von Gabriel Kords | 25.04.2010
Das Verbindungshaus der Burschenschaft Markomannia Aachen Greifswald am Greifswalder Karl-Marx-Platz ist in der Nacht vom Freitag, dem 23. April, zu Samstag, dem 24. April, gegen 4 Uhr das Ziel eines Brandanschlags geworden. Wie die Polizei mitteilt, bemerkten Passanten das Feuer aus brennenden Werbezeitschriften und alarmierten die Polizei sowie einen anwesenden Bewohner. Dieser unternahm erfolgreich einen Löschversuch mit einem Pulverlöscher.
Die verbrannte Haustür des Verbindungshauses.
Das Feuer wurde mit Werbemagazinen unmittelbar vor der Haustür entfacht, auf die die Flammen bereits übergegriffen hatten, als die Zeugen es bemerkten. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, wie der Pressemitteilung zu entnehmen ist. Da davon auszugehen ist, dass das Feuer erst kurz bevor man es bemerkte entfacht wurde, haben die Täter offenbar billigend in Kauf genommen, dass sich in dem Haus, das auch als Wohnheim dient, schlafende Menschen aufhielten. Die Polizei schätzt den Schaden auf etwa 5.000 Euro.
Die Burschenschaft Markomannia konnte der webMoritz seit dem Anschlag trotz telefonischer und persönlicher Kontaktversuche und einer Rückrufbitte für eine Stellungnahme nicht erreichen. Das Verbindungshaus war zuletzt in der Nacht vom 3. zum 4. Oktober 2009 Ziel eines Anschlags gewesen. Dabei hatten mehrere Dutzend Täter Fensterscheiben des Hauses mit Schottersteinen zerstört, wovon sie auch durch anwesende Polizisten zunächst nicht abgehalten werden konnten, da diese ebenfalls angegriffen wurden und in der Unterzahl waren. Auch zuvor war das Haus häufiger beschmiert worden.
Kritiker werfen der Burschenschaft vor, Verbindungen ins rechtsextremistische Milieu zu haben. In den vergangenen Jahren hatte die Burschenschaft eine vorsichtige Öffnung zur Öffentlichkeit begonnen, unter anderem durch die StuPa-Kandidatur von Mitglied Christoph Böhm und durch die Herausgabe von Pressemitteilungen.
Update – 26. April, 15:05 Uhr
Wie wir durch Leserkommentare unter diesem Artikel entfuhren, gab es zeitgleich zu dem beschriebenen Vorfall im Eingangsbereich des Hauses ein weiteres Feuer bei einem benachbarten Studentenwohnheim. Dort wurde vor Mülltonnen neben dem Haus Werbematerial aus derselben Charge wie bei der Markomannia angezündet und etwa zeitgleich zum Entdecken des Brandes vor dem Haus der Markomannia gelöscht. Diese Information war im Polizeibericht nicht enthalten.
Update – 26. April, 17:44 Uhr
Knapp 48 Stunden nach unserer ersten Kontaktaufnahme hat sich inzwischen Mario Schuldt, der Öffentlichkeitsbeauftragte der Verbindung, bei uns per Rückruf gemeldet – allerdings nur, um uns mitzuteilen, er und seine Verbindung würden keine über den Polizeibericht hinausgehenden Auskünfte erteilen.
Foto: Gabriel Kords
von Gabriel Kords | 23.04.2010
Das Bundeskabinett hat bei seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch eine Erhöhung des BAföG-Sätze für Studierende beschlossen. Zu Beginn des Wintersemesters 2010/11 im Oktober steigen die Sätze für Studierende geringfügig um zwei Prozent an. Außerdem hat sich die Koalition geeinigt, zum selben Zeitpunkt ein Stipendienprogramm für Studierende aufzulegen. Mittelfristig sollen damit bis zu zehn Prozent der Studierenden ein monatliches Stipendium von 300 Euro erhalten. Obwohl die Pläne auf den ersten Blick vielversprechend scheinen, gibt es von Hochschulvertretern und Opposition massive Kritik daran.
Das neue Stipendienprogramm sieht vor, dass die Unis sich um Stipendien bei privaten Geldgebern, also bei Wirtschaft und Stiftungen kümmern. Diese geben die Hälfte des zu zahlenden Stipendiums, die Regierung legt die andere Hälfte oben drauf. Bisher kommen Stipendiengelder fast vollständig von der Bundesregierung: Über eine Reihe von Stiftungen erhalten bundesweit knapp 2 Prozent (in Greifswald deutlich weniger) der Studierenden ein Stipendium in Höhe ihrer BAföG-Bezüge, das sie nicht zurückzahlen müssen. Dazu kommen 80 Euro „Büchergeld“, das unabhängig von irgendwelchen Bedingungen gezahlt wird. Bevor die neuen Pläne Realität werden, müssen sie noch durch den Bundestag.
Bezüglich des neuen Stipendienprogramms wollen Oppositionspolitiker und Fachleute herausgefunden haben, dass die Reaktionen der Wirtschaft auf die Pläne bisher eher verhalten sind und insofern zu bezweifeln ist, dass das Ziel von zehn Prozent geförderter Studierender zügig erreicht wird.
Rektor Westermann: „Absolut ungeeignet“
Prof. Margret Wintermantel, Vorsitzende der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), erklärte ihre prinzipielle Zustimmung zum Ansinnen der Regierung, mehr Studierende zu fördern. Die aktuellen Pläne seien aber auch deswegen zweifelhaft, weil sie Hochschulen in wirtschaftsschwachen Regionen benachteiligten. Dort gäbe es voraussichtlich nicht so viele Stipendiengeber wie an Orten, wo es reichlich wirtschaftliches Kapital gibt.
Westermann: Studiennachteile würden sich noch stärker bemerkbar machen.
Der Greifswalder Rektor Prof. Rainer Westermann wird noch deutlicher. Er erklärte auf Anfrage:
„Ein Stipendienprogramm dieser Art ist eine gefährliche Fehlkonstruktion. Es ist absolut ungeeignet, die Situation unserer Studierenden angemessen zu verbessern. Und es schiebt die Verantwortung dafür auf Hochschulen, Wirtschaft und Privatpersonen ab. Würde es umgesetzt, werden sich die Standortnachteile unserer Universität noch stärker bemerkbar machen.
Auch wir machen uns darüber Gedanken, wie wir gute Studenten fördern können, das geplante Programm erscheint uns dazu jedoch nicht geeignet. Zum einen haben wir in einer Region ohne nennenswerte, wirtschaftlich starke Unternehmen kaum die Chance, ausreichend Eigenmittel zur Gegenfinanzierung der Stipendien einzuwerben. Wir würden in einem strukturschwachen Bundesland in einen direkten Wettbewerb mit den anderen Hochschulen des Landes treten, bei dem es um Geld geht, das es möglicherweise gar nicht gibt.
Wir müssen auch mit einem nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand rechnen, um diese Stipendien rechtssicher zu vergeben.“
Dass Mecklenburg-Vorpommern insgesamt benachteiligt wird, haben wiederum die Grünen in MV realisiert. Deren hochschulpolitischer Sprecher, Johannes Saalfeld, verkündete, das Programm benachteilige wegen der geschilderten Problematik nicht nur das Land Mecklenburg-Vorpommern, sondern überdies auch die „wirtschaftsfernen“ Studiengänge, also zum Beispiel Geistes- und Sozialwissenschaften oder Theologie. Weiter heißt es in der Mitteilung:
„Stipendienprogramme können zudem keine gerechte Grundfinanzierung ersetzen, sondern wirken immer nur punktuell. Also muss vor allem das BAföG ausgebaut werden. „Bildungsministerin Schavan meint, mit dem neuen nationalen Stipendienprogramm Private und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, in Wahrheit ist es aber ein staatlicher Rückzug aus der Verantwortung für eine gerechte Bildungspolitik.“
Politiker der Parteien im linken Spektrum und selbst im Bereich der CDU weisen zudem auf eine weitere Ungerechtigkeit bei den Plänen hin: Die 300 Euro sollen im Gegensatz zu BAföG-Geldern unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden. Das einzige Kriterium soll die Leistung der Studierenden sein. Hinzu kommt, dass 300 Euro noch nicht ausreichen, ein Studium komplett zu finanzieren. Wer also keine weiteren Stipendiengelder erhält, ist auf die übliche staatliche Förderung angewiesen – und hat am Ende somit womöglich einen BAföG-Kredit zurückzuzahlen.
Die FDP preist das neue Programm derweil als Trendwende in der Bildungspolitik. Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des fraktionsinternen Arbeitskreises Innovation, Gesellschaftspolitik und Kultur Patrick Meinhardt ist der Überzeugung, dass Deutschland bei der „Stipendienförderung“ ein „Entwicklunsland“ ist. Er erklärt konträr zu den Ansichten Saalfelds:
„BAföG-Modernisierung und Stipendienprogramm sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Wer die BAföG-Erhöhung gegen das Stipendienprogramm ausspielen will, tritt eine neue Neiddebatte los, statt die Förderung von Begabungen, Persönlichkeit und gesellschaftlichem Engagement in den Vordergrund zu stellen.“
Wer schon Stipendiat ist, bekommt mehr
Freuen können sich allerdings die Stipendiaten, die nach dem bisherigen Modell von Studienstiftungen gefördert werden: Für sie erhöht sich neben ihren normalen Bezügen (in Höhe des persönlichen BAföG-Satzes) das Büchergeld von bisher 80 Euro auf 300 Euro. Hier übernimmt die Bundesregierung die entstehenden Mehrkosten offenbar komplett. Bei verschiedenen Begabtenförderwerken hatten sich die Stipendiaten gegen die Pläne gewandt, weil sie sie für unsolidarisch halten.
Bilder: webMoritz-Archiv, moritz-Magazin (Westermann), FZS (Grafik)
von Gabriel Kords | 21.04.2010
Die erste Sitzung der neuen Legislaturperiode am 21. April 2010 wird sich zum großen Teil mit den AStA-Berichten aus der vorlesungsfreien Zeit und Formalia beschäftigen. Der webMoritz berichtet wie immer live aus der Sitzung im Hauptgebäude.
20:10 Thomas Schattschneider eröffnet als „Alterspräsident“ die Sitzung und wird sie zunächst auch leiten. Er hält eine kurze Ansprache an die StuPisten, in der er Werte wie Fairness einfordert. Etwas anderes sei eines „Feierabendparlaments“ nicht würdig. Es möge schwierig sein, dass rechte Maß zwischen Polemik und einer etwas langweiligen Debattenart zu finden – aber das sei die Aufgabe der Stupisten.
20:14 Die einleitenden Worte sind beendet, Applaus vom StuPa. Nun geht es an die Berichte.
20:16 Korbinian Geiger informiert zum Bericht des Präsidiums: Er habe konkrete Gespräche zwecks der flächendeckenden WLAN-Versorgung mit Kanzler und Rechenzentrum geführt. Da gibt es noch so einige Hürden.
20:19 Die ersten Rückfragen des Tages stammen selbstverständlich von Alexander Schulz-Klingauf. Wie üblich sind sie aber angenehm fundiert und sinnvoll.
20:20 Korbinian Geiger antwortet auf die Rückfragen sehr ausgedehnt, weswegen Thomas Schattschneider Alexander Schulz-Klingauf darauf hinweist, dass er seine Fragen auch vor der Sitzung in Schriftform hätte stellen können. Der reagiert entsprechend vergrätzt und stellt gleich noch eine Frage. So mögen wir das!
Das neue StuPa (Foto: Luisa Wetzel)
20:27 Derzeit verschiedene Rückfragen. Momentan wird die Debatte fast ausschließlich von den (ur)alten Hasen Frederic Beeskow, Alexander Schulz-Klingauf und Thomas Schattschneider geführt. Von den Neuen hat sich noch niemand zu Wort gemeldet. Bleibt zu hoffen, dass sich das noch ändert.
20:29 Neu-Stupistin Sophie möchte von der Vorsitzenden wissen, was die Referenten, die während der Vorlesungspause zurückgetreten sind, im Berichtszeitraum gemacht haben. Zur zurückgetretenen Referentin für Buchung und Beschaffung sagt Solvejg: „Sie hat gebucht und beschafft.“ Ach so.
20:32 Planungsstand der neu einzuführenden Multifunktionskarte: Angeblich soll sie noch dieses Jahr kommen. Das wünscht sich zumindest der Kanzler Dr. Flieger.
20:35 Die neue AStA-Homepage kommt in circa vier Wochen, sagt Pedro Sithoe (stellv. Vorsitzender).
20:40 Der stellv. AStA-Vorsitzende Pedro Sithoe muss sich für sein webMoritz-Interview rechtfertigen. Hihi. (mehr …)
von Gabriel Kords | 19.04.2010
Obwohl die Ostsee-Zeitung mit ihrem Artikel vom 7. April 2010 nichts anderes tat, als ein altes Thema faktisch ohne Neuigkeiten noch einmal aufzukochen, hat sie damit doch bewirkt, eine alte Debatte wieder neu aufleben zu lassen: Dass es Planungen gibt, die Lehramtsstudiengänge an der Universität größtenteils abzuschaffen, ist schon lange bekannt. Dass sich aber inzwischen sogar Offizielle trauen, konkrete Pläne für den Abzug zu nennen, ist neu.
So sollen für die Studiengänge Kunstgeschichte und Geographie Sonderregelungen getroffen werden, da diese nur in Greifswald angeboten werden. Das hatte Dr. Thomas Behrens, einst Kanzler der Uni und nun Referatsleiter im Bildungsministerium auch schon im Interview mit dem moritz-Magazin gesagt. Auch die Theologie macht sich wohl berechtigte Hoffnungen, so ein Sonderfall zu sein. Inwiefern diese Planungen jedoch völlig realitätsfern sind, sei dahingestellt: So ganz kann man sich nicht vorstellen, wie Lehrer, die ja in der Regel zwei bis drei Fächer parallel belegen, einzelne in Greifswald und andere in Rostock studieren sollen. Der Zeitplan für die Umstrukturierungen ist eng gestrickt: Über die Bühne gehen soll die Konzentrierung in den nächsten Jahren, begonnen 2011. Nun werden auch Protestveranstaltungen plant.
Hochschulgruppen und Bürgerschaft üben einmütig Kritik
Wird das Lehramt geschlossen, setzt sich das Ausbluten der philosophischen Fakultät (hier das Dekanatsgebäude) vermutlich fort.
Inzwischen gibt es eine Reihe von Wortmeldungen zu den Planungen. Genau wie der AStA sind die studentischen Hochschulgruppen ganz besonders einhellig der Meinung, das Lehramt müsse erhalten bleiben. Die Jusos und der RCDS reagierten noch am 7. April mit Pressemitteilungen. Der RCDS schrieb plakativ: „Vielfalt statt Einfalt: Lehrämter müssen in Greifswald bleiben!“, bei den Jusos hieß es, Minister Henry Tesch (CDU) verkenne „die Zeichen der Zeit“. Auch die Grünen (hier allerdings der Stadtveraband und nicht die Hochschulgruppe) machten sich für den Erhalt des Lehramts stark und forderten den Ausbau statt der Abschaffung des Lehramts. Auch der SDS.Linke äußerte sich entsprechend. Nur von der LHG und den Hochschulpiraten gab es keine Stellungnahme.
In der Bürgerschaft war dieselbe Gleichförmigkeit zu beobachten: Alle Fraktionen verabschiedeten eine Tischvorlage von Dr. Gerahrd Bartels (Linke), die sich für den Erhalt der Lehrerausbildung in der Stadt stark macht. Der Oberbürgermeister, Dr. Arthur König, soll die Landesregierung schnellstens darüber unterichten, dass die Bürgerschaft der Meinung ist, die Lehrerausbildung solle erhalten bleiben. König merkte in diesem Zusammenhang an, es habe auch wirtschaftliche Nachteile für die Stadt, wenn diese Studierendengruppe abhanden komme. (mehr …)
von Gabriel Kords | 16.04.2010
Die Greifswalder Kunst-Studentin Martha Damus ist am vergangenen Wochenende mit dem Caspar-David-Friedrich-Preis ausgezeichnet worden. Die Studentin, die sich zurzeit für ein Auslandssemester an der Kunstakademie in Riga eingeschrieben und war extra für die Preisverleihung angereist. Der Caspar-David-Friedrich-Preis ist mit 2.000 Euro dotiert, außerdem werden Werke der Preisträgerin im Landesmuseum ausgestellt. Die entsprechende Ausstellung läuft noch bis zum 16. Mai.
Nach Greifswald, „weil es so schön ist“
Preisverleihung im Landesmuseum
Martha Damus hat ihr Bachelor-Studium der Kunst und der Kommunikationswissenschaft in Greifswald bereits abgeschlossen und „freiwillig noch ein Semester länger studiert, weil Greifswald so schön ist“ und um „den Bachelor nicht so runterzureißen“. Nach Greifswald gekommen ist die gebürtige Brandenburgerin aus Liebe zum Meer und weil sie an einem kleinen Institut studieren wollte – Greifswald war der erste und einzige Studienort ihrer Wahl.
Nach ihrer Rückkehr aus Riga wird Martha ihre Zelte in Greifswald allerdings abbrechen: Für ihr bisheriges Studium fand sie es wunderbar, an einem kleinen Institut zu studieren. Dort kenne man nach kurzer Zeit die Kommilitonen und Dozenten und zudem fühle sie sich in Greifswald gut ausgebildet. Trotzdem braucht sie nach dem bisherigen Studium nun einen Luftwechsel, auch wenn sie nicht ausschließen kann, dass sie auch weiter an einem kleinen Institut studiert. (mehr …)