Ein Beitrag von Juliane Stöver
Zwischen Bibliothek und Schreibtisch, zwischen all den Prüfungen und Hausarbeiten ist es gut und wichtig, sich auch einmal eine Pause zu gönnen und den Kopf frei zu bekommen, um dann mit frischem Elan und neuen Ideen weiterzumachen. Über die gesamte vorlesungsfreie Zeit werden sich deshalb webMoritz-Redakteure aufmachen, um euch “Prüfungspausen” vorzuschlagen. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kleinen Pilgerreise auf dem Jakobsweg?
Wanderstiefel an, Proviant und etwas zu trinken eingepackt und auf geht es, die ersten wärmeren Strahlen der Sonne genießen – kostenlos und fast direkt vor der Haustür.
Spätestens die Veröffentlichung von Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ hat den alten Jakobsweg, der schon im 12. Jahrhundert gegangen wurde, wieder populär gemacht. Um ihn ebenfalls zu betreten, muss man weder nach Spanien, noch nach Süddeutschland reisen. Der Pilgerweg, dessen Ziel das angebliche Grab des Apostels Jakobus in Nordspanien ist, führt direkt durch Greifswald hindurch. Der Weg, der von Świnoujście in Polen beziehungsweise Sassnitz auf Rügen aus über Rostock und Hamburg bis nach Osnabrück verläuft, wird auch Via Baltica genannt.
Doch man muss nicht unbedingt den gesamten Weg zurücklegen. Eine Beispieletappe von zehn Kilometern zieht sich von Eldena bis in den Ort Wackerow. An der Ruine des Klosters Eldena, das im 12. Jahrhundert gegründet worden war, beginnt die Wanderung. Dann geht es den Studentensteig hinunter zum Ryck, dem der Weg bis zum Museumshafen folgt. Die ganze Zeit über befindet man sich zwar unmittelbar in der Nähe der Stadt, doch davon ist großteils nicht viel zu bemerken; es geht mitten durch die Natur. Schilf und Bäume säumen den Weg und die Häuser der Stadt sind nur gelegentlich am Horizont zu sehen. Auch Enten und Angler lassen sich beobachten. Vom Museumshafen aus zeigen die blauen Schilder mit der gelben Muschel dann in die Innenstadt, über den Marktplatz und am Dom Sankt Nicolai, den Universitätsgebäuden und der Kirche Sankt Jakobi vorbei.
Nach einem kurzen Zick-Zack durch eine kleine Grünanlage in Sichtweite des Walls muss man den Bahnhof zur Rechten liegen lassen. Als nächstes geht es der Soldmannstraße folgend bis zur Grimmer Straße. Dort weist wieder eine Muschel die Richtung, nun auf einen kleinen Feldweg. Dieser führt am Neuen Friedhof vorbei nach Wackerow, wieder über Feld und Flur. Nach etwa zwei bis drei Stunden, je nachdem, wie gut man zu Fuß ist, erreicht man schließlich Wackerow. Wer noch motiviert ist, weiter zu marschieren, kann über eine Brücke den Ryck und die Straße überqueren und am Golfplatz vorbei in Richtung Steffenhagen und Horst wandern.
Vor allem bei Sonnenschein und milderen Temperaturen lohnt sich die Wanderung, nicht nur für religiöse Menschen. Schließlich ermöglicht sie es einem, Greifswald mal von einer anderen Seite kennen zu lernen. Immer wieder kreuzt der Jakobsweg den Casper-David-Friedrich-Bilderweg, denn er führt an einigen Plätzen und Gebäuden vorbei, die dem berühmten Greifswalder Künstler als Inspirationsquelle dienten. Dazu gehört unter anderem auch das Kloster Eldena, dessen Ruinen in mehreren seiner Bilder auftauchen.
Allerdings ist es empfehlenswert, eine Karte mit dem Verlauf des Pilgerweges im Gepäck zu haben, da zwar Wegweiser zum Großteil, aber nicht durchgehend vorhanden sind. Insbesondere am Bahnhof und in Teilen der Fettenvorstadt (Soldmannstraße) fehlen sie komplett. Leider ist dies auch die Stelle, an der es mit am leichtesten ist, die gewünschte Richtung zu verfehlen.
Dieser Beitrag ist Teil der Reihe “Prüfungspause”. Weil jeder ab und an zwischen Klausuren und Hausarbeiten einmal Luft holen sollte, gibt es jeden Mittwoch einen neuen Vorschlag aus der Redaktion. Hier kommst du zu den bisher erschienen Teilen.
Fotos: Juliane Stöver
Gut ist auch das Buch von Outdoor zur Via Baltica oder aber, um einen Hinweis auf ein Uniprojekt zu legen: Der pommersche Jakobsweg von Polen in Richtung Baltikum. Gibts als Link auf der Geographenseite zu finden. 🙂