des Yogas ausprobieren.

Mittwoch

Nach dem gestrigen Yoga wähle ich heute etwas – hoffentlich – Sportlicheres aus. Einen Yoga-Summerbody-Flow. Klingt doch erstmal vielversprechend. Und ich muss zugeben: Übungen wie der Yoga-Liegestütz, „die Heuschrecke“ oder „das Boot“ bringen mich durch ihre Namen erst zum schmunzeln und dann ordentlich zum schwitzen. Ich kann auch nicht alle Übungen vollständig ausführen, aber meine digitale Yoga-Lehrerin weiß: „Wenn nicht heute, dann beim nächsten Mal“. Mit dem Atmen komme ich auch heute nicht so mit, wie sie es ansagt. Während sie in Ruhe einen Atemzug nimmt, hänge ich nur hechelnd da. Aber naja. Wenn nicht heute, dann beim nächsten Mal.

Donnerstag

Anstatt meinen Tag mit Yoga abzuschließen, beginne ich heute damit. Meine Yoga-Einheit verspricht „fit und wach“ in den Tag zu starten. Also mal sehen, wie fit ich in meine 10-Uhr-Online-Vorlesung gehen kann. Die 17 Minuten gehen zwar schnell vorbei, aber sind auch überraschend anstrengend. Ich bin zwischendurch ziemlich außer Atem aber direkt danach – zumindest körperlich – ziemlich wach. Ich fühle mich gut, schon so früh am Morgen (… um halb zehn) etwas für meinen Körper getan zu haben. Ich muss aber auch zugeben, dass ich ein paar Minuten später richtig müde werde und am liebsten wieder ins Bett kriechen würde. Die Menschen in meinem Umfeld finden außerdem, dass ich am heutigen Tag nicht besonders ausgeglichen wirke – also hat Yoga am Morgen zumindest in der Hinsicht seinen Zweck nicht erfüllt.

Freitag

Heute vergesse ich meinen Vorsatz. Erst im Bett fällt mir ein, dass ich täglich Yoga machen wollte. Aber nicht weiter schlimm, denn selbst für den Abend gibt es einige Yoga-Sessions. Also wähle ich für heute ein kurzes Gute-Nacht-Yoga aus. Ich muss nicht mal aus meinem Bett aufstehen. Ich bleibe im Schlafanzug und kann bei ruhiger Musik entspannt für zehn Minuten runterkommen, mich ein bisschen dehnen und danach auch direkt einschlafen.

Samstag

Nachdem ich den ganzen Tag im Auto gesessen habe, freue ich mich richtig auf meine Yoga-Einheit. Endlich mal ordentlich räkeln, strecken und dehnen. Zwar habe ich nicht viel Zeit, aber für eine zehnminütige Pause reicht es. Das finde ich sowieso total praktisch: Es gibt online so viele verschiedene Yoga-Videos und je nachdem, wie viel Zeit man hat, wählt man sein Video aus. Und wenn es nur ein klitzekleiner Sonnengruß ist – irgendwie kann man das immer in den Alltag integrieren. Und auch diesmal bin ich froh, meine Matte ausgerollt zu haben: Es tut total gut und ist genau das, was ich nach diesem Tag brauche. Obwohl ich mich bewege, sind diese Abläufe zu einer kleinen Pause geworden und oft habe ich danach bessere Laune und Energie für den restlichen Tag.

Sonntag

Der letzte Tag mit Yoga. Ich widme mich am Abend einer ausgiebigen Session für Beweglichkeit und Entspannung. Ich muss mich teilweise ganz schön verknoten und fühle mich wie die billige Version eines Schlangenmensches. Es ist aber eine Wohltat für den ganzen Körper. Dabei fällt mir auf, dass es nirgendwo mehr knackt – die letzten Tage scheinen mir sehr gut getan zu haben. Jetzt, wo ich drüber nachdenke, hatte ich in der vergangenen Zeit auch gar keine Rückenschmerzen mehr (Spoiler: Die vielen Übungen haben allerdings dazu geführt, dass ich am nächsten Tag ganz schön Muskelkater hatte).

Fazit

Mich täglich aufzuraffen hatte ich als größte Herausforderung angesehen. Das war allerdings gar kein Problem – ich habe höchstens mal vergessen, dass ich ja eine Challenge hatte. Da ich die meisten Yoga-Übungen eher als Bereicherung und nicht als Qual angesehen habe, fiel mir das „Aufraffen“ gar nicht schwer. Außerdem hat das tägliche Yoga meinen Alltag nicht gestört, weil ich es gut in meine Planung integrieren konnte. Es war ein schöne Routine, um den Uni-Tag zu beenden, zu starten oder zwischendurch eine Pause zu machen, und dabei etwas für den Körper zu tun – ohne sich völlig verausgaben zu müssen. Ich muss aber noch lernen, dabei mehr abzuschalten. Bei den unkommentierten Ruhesequenzen bin ich manchmal fast eingeschlafen, manchmal hatte ich aber auch den Drang, vor Langeweile auf mein Handy zu gucken. Ich denke, sowohl körperlich also auch geistig braucht Yoga eine Menge Übung. Ich finde aber schön, dass man auch ohne jahrelange Erfahrung die meisten Einheiten mitmachen kann. Außerdem habe ich innerhalb der einen Woche gemerkt (oder mir eingebildet), dass die täglichen achtsamen Bewegungen meinem Körper sehr gut getan haben.
Vor allem in der durch Corona beeinflussten Zeit glaube ich, dass Yoga eine gute Möglichkeit ist, eine wohltuende Routine für Körper und Geist in den Alltag einzubauen. Ihr merkt schon: Nach diesen sieben Tagen klinge ich schon wie eine Yoga-Fanatikerin, die nach einem zweiwöchigen Selbstfindungstrip aus Asien wiederkehrt. Und damit: Namasté, ich mache mir jetzt eine Smoothie-Bowl.

Beitragsbild: Lilli Lipka
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