von Archiv | 24.06.2007
Unter dem Motto „Erste Liebe“ konnten sich auch in diesem Jahr Koeppen- und Literaturliebhaber auf drei Veranstaltungen des Literaturzentrum Vorpommerns anlässlich des 101. Geburtstages von Wolfgang Koeppen, einen der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Prosa des 20. Jahrhunderts, freuen.
Im Rahmen dieser Festveranstaltungen bildete den Auftakt die Eröffnung der Ausstellung „Literarische Gegenwelten“. Die Texte von Autoren, welche ihr Schriftstellerdasein im streng normierten und zensierten Literaturbetrieb der DDR nicht entfalten konnten, werden hier exhibiert und sollen einen Weg zurück in das Bewusstsein von Lesern finden. Das Archiv unterdrückter Literatur in der DDR kann von allen Interessenten bis zum 21. Juli im Koeppenhaus besichtigt werden.
Am Freitag wurde die Aufmerksamkeit ganz dem jungen Koeppen und seinem Romandebüt „Eine unglückliche Liebe“ gewidmet.
Der Germanist und Koeppenforscher Dr. Jörg Döring stellte der Lesung an diesem Abend einige einleitende Worte zum Roman voran.
Am Beginn seiner Einführung präsentierte Döring das neue Projekt des Suhrkamp Verlags, das die Publikation von 14 Koeppen-Bänden umfasst. Der erste Band erschien bereits am 25. Juni 2007. In diesem Zusammenhang verwies der Germanist auf die Besonderheit und den Wert des Koeppen-Nachlasses, der im Koeppen-Archiv hier in Greifswald verwahrt wird. Durch die Auseinandersetzung mit dem Nachlass war es möglich geworden sich neue Einblicke in die Werke und in das Privatleben des Schriftstellers zu erschließen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden nun erstmalig in den neuen Werkausgaben von Suhrkamp verarbeitet. Döring bemerkte, dass diese Einsichten noch längst nicht alles ausschöpfen, was man aus dem „Greifswalder Schatz“ herausholen könnte.
Weiterführend ging der Koeppenforscher auf den von vielen autobiografischen Momenten geprägten Roman „Eine unglückliche Liebe“ explizit ein. Der Protagonist Friedrich hat sich hoffnungslos in die Schauspielerin und Kabarettistin Sibylle verliebt. Hoffnungslos nicht nur, weil er an nichts anderes als an seine Geliebte denken kann, sondern auch weil seine Liebe von Sibylle nicht erwidert wird. Der eher introvertierte Friedrich schafft es nicht aus seinem Schattendasein gegenüber der eigensinnigen und eher extrovertierten Schauspielerin herauszutreten.
Anregend waren mit Sicherheit die Parallelen, die Döring dem Publikum zwischen Handlungsgeschehen und dem wirklichen Leben des Autors aufzeigte. Als der junge Koeppen in Berlin 1927 Fuß fassen wollte, lernte er die Schauspielerin Sybille Schloß kennen und konnte sich ihrer Person nicht mehr entreißen. Jedoch blieb die Liebe von Anfang an einseitig. In einem Gespräch mit Sybille Schloß, die heute in New York lebt, erklärte sie Döring „eine Chance hatte Koeppen nie gehabt“. Aber und gerade weil Koeppen in der Beziehung zu ihr die Position eines unglücklichen Verliebten einnahm, können wir uns heute über seinen „Erstling“ freuen. Döring geht von der These aus, dass der Roman Koeppen gestatten sollte sich in die Person Sybille hineinzuversetzen, um ihr Verhalten zu verstehen, was ihm in der Realität nicht gelangen konnte.
Im Anschluss an diese aufschlussreichen Informationen wurde der Platz vor den Besuchern von dem Schauspieler und Rundfunksprecher Frank Arnold eingenommen. Nach anfänglicher Konzentration ging Arnold bald für das Publikum immer spürbarer in der Rolle der Romanfiguren auf. Anregend verfolgten die Hörer seine gelungene Vertragsweise und Interpretation von Personen und Handlung.
In der Gesamtbetrachtung war der Abend nicht nur für Koeppen-Neulinge lohnend und unterhaltend. Wer den Roman „Eine unglückliche Liebe“ bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelesen hatte, wird dieses sicher nicht mehr lange vor sich herschieben.
Geschrieben von Cornelia Bengsch
von Archiv | 24.06.2007
Ensemble ?Scholae Stralsundensis Cantor? begeisterte mit wiederentdeckter Musik des 16. Jahrhunderts in der Stralsunder Kirche St. Nikolai
?Das Konzert wird eines der besondersten sein?, begrüßte Kantor Matthias Pech die Zuhörer im Altarraum von St. Nikolai. Und dies nicht zu Unrecht. Denn das Ensembles ?Scholae Stralsundensis Cantor? stellte am vergangenen Donnerstagabend eine Auswahl von Werken berühmter und lokaler Meister des 16. Jahrhunderts aus der von der Antonie Schlegel im Stralsunder Stadtarchiv wiederentdeckten Motettensammlung des Matthaes Rubachy vor.
?Ich bin sehr beeindruckt, so viele Leute hier begrüßen zu dürfen?, sagte Maurice van Lieshout angesichts des starken Regens. Das Konzert bildete zugleich den Abschluss eines mehrtägigen Workshops in St. Nikolai. ?Vor 450 Jahren erklang hier eine wundervolle Musik?, so der niederländische Dozent für Alte Musik und abendlicher Leiter des sechszehnköpfigen Ensembles. ?Sie passt zur Kirche und klingt sehr wohl.?
Die Stralsunder Musikhandschrift des heute unbekannten Unterzeichners Rubachy enthält über 100 Motetten für fünf oder sechs Stimmen und weist eine reiche Stilvielfalt der darin gesammelten Kompositionen der alten Meister auf. Zwar sind darin nicht alle Stimmbücher vorhanden, doch enthält sie musikalische Berühmtheiten wie Heinrich Isaac, Josquin Despréz oder Orlando di Lasso. Doch zeugt die Handschrift auch erst durch den Fund von Antonia Schlegel wiederentdeckte Komponisten die unter anderem in Stralsund und Danzig wirkten, bisher aber überhaupt nicht bekannt waren. Wie die Handschrift entstand ist ebenso unklar wie der Anlass, zudem sie in der Zeit der Hanse angefertigt worden ist.
Anlässlich des Projektes ?Stralsunder Handschrift 1585? gründete sich ?Scholae Stralsundensis Cantor? aus Vokalsolisten und Instrumentalisten. Der sich auf den historisch verbürgten Namen gehen die jungen Musiker verschiedenster Nationalitäten der frühen Musik des Abendlandes mit historischen Instrumenten und aus Chor- und Stimmbüchern musizierend nach. Selbst die Aufstellung der Vortragend erfolgt gemäß der Sitte der Zeit, wenn auch nicht im ganz Konzert durchhaltend.
Den Festen des Kirchenjahres entsprechend erklang Musik von Advent bis Ostern. Zwei Werke der Gregorianik fügten sich darin ein. Vom Stralsunder Kantor Eucharius Hoffmann (1563 – 1582) erklang ?Veni in hortum? für den Advent. Herrlich weich und farbenreich ertönten Orlando di Lassos (1532 – 1594) ?Sicut mater consolatur? (Wie die Mutter ihre Kinder tröstet), Leonhard Pamingers allein vokal vorgetragenes ?Exiit edictm à Caesare Augusto? Weihnachtsstück oder ?Christ lag in Todesbanden? des Antonio Scandello (1517 – 1580). Mit ergreifender Ruhe und Wachheit spielte das Ensemble ihren vorbereiteten Ausschnitt der Stralsunder Motettensammlung vor. Ein wahrlich seltenes Ereignis. Dennoch verspürten die Zuhörer selbst nach einer Zugabe den dringenden Wunsch nach mehr Musik dieser Art. Selbst Gäste aus Bochum fanden sich unter den andächtig Lauschend des Abends. Die Motettensammlung ist zweifellos ein musikalischer Schatz für Forschung und Musiker. Denn die Handschrift umfasst zwanzig Stunden Musik, bei der es noch manches zu heben gilt. Eine für den Herbst geplant CD des Konzertes und anschließende Konzerte außerhalb Stralsunds dürfen die Attraktivität des Fundes über die Stadtgrenzen hinaus dank des Ensembles bekannt machen. Doch wenn bereits nach dem Konzert in St. Nikolai Zuhörer und Musiker in einen regen Austausch vor dem Notenpult angeregt diskutieren, ein historisches Instrument begutachten oder ins zwanglose Gespräch treten, dann sind die Stücke der Handschrift wieder spielend ins Leben gerufen worden.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 23.06.2007
Am Donnerstag kann zwischen 16 – 18 Uhr jeder vorbei kommen, der sehen will was wir sonst noch können, außer geile Parties schmeißen.
von Archiv | 23.06.2007
MoritzTV wird 10 Jahre!
Das gibt’s nur einmal, deswegen feiern wir und das wollen wir mit euch tun.