Adventskalender Türchen Nr. 5: Abgeholzt und ungeliebt

Adventskalender Türchen Nr. 5: Abgeholzt und ungeliebt

Weihnachtsbäume gehören zu Weihnachten, wie Schnee in den Winter. Jede Person, die ich kenne liebt Weihnachtsbäume. Der Geruch nach Tannengrün ist der Geruch, welchen man auch jeden Fall mit Weihnachten verbinden sollte. Aber was passiert mit den Bäumen, die abgeholzt, aber nicht verkauft wurden?

Der klassische Weihnachtsbaum

Kurzer Disclaimer vorneweg: Es geht in diesem Artikel nur um den klassischen Weihnachtsbaum. Also um den aus dem Wald. Falls ihr euch für andere Weihnachtsbaumalternativen interessiert oder einfach mal wissen wollt, was es für Alternativen gibt, kann ich euch nur diesen Artikel empfehlen.

Der Lebenszyklus

Aber kommen wir von den möglichen Alternativen eines Weihnachtsbaums zurück zu den echten Bäumen. Wir schauen uns zuerst den Lebenszyklus eines Weihnachtsbaums an.

Rund 25 Millionen Weihnachtsbäume kommen jedes Jahr in Deutschland auf den Markt. Davon sind mehr als 75% der klassische Weihnachtsbaum. Die Nordmanntanne. Unter der Zugabe von Chemikalien wird zum Beispiel bei dem Grün des Baumes nachgeholfen. Auch werden Nordmanntannen meist in Monokulturen gepflanzt. Diese beiden Punkte kommen natürlich der Natur nicht gerade entgegen. Eine Nordmanntanne braucht um eine Länge von 2 Meter zu erreichen rund zwölf bis vierzehn Jahre. Damit dann aus der Nordmanntanne auch ein Weihnachtsbaum wird, wird diese gefällt und in den Verkauf gebracht und im Idealfall verkauft.

Nicht gekauft – und nun?

Was passiert jetzt aber mit Weihnachtsbäumen, die nicht gekauft werden. Die Antwort ist vielschichtig.

Viele unverkaufte Weihnachtsbäume werden geschreddert. Die entstandene Mulch wird dann als Dünger weiterverwendet. Der ungeliebte Baum hat also in diesem Fall entscheidenden Einfluss auf seine Nachfolger. Auf das es denen besser ergeht. Es gibt aber auch andere Optionen. So gibt es auch die Möglichkeit, dass der Baum zerschnitten wird. Der entstandene Grünschnitt wird dann als Frostschutz von Zierpflanzen und Sträuchern verwendet. Der Baum „opfert“ sich in gewisser Weise für den Schutz von anderen Pflanzen. Auch ein sinnstiftendes Ende. Die wahrscheinlich „schönste“ Variante ist eine weitere Verwendung in den Zoos der Bundesrepublik. Etwa als Spielzeug oder gar Futter für Elefanten. Liegt aber auch daran, dass es grundsätzlich niedlich ist, was Elefanten und gerade Babyelefant machen.

Nun wissen wir, dass ein abgeholzter Weihnachtsbaum doch noch einen Sinn im Leben findet, auch wenn dieser nicht das Weihnachtsfest ist. Welchem Zweck er aber letztendlich zugute kommt ist nebensächlich, solange der Weihnachtsbaum noch einen Sinn in seiner Existenz findet. Um umsonst abgeholzt zu werden, ist egal welcher Baum zu schade.

In eigener Sache

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte loswerden. Der Weihnachtsbaum steht wie nichts anderes für die Weihnachtszeit. Mit Weihnachtsbäumen verbinden so viele Menschen so schöne Erinnerungen, aber besonders mit der Weihnachtszeit allgemein. Also nutzt die Weihnachtszeit und verbringt sie mit den Menschen, die euch wichtig sind. Schafft schöne Erinnerungen für euch und eure Mitmenschen. Mit Weihnachtsbaum oder ohne.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Lasst uns froh und hungrig sein: Das Running Dinner

Lasst uns froh und hungrig sein: Das Running Dinner

Es ist wieder soweit! Am 01.12.2023 richtet der GrIStuF e.V. erneut ein Running Dinner aus, bei dem ihr kochen, bekocht werden und neue Leute kennenlernen könnt.

So geht’s

Zuerst müsst ihr euch in einem Team mit einer oder zwei weiteren Personen zusammenfinden. Am Abend des Running Dinners werdet ihr insgesamt drei Gänge zu euch nehmen (Vorspeise, Hauptgang, Nachspeise). Ein Gang wird hierbei von euch, die anderen beiden von weiteren Teams gekocht. Am Ende wird immer mit mindestens drei Teams zusammen gegessen, wobei zwei Stunden pro Gang angesetzt werden. Es bleibt also genug Zeit für einen entspannten Schnack mit neuen Freund*innen.

Falls ihr euch nicht vorstellen könnt, was euch erwartet, könnte hier die Antwort zu finden sein.

So läuft’s ab

18:00 Uhr: Vorspeise
20:00 Uhr: Hauptgang
22:00 Uhr: Nachspeise
23:00 Uhr: After-Party

So meldet ihr euch an

Wenn ihr ein Team gefunden habt, könnt ihr euch auf der Seite des GrIStuF e.V anmelden. Ihr gebt den Standard-Spaß an Info an und könnt neben einem kreativen Teamnamen auch einen kurzen Text für eure Gastgeber*innen und Gäste hinterlassen. Am Freitag, dem 24.11. um 14:15 Uhr, waren bereits 37 Teams angemeldet, also braucht ihr keine falsche Scheu zu haben.

Wichtig bei der Anmeldung: Während des Running Dinners wird auch der kreativste Teamname gekürt. Zu Gewinnen gibt es einen freien Eintritt zur After-Party.

Es gibt einen Bonus

Wie ihr bereits aus dem Zeitplan entnehmen konntet, gibt es eine After-Party. Diese findet im Klex statt und startet ab 23:00 Uhr. Die Party ist für alle offen, also könnt ihr neben euren neuen auch alte Freund*innen mitbringen.

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Running Dinner
Wann? Freitag, den 01.12.23., 18:00 bis 22:00 Uhr
Wie? Anmeldung als 2er- oder 3er-Team bis zum 28.11.23
Danach? After-Party im Klex ab 23:00 Uhr

Beitragsbild: GrIStuF e.V

FAKTOR WOHNEN – Der Traum vom Eigenheim war noch nie so nachhaltig

FAKTOR WOHNEN – Der Traum vom Eigenheim war noch nie so nachhaltig

Auf zwei Dinge ist jeder Mensch mit dem Traum vom selbstgebauten Eigenheim zu irgendeinem Zeitpunkt in seinem Leben angewiesen: Geld und Baustoffe. Letztere sind in der heutigen Zeit nicht nur teuer, sondern auch Thema der von Plant³ veranstaltete Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“.

Mittels elf interaktiver Schaukästen zeigt die Wanderausstellung der Stiftung trias und bauraum MV nach Aussage der Veranstalter, dass regenerative Baustoffe mehr als nur eine Alternative zu gewöhnlichen Baustoffen seien.

Die Ausstellung ist vom 17. November bis 18. Dezember 2023 im Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b, geöffnet. Eine Besichtigung ist mittwochs bis freitags von 12:00 bis 18:00 Uhr möglich. Samstags von 10:00 bis 15:00 Uhr. Weitere Details werden noch von Plant³ veröffentlicht.

Ein Auszug des Programms

17.11.2023:

Eröffnung der Ausstellung u.a. durch den Bauminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern Christian Pegel. Key Note durch Dr. Frank Heinlein, Werner Sobek AG: Warum das Bauwesen eine Revolution braucht. Anschließende Führung durch die Ausstellung.

15:00 – 19:00 Uhr, Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie (Z4), Greifswald

23.11.2023:

Fachveranstaltung „Bauwende: Globale Notwendigkeiten und Wege der Umsetzung“, u.a. Klaus Dosch (ResScore GmbH), Eva-Maria Friedel (Bauhaus Erde), den Architekten Christoph Meyn und Andreas Flock.

15:30 – 16:30 Uhr Fachführung durch die Ausstellung
17:00 – 19:00 Uhr Workshop

08.12.2023:

Workshop „Welche Dämmung passt zu mir“. Eine Veranstaltung im Rahmen der Initiative „Zukunft Zuhause – Nachhaltig sanieren“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Referent Andreas Skrypietz, DBU.

09:00 – 11:00 Uhr Workshop

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was?
Ausstellung „FAKTOR WOHNEN – Ökologisch um:bauen mit regenerativen Baustoffen“
Wann?
17. November bis 18. Dezember 2023
Wo?
Z4 – Zentrum für Life Science und Plasmatechnologie, Walther-Rathenau-Straße 49b
Sonstiges?
Nähere Informationen und das gesamte Programm auf der Website von plant³

Beitragsbild: Samantha Fortney auf Unsplash

Popstarfeeling im Volksstadion

Popstarfeeling im Volksstadion

Der 24. September war ein wahrlich historischer Tag im Volksstadion. Nicht nur ist man Spitzenreiter der Regionalliga Nordost geblieben, nicht nur hat man mit 3078 Zuschauern einen neuen Zuschauerrekord für die Regionalliga aufgestellt, nicht nur hat man die Zweitvertretung von Hertha BSC Berlin mit 5:2 auf den Heimweg geschickt. Nein! Besonders für die Fans eines Mannes war es ein denkwürdiger Nachmittag, auch wenn dieser für GFC-Fans bei der falschen Mannschaft spielte.

Fans treffen ihr Idol

Aber fangen wir vorne an. Jede*r, der*die einigermaßen in den sozialen Medien aktiv ist, weiß, um wen es geht. 2 Millionen Follower auf Instagram, der familieneigene YouTube-Channel hat 1,7 Millionen Abos, beim eigenen TikTok-Account stehen 2,5 Millionen Follower auf der Uhr. Nader Jindaoui ist ein Star der sozialen Medien. Ebenjener Nader Jindaoui war am 24. September zu Gast im altehrwürdigen Volksstadion.

Besonders eins wurde bei dem Weg zum Stadion und auch beim Einlass deutlich: Es sind unverhältnismäßig viele Familien mit ihren Kindern im Stadion. Die erste Frage, die man sich natürlich stellt, ist folgende: Sind die alle wegen Nader Jindaoui da? Diese Frage wurde relativ schnell beantwortet, als die Aufstellung der Manschaft von Hertha II vom Stadionsprecher verlesen wurde. Auf die Ansage „Mit der 17 Nader Jindaoui“ hallte Applaus über die Haupttribüne. Gut, der war etwas verhalten, aber doch beantwortete dieser die Frage. Ja, die meisten jüngeren Menschen sind wegen Nader Jindaoui da. An dieser Stelle war man dann doch gespannt, was Nader dann auch am Ball kann. Aber zuerst mussten die Mannschaften auf das Feld einlaufen. Und man lehnt sich, glaube ich, nicht weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass so viele Menschen noch nie an den Sicherheitszaun gestanden haben, wenn die Mannschaften einlaufen. Für gewöhnlich stehen da einige Hardcorefans und Menschen, die auf die andere Seite des Stehbereichs der Haupttribüne gehen wollen, denen aber durch den Zaun und die Security der Durchgang verwehrt wurde. Dieses Mal standen an dieser Stelle wohl bestimmt 150 Menschen. Die meisten wegen Nader Jindaoui. Das ist wahrscheinlich die doppelte Anzahl Menschen, als dort üblicherweise stehen. Diese Situation trug aber nur mehr dazu bei, dass man wissen wollte, was Nader Jindaoui am Ball kann.

So war die Performance

Und bereits beim Aufwärmen bekam man einen leichten Vorgeschmack. Eins fiel direkt auf: Er ist schnell und trickreich. Gerade, weil Nader auf der rechten offensiven Außenbahn zu Hause ist, stellt das eine Kombination dar, die Verteidiger selbstverständlich immer gerne als Gegenspieler gegen sich haben. Das Spiel startet für alle Jindaoui-Fans denkbar schlecht. Für alle, die es mit dem GFC hielten, denkbar gut. In der siebten Minute schlägt Eshele einen langen Ball auf Benyamina, der legt wieder zurück auf Eshele, der nur ins leere Tor einschieben braucht. 1:0. In der 19. Minute aber hätte er da sein können, der Moment, weshalb so viele junge Menschen ins Stadion gekommen sind. Nader bekommt den Ball im Strafraum vor die Füße und braucht nur einschieben. Das Tor ist leer. Nader macht das, was man als Stürmer so macht, wenn man den Ball frei vor dem leeren Tor bekommt. Er will den Ball ins Tor schieben. Leider hat in dieser Situation nicht Nader Jindaoui, sondern GFC-Torwart Jakubov das letzte Wort und pariert mit einem Spagat, auf den Ballerinas neidisch geworden wären, den Schuss. Was wäre wohl im Stadion los gewesen, wir werden es nie erfahren. Über den Rest des Spiels von Nader Jindaoui lässt sich nicht viel sagen. Hier und da mal ein Dribbling. Insgesamt aber glücklos und ohne wirklich signifikanten Einfluss auf das Spiel von Hertha II. In der 80. Minute war der „Arbeitstag“ des Nader Jindaoui beendet, er wurde ausgewechselt.

Nach dem Spiel ist vor dem Foto

Mit der Auswechslung passierte etwas, bei dem man nicht weiß, wie man es in Worte fassen soll. Aber einen Versuch ist es wert. Die Jindaoui-Fans waren los. Nader war noch nicht einmal vom Spielfeld runter, da strömten schon die ersten Fans zur Ersatzbank und machten lautstark auf sich aufmerksam und wollten Fotos oder Autogramme. Die gleiche Begeisterung brachten die Fans auch mit, als das Spiel zu Ende war. Wieder wurde der Spielerduchgang am dazugehörigen Sicherheitszaun belagert. Einige hielten ihre Jindaoui-Plakate in die Luft. Es brach Ekstase aus. Auch, weil Nader Jindaoui der letzte Herthaner war, der den Gang in die Kabine antrat. Und man muss ihm an dieser Stelle echt zugute halten, dass er versuchte sich für seine Fans Zeit zu nehmen. Gerade nach einem Spiel wie diesem. Ein Spiel, welches Hertha II mit 5:2 verlor. Die Fans gingen aber nicht nach Hause, sie warteten auf ihren Star, sei es am Gebäudeausgang oder an der Ausfahrt des Mannschaftsbusses. Sie warteten. Für den einen magischen Moment mit ihrem Idol. Dem*der neutralen Beobachter*in wird an dieser Stelle eins klar geworden sein: Nader Jindaoui wird von seinen Fans verehrt wie ein Popstar. Es gab also in gewisser Weise Popstarfeeling im Volksstadion.

Beitragsbild: Jan-Niklas Heil

Die Mediziner*innen und das Praktische Jahr – Viel Arbeit, viel Verbesserungspotenzial

Die Mediziner*innen und das Praktische Jahr – Viel Arbeit, viel Verbesserungspotenzial

Am 19. Juli fand der bundesweite Aktionstag für ein faires Praktisches Jahr (PJ) statt. Ins Leben gerufen wurde dieser von der „Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.“, kurz bvmd, und wurde in Zusammenarbeit mit dem Hartmann- und Marburger Bund durchgeführt. Der FSR Medizin hat sich an diesem Aktionstag beteiligt und hierfür neben einer Demonstration vor der Uniklinik auch einen Vortrag zu dem Thema „Rechte und Pflichten im Praktischen Jahr“ organisiert. Gehalten wurde dieser von Lars Grabenkamp, dem Geschäftsführer des Marburger Bunds Mecklenburg-Vorpommerns. Anlass genug für den webmoritz. mal hinter das Praktische Jahr zu blicken. Also, was ist das Praktische Jahr und warum sind so viele Menschen unzufrieden mit den Umständen und setzen sich für ein faireres PJ ein?

Das ist das Praktische Jahr

Aber von Anfang an. Zuerst beschäftigen wir uns mit dem Aufbau des PJ. Um das PJ absolvieren zu können, muss jede*r Medizinstudierende das zweite von drei Staatsexamina bestanden haben. Hat man das also geschafft, kann man in das PJ gehen. Dieses gliedert sich in drei Teile (Tertiale) auf. Man verbringt jeweils 16 Wochen in der inneren Medizin, der Chirurgie, oder einem klinisch-praktischen Wahlfach. Eine 32-Stunden-Woche ist vorgeschrieben, genauso wie die Zahl der maximal zu erlaubenden Fehltage. In dieser Zeit kann man sich 30 Fehltage erlauben, allerdings nur 20 in einem Tertial. Mit einem Härtefallantrag lässt sich dies allerdings überschreiten. Auch wird bei den Fehltagen nicht zwischen Kranken- und Urlaubstagen unterschieden. Für einen einheitlichen Verdienst gibt es in der Approbationsordnung für Ärzte keine Regelung.

Das sagen die Kritiker*innen

Gerade die bvmd sieht bei diesen Regelungen Handlungsbedarf. Der FSR Medizin unterstützt die Forderungen der bvmd und hat sich auch aus diesem Grund am Aktionstag für ein faireres PJ beteiligt. Diese sehen eine einheitliche Aufwandsentschädigung, eine Trennung von Kranken- und Urlaubstagen, einen festgeschriebenen Abstand zwischen dem PJ und dem dritten Staatsexamen, sowie eine Lehre im PJ vor. Hier werden vor allem bundeseinheitliche Regelungen gefordert. Neben dem FSR Medizin erklärten auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten Greifswald und die Bundestagsabgeordnete Simone Borchardt (CDU) ihre Unterstützung der Forderungen der bvmd und die lokale Bundestagsabgeordnete Anna Kassautzki (SPD) war bei dem Aktionstag in Greifswald vor Ort und richtete einige Worte an die Studierenden. Der Marbuger Bund MV geht in seinen Forderungen noch weiter. Lars Grabenkamp, der Geschäftsführer des Marburger Bund MV, erklärte gegenüber dem webmoritz., dass man auch fordere, dass PJler keine Wochenend- oder Nachtarbeit leisten und genügend Zeit zum Selbststudium haben. Man fordere aber auch, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und daraus folgend, dass es Sanktionsmöglichkeiten geben solle, sollten die gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten werden.

Auch die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) unterstützt eine Reihe der Forderungen der bmvd. Christian Arns, der Presseprecher der UMG, erklärte zudem auf Nachfrage, dass es ein gemeinsames Ziel sei, dass PJ fair auszugestalten. „Wünschenswert wäre zudem die bundesweite Vereinheitlichung durch entsprechende Regelungen, die auch die (Re-) Finanzierung beinhalten“, so Arns weiter.

So lief der Aktionstag

Den bereits angesprochenen Aktionstag organisierte der FSR Medizin in Zusammenarbeit mit dem Marburger Bund MV. Der FSR Medizin bezeichnete den Aktionstag in Greifswald als „erfolgreich“. Rund 150 Teilnehmende waren bei der Demonstration inmitten der Prüfungsphase und bei regnerischem Wetter anwesend. Auch der Marburger Bund zeigt sich auf Nachfrage „sehr zufrieden“ mit dem Aktionstag. Lars Grabenkamp, der Geschäftsführer des Marburger Bund MV, erklärte zudem, es habe eine gute Beteiligung, eine gelungene Organisation sowie tolle Wortbeiträge gegeben. Auch die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) erklärte auf Nachfrage, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, dass Studierende an einer solchen Veranstaltung teilnehmen würden.

Erste Entwicklungen sind auch schon zu verzeichnen. So teilten, wie schon angesprochen, der RCDS Greifswald und Simone Borchardt (CDU) als Bundestagsabgeordnete ihre Unterstützung der Forderungen, nach dem Aktionstag, mit. Lars Grabenkamp zufolge hat das Thema durch den Aktionstag vor allem Aufmerksamkeit bekommen. So habe es u. a. interessierte Nachfragen von Studierenden gegeben.

So ist die Situation in der Praxis

Einen Einblick in den Praxisalltag liefert das PJ-Barometer des Marburger Bund. Dieses ist eine Umfrage, welche vom Marburger Bund durchgeführt wird und an der rund 1.700 PJler und ehemalige PJler, deren PJ nicht länger als drei Jahre zurückliegt, teilgenommen haben. Die Ergebnisse zeichnen ein Bild, welches schockieren sollte.

So geben knapp 55 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie zwischen 40 und 50 Stunden im ersten Tertial im Rahmen des PJ in einem Krankenhaus arbeiteten. Dementsprechend fanden auch 39 Prozent nicht ausreichend Zeit zum Selbststudium. Auch sind nach der Befragung knapp 78 Prozent auf elterliche Zuwendungen angewiesen. 17 Prozent erhalten bis zu 300 Euro im Monat an Aufwandsentschädigung, während 11 Prozent keine Geld- oder Sachleistungen erhalten. Die große Mehrheit der Befragten (61 Prozent) erhält eine Aufwandentschädigung ab 300 bis 649 Euro. Nur einmal zum Vergleich: Die durchschnittliche Miete kostete im Jahr 2021 779 Euro. Mit einer durchschnittlichen Aufwandentschädigung kann man also nicht mal die Miete zahlen, wenn man Pech hat. Das Ergebnis der Umfrage zeige auch, dass der klassische PJler meist als Lückenfüller dort arbeitet, wo Bedarf auf der Station bestehe, so der Marburger Bund in der Erklärung des Ergebnisses.

Erfreulich ist hingegen, dass die Lehre in ihrer Qualität als mehrheitlich gut bis sehr gut bewertet wird. Auch gibt es bei einer Mehrheit der Befragten (59 Prozent) Unterricht oder Seminare für PJler. Weiterhin fühlen sich 6 Prozent der Befragten ausreichend durch Kolleg*innen wertgeschätzt.

So ist die Situation an der Universitätsmedizin Greifswald

Aber schaut das PJ in Greifswald genauso aus, wie in der Umfrage dargestellt? Um diese Frage zu beantworten, haben wir bei der UMG nachgefragt. Diese rangiert auf der Seite pj-ranking, wo PJler ihr Praktisches Jahr anonym bewerten, auf Rang 275 von 360 bewerteten Kliniken (Stand: 22.8.2023). Auf Nachfrage erklärte Christian Arns hierzu, dass der UMG dieser Umstand bewusst sei und die UMG sich verbessern und die inhaltliche Ausgestaltung optimieren müsse, damit diese ein beliebter PJ-Standort werde. „Darüber hinaus würde durch Festlegung und Sicherstellung einer bundesweit einheitlichen Vergütung das Bewertungskriterium Gehalt und damit die Kritik an der niedrigen Aufwandsentschädigung entfallen“, so Arns weiter. Gerade wird von der UMG eine Aufwandsentschädigung von 400 Euro pro Monat ausbezahlt. Eine Summe, mit der selbst die UMG nicht zufrieden ist. Allerdings zahle man die Aufwandsentschädigungen aus Eigenmitteln der UMG. „Weswegen wir diese nicht aus eigener Kraft erhöhen können“, meint Christian Arns hierzu.

Wie genau ein PJ an der UMG abläuft, lasse sich nicht schnell beantworten, da die konkreten Abläufe in den 21 Kliniken der UMG nicht identisch seien. Allerdings gebe es nach Wissen der UMG keine großen Abweichungen zu der Durchführung an anderen Kliniken. Im Mittelpunkt stehe aber die Ausbildung an der Patientin oder dem Patienten. „Die PJ-Studierenden sollen unter Anleitung, Aufsicht und Verantwortung der ausbildenden Ärzt*innen auf den Stationen, in den Ambulanzen oder im OP ärztliche Tätigkeiten ausüben. Die Studierenden sind darüber hinaus an Lehrvisiten, klinischen Besprechungen und Demonstrationen beteiligt“, so Christian Arns hierzu. Auch sei ein wichtiges Ziel der UMG die Mitarbeit im Klinikalltag in all seinen Facetten.

So schaut’s aus

Rund um das Praktische Jahr besteht also deutlicher Handlungsbedarf. Gerade wird dieser Handlungsbedarf in letzter Konsequenz auf dem Rücken der PJler ausgetragen. Aber auch Kliniken müssen sich weiter nach Verbesserungsmöglichkeiten umsehen, zumindest solange es keine bundeseinheitlichen Standards gibt. Auch über die Finanzierung muss nicht erst ab 2027 nachgedacht werden, sondern schon vorher muss eine Lösung stehen, die einheitlich regelt, wie und in welcher Höhe PJler bezahlt werden. Solange Kliniken wie die UMG ihre begrenzten Eigenmittel verwenden müssen, um sich Aufwandsentschädigungen leisten zu können, können diese bei der breiten Masse der Kliniken nicht in einer Höhe sein, welche für alle Seiten zufriedenstellend ist. Hier sind die entsprechenden Stellen gefragt, eine Lösung zu finden. Eine erste Reform der Approbationsordnung für Ärzte könnte bereits 2027 kommen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Reform das PJ zum Besseren beeinflusst.

Beitragsbild: Luis Melendez auf Unsplash