von Archiv | 15.11.2005
Austauschprojekt schickt Studenten durch Europa
Ein europäischer Campus, an dem Studenten aus ganz Europa die Uni wechseln können – das ist die Idee oder vielmehr die Vision von Campus Europae.
Campus Europae entstand als Austauschprojekt 2001 im Rahmen des Bologna-Prozesses. Durch spezielle gemeinsame Lernprogramme der zurzeit 15 europäischen Teilnehmerländer unterscheidet sich dieses Projekt von den bekannten Sokrates-Erasmus-Austauschorganisationen. Noch steckt Campus Europae in den Kinderschuhen, aber im optimalen Fall sollen Studenten ihr letztes Bachelor Jahr und ihren Master im Ausland machen können – mit Anerkennung an der Heimatuniversität. Neben einigen Bachelor-Studiengängen, können auch Jurastudenten und Medizinstudenten am Austausch teilnehmen.
Doch dazu ist noch viel Engagement nötig. Zwar nahm die Uni schon an dem Pilotprojekt “Law” teil und schickte Studenten nach Limerick, aber dabei blieb es. Professor Hannich, Rektorbeauftragter in Austauschfragen und zuständig für Medizin, unterstützt unter anderem dieses Projekt und arbeitet aktiv mit. Doch noch sind nicht alle von Campus Europae überzeugt. Skepsis überwiegt bei vielen und so sind es immer nur Einzelne, die sich für Campus Europae aussprechen. Das ist schade, denn das Interesse bei den Studenten ist groß und auch die Partneruniversitäten sind verlockend. An den Fakultäten müsste eine breitere Masse hinter dem Projekt stehen, damit den Austauschstudenten die Anerkennung gewährleistet werden kann.
Um für dieses Projekt in ganz Europa zu werben, fand 2003 erstmals die „Tour d?Europe“ statt, eine gigantische Tour durch zehn Länder in drei Wochen.
In diesem Jahr fand vom 24. September bis zum 10. Oktober die zweite „Tour d?Europe“ statt. Finanziert wurde dieses großartige Projekt von Luxemburg – dem zentralen Sitz der „European University Foundation“ (EUF), die verantwortlich ist für die praktische Umsetzung von Campus Europae. Diesmal gab es zwei Touren, die parallel verliefen und in unterschiedlichen Ländern Halt machten. Auf jede Tour fuhren 26 Studenten aus den 15 Teilnehmerländern mit. Zusammen mit Nils Lalleike und zwei weiteren Greifswalder Studenten, waren wir die „ambassadors of Greifswald“.
Wir besuchten die Universitäten in Nancy (Frankreich), Aveiro (Portugal), Trento (Italien), Novi Sad (Serbien-Montenegro), Riga (Lettland) und Hamburg, stellten dort unsere Uni vor und informierten uns über die jeweiligen Universitäten.
Geschrieben von Katarina Sass
von Archiv | 15.11.2005
Ja, es stimmt! Wer sich ab sofort als Student oder Azubi mit dem Hauptwohnsitz hier in Greifswald meldet oder seit dem 1. Juli 2003 hauptwohnsitzlich in Greifswald gemeldet ist, der bekommt einmalig 150 Euro von der Stadt geschenkt. Die Idee dahinter ist simpel: Die Stadt lebt von Studenten und für jeden Studenten und Azubi mit Hauptwohnsitz bekommt die Kommune eine finanzielle Zuweisung vom Land.
„Das Geld kommt aus dem kommunalen Haushalt und wir freuen uns, den Studenten auf diese Weise belohnen zu können“, so die Pressesprecherin der Hansestadt, Bärbel Lenuck. Bereits 60% aller Gemeldeten in Greifswald sind bereits mit Hauptwohnsitz gemeldet. Und es können noch mehr werden, denn eine Anmeldepflicht besteht sowieso.
Wenn Ihr Euch die Finanzspritze nicht entgehen lassen wollt, dann füllt einfach einen Antrag aus, den es entweder im AStA-Büro oder als Datei unter www.greifswald.de gibt und geht damit zum Einwohnermeldeamt. Studenten- und Personalausweis nicht vergessen. Anschließend erhaltet ihr einen Barscheck, den ihr problemlos bei der Sparkasse einlösen könnt.
An dieser Stelle noch ein Hinweis: Zurzeit ist der Andrang auf dem Einwohnermeldeamt sehr groß, erst allmählich wird sich die Lage wieder entspannen. Wenn möglich, vermeidet auch den Dienstag. Mit anderen Worten, nehmt Euch lieber eine Stunde mehr Zeit, wenn Ihr den ausgefüllten Antrag abgeben wollt.
Doch es gibt noch weitere Gründe, den Hauptwohnsitz in Greifswald anzugeben. Nächstes Jahr im Mai/Juni habt ihr die Möglichkeit mit dem Oberbürgermeister, dem Rektor und Handelsvertretern einen Segeltörn auf der „Greif“ zu machen. Der Ausflug dauert einen ganzen Tag und ihr habt die Chance, wertvolle Kontakte zu knüpfen oder dem Rektor Fragen zu stellen, die Euch schon immer interessiert haben. Im Dezember beziehungsweise Januar sollen dazu ein Aufruf und die Auslosung stattfinden.
Und noch ein Vorteil: Außerdem könnt Ihr beim Sozialamt den sogenannten „KUS“ (Kultur- und Sozialausweis) beantragen. Damit könnt Ihr ermäßigt den Bus nutzen und andere Preisreduzierungen in kulturellen Einrichtungen genießen. Eine Anmeldung und drei Vorteile auf einmal – wer kann da noch meckern?
Geschrieben von Katarina Sass
von Archiv | 15.11.2005
Über ein gewandeltes Universitätsbild und neue Anforderungen
Es glich einer Revolution, als Wilhelm von Humboldt, der ältere Bruder des bekannten Entdeckers Alexander, Anfang des neunzehnten Jahrhunderts sein neues Universitätskonzept vorstellte. Das Herzstück stellte die „Einheit von Forschung und Lehre“ dar, die noch heute, zwei Jahrhunderte später, herangezogen wird, wenn es um die „universitas“ geht. Doch wie ist Humboldts Konzept zu verstehen und ist es überhaupt noch zeitgemäß?
„Die Hochschulen dienen der Pflege und Entwicklung der Wissenschaften und Künste durch Forschung, Lehre und Studium sowie Weiterbildung“, legt Paragraf drei des Landeshochschulgesetztes Mecklenburg-Vorpommern die Aufgaben der Universitäten und Fachhochschulen im Land fest. Ähnliche Formulierungen lassen sich auch in allen 15 anderen Bundesländern finden. Die Umsetzung Humboldts ist hier also Programm – oder sollte es zumindest sein.
Doch wie konnte Wilhelm von Humboldt auf eine Idee kommen, die heute anscheinend gang und gäbe ist? Zu seiner Zeit waren Universitäten in erster Linie Lehranstalten, die die „studiosi“ auf ein sittsames Leben vorbereiten sollten. Die Verwirklichung einer Einheit von Forschung und Lehre lief also darauf hinaus, die Forschung in die Universitäten hereinzuholen – ohne dabei die Lehre hinauszudrängen. Vor Humboldt waren beide Bereiche strikt voneinander getrennt worden. Das neue Konzept forderte somit einen völligen Verzicht auf Differenzierung: Beide Aufgaben sollten im selben Handeln vollzogen werden.
Zunächst wurde diese Idee auch begeistert aufgenommen und spielte bei einigen Universitätsgründungen (nicht zuletzt bei der später nach Humboldt benannten Berliner Universität) eine entscheidende Rolle. Doch spätestens in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde Humboldts Konzept zunehmend skeptisch diskutiert. Mittlerweile überwiegt vielleicht sogar schon eine ablehnende Haltung. Die Idee fordere heutzutage ein Ding der Unmöglichkeit meinen viele, denn die Anforderungen an gute Forschung auf der einen und gute Lehre auf der anderen Seite liefen mittlerweile so auseinander, dass eine Einheit, die beiden Aufgaben gerecht wird, nicht mehr zu verwirklichen sei.
Ganz falsch liegen die Kritiker damit sicher nicht. Doch muss hier beachtet werden, wo die Gründe für eine Diskrepanz liegen, die keinesfalls ein Selbstläufer ist. Zu Humboldts Zeiten sah das Hochschulsystem noch vollkommen anders aus, als zu Beginn des 21. Jahrhunderts und selbst als in den Fünfzigerjahren. Zu dieser Zeit studierten etwa fünf Prozent eines Jahrgangs an Universitäten, heute sind es 37 Prozent – Tendenz steigend. In der „Wissensgesellschaft“, die immer höhere Anforderungen an den Einzelnen stellt und immer mehr Qualifikationen verlangt, hat sich die Hochschule von einem relativ geschlossenen System der Elitenbildung zur Massenuniversität entwickelt. Dies ist nicht negativ – ganz im Gegenteil. Die scheidende Bundesregierung hat mit unterschiedlichem Erfolg in sieben Jahren einiges getan, um die Zahlen der Studierenden und besonders der Absolventen zu steigern, was auch von der OECD in ihrem jüngsten Bericht begrüßt wurde. So steigerten sich zwar die Studentenzahlen, die finanziellen und personellen Ressourcen der Hochschulen wurden jedoch nicht angepasst, sondern blieben unverändert oder wurden sogar zurückgefahren. Nach dem Hochschulausbau in den Sechziger- und Siebzigerjahren tat sich nicht mehr viel, abgesehen von den Entwicklungen an ostdeutschen Unis in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung. Doch auch hier ist die Entwicklung inzwischen negativ.
Mit der Kürzung von Mitteln ging eine Umstrukturierung der Hochschulbildung einher, die sich besonders in der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen, wie sie auf der EU-Konferenz von Bologna beschlossen wurde, zeigt. Durch ein „verschultes“ System hat die Lehrbelastung weiter zugenommen, was eine sinkende Qualität der Lehre zu Folge hat. Zudem hat sich der Schwerpunkt der unversitären Bildung hin zur Ausbildung verschoben. Die berufliche Qualifizierung steht mehr und mehr im Vordergrund.
Und wie steht es mit der Forschung? Wer mehr lehrt, kann weniger forschen, könnte die Beschreibung lauten. Zwar kann auch dies nicht verallgemeinert werden, doch ist die Situation so oder so verfahren. Nur eine Neusetzung der Prioritäten kann hier helfen. Universitäten wie Bildungspolitiker sollten sich endlich bewusst machen, was sie wollen. Allen Anforderungen wird man nicht gerecht werden können. Würde Wilhelm von Humboldt noch leben, wüsste er sicher, was zu tun wäre.
Geschrieben von Kai Doering
von Archiv | 15.11.2005
Greifswalder Studientag führt an ungewöhnliche Perspektiven
auf Recht und die Rechtswissenschaft heran
Dass Justitia, die Schutzpatronin der Juristerei, blind für alle Unterschiede jener ist, die vor ihrem Richterstuhl Gerechtigkeit suchen, ist ein ebenso altes wie schönes Ideal. Ob reich, ob arm, ob schwarz, ob weiß, ob Frau oder Mann, jung oder alt – vor ihr sind alle gleich, und alle erhalten Gerechtigkeit durch ihren Richterspruch.
Diesem weltenthobenen Idealbild entsprachen Gesetze und Rechtssprechung wohl zu keiner Zeit. Ob und inwieweit dies jeweils von Ständerecht, Klassengesellschaft, Rassismus oder Chauvinismus zeugte, war eine Frage des in der fraglichen Gesellschaft dominanten Diskurses. Inzwischen dürfte man wohl fraglos behaupten, dass Recht stets nur eine Annäherung an jenes hohe Ideal der Unparteilichkeit sein kann – und das gilt auch für die liberalen Demokratien.
Den Fragen, was Rechtsnormen an gesellschaftlichen Zusammenhängen und ideologischen Konzepten zu Grunde liegt, und welche Realität die Implementierung von Rechtsnormen ihrerseits in der Gesellschaft erschafft, will ein zweitägiger Studientag nachgehen, der am 2. und 3. Dezember in Greifswald stattfinden wird. Er richtet sich besonders an Studierende – nicht nur der Rechtswissenschaft – die den ihnen sonst gut sortiert und verdaulich zubereiteten Lehrstoff mal aus ungewohnter Perspektive sehen wollen.
„Die Rechtswissenschaft ist eine Herrschaftswissenschaft“, sagt Ulrike Lembke, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Greifswalder Fakultät und Mitorganisatorin, und klagt über die mangelnde Thematisierung dieses Zusammenhanges im Jurastudium. Eine Thematisierung, die ihrer Meinung nach besonders gut von feministischer Rechtswissenschaft geleistet werden kann. „Feministische Rechtswissenschaft – oder Legal Gender Studies – ist die kritische Reflexion dessen, was Studierende als die ‚Herrschende Meinung‘ kennen lernen“, sagt Lembke und verweist darauf, dass innerhalb der Rechtswissenschaft sich höchstens noch die kritische Kriminologie diesen Fragen widmet. „Damit ist sie hauptsächlich Rechtskritik und Rechtswissenschaftskritik, und zwar aus feministischer Sicht.“
Eine Befragung des rechtswissenschaftlichen Diskurses unter Zugrundelegung von Analysekategorien wie Rasse, Geschlecht oder sozialem Status ist der Kern feministischer Rechtswissenschaft, womit sie ihrem Anspruch nach vor allem Ideologiekritik ist. Ihre Wurzeln finden sich in den Antidiskriminierungsdiskursen der letzten Jahrzehnte. In deutschen Landen fasst sie allerdings nur langsam Fuß. Ein einziger Lehrstuhl bundesweit erwähnt diesen Schwerpunkt in seiner Widmung, und auch wenn andere Lehrende derartige Sichtweisen in ihre Lehre einfließen lassen, ist der Nachholbedarf gegenüber etwa Österreich enorm. So existiert hierzulande kein einziges Buch zum Thema, das eine studierendenorientierte Einführung anhand deutscher Probleme leistet.
Diesem Problem abzuhelfen verabredete sich eine Gruppe von Juristinnen auf dem diesjährigen Feministischen Juristinnentag, der in Greifswald stattfand. Ihre Beiträge zum geplanten Studienbuch, die in verschiedene Aspekte des Themas einführen sollen, werden im Verlauf des Studientages vorgestellt werden. „Wir erhoffen eine Art Praxistest für das spätere Buch“, erklärt Mitorganisatorin Lena Foljanty. Aus diesem Grund habe man viel Raum für Diskussionen und Gedankenaustausch eingeplant.
„Die Gender Studies gehören in den Lehrkanon der Rechtswissenschaft“, bekräftigt sie das weitgesteckte Ziel von Studientag und Studienbuch. Mit der zweitägigen Lehrveranstaltung und dem wohl im Herbst nächsten Jahres zu erwartenden Studienbuch könnten wichtige Zeichen in dieser Richtung gesetzt werden.
Geschrieben von Mirko Gründer
von Archiv | 15.11.2005
Sie hat den stressigsten AStA-Job mit der vergleichsweise lausigsten Bezahlung gemacht und ist dennoch sowohl mit ihren Kollegen als auch mit der geleisteten Arbeit mehr als zufrieden: Catharina Frehoff, Erstsemesterreferentin und Frohnatur. Als das StuPa sie auf der Sitzung am 25. Oktober turnusgemäß entließ, gab es lang anhaltenden Beifall für eine gelungene Ersti-Woche vom 10. bis 16. Oktober.
„Ich weiß nicht mehr genau, wie ich zu dem Job gekommen bin“, erzählt Catharina, „angefangen hat alles mit Protestaktionen für den Erhalt des Instituts für Altertumswissenschaft, an dem ich studiere und dem ich viel verdanke.“ Kaum in der Hochschulpolitik drin, konnte sie sich deren Sog nicht mehr entziehen, wurde Mitglied des Fakultätsrats der Philosophischen Fakultät und landete schließlich Ende Juni als Erstsemesterreferentin beim AStA.
Die Amtseinführung war ernüchternd. „Meine Vorgängerin und die AStA-Kollegen bereiteten mich auf das Schlimmste vor“, berichtet Catharina. Tutoren würde sie keine finden, das Packen der über 1.000 Ersti-Beutel müsse sie mit zehn Helfern bewerkstelligen und eine Zusammenarbeit mit den Studentenclubs sei schon gar nicht möglich. „Es kam alles anders“, schmunzelt Catharina heute, „ich fand viele motivierte und engagierte Tutoren, die gut arbeiteten und viel Geduld mit mir hatten, das Beutelpacken war mit 100 Leuten binnen zweier Stunden über die Bühne und die Zusammenarbeit mit den Studentenclubs klappte mehr als hervorragend.“
Was bleibt? „Die Erinnerung an motivierte und aufgeschlossene Erstis, für die es Spaß gemacht hat, zu organisieren“, resümiert Catharina, „ein großes Dankeschön an die AStA-Kollegen und die Ersti-AG, die mir rund um die Uhr zur Seite standen, und an die gastfreundliche Stadt Greifswald, die sich mehr als aufgeschlossen gezeigt hat.“
Außerdem erwähnenswert: Erstmals waren Studienkollegiaten, Erasmus- und Sokrates-Studenten, von denen viele bereits einen Monat vor Semesterbeginn in Greifswald ankamen, in die Erstsemesterwoche eingebunden. „Wir haben im August ein Frühstück organisiert, gleich Einladungen für die Ersti-Woche verteilt und die Leute den Fachschaften zugeteilt“, berichtet Catharina.
Und dann war da noch die Sache mit der Globalisierung. In China fiel der sprichwörtliche Sack Reis in Gestalt einer Flutwelle über das Lager eben der Textilfirma her, die eigens gesponserte Ersti-Umhängetaschen liefern sollte. Vier bange Stunden dauerte es, bis die Zusicherung kam, dass als Ersatz die bewährten Stoffbeutel geliefert würden.
Einziger Wehrmutstropfen war und ist das Wohnungsproblem. Es empört Catharina noch heute, dass dieses Jahr nicht nur die Wohnungsgesellschaften und privaten Vermieter oft horrende Mieten verlangten, sondern dass es auch Studenten waren, die unter vermieteten.
Geschrieben von Ulrich Kötter