Seit den ersten Stunden des FC Pommern Greifswald arbeiten Steffen Jaeckel und Eckart Märzke im Vorstand des Vereins. Märzke betreut zudem die erste Herrenmannschaft als Trainer. Im Interview mit dem webMoritz geben sie sich optimistisch, bald wieder einen großen Profiverein in Greifswald zu begrüßen.
webMoritz: Wie sind Sie in den Vorstand des Vereins gekommen?
Jaeckel: Ich komme gebürtig aus Berlin, habe hier BWL studiert und mich neben dem Studium schon bei den Hengsten Greifswald engagiert. Daher hatte ich schon Erfahrung in dem Bereich. Eine Affinität zum Sport hatte ich ohnehin schon, da ich in Berlin Leistungsschwimmer an einer Sportschule war und die Finanzen hinter einem Verein kann man gut mit dem Erlernten aus dem Studium verknüpfen. Nachdem ich wieder in meine Heimatstadt gegangen bin, kam ich letztlich doch wieder nach Greifswald, denn ich hatte hier ein Arbeitsangebot bekommen. Nachdem ich einige andere Gründungsmitglieder kennengelernt hatte, unter anderen auch Herrn Märzke, habe ich mich dazu entschlossen, neben meinem Beruf den Posten im Verein ehrenamtlich auszuführen.
Was sind Ihre Aufgaben?
Jaeckel: Ich bin sozusagen der Schatzmeister des Vereins. Ich kümmere mich um die finanziellen und wirtschaftlichen Belange und arbeite darüber hinaus auch im Marketing des Clubs.
Nach der Hinrunde belegen Sie den fünften Platz in der Oberliga, wie zufrieden sind Sie bis jetzt mit der Saison?
Jaeckel: Zunächst einmal möchte ich betonen, dass wir uns als Verein gut entwickelt haben. Wenn man sieht, wo wir sportlich nach drei Jahren stehen, kann man sagen, dass wir schon viel geleistet haben, auch in der Öffentlichkeitsarbeit, wo wir dennoch immer neue Leute suchen. Es ist schwierig genug, dass in einer kleinen Stadt wie Greifswald zwei Fußballvereine um die Sponsoren kämpfen müssen.
Was könnte nächste Saison besser werden und was sind ihre Ziele in den nächsten Jahren?
Märzke: Das ist schwer zu sagen. Die Spitze steht schon in dieser Saison so dicht beieinander, zum zweiten Platz fehlen uns nur drei Punkte. Nicht nur Greifswald versucht etwas Großes im Fußball aufzubauen. Außerdem spielen auch immer unvorhersehbare Faktoren eine Rolle, so hätte niemand vor der Saison den FC Strausberg so weit vorne gesehen. Wir können uns nur auf den planbaren Unterbau fixieren, wir müssen mehr Zuschauer in das Stadion bekommen und die Presse muss hinter uns stehen, was momentan leider nicht der Fall ist.
Jaeckel: Unser Ziel in näherer Zukunft ist auch wieder den Landespokal nach Greifswald zu holen, oder wieder einen hochkarätigen Gegner in Greifswald begrüßen zu können, wie vor kurzem den BFC Dynamo, wo über 2.000 Zuschauer im Stadion waren.
Sie sprechen das Spiel gegen den Tabellenführer an. Wie stehen Sie zu den hohen Ausgaben der Stadt, die bei solchen Sicherheitsspielen getätigt werden müssen?
Jaeckel: Neben den hohen Ausgaben muss man auch sehen, was das der Stadt bringt. Ich denke, wir konnten das Stadtimage aufbessern. Wir waren in der Berliner Presse, im Berliner Kurier und in der Berliner BILD-Zeitung zu finden und so kann man sich als guter Gastgeber einen guten Ruf auch über die Region hinaus verdienen. Außerdem hatten auch wir höhere Ausgaben, 15 Prozent der Zuschauereinnahmen mussten wir für die Sicherheit im und um das Stadion aufbringen.
Wie sehen Sie die Beziehung zum GSV. Ist er ein Rivale, oder ein Partner im sportlichen Bereich?
Märzke: Natürlich sind wir Rivalen. Jeder hat seine sportlichen Ziele, jeder hat seine Liga, daher ist von Partnerschaft nicht zu sprechen. Dazu sind unsere Zielvorstellung zu verschieden.
Unter den Greifswalder Einwohnern herrscht die Ansicht, dass der FC Pommern der reichere Verein ist. Haben sie auch mit dem chronischen Geldmangel zu kämpfen?
Jaeckel: Als ehemaliger BWL-Student schlage ich einen Benchmark vor, einfach den Vergleich zwischen uns und den anderen Vereinen in der Liga und der Region zu ziehen. Wenn man sich mal in der Liga die Vereine anguckt, sieht man, dass wir mit unserer finanziellen Lage bei weitem nicht vorne dabei sind. Auch wir müssen um jeden Sponsor kämpfen, auch wir werben um die Kleinsponsoren. Aber wir sind schuldenfrei. Dazu muss man auch in den Verhandlungen mit den Spielern realistisch bleiben. Das auch unser Nachwuchs Markensportbekleidung trägt, liegt nur daran, dass wir viele Personen haben, die sich besonders im Jugendbereich engagieren.
Wie haben sie es geschafft, in drei Jahren der Existenz einen so gut funktionierenden Nachwuchsbereich zu etablieren?
Jaeckel: Da sind zuerst die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter hervorzuheben, die sich sehr stark engagieren. Wir haben über 20 Trainer in den Nachwuchsabteilungen. Aber auch die erste Mannschaft beschäftigt sich mit der Jugend. Es zählen auch die Leistungen der Großen. Wenn man in einem Verein ist, braucht man Idole und aufgrund der guten Ergebnisse der letzten Jahre haben wir es geschafft, so auch die Kleinen zu motivieren. Hinzu kommen Kindergartenkooperationen und Schulprojekte, bei denen junge Talente gesichtet werden sollen.
Haben Sie einen Lieblingsverein und würden Sie ihn unterstützen, wenn dieser auf den FC Pommern trifft?
Jaeckel: Mein Lieblingsverein ist Hertha BSC Berlin. Es ist schwer, sich da zu entscheiden, aber ich denke, ich wäre für Pommern, den Underdog. Es wäre toll, wenn wir auf Hertha treffen würden, beispielsweise im DFB-Pokal, aber der Weg ist natürlich lang bis zu diesem Wettbewerb und wir haben in dieser Richtung auch etwas vor. Es ist eins meiner Ziele, große Vereine zu einem Spiel nach Greifswald zu holen. Warum sollte es nicht Hertha sein?
Möchten Sie abschließend den Studenten etwas mitteilen?
Jaeckel: Gerne. Der Greifswalder Fußball ist ein schlafender Riese und dieser Riese braucht Unterstützung. Ich wünsche mir von euch mehr Engagement im Sport, wir suchen immer wieder neue Leute, angesprochen sei da besonders die Öffentlichkeitsarbeit. Ihr habt in Greifswald viele Möglichkeiten, aktiv am fußballerischen Leben teilzuhaben. Wer gerne oben im Fußball mitmachen möchte, ist bei uns immer herzlich willkommen.
Dies war der zweite Teil der Reihe „Aus den Unterklassen – Fußball in der Universitätsstadt“. In der nächsten Woche folgt ein Gespräch mit Funktionären des Greifswalder SV 04.
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