Für die gut 20 Prozent Christen in Greifswald begann mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Für sie heißt es nun bis Ostern, salopp gesagt, den Versuchungen von „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“ zu widerstehen – soweit ihnen ihr Glauben nicht sowieso schon Enthaltsamkeit gebietet. Glücklicherweise gibt es am kommenden Wochenende durchaus unverfängliche Angebote. Aber auch alle anderen sollten zumindest von Drogen die Finger lassen, vielmehr könnten auch sie sich einmal im Pilgern probieren: der Jakobsweg geht direkt durch Greifswald.
Etwas lernen kann man am Freitag, nämlich „Warum Musik uns ergreift“. Im Koeppenhaus wird es dazu um 20 Uhr einen Vortrag geben. Anhand der Wesendonkliede von Richard Wagner soll theoretisch und ganz direkt ergründet werden, wieso uns bestimmte Klänge berühren. Referent ist die Berliner Psychoanalytikerin Ilse Maria Bielefeld, der Eintritt beträgt 3 und 5 Euro.
Der 8. März ist nicht nur der Frauentag, sondern auch der Tag der Archive. Die Brücke zwischen beiden versucht das Stadtarchiv zu schlagen. Hier wird von 10 Uhr bis 16 Uhr die Ausstellung „Greifswalderinnen, beachtliche Frauen – meist unbeachtet“ eröffnet. Um 14.30 Uhr gibt es dazu auch einen Vortrag. Das Archiv in der Arndtstraße 2 beherbergt nicht nur die Urkunde zur Verleihung des Stadtrechts von 1250, sondern auch allerlei Urkunden und Schriftzeugnisse aus der Geschichte der Stadt.
Auch in den verschiedenen Archiven und Sammlungen der Universität lagern viele spannende Dinge, die Kustodie hat einige davon herausgesucht und im Foyer der Universitätsbibliothek ausgestellt. Von gynäkologischen Werkzeugen bis zum Urgroßvater des Taschenrechners gibt es dort nun einiges zu bewundern. Warum die Universität noch kein eigenes Museum eröffnet hat, wie es andere Städte haben, steht allerdings auf keiner der sonst sehr informativen Stellwände.
Karotte, Krokus oder Kartoffel?
Richtig aufblühen können am Samstag Pflanzenfreunde: im Café Koeppen gibt es eine Saatgutbörse. Der lokale Ableger des „Naturschutzbundes Deutschlad e.V.“, kurz NABU lädt dazu ein. Für sie ist „Saatgut Allgemeingut“. Samen wie Setzlinge sind hier also gern gesehen, aber auch wer als Hobby- oder Balkongärtner noch keine Wurzeln geschlagen hat, kann von 14.30 Uhr bis 17 Uhr vorbeischauen und Artenvielfalt im Kleinen bestaunen.
Denn Sonntagnachmittag sollte man auf jeden Fall in der „Brinke 16bis17“ vorbeischauen. Das über 150 Jahre alte Gebäude könnte demnächst dem lukrativen Wohnungsmarkt zum Opfer fallen. Eine Initiative hat jedoch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, sie laden von 11 bis 17 Uhr zu einem kleinen Straßenfest, bei dem auch Live-Musik und Mitmachaktionen für Groß und Klein geboten werden – das alles ist natürlich in der Brinkstraße.
Wer allerdings weder pilgern noch etwas lernen will und auch keine Tomaten züchtet, muss sich um die üblichen Angebote des Greifswalder Nachtlebens keine Sorgen machen. Hier ist alles beim alten. Freitag könnt ihr im Geographenkeller auf Balkan, Latin und auf House treffen. Samstag feiert die Mensa den Internationalen Frauentag, durch den BT-Club dröhnt währenddessen „Plattenbau Musik“.
Im Theater läuft bespielsweise Samstag „Surrogates– Mein zweites Ich“, in dem Menschen und Puppen eine Verschwörung von Robotern und ihren Besitzern auf die Schliche kommen. Aber auch die Dompassage inklusive Kino steht noch.
Foto: Anton Walsch
Grafik: Jakob Pallus
*Geographenkeller. nicht Geografen-Kellern. bitte ändern, wir sind da zimperlich.
Und was soll uns "zimperlich" jetzt sagen? Ist korrigiert.
WoW, eine unsichtbare Korrektur. 😉
unser name ist älter als die rechtschreibreform. von daher schreiben wir uns immernoch mit ph und bitten darum, das ebenso zu tun.
dankeschönstens 🙂
"dem lukrativen Wohnungsmarkt zum Opfer fallen"
Aber wehe, das Semester geht los, dann heult Ihr über zu wenig Wohnungen. Worin das Problem liegt, kann die Initiative selbst nur schlecht erklären. Kein Wunder, es scheint nur um günstigen Mietraum zu gehen. Dem Eigentümer jedenfalls kann man keinen Vorwurf machen.
Ich glaube, die paar Studierenden, die sich eine der dort entstehenden Eigentumswohnungen kaufen könnten, kommen sicher schnell über ihre Trauer hinweg — allen anderen wäre mit Mietwohnraum an gleicher Stelle mehr geholfen 😉
Gerade von jemandem der hier lebt, hätte ich etwas mehr Weitsicht erwartet.
Wem gehört das Haus, in dem Du lebst?
Wie viele Eigentumswohnungen werden durch die Eigentümer vermietet?
Aber darüber zu schreiben ist müßig.
Nimm einfach die rosarote Brille ab und erkenne die Realität.
"Nimm einfach die rosarote Brille ab und erkenne die Realität." Tut mir leid, dieses Modell habe ich schon vor langer Zeit abgenommen und nicht mehr wiedergefunden, muss wohl irgendwo in der Kiste mit der Schwarz-weiß-Brille gelandet sein.
"Wem gehört das Haus, in dem Du lebst?" EInem Privatmann, der es über die WVG verwalten lässt.
Als jemand, der hier lebt, darf ich dir sagen, dass ich in meinem Leben schon sehr viele Menschen kennengelernt und mich mit ihnen über ihre Wohnsituation ausgetauscht habe. Darunter sind Leute, die in Eigenheimen, (un)sanierten Altbauten, Eigentumswohnungen, Studentenwohnheimen, Bauwägen und vor allem in Mietwohnungen leben, wobei der Anteil der Mieter deutlich am höchsten ist. Ich habe bislang noch niemanden kennengelernt, der in Greifswald eine untervermietete Eigentumswohnung bewohnt (wobei das natürlich nicht richtig repräsentativ ist, aber angesichts der hohen Fallzahl zumindest einen Trend ausweist). Deswegen würde ich dich bitten, deine Polemik wieder runterzufahren — ich weiß, du liest diesen Ratschlag in letzter Zeit häufiger — und zum Thema zurückzukommen: Wohnraum, der in Eigentumswohnungen privatisiert wird und vom Mietmarkt verschwindet. Es geht nicht um Personen, die ein Haus bauen und die Wohnungen vermieten, sondern darum, dass potenzieller Mietraum abgerissen wird und jemand stattdessen ein Haus baut, dessen Wohnungen er verkauft und sie damit vom Mietmarkt nimmt.
Da muss ich entschieden widersprechen. Ich dachte wirklich, dass es jeder weiß.
Daher bitte ich um Entschuldigung, für die Polemik.
Der Anteil an vermieteten Eigentumswohnungen ist höher, als Du glaubst. Das Modell ist kinderleicht erklärt. Kaufe eine Eigentumswohnung und vermiete sie. Wenn Der Mieter sie abgezahlt hat, gehört Sie Dir. So gehen andere für Deine Eigentumswohnung arbeiten. Viele machen das so. Ist ja auch eine gute Altersvorsorge und vermietet sich besser als ein kleines Haus. Nicht jeder kann eben gleich ein Mehrfamilienhaus zur Vermietung finanzieren. Im neuen Komplex in der Wachsmannstr. wird das z.B. so gemacht. Auch im Holzteichquartier gibt es sehr viele Wohnungen, die von den Eigentümern nur als Kapitalanlage gekauft wurden. Und glaub mir, so manch Unternehmer kauft lieber schnell noch eine Wohnung und setzt die Kosten von der Steuer ab, anstatt Kohle ans Finanzamt abzuführen. Eigentumswohnungen sind als Kapitalanlage durchaus üblich.