Theater: Für die Knirpse

Kekse, Kakao und viele Kissen zum Einkuscheln: dies ist nicht eben die übliche Ausstaffierung einer Buchlesung. Diese Veranstaltung ist aber besonderer Art und nicht – jedenfalls nicht vornehmlich – für erwachsene Literaturfans, sondern für Kinder gedacht.

Die Rede ist von der Reihe “Hörmalzu”, die am 22. Oktober im Theater auf der Probebühne begann. Bis März des nächsten Jahres wird einmal im Monat immer sonntags ein Mitarbeiter des Theater Vorpommens Kindergeschichten vortragen. Die Idee dazu hatte die Theaterpädagogin Petra Weimann. “Wir wollen einfach auch Familien mit jüngeren und jüngsten Kindern ein Angebot machen”, sagt Weimann. Besonders jetzt, in der dunklen Jahreszeit, wenn das Wetter kaum noch zu Aktivitäten draußen einlädt, hoffe man, Eltern und ihrem Nachwuchs eine Alternative zu bieten. Zum Auftakt der Reihe war die Resonanz allerdings noch gering, wofür laut Weimann die nicht optimal angelaufene Werbung verantwortlich ist. Dennoch: zehn kleine Hörer fanden sich mit ihren Eltern im TaP ein, um in gemütlicher Atmosphäre gespannt Julia Lammertz,  Pressesprecherin am Theater Greifswald, zu lauschen. Noch einmal ein Kind sein können… .

Geschrieben von Robert Heinze

Als Greifswald sich mal schwedisch fühlte

Ein Bericht über den Festakt zum Unijubiläum am 17. Oktober

Sie kamen spät, doch dafür gemeinsam. Um kurz nach zehn bogen am 17. Oktober die schwarzen Limousinen von Königin Silvia von Schweden, Bundespräsident Horst Köhler und Ministerpräsident Harald Ringstorff in die Domstraße ein – zwanzig Minuten später als eigentlich vom Protokoll vorgesehen. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll Köhler, dessen Helikopter am Universitätsklinikum landete, länger gebraucht haben als geplant und auch der Tross aus Polizei und Personenschützern hat wohl nicht den direkten Weg zum Hauptgebäude genommen.

Erwartet wurden die hohen Gäste dort von Rektor Rainer Westermann sowie Oberbürgermeister Arthur König, die nach einer herzlichen Begrüßung gemeinsam mit ihren Gästen kurz im Hauptgebäude verschwanden, von wo sich um 10.15 Uhr der Festzug, angeführt von Zeremonienmeisterin Stefanie Hennig, zum Dom in Bewegung setzte. Königin Silvia schien hier ein Heimspiel zu haben, waren doch viele blau-gelbe Fahnen am Straßenrand zu sehen. Die Verbindung zum skandinavischen Nachbarn ist eben eng.
Kurz vor halb elf betraten die Königin, der Bundespräsident und seine Frau, gefolgt von Harald Ringstorff, Rektor Rainer Westermann, den Dekanen und weiteren Ehrengästen den Dom und schritten den Mittelgang entlang in Richtung Hochaltar. Gegen 10.30 Uhr begrüßte der Rektor die Gäste und dankte in seiner Rede allen, die die Feierlichkeiten zum Jubiläum möglich gemacht hatten.
Der Rektor bestärkte in seiner Rede den hochschulpolitischen Kurs in Richtung einer Fächerkonzentration und sprach sich gegen den Rückzug des Bundes aus der Mitverantwortung für die Hochschulen aus.

Begeisterter Bundespräsident

In der anschließenden Ansprache Horst Köhlers ging es nicht nur um die Bedeutung einer so traditionsreichen Universität wie der Greifswalder Alma Mater, sondern auch um das besondere Flair Greifswalds mit seinen Studenten, das diese Stadt erst lebenswert mache.
Der Bundespräsident zeigte sich begeistert über die hervorragenden Studienbedingungen und die praxisnahe Ausbildung. „Ich weiß um die schwierige Kassenlage der Länder“, so der Bundespräsident. Umso mehr befürworte er die „Bündelung der Ressourcen“ und die Profilbildung, wie sie in Greifswald geschehe.

Gegen 10.45 Uhr stimmte das Universitäts-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Harald Braun „Gloria“ aus Mozarts Krönungsmesse an.
Eine besondere Würdigung erhielt im Anschluss Prof. Dr. Dr. h.c. Bertold Beitz von der Medizinischen Fakultät. Anlässlich seiner herausragenden Verdienste um die Universität Greifswald wurde sein Ehrendoktorgrad von 1983 erneuert. Sein beachtenswerter Lebenslauf umfasst unter anderem das Engagement für Juden während des Zweiten Weltkrieges, den Aufstieg im Krupp-Konzern, die enge Zusammenarbeit mit Willy Brandt und auf regionaler Ebene die Errichtung des Alfried-Krupp Wissenschaftskollegs in Greifswald, die Einweihung der Universitätsklinik für Hämatologie und Onkologie und weitere Projekte. Um ihren Mäzen gebührend zu ehren, ließ die Universität eine Jubiläumsmedaille aus Gold anfertigen, die ihm im Rahmen des Festakts überreicht wurde.
Einen geschichtsträchtigen Blick in die vergangenen Festakte warf der Jubiläumsbeauftragte Professor Spieß in seiner anschließenden Rede. Dabei ging er bis zum Alten Testament zurück, wo die Wurzeln der Gedenktagsfeiern liegen.
Unterhaltsam schilderte Spieß die Höhen und Tiefen, die die Universität Greifswald in 550 Jahren durchlaufen hatte, und erläuterte die Entwicklung der Hochschule von der ersten Stunde an bis zu ihrem heutigen Dasein. Resümierend endete er mit dem Satz: „Von den Wogen der Zeit geschüttelt, wird die Universität Greifswald doch nicht untergehen“.

Gott war dabei

Gegen 11.25 Uhr begann der ökumenische Gottesdienst, der von Erzbischof Georg Kardinal Sterzinsky eröffnet und gemeinsam mit Bischof Hans-Jürgen Abromeit abgehalten wurde. Kirchenmusikdirektor Professor Jochen A. Modeß begleitete den Gottesdienst musikalisch. Universitätsprediger Michael Herbst las aus dem Lukas-Evangelium, Vaterunser und Segen beendeten den Gottesdienst um zehn nach zwölf. Die Anwesenden erhoben sich, und die Ehrengäste schritten den Mittelgang entlang aus dem Dom in Richtung Aula.

Ein weiterer Höhepunkt

Dort ging es festlich weiter, war die Wiedereröffnung der barocken Aula im frisch renovierten Haupt-gebäude doch einer der Höhepunkte des diesjährigen Jubiläums. Erstmals wurde sie an diesem Tag der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zur feierlichen Übergabe sprach Rektor Rainer Westermann über den skandinavischen Schwerpunkt der Uni und die Verbundenheit mit Schweden. Leider übernahm Königin Silvia nicht wie geplant das Wort, und so stieß der Rektor mit der Königin, dem Bundespräsidenten und dem Ministerpräsidenten auf die neu eröffnete Aula an. Anschließend fanden in lockerer Runde Gespräche statt.

Viel Zeit blieb jedoch nicht, stand doch als nächstes das Festessen im „Le Croy“ auf dem Programm. 100 geladenen Ehrengäste, unter ihnen die Rektoren verschiedener Partneruniversitäten, die Ehrendektoren der Greifswalder Hochschule Michael Otto und Berthold Beitz, die Botschafter Schwedens und Lettlands sowie Erbprinz Rudolph von Croy hatten sich im Lichthof des Pommerschen Landesmuseums eingefunden, um sich von Sternekoch Stefan Frank verwöhnen zu lassen. Dieser hatte in die regionale Küche geschaut und so wurden Boddenzander mit Flusskrebsen auf geschmortem Fenchel und Krustentierjus und Pommerscher Rehrücken auf Petersilienwurzel serviert. Zum Nachtisch gab es Tarte und Sorbet von der Gartenzwetschge auf Mandel Vanillesauce. Um den Hungrigen das Warten nicht allzu lang zu machen, schränkte sich Ministerpräsident Harald Ringstorff in seiner Tischrede ein und stieß auf das Wohl der Universität sowohl auf schwedisch als auch auf deutsch an: „Skål und zum Wohl!“

Nach dem Essen stand um 15 Uhr der letzte Punkt auf dem offiziellen Programm. Königin und Bundespräsident trugen sich nacheinander ins Goldene Buch der Stadt Greifswald ein. Dieses wurde aufgund der hohen Gäste extra ins Museum in der Rakower Straße gebracht. „Silvia“ stand da bescheiden-schüchtern auf der großen weißen Seite und auch Horst Köhler hinterließ nicht mehr als seine Signatur. Noch ein kurzes Händeschütteln mit Bürgermeister und Rektor und schon befanden sich die beiden Staatoberhäupter auf dem Weg zu ihren Limousinen. Draußen wartete die Menge, doch so schnell wie sie gekommen waren, verschwanden Silvia und Köhler auch wieder. Fast so, als wären sie niemals da gewesen. Hat sie jemand in Greifswald gesehen?

Geschrieben von Katarina Sass, Kai Doering

DVD: Verstaubt

Robert Townes „Ask the Dust“

Dem Glamour der westamerikanischen Metropole Los Angeles entzieht sich der Lyriker Arturo Bandini gekonnt. Eine billige Absteige dient als Bleibe. Übermotiviert, aber arrogant möchte Bandini ein Werk schaffen, welches das Überleben menschlicher Existenzen in der Stadt der Engel der 1930er Jahre aufnimmt. Problematisch wirkt sich aber die Unerfahrenheit des Schriftstellers aus. Bandini muss sich entscheiden: entweder lebend Erfahrungen sammeln oder geistige Vorstellungen des Daseins tippen. Meist träumerisch und höflich, aber im Fall der mexikanischen Serviererin Camille Lopez provozierend und aggresiv, ist des Protagonistens weiblicher Umgang.

Robert Towne verantwortete die Realisation der Verfilmung des John Fante-Romans „Ask the Dust“. Beide Künstler hatten mit Problemen zu kämpfen: Fante mit seiner italienischen Abstammung und der mangelnden Akzeptanz als Amerikaner und vor allem als Schriftsteller. Die Figur des Bandini ist Fantes Alter Ego. 30 Jahre lang kämpfte der „Chinatown“-Drehbuchautor um die filmische Umsetzung des Romans. Erst im Rentenalter begannen die Dreharbeiten in Südafrika. Das Land doubelt das Amerika der Depressionszeit. Ein deutscher Medienfonds stemmte das Budget und der neue United Artists-Mitbesitzer Tom Cruise produzierte. Die Konstellation wird vor der Kamera durch den Iren Colin Farrell und die Mexikanerin Salma Hayek komplettiert. Die Internationalität der Produktion kann die amerikanische Geschichte jedoch nicht genügend aufnehmen. Unverständlich wirken die Beweggründe der Akteure vor der Kamera. Ansprechend ist dagegen die Kameraführung  Caleb Deschanels.
Mit der Ausstattung der deutschen DVD kann sich nicht geschmückt werden: ein kurzweiliges Making-of und der nicht untertitelte Audiokommentar lohnen nicht.

Geschrieben von Björn Buß

Mit Äpfeln gegen Nazis

„Was gibt der deutschen Jugend Kraft? Apfelsaft!“ Sie tragen schwarze Anzüge und am linken Arm eine rote Armbinde mit weißem Kreis, in dem ein schwarzer Apfel prangt.

Die Kostümierung erinnert stark an die Nazi-Zeit und das ist auch so gewollt.

Die „Front Deutscher Äpfel“ versteht sich als Kunstprojekt, welches vor zwei Jahren in Leipzig von Alf Thum, der im eigentlichen Leben Kunst- und Kulturprojekte organisiert, gegründet wurde. Holger Apfel war zu jener Zeit NPD-Spitzenkandidat in Sachsen und befand sich im Wahlkampf. Thum und andere hatten die spontane Idee, gegen die NPD-Aufmärsche eine Aktion durchzuführen. Dies sollte keine der üblichen Gegendemos sein und so schlug die Geburtsstunde der „Apfelfront“.
Die Front Deutscher Äpfel wehrt sich laut Programm „gegen faul herumlungerndes Fallobst“ und überhaupt gegen exotisches Obst. Es wird klar, dass es sich bei der Apfelfront um harte Satire handelt, die nicht immer auf Anhieb zu verstehen ist. Der Verwechslungseffekt wird durch die Verkleidung und die Symbolik regelrecht herausgefordert.
Seit Juli dieses Jahres hat die Apfelbewegung auch Greifswald erreicht. „Ich fand die Idee schon länger gut“, sagt Sebastian Jabbusch, der an der Uni Greifswald Politikwissenschaft studiert. Während des Jugendevents „Prora 06“ auf Rügen traf er Alf Thum und seine Apfelfront und beschloss, in Greifswald auch eine Apfelfront-Zelle zu gründen. Neue Mitglieder schlossen sich dem „Gauleiter“, wie Jabbusch genannt wird, schnell an. „Angefangen habe ich mit ein paar Freunden.“ Mittlerweile zähle die Gruppe in Greifswald rund 20 Mitglieder.
„Gerade im Wahlkampf wollten wir etwas gegen die NPD tun“, erklärt Sebastian Jabbusch seine Motivation, mit der Apfelfront aktiv zu werden. Der Kern ihrer Aktionen ist ein ironisch-satirischer Auftritt. „Wir vertreten eine absonderliche Meinung, die die Menschen veranlassen soll, selbst nachzudenken.“ Die klassische Aufklärungsarbeit erreiche heute nur noch diejenigen, die ohnehin demokratische Parteien wählen, ist der Politikwissenschaftler überzeugt. „So absurd wie unsere Forderungen ist auch die NPD“, sagt er. „Wenn die Menschen unsere Ziele ablehnen, haben wir unser erreicht,  was wir uns vorgenommen haben.“
Eine Methode, die bei den Bürgern durchaus auf Verwunderung stößt. Manch einer versteht die Ironie schlichtweg nicht. Fraglich ist, ob gerade der potentielle NPD-Wähler zu dieser Art des Wahlkampfes überhaupt einen Zugang findet. Zur Praktikabilität einer solchen Aktion im Kampf gegen Rechts befragt, wollte sich der Greifswalder Politikwissenschaftler Hubertus Buchstein dem moritz gegenüber nicht äußern.
In jedem Fall war die Resonanz nach der ersten Aktion im Juli, als sieben Apfelfrontler durch die Greifswalder Innenstadt marschierten, groß. Es folgten Aktionen in Anklam, wo die Gruppe um den „Gauleiter“ als Gegenaktion zum Wahlkampfauftakt der NPD tanzte, sowie in Schwerin. Hinterher war selbst auf www.npd-mv.de von der Apfelfront die Rede, deren Mitglieder dort zwar abfällig als „verwirrte Gestalten“ bezeichnet wurden. Jedoch: „die NPD hat uns wahrgenommen“, freut sich Sebastian Jabbusch. Allerdings konnte auch das Engagement der Greifswalder den Einzug der NPD in den Schweriner Landtag nicht verhindern. „Wir hatten es gehofft, doch nicht fest damit gerechnet“, sagt der 23-jährige. Nach der Wahl haben sich die Ziele erweitert. Nun stünden auch rechtsgerichtete Burschenschaften im Fokus des Interesses des Apfeltrupps. So wurde kurz vor Semesterstart eine eigene Burschenschaft mit dem Namen „Malumia Grypsvaldensis“ gegründet.
An die Öffentlichkeit trat diese erstmals während der Erstsemesterwoche auf dem Markt der Möglichkeiten, wo die Mitglieder sich einen Fechtkampf mit Holzschwertern lieferten, was auf offensichtliche Verwirrung und Ablehnungen bei den Erstis stieß. Genau mit dieser Täuschung oder Verwirrung provoziert die Gruppe.
Ein weiteres Mal trat die Malumia zwei Wochen später auf. Im Rahmen des Festaktes zum Universitätsjubiläum war im Hauptgebäude eine Tafel enthüllt worden, auf der Spender genannt sind, die eine besonders große Summe Geldes für die Restauration des Rubenowdenkmals bereitstellten. Unter diesen befand sich auch die Burschenschaft Markomannia. „Die Uni darf kein Geld von Rechtsextremen annehmen“, ist Jabbusch überzeugt und so zogen er und seine Mitstreiter zum Hauptgebäude, im Gepäck einen Scheck über zehntausend Reichsmark sowie eine eigene Ehrentafel. Beides wollten sie Rektor Rainer Westermann übergeben, der sich nach kurzem Zögern auch mit dem „Obstmajor“ Jabbusch traf. „Es ist ein Skandal, dass die Uni nicht überprüft, wer das Geld spendet“, attestierte dieser dem Rektor, der seinerseits einräumte, dass Fehler gemacht worden seien. „Wir werden diesen Vorfall prüfen“, versprach er.
Inzwischen wurde die Spendertafel entfernt. „Wir haben mit der Markomannia gesprochen“, ist von der Fundraiserin der Universität, Sabine Große-Aust, zu erfahren. „Wahrscheinlich wird nun ein Einzelspender auf der Tafel genannt.“ Ein Vorgang, der aus Sicht der Markomannia alles andere als geklärt ist. „Aus unserer Sicht ist das zurzeit in der Schwebe“, sagt Reno Basner, Öffentlichkeitsbeauftragter der Markomannen. Für ihn besteht kein Grund, den Namen der Burschenschaft von der Tafel zu entfernen. „Im Zweifelsfall werden wir das Geld zurückfordern.“ Freude herrscht nur bei der Malumia respektive Apfelfront. „Dass der Name entfernt wurde, ist für uns ein großer Erfolg“, so Sebastian Jabbusch.
Den Burschenschaften kündigt er einen heißen Winter an. „Wir wollen die rechtsextreme Szene aus der Deckung holen.“ Jedoch wolle man nicht losziehen und jeden Tag Stunk machen. Angst vor möglichen Konsequenzen hat er nicht. „Ich gehe inzwischen etwas anders mit   meiner Privatsphäre um“, gibt Sebastian zwar zu, doch bedroht worden sei er noch nicht. „Einige von uns sind jedoch ausgestiegen, weil sie im Fernsehen gewesen sind.“
Allgemein wachsen Zustimmung und Mitgliederzahl jedoch stetig. So haben sich auch in Rostock und Schwerin Ableger der Apfelfront gegründet. Die zunächst in Heimarbeit entstandenen Fahnen und Armbinden werden inzwischen zentral in Bayern hergestellt. „Die Sache gewinnt eine gewisse Eigendynamik“, sagt der Student etwas nachdenklich. Einige mahnen bereits vor einem „Welle“-Effekt, benannt nach einem Roman, in dem ein Schulprojekt zur Nazizeit schließlich außer Kontrolle gerät. Diese Gefahr sieht Jabbusch jedoch nicht. Viel größer seien die Möglichkeiten. „Noch können wir uns offen gegen Rechts wenden. Wenn wir nichts tun, geht das in zehn Jahren vielleicht nicht mehr.“

Geschrieben von Maria-Silva Villbrandt, Kai Doering

moritz’ hochschulpolitisches Lexikon Teil II

Fachschaftsrat, FSK und LKS

Zuweilen herrscht in unserer Gesellschaft der so genannte Aküfi – der „Abkürzungsfimmel“. Ständig ist von „mfg“, „hdl“ usw. die Rede. Dass der Aküfi auch in der Hochschulpolitik zuschlägt, verwundert kaum. So reden erfahrene Hochschulpolitiker gerne von FSK-Sitzungen oder Treffen der LKS, an denen sie teilgenommen hätten. Heute soll an dieser Stelle Licht ins Dunkel gebracht werden und diesen Kurzformen der Status der Geheimsprache genommen werden.
Was verbirgt sich also hinter der FSK? Findet man diese drei Buchstaben auf DVD-Hüllen, sollte man darauf achten, ob der Film auch für den kleinen Bruder geeignet ist, legt die „Freiwillige Selbstkontrolle“ doch das Mindestalter fest, ab dem ein Film für den jungen Zuschauer geeignet ist. Ganz ohne Kontrolle kommt hingegen die „Fachschaftskonferenz“ aus. Hierbei handelt es sich um ein Treffen aller Fachschaftsräte, das während der Vorlesungszeit einmal pro Monat stattfindet. Hier koordinieren die Fachschaftsräte der einzelnen Institute ihre Arbeit und tauschen sich aus. Schließlich soll ein Mediziner auch mitbekommen, was bei den Germanisten läuft. Geleitet werden die Treffen von der FSK-Vorsitzenden und ihrer Stellvertreterin.
Doch was ist eigentlich ein Fachschaftsrat? Hierbei handelt es sich um eine Art Betriebsrat eines einzelnen Instituts. Jährlich werden von den Studierenden einer bestimmten Fachrichtung (z.B. Medizin) Kommilitonen gewählt, die die Studierendeninteressen gegenüber der Institutsleitung vertreten. Der Fachschaftsrat hat also in etwa dieselbe Funktion wie der Klassensprecher in der Schule. Seine Funktionen sind jedoch erweitert, entscheidet er doch auch über die Verwendung der Gelder aus dem Semesterbeitrag, die proportional zur Studierendenzahl jedem Institut zugewiesen werden. Hiermit kann Sinnvolles wie Ersti-Frühstücke oder Institutspartys finanziert werden. Wann an eurem Institut die nächste Wahl zum Fachschaftsrat stattfinden wird, erfahrt ihr rechtzeitig. Macht auf jeden Fall von eurem Wahlrecht Gebrauch oder kandidiert doch selbst. Und was ist nun die LKS? Übersetzt heißt sie „Landeskonferenz der Studierendenschaften“. Bei diesem Wortungetüm wird schnell klar, warum man auf eine Abkürzung ausgewichen ist. Die LKS arbeitet hochschulübergreifend. Hier treffen sich delegierte Studierende aller Hochschulen eines Landes (in Mecklenburg-Vorpommern sind das fünf) um über Angelegenheiten zu beraten, die alle Universitäten und Fachhochschulen betreffen. Schließlich ist man gemeinsam häufig stärker. Besonders turbulent ging es bei der LKS im vergangenen Jahr zu als über die Kürzungspläne der Landesregierung gesprochen wurde, denn bei aller Liebe zu Abkürzungen – Mittelkürzungen mag auch der eingefleischteste Hochschulpolitiker nicht.

Geschrieben von Kai Doering