Anmerkungen zum Greifswalder Wohnungsmarkt
Man sollte meinen, die Privatsphäre eines Menschen darf nicht mit Füßen getreten werden. Mein damaliger Vermieter sah das nicht so eng.
Zunächst monatlich, dann in kürzeren Intervallen schickte er kurzerhand eine Putzkolonne, die in unserer Wohnung Küche, Bad und Flur sauber machen sollte. Bevorzugte Uhrzeit: Sieben Uhr morgens. Bevorzugte Lautstärke: zu laut, um weiterzuschlafen. Bevorzugte Reaktion meinerseits: Rausschmiss.
Unangekündigt aus dem Bett vertrieben zu werden, obwohl man normalerweise erst um halb zehn aufstehen müsste, grenzt an Frechheit. Auch meine fünf Mitbewohner wurden unsanft aus dem Schlaf gerissen. Vorbereitet konnten wir nicht sein, denn der Vermieter händigte der Putzfirma ohne Absprache mit uns die Schlüssel aus. Selbst im Hotel wird man als Gast besser behandelt – dort wird morgens zwischen Acht und Zehn das Zimmer gereinigt. Und wohlgemerkt: der Flur und die Küche waren bei weitem nicht so dreckig, dass eine hausexterne Firma hätte kommen müssen.
Als wir uns dann eine Zweiraumwohnung suchten, wussten wir noch nicht, dass wir es mit Leuten zu tun bekommen würden, die den Greifswalder Wohnungsmarkt zu beherrschen scheinen.
Auf dem schwarzen Brett der Uni fanden wir eine Wohnung in der Fleischervorstadt. Bald war der Deal mit der Vormieterin und dem Vermieter gemacht und die alte Wohnung gekündigt. Da kam ein Anruf von einem Makler, der uns weismachen wollte, dass er von uns eine dreistellige Maklercourtage für die Vermittlung der Wohnung bekäme. Klärende Gespräche mit dem Vermieter scheiterten entweder an seiner Unerreichbarkeit oder an dessen angeblicher Ahnungslosigkeit.
Als wir uns weigerten, eine dreistellige Provision für nicht erbrachte Leistungen zu zahlen, zuckte der Makler nur mit den Schultern und sagte, die Wohnung laufe nur über ihn oder gar nicht.
Da schon zuviel Zeit ins Land gestrichen war und wir bereits gekündigt hatten, mussten wir wohl oder übel zusagen. Zusätzlich zu der Maklergebühr kam selbstredend noch die Kaution in Höhe von drei Kaltmieten.
Dafür gab es zwar ein Eins-A-Übergabeprotokoll, aber der fahle Geschmack, abgezockt worden zu sein, blieb.
Geschrieben von Katarina Sass