Das diesjährige Treffen der G8 findet in Heiligendamm statt

Die G8 (Gruppe der Acht) sind ein informeller Zusammenschluss der führenden Wirtschaftsmächte dieser Erde. Gegründet als G6 im Jahre 1975 lag die grundsätzliche Zielrichtung in der gemeinsamen Absprache wirtschaftlichen Vorgehens in „entspannter Runde“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Die Gründungsstaaten waren Frankreich, Deutschland, Italien, Großbritannien, Japan und die USA. Damals ging es inhaltlich hauptsächlich um die erste große Ölkrise und die Währungspolitik. Anschließend traf man sich jährlich, um die großen Themen der Weltwirtschaft und später auch anstehende außenpolitische Fragen zu besprechen. Hierbei hat jedes Jahr ein anderes Mitglied den Vorsitz inne und fungiert gleichzeitig als Gastgeber des jeweiligen Gipfels. Auf Drängen der USA hin trat 1976 Kanada dem Forum bei. Von da an waren die regelmäßigen Treffen der G7 von einer Entwicklung hin zu öffentlichkeitswirksamem Auftreten geprägt. Das Treffen der Regierungschefs wurde somit handlungsunfähiger, die zu treffenden Entscheidungen kamen immer häufiger auf den die Gipfel einleitenden Konferenzen der Minister zustande. 1998 wurde Russland in die Runde aufgenommen, allerdings nicht als Vollmitglied. In diesem Jahr liegen die Diskussionsschwerpunkte bei der „Ausgestaltung der globalisierten Weltwirtschaft“ und der „Entwicklung Afrikas“. Klangvoll wird das Treffen auch „Wachstum und Verantwortung“ betitelt.
Die G8 vereinen heute fast zwei Drittel der Bruttonationaleinkommen (BNE) weltweit auf sich. Dies steht einem Anteil an der Weltbevölkerung von 13,5 Prozent gegenüber. Hierin spiegelt sich das Missverhältnis dessen wider, was man gemeinhin als Gefälle zwischen der ersten, zweiten und dritten Welt versteht. Genau an dieser Stelle setzen G8-kritische Gruppen und Organisationen an. Sie werfen den Regierungschefs vor, unter sich die Fort- bzw. Unterentwicklung des Restes der Welt zu entscheiden. Schuldenerlasse für die dritte Welt seien nicht mehr als eine Geste für die Presse, da nur winzige Teile der Schuldenberge erlassen würden. Weiterhin wird die Migrations- und Entwicklungshilfepolitik angegriffen. Diese seien ausgrenzend und verschlimmerten die Umstände in den betroffenen Ländern meist gewollt. Die radikalsten Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang auch von Ausbeutung und Imperialismus. Mögen diese Äußerungen auch reißerisch sein, völlig von der Hand weisen lassen sich die einzelnen Punkte nur schwer. Viele G8-Gegner tragen wegen einer eingeschränkten öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Thema sowie wegen des ausschließenden Vorgehens hinsichtlich Demonstrationen durch die Sicherheitskräfte ihren Ärger auf die Straße. Die G8-Gipfel sind regelmäßig von gewaltsamen Ausschreitungen gekennzeichnet. Seinen Höhepunkt fand dieser Verlauf auf dem G8-Gipfel von 2001 in Genua. Hier wurde der 23-jährige Carlo Giuliani von einem Carabinieri erst angeschossen und danach überfahren. Der Tod des jungen Demonstranten steht bis heute als Symbol für Gewalteskalationen von Seiten der Ordnungskräfte.
 Auch in Heiligendamm ist die Sicherheit der Teilnehmer ein großes Thema. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern bewegt dort sprichwörtlich Berge, um den diesjährigen G8-Gipfel vorzubereiten. Insgesamt 100 Millionen Euro wird die Durchführung des Gipfeltreffens kosten, tragen wird die Kosten Mecklenburg-Vorpommern. Als Tagungsort wurde das Kempinski-Hotel am Ostseebad Heiligendamm auserkoren. Für die Sicherheit der Teilnehmer sollen 16.000 Polizeibeamte sorgen, ein Zaun für zwölf Millionen Euro umgibt bereits das Gelände des inneren Sicherheitsbereiches „Zone II“. Dieser darf nur noch von Anliegern betreten werden und untersteht der Polizei Mecklenburg-Vorpommern. Darin liegt die „Zone I“, die sich um das Tagungshotel schließt. Hierfür wird das BKA zuständig sein. Kriegsschiffe der USA sowie Kampftaucher sollen an der Seeseite patrouillieren.
Der größte Trubel ist jedoch eher am Zaun zu erwarten. Während Nichtregierungsorganisationen sowie Globalisierungskritiker wie attac Diskussionen und Alternativgipfel organisieren, hat sich die radikalere Linke am Zaun angekündigt. Dort sollen viele verschiedene Aktionen stattfinden, Ausschreitungen sind zu erwarten. Neu ist dieses Jahr die Ankündigung von Rechtsradikalen, den G8-Gipfel für eine Demonstration ihrer Kapitalismuskritik zu nutzen. Was passiert, wenn die Polizei hier den Überblick verliert, mag man sich nicht vorstellen. Doch wie ein Polizeibeamter im Interview mit Spiegel-Online sagte: „Wir werden hier so viel Polizei haben, wie Sie es noch nie gesehen haben.“

Geschrieben von Stephan Kosa