von Konstantin Ochsenreiter | 24.11.2024
Am 15. November war es wieder so weit: Wir, die moritz.medien, sind zu unserem alljährlichen Workshop-Wochenende nach Glashagen aufgebrochen. Im Gepäck hatten wir 35 hoch motivierte moritz.Mitglieder, gefälschte Kontoauszüge und 60 Liter Mate.
Alle Jahre wieder fahren die moritz.medien traditionell nach Glashagen. Dieser Termin ist eine gute Gelegenheit, damit sich die einzelnen Redaktionen – und neue Redakteur*innen – besser kennenlernen. Studentisch stilecht bei Kerzenschein, Tee und veganem Essen (Apropos: Am 26.11. findet die Vollversammlung statt. Die moritz.medien drücken dem diesjährigen Antrag für vegane Mensen die Daumen. Toi, toi, toi.)
In diesem Jahr sollte allerdings alles anders werden. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der moritz.medien, veranstalteten wir eine Schnitzeljagd. Im Zentrum: Ein zwielichtiger Geschäftsführer, radioaktiver Müll und ein großes Geheimnis.
Die Teilnehmer*innen wurden in vier verschiedene Mediengruppen eingeteilt, für welche sie zielgruppenorientierte Artikel verfassen mussten. Die Gruppen BILD, Handelsblatt, Ökologisches Wirtschaften und moritz.medien begaben sich daraufhin zu verschiedenen Stationen, welche ihnen bei der Aufklärung einer Greenwashing-Verschwörung halfen.
Am Abend gab es eine Bestenehrung, bei welcher in perfekter Let’s Dance Manier Punktzahlen von eins bis zehn verteilt wurden, um das beste Team zu bestimmen. Mit in die Wertung flossen Quellenschutz, Stil und das Ansprechen der Zielgruppe.
Besonders erfreulich war für uns auch der Besuch von Emily und Oli. Die beiden sind Mitglieder des Medienausschusses und machten sich mit der Arbeit der moritz.medien vertraut. Das ist insofern besonders, als dass Emily den Vorsitz aus einer prekären Lage heraus übernahm. Umso schöner finden wir es, dass sie sich die Zeit genommen hat, um die Redaktionen, Redakteur*innen und den Geist der moritz.medien kennenzulernen.
Auch wollen wir uns herzlich bei Ole Kracht bedanken. Unser Alumnus leitete einen Fotografie-Workshop. Dabei gelang es ihm in kurzer Zeit, die Basics der Fotografie und Nachbearbeitung zu vermitteln.
Nun reicht es aber auch von unserer Seite. Caro und ich legen uns jetzt drei Tage in die Eistonne. Nachfolgend findet ihr zwei der verfassten Artikel. Ein stilechter Artikel aus dem Team BILD sowie der Siegartikel des Teams Handelsblatt.
Bis Greifsbald!
Interessiert? Team-BILD verfasste einen Artikel, der kaum noch von einem echten BILD Artikel zu unterscheiden ist (sollten wir uns Sorgen machen?).
Das Team-Handelsblatt konnte mit diesem Artikel einen klaren Sieg einfahren. Wir gratulieren (nochmal) ganz herzlich, und bedanken uns bei allen Teilnehmern der Schnitzeljagd!
Beitragsbild: Ole Kracht
Zur Person des Autoren
Ursprünglich aus der Nähe von Berlin stammend, nun für ein Studium in Politik- und Kommunikationswissenschaft nach Greifswald gekommen. Er interessiert sich Politk, 90er Jahre Rockmusik und Marabus.
von Konstantin Ochsenreiter | 12.03.2024
Junge Menschen suchen oft nach Möglichkeiten, schnell Geld zu verdienen. Doch die vermeintlich einfache Lösung kann schwerwiegende Folgen haben.
Berlin-Die moritz.medien hatten die Möglichkeit, einen Staatsanwalt zu interviewen. Dieser berichtet von einer wachsenden Zahl junger Menschen, die durch Betrügereien in Schwierigkeiten geraten sind. Er beschreibt, wie die Masche der Online-Betrüger funktioniert: Junge Menschen werden mit harmlos klingenden Nebenjobangeboten angelockt, die nur eine Aufgabe beinhalten: die Nutzung des eigenen Kontos für Geldüberweisungen. „Die Arbeit besteht darin, Gelder zu empfangen und dann an ein anderes Konto weiterzuleiten“, erklärt er nüchtern.
Die Strategie der Betrüger
Die Methode der Betrüger ist perfide: Über gefälschte Online-Shops werden unschuldige Käufer mit Schnäppchenangeboten geködert. Besagte Shops wirken täuschend echt – die Preise liegen oft weit unter dem Marktwert, was viele Käufer anzieht. Das Geld fließt dann nicht direkt an die Betrüger, sondern auf das Konto der Jugendlichen. Junge Menschen, die oft nur eine geringe Provision erhalten, leiten die Beträge gutgläubig an das Konto der Kriminellen weiter. Dabei glauben sie, einen einfachen Job gefunden zu haben, oft ohne die kriminellen Hintergründe zu verstehen.
Der Staatsanwalt beschreibt die Tragweite dieses Szenarios: „Die Seiten sind ganz gut gemacht. Sehen aus wie ein ganz seriöser Online-Shop.“ Erst wenn die ersten Warnungen im Internet auftauchen oder die Bank unerwartete Rückbuchungen vornimmt, beginnen die Jugendlichen, misstrauisch zu werden. Doch zu diesem Zeitpunkt haben sie sich meist bereits strafbar gemacht und blicken ungewollt in die Schuldenfalle.
Die Nachverfolgbarkeit der Initiator*innen gestaltet sich für die Ermittelnden mehr als schwierig. Das Geld wurde längst ins Ausland transferiert, die betroffenen Konten existieren nicht mehr, oder die involvierten Banken handeln unkooperativ. Eine solche „internationale Schnitzeljagd“ ist verzwickt und größtenteils aussichtslos. Im Interview wird uns erklärt: „Unsere Ermittlungen enden praktisch meistens an der deutschen Grenze.“ Selbst innerhalb der EU sind die Strukturen komplex, was die Strafverfolgung erschwert.
Die Folgen der Geldwäsche für die Jugendlichen
Die Folgen dieser vermeintlich harmlosen Tätigkeit können dramatisch sein: Jugendliche, die lediglich als „Geldübermittler“ fungieren, begehen den Straftatbestand der Geldwäsche. Sobald sie das Geld weiterleiten, geraten sie nicht nur ins Visier der Justiz, sondern können auch zivilrechtlich zur Verantwortung gezogen werden:
- Finanzielle Belastungen: Mit zivilrechtlichen Klagen und Schadenersatzforderungen entstehen für die Jugendlichen oft Schulden, die sie über viele Jahre abzahlen müssen.
- Zivilrechtliche Konsequenzen: Geschädigte Käufer haben das Recht, ihr verlorenes Geld zurückzufordern – oft direkt von den Jugendlichen.
- Strafrechtliche Konsequenzen: Die Jugendlichen riskieren eine Verurteilung wegen Geldwäsche, was schwerwiegende Einträge im Strafregister bedeuten kann.
„Der Hintergrund ist, dass wenn man ein bisschen nachgedacht hätte, mitbekommen würde, dass die Sache stinkt. [… Dadurch, dass] mehr als Fahrlässigkeit vorliegt – [wird der Sachverhalt] damit eine Leichtfertigkeit. Das ist eine Schuldform, die für den Tatbestand der Geldwäsche ausreicht.“
Der Staatsanwalt im Interview mit den moritz.medien
Ermittlungen und Prävention
Um präventiv zu wirken, appelliert der Staatsanwalt an ein kritisches Hinterfragen solcher Jobangebote: „Man muss sich doch immer die Frage stellen, warum hat der kein eigenes Konto? Warum will der mir Geld geben fürs Konto zur Verfügung stellen?“ Eltern, Schulen und Banken sind also gefordert, Jugendliche frühzeitig über diese Masche aufzuklären und ihnen ein gesundes Maß an Misstrauen mitzugeben.
Ein Kreislauf aus Täuschung und Konsequenzen
Mit scheinbar einfachen Angeboten schaffen es die Betrüger, Jugendliche in eine Schuldenfalle zu locken, die sie erst spät erkennen. Die Täuschung ist gut durchdacht, doch die Konsequenzen treffen am Ende vor allem die jungen Opfer. Der Staatsanwalt bleibt mit seinen Warnungen an Eltern und Jugendlichen engagiert, um diesem perfiden Kreislauf entgegenzuwirken – ein Kreislauf, in dem viele erst viel zu spät den echten Preis der „leichten Nebenjobs“ verstehen.