von Archiv | 10.03.2008
An musikalischer Breite und Vielfalt fehlt es in der Hanse- und Universitätsstadt keineswegs. Am vergangenen Freitag konnten sich all jene erneut davon berzeugen lassen, die der Einladung der Kulturreferentin für Pommern ins Pommersche Landesmuseum folgten. Liebhaber und Kenner versammelten sich in der Museumshalle zu einem wahren Ohrenschmaus.
Das Magdeburger Vocalconsort labia vocalia brachte mit der Matthäus-Passion von Johann Theile (1646 – 1724) eine besinnliche Musik der Generalbasszeit dar. 1673 erschien das Werk des Barockkomponisten neben einer Messensammlung in großer Dankbarkeit über Genesung nach einer schweren Krankheit. Musikgeschichtlich ist diese Passionsmusik zugleich ein Bindeglied.
Neben der späteren Klangpracht der Bachschen Matthäus-Passion ist es ein Zeugnis einer gewandelten Auffassung in der damaligen Kirchenmusik. Selbst die Leipziger Uraufführung der Matthäus-Passion des Thomaskantors traf 1729 zum Teil auf Unverständnis. Denn Elemente der italienischen Oper fassten allmählich in der Kirchenmusik Fuß. Die Komponisten der Zeit betrieben dies aus einem Grund: damit alle die musikalische Ausdeutung des Bibelwortes erleben und verstehen. Doch ein erster Einbezug von Arien, die die Leidensgeschichte Christi kommentieren, findet sich bei Johann Theile. Nicht allein das. Theiles affektgeladenes Hörstück ist eine instrumental durchweg begleitete Passion. Ein Novum. Dessen Lehrer Heinrich Schütz (1585 – 1672) konnte sich jene Freiheiten nicht erlauben. Obwohl der Leipziger Kapellmeister als einer der größten deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts war.
Eher zur Andacht als zum bloßen Konzert geriet die Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Theile unter der Leitung von Sebastian Knebel (Orgel) und dem Vocalconsort labia voalia. Das 1991 gegründete Ensemble für Alte Musik umfasste insgesamt sieben Sänger. Bravourös trugen Christoph Burmester als Evangelist und der Bassist Helge Rowold ihre Rollen in der Passion in zwei Akten. Auf Seiten des instrumentalen Parts des in Lübeck entstandenen Werks erklangen die historischen Instrumente Gambe, Viola und Violone. Spitzauslaufende Bögen und das Spiel auf gespannten Darmsaiten fehlte dafür nicht. Sorgfältiges Stimmen der Instrumente war geboten. Möglichst authentisch geriet daher die Aufführung in der Museumshalle. Ergreifend führte vocalia labia das Leiden und Sterben Jesus Christus nach dem Evangelium von Matthäus auf.
Nach dem Verhall der letzten Takte in der tragenden Museumshalle verwunderte das verlängerte Obenhalten der Arme des Dirigenten Sebastian Knebels nicht. Denn die geistliche Musik erklang im Gedenken und zur Erbauung für die bevorstehende Osterzeit. Dem nicht genug. Denn mit dem Auftritt von vocalia labia könnte der Grundstein für eine neue Konzertreihe im Pommerschen Landesmuseum gelegt worden sein. Organisatorin Brit Bellmann vom Pommerschen Landesmuseum stellte dies zumindest in Aussicht. Wenn ja, dann hat „Alte Musik im Ostseeraum“ als Konzertreihe bald einen festen Platz in Greifswald.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 07.03.2008
Das Magdeburger Ensemble labia vocalia gastiert heute mit der Matthäus-Passion von Johann Theile im Pommerschen Landesmuseum
Das Pommersche Landesmuseum war schon oft architektonischer Rahmen für Konzerte verschiedenster Art. Zum ersten Mal gibt die Osterzeit Anlass, es nun auch als räumliche Hülle für eine Passion – die Matthäus-Passion von Johann Theile aus dem Jahre 1673 – zu nutzen. Sie wird vom Magdeburger Ensemble labia vocalia zu Gehör gebracht. Auf historischen Instrumenten, wie der Gambe, Viola und Violone, werden die sieben Sänger begleitet. Mit der Aufführung im Landesmuseum kehrt die Passion gewissermaßen in den Norden zurück – sie wurde einst in Lübeck geschrieben.
Die herausgehobene tragende Rolle der Passion stellt der Evangelist Matthäus dar. Sie wird beim Konzert im Landesmuseum ausgefüllt von Christoph Burmester. Er ist nicht nur ein ausgezeichneter Tenor mit besonderer Vorliebe für Musik des 17. Jahrhunderts, sondern auch ausgebildeter Musikwissenschaftler. Die Partie des Jesus übernimmt der Bassist Helge Rowold, ebenfalls Musikwissenschaftler und Mitglied in zahlreichen renommierten Vokalensembles. Er wurde bereits früh mit historischer Aufführungspraxis vertraut und beschäftigt sich intensiv mit Passionsmusiken der Barockzeit. Die musikalische Leitung der Aufführung hat Sebastian Knebel. Seine Tätigkeiten als Orgelbauer und Organist, Cembalist und Experte für historische Tasteninstrumente führten ihn bereits durch ganz Deutschland, nach Frankreich, Polen, Tschechien, Großbritannien und in die USA.
Labia vocalia wurde 1991 gegründet. Das Ensemble pflegt ein breites Spektrum weltlicher und geistlicher Vokalmusik vor allem aus Renaissance und Frühbarock. Die große emotionale Wirkung seiner Auftritte verdankt es in erster Linie der sorgfältigen, möglichst authentischen Wiedergabe historischer Notentexte. Dem im besten Sinne norddeutsch-protestantischen Wesen der Matthäus-Passion von Johann Theile gibt die Museumsstraße einen passend sachlichen, schlichten Rahmen.
von Archiv | 06.03.2008
Vorfreude ist die schönste Freude. Selbst musikalisch. Denn das dritte Kammerkonzert hielt am vergangenen Sonntagnachmittag mit Werken von Ludwig van Beethoven, Richard Strauss und Gustav Mahler ein ausgezeichnetes Programm bereit.
Vor gut besuchtem Hause eröffneten Mark Lambert (Violine) und David Grant (Klavier) in der Museumshalle des Pommerschen Landesmuseum mit Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) Sonate für Violine und Klavier in c-Moll op. 30 Nr. 2. Diese zweite von insgesamt drei dem russischen Zaren Alexander I. gewidmeten Sonate schrieb er 1802. Das mit packenden Effekten und einem stürmischen Vorwärtsdrängen ausgestattete Stücke hielt ebenfalls ein wunderbar gesangvolles Adagio im zweiten Satz bereit. Nicht allein das dialogische Zusammenspiel von Violine und Klavier, sondern gerade die darin für den Konzertsaal enthaltenen klanglichen Effekte brachten David Grant und Mark Lambert leidenschaftlich zu Gehör. Wenn auch mit kleineren Abstrichen.
Mit innigem Ton und einen herrlich weitem Atem setzte Susanne Jähnke nach der Pause mit dem Pianisten mit Richard Strauss (1864 – 1949) Cellosonate in F-Dur op. 6 ein. Dieses Jugendwerk brachte dem damals jungen Komponisten einen ersten Erfolg ein, obwohl ihn später Tondichtungen und Opern zum Neutöner und großen Hoffnung seiner Zeit machten. Schmal fällt das Repertoire an Kammermusik aus seiner Feder aus. In Schumannschen Dichterton setzte David Grant am schwarzen Flügel ein gegen dessen Spielfluss Susanne Jähnke beherzte Bogenstriche auf ihrem Violoncello setzte. Durchwanderten sie zusammen maßvoll das Andante ma non troppe des zweiten Satzes, so entfesselten sie im Finale mit einem wahrlich lebhaften Allegro einen Begeisterungssturm der Zuhörerschaft.
Zusammen mit Marianne Freydag (Viola) und Mark Lambert beschloss das vorherige Duo eindrucksvoll die Mußestunde mit Gustav Mahlers (1860 – 1911) dem einst preisgekrönten ersten Satz des leider unvollendeten Klavierquartetts in a-Moll.
Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 05.03.2008
Mit „Odette Toulemonde“ debütiert Eric-Emmanuel Schmitt als Regisseur. Der im Oktober 2007 erschienene Film begeisterte kürzlich im CineExtra.
Das Leben im belgischen Städtchen Chaleroi ist trist. Mit Fassung trägt es die früh verwitwete Kosmetikverkäuferin Odette Toulemonde (Catherine Frot). Ihr Leben dreht sich dennoch nicht allein um ihre Arbeit im Kaufhaus, den schwulen Sohn oder die Tochter mit dem komischen Freund. Ihre ganze Leidenschaft gilt ihrem Lieblingsautor Balthazar Balsan (Albert Dupontel) – bis jener eines Tages aufgelöst und Hilfe suchend vor ihrer Tür steht.
Eric-Emmanuel Schmitt gelingt als Regisseur mit „Odette Toulemonde“ eine fabelhafte Welt leinwandtauglicher Klischees. Der bittersüße Schwanengesang gibt dabei augenzwinkernd eine märchenhafte Anleitung zum Glücklichsein, ohne dabei auf eine gute Portion Humor und tänzerischen Charme zu verzichten. Dank bester Besetzung und griffiger Kunststücken.Geschrieben von Uwe Roßner
von Archiv | 28.02.2008
Viel Papierkrieg bei der Antragstellung, ein Gewimmel an Paragraphen, lange Bearbeitungszeiten – dieses Bild haben viele Studenten, wenn sie das Wort „BAföG-Amt“ hören. Das dem nicht immer und überall so ist, zeigt das gute Abschneiden Greifswalds bei der deutschlandweiten Online-Umfrage des Aachener Marktforschungsinstituts Team Steffenhagen in Kooperation mit Spiegel-Online. Über das gute Abschneiden des des Greifswalder BAföG-Amtes unter insgesamt 50 bewerteten Studentenwerken sprach Dr. Jana Kolbe für moritz web mit dem Abteilungsleiter Karl Schöppner.
Kolbe: Herr Schöppner, wie bewerten Sie das gute Abschneiden des Amtes für Ausbildungsförderung des Studentenwerkes Greifswald bei der Umfrage?
Schöppner: Das Ergebnis ist natürlich sehr erfreulich, zumal wir bereits im Jahr 2006 bundesweit an dritter Stelle lagen. Es ist für uns wichtig zu sehen, dass unsere Arbeit erfolgreich ist. Immerhin ist die Finanzierung des Studiums mit Hilfe der staatlichen Ausbildungsförderung in Greifswald für ein Viertel aller Studierenden von Bedeutung. Im Jahr 2007 wurden über 3300 Anträge auf BAföG gestellt. Allerdings ist diese Umfrage nicht unbedingt repräsentativ, weil insgesamt wenig Studierende abgestimmt haben.
Kolbe: Worauf führen Sie das gute Abschneiden des Greifswalder BAföG-Amtes zurück?
Schöppner: Die Qualität der Abteilung wird im Wesentlichen durch die Sachkompetenz und Freundlichkeit unserer Mitarbeiterinnen bestimmt. Wichtig ist den Studierenden auch die Erreichbarkeit des Amtes und die Dauer der Bearbeitung. Wir versuchen zudem, in jedem Einzelfall den jeweiligen besonderen Umständen gerecht zu werden und zeigen den Studierenden, dass wir deren Probleme gemeinsam lösen wollen.
Gerade weil uns diese Punkte sehr wichtig sind, führten wir im Jahr 2007 gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Universität eine Zufriedenheitsstudie durch. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Studierenden mit unserem Amt sehr zufrieden sind.
Kolbe: Sie sprechen die eigene Umfrage zur Kundenzufriedenheit mit dem BAföG-Amt im Jahr 2007 an. Welchen Bezug stellen Sie zwischen den Ergebnissen beider Umfragen her?
Schöppner: In unserer eigenen Umfrage haben wir versucht zu ermitteln, wie wir den Bedürfnissen der Studierenden noch besser entsprechen können. Wir wissen, dass das Thema der Studienfinanzierung über die Bewilligung von BAföG-Leistungen hinausgeht. Das Studentenwerk muss daher erster Ansprechpartner für Studierende sein, die Fragen und Probleme mit der Finanzierung ihrer Ausbildung haben. Dabei wollen wir den Studierenden das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren Sorgen und Nöten ernst genommen werden.
Kolbe: Welche Ziele setzt sich das BAföG-Amt des Studentenwerkes Greifswald für die kommende Zeit? Inwieweit planen Sie, auch vor dem Hintergrund beider Umfragen, Verbesserungen für die Betreuung der Studierenden durch das BAföG-Amt?
Schöppner: Wir würden die Verfahrensabläufe gern noch beschleunigen, allerdings ist eine Online-Antragstellung derzeit noch nicht möglich. Auch die Auszahlung der monatlichen Förderbeträge durch die Landeszentralkasse ist an feste Termine gebunden.
Unser Informationsangebot kann noch verbessert werden. So wird das Studentenwerk zum Sommersemester eine Infothek einrichten, die von allen Studierenden genutzt werden kann. Wichtig ist es auch, durch gezielte Informationen die oft doch sehr komplizierten BAföG-Regelungen verständlicher zu machen. Dadurch werden mögliche Fallstricke aufgezeigt, die dann mit unserer Hilfe rechtzeitig aus dem Weg geräumt werden können. Auch ist eine noch bessere Erreichbarkeit des Amtes durch die Erweiterung der Sprechzeiten geplant.
Kolbe: Welche Herausforderungen ergeben sich für das Studentenwerk Greifswald aus den Neuerungen der 22. BAföG-Novelle?
Schöppner: Erfreulich ist, dass nach sieben Jahren Stagnation zum WS 2008/09 endlich die Bedarfsätze angehoben werden. Die Förderung steigt dann von bisher 585,00 € auf max. 643,00 € monatlich. Weil auch die Freibeträge angehoben werden, wird sich die Zahl der Geförderten wieder erhöhen. Die Zahl der Anträge wird folglich zum WS 2008/09 erheblich steigen. Wir werden auf die Mehrbelastung vorbereitet sein.