Umgekrempelt: Sieben Tage ohne Kaffee
Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.
Wer trinkt ihn nicht? Morgens zum Frühstück oder gleich als erste Flüssigkeit überhaupt am Tag. Der Kaffee. Wir Deutschen lieben unser schwarzes Gebräu, nicht umsonst besitzen wir eine richtige Kaffeekultur.
Die einen brauchen ihn, um überhaupt in den Tag starten zu können, die anderen lieben ihn einfach zum Frühstück, bei der Arbeit oder eigentlich überall.
Ich darf mich wohl selbst zu den Leuten zählen, die ihren Kaffee, genauer gesagt ihren Latte Macchiato, jeden morgen zum Frühstück genießen und gerne auch mal im Café den einen oder anderen trinken.
Und trotzdem habe ich mich entschieden, eine Woche auf Kaffee in all seinen Variationen zu verzichten.
Der erste Tag stellte sich als besonders schwer heraus. Normalerweise trinke ich jeden morgen zum Frühstück einen Latte Macchiato oder einen Milchkaffee. Heute gab es einen Orangensaft. Das hat mich innerlich irgendwie sehr gestört. In der Bibliothek musste ich unweigerlich auch immer wieder daran denken, wie gut das schwarze Gebräu jetzt wäre. Als es in der Mittagspause in die Mensa ging und im Anschluss noch einmal ins Grüne, kam es gleich zum nächsten Verzicht. Statt eines Cappuccinos gab es eine Ginger-Mate. Ich glaube, ich habe meine Freundinnen etwas neidisch angesehen, während sie ihren Kaffee tranken.
Der nächste Morgen verlief schon etwas besser. Ich hatte zwar immer noch das Verlangen, einen Kaffee zum Frühstück trinken zu wollen, aber es war schon deutlich weniger stark als am Tag zuvor. Trotzdem vermisste ich ihn bei der Mittagspause im Grünen. Gewohnheiten abzusetzen ist nicht so einfach wie erwartet. Und ich hatte auch das Gefühl, dass sich eine innere Unruhe an diesem Tag in mir breitmachte.
Am nächsten Morgen ging es zum Frühstücken zur Bäckerei Junge. Dort holte ich mir eine Schlemmertasche. Auf dem Weg nach Hause ging ich am Café Küstenkind vorbei, wo ich mir normalerweise noch einen Latte Macchiato mitgenommen hätte. Etwas wehleidig bin ich am Café vorbei und dann nach Hause. An diesem Tag hat sich der Entzug richtig auf meine Laune übertragen. Eigentlich hatte ich durchgängig schlechte Laune und war von allem und jedem genervt. An diesem Tag habe ich auch auf das Mittagessen in der Mensa verzichtet.
Der Donnerstag jedoch begann merkwürdigerweise richtig gut. Ich hatte zuhause gefrühstückt und war später mit einer Freundin im Café Küstenkind verabredet. Und da kam auch die Gewohnheit zum Vorschein, denn ohne weiter darüber nachzudenken und vertieft in das Gespräch mit einer Freundin, bestellte ich mir einen Cappuccino. Der Fehler wurde mir erst klar, als wir das Café verließen. Ich muss ehrlich gestehen, es hat mir nicht sonderlich leid getan. Trotzdem habe ich etwas darüber nachgedacht, wie süchtig ich eigentlich nach Kaffee bin. Wobei ich glaube, mit zwei bis drei Kaffee am Tag noch zum allgemeinen Durchschnitt zu gehören. Meine Laune war dafür wieder richtig gut und ich würde sogar meinen, dass mich auch alles deutlich weniger stresste im Vergleich zu den vorherigen Tagen. Deshalb beschloss ich an diesem Punkt, das Experiment zu beenden.
Ich hatte eigentlich angenommen, dass es mir leichter fallen würde auf Kaffee zu verzichten. Aber letztlich hat mich der Entzug gestresst und meine Stimmung beeinträchtigt. Ich glaube, dass es nicht mal am Kaffee selbst gelegen hat, sondern vielmehr daran, dass er seit Jahren fest in meiner Routine verankert ist. Frühstück – Kaffee, im Grünen – Kaffee. Oder im Café – Kaffee. Und plötzlich ohne einen richtigen Grund darauf zu verzichten führt unweigerlich zu Stress. Zumindest in meinem Fall. Trotzdem finde ich, dass es ein spannendes Experiment gewesen ist. Wiederholen würde ich es jedoch nicht.
Beitragsbild: Annabell Hagen
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