In der Sitzung des Verwaltungsrates des Studentenwerks am 9. September soll über eine Erhöhung des Semesterbeitrages für das Studentenwerk abgestimmt werden. Die Beschlussvorlage sieht eine gestaffelte Steigerung der Abgaben vor. So sollen die Studierenden im kommenden Semester 46 Euro statt bisher 32,50 Euro zahlen. Für das Sommersemester 2012 werden dann 50 Euro fällig, sofern der Verwaltungsrat der Beschlussvorlage zustimmt.
Für Studierende der Universität würde sich damit der Semesterbeitrag von derzeit 46,50 Euro auf 60 Euro im kommenden Sommersemester erhöhen. Sofern keine weiteren Erhöhungen der sonstigen Bestandteile des Beitrags (Verwaltungsgebühr, Beitrag für Studierendenschaft) beschlossen werden, würde der Semesterbeitrag ab 2012 für alle Studierenden 64 Euro betragen – vorausgesetzt, der Verwaltungsrat erteilt der Beschlussvorlage seine Zustimmung.
Damit würde der Beitrag ab 2011 um 29 Prozent steigen, ab 2012 sogar insgesamt um 38 Prozent. Der Anteil des Studentenwerks stiege insgesamt sogar um mehr als die Hälfte, nämlich rund 53 Prozent. Dieselben Beiträge gelten auch für Studierende in Neubrandenburg und Stralsund.
Studentenwerk droht Defizit in Höhe von 500.000 Euro
Begründet wird die Kostenerhöhung mit drohenden Defiziten des Studentenwerkes in den Jahren 2011 und 2012. Diese würden für das Jahr 2011 rund 200.000 Euro und für das darauffolgende Jahr eine halbe Million Euro betragen. Mit der höheren Abgabe für Studierende sollen anfallende Mehrkosten bzw. Defizite im Bereich Soziales und Öffentlichkeitsarbeit, den Mensen und dem Wohnheim Makarenkostraße 47 gedeckt werden.
Im Bereich Soziales und Öffentlichkeitsarbeit kommt es unter anderem durch die Erhöhung des Zeitbudgets in der psychologischen Beratung, Ablösung der externen psychologischen Beratung durch Einstellung eines Psychologen sowie durch die Übernahme der psychologischen Beratungsstunden durch die Hochschule Neubrandenburg zu Steigerungen der Personal- und Einrichtungskosten um insgesamt 275.000 Euro.
Aufgrund gesteigerter Material- und Energiekosten, die unter anderem durch den Neubau der Mensa am Campus Beitz-Platz entstehen werden, wird sich das bestehende Defizit in den Mensen um voraussichtlich 50.000 Euro im kommenden Jahr erhöhen. Die Personalkosten werden von Seiten des Studentenwerks im kommenden Jahr hingegen um voraussichtlich etwa 112.000 Euro gesenkt. Grund hierfür ist die Gründung der „Küchen GmbH“, in welche die Personalkosten gelenkt werden. Eine Ertragssteigerung bei gleichbleibenden Kosten kann in den bereits bestehenden Mensen gegenwärtig nicht erzielt werden, da diese bereits voll ausgelastet seien.
Durch eine annähernde Verdopplung der Portionenzahlen in den Mensen wird mit einer Erhöhung des Defizits um 390.000 Euro gerechnet. Da ein Teil der Speisen künftig von der Küchen GmbH bezogen wird, entsteht das Defizit nicht zuletzt durch die Abgabe der Umsatzsteuer an den vom Studentenwerk neugegründeten Eigenbetrieb.
Wohnheim Makarenkostraße verursacht Mehrkosten
Aufgrund relativ schlechter Auslastung (87%), hohen Verbrauchskosten und dringend erforderlichen Instandhaltungsmaßnahmen fallen in den kommenden Jahren im weitgehend unsanierten Wohnheim Makarenkostraße weitere Mehrkosten an. Von einer Mieterhöhung in diesem Wohnheim hat das Studentenwerk Abstand genommen, da dies eine weitere Verschlechterung der Auslastung dieses Wohnheimes zur Folge hätte.
Ab ersten Oktober wird die Miete in Folge der ersten Mieterhöhung zwischen 162 und 175 Euro für Einzelzimmer, 125 Euro für Doppelzimmer und 311 Euro für die Familienwohnung betragen. Dieses Wohnheim war in der Vergangenheit bereits öfter in die Kritik geraten, weil dem Studentenwerk dort eine Konzentration von ausländischen Studierenden vorgeworfen wurde. Das Studentenwerk hatte damals entschieden dementiert.
Durch die Erhöhung der Semesterbeiträge wird mit einer Einnahmenerhöhung von rund 871.000 Euro gerechnet. Dem stehen voraussichtliche Mehrausgaben in Höhe von 930.000 Euro gegenüber.
Kritik von Studierendenvertretern
„Aus der Begründung geht keine Rechtfertigung für die enorme Gebührenerhöhung hervor“, meint Konrad Ulbrich, Mitglied im Verwaltungsrat des Studentenwerks gegenüber dem webMoritz. Eine Beitragserhöhung dürfe nur letztes Mittel sein. Darüber hinaus müsse man prüfen, inwiefern das Studentenwerk noch Kosten reduzieren kann, bevor man die Beiträge für die Studierendenschaft erhöht.
Auch für Erik von Malottki, Präsident des Studierendenparlaments, reicht die gegenwärtige Informationslage nicht aus, um die Gebührenerhöhung in der Form rechtfertigen zu können. „Wir werden der Geschäftsführerin des Studentenwerks die Möglichkeit geben, dazu Stellung zu beziehen“ so von Malottki weiter. Darüber hinaus wolle man sich mit den anderen Studierendenvertretern zusammensetzen, um die gemeinsame Vorgehensweise in dieser Frage zu besprechen.
Hinweis: In einer früheren Version des Artikels wurde in den ersten Absätzen die derzeitige Höhe der Rückmeldegebühr falsch genannt, weshalb auch einige der angegebenen Prozentwerte nicht stimmten. Der Fehler wurde korrigiert.
Bilder: Studentenwerk Greifswald (Logo Studentenwerk), Luisa Wetzel (Entwurf neue Mensa, abfotografiert).
Ich mag mich irren, aber kann das sein, dass irh nen kleinen Zahlendreher habt?
Bisher ist der Gesamtbeitrag 46,50. Im nächsten Sommersemester steigt der nach meiner Rechnung auf 60, im Sommer darauf dann auf 64.
Sagt mir, wenn ich mich irre….
Du hast recht. Ist jetzt korrigiert. Danke für den Hinweis!
Hinsichtlich der geplanten Erhöhung ist anzumerken, dass das Studentenwerk Greifswald bundesweit die zweitniedrigsten Beiträge erhebt – nur Magdeburg ist noch billiger (Stand: Anfang 2009). Meines Erachtens ist eine Gebührenerhöhung also prinzipiell gerechtfertigt, deren exorbitante Höhe im konkreten Fall liegt indes jenseits von gut und böse. Ich könnte mir allerdings gut vorstellen, dass die Geschäftsführung dem Verwaltungsrat einen aberwitzig hohen Vorschlag macht, um letztlich wenigstens eine niedrigere Gebührenerhöhung durchzusetzen.
Darüber hinaus birgt die Argumentation der Geschäftsführung für die Gebührenerhöhung meines Erachtens gewissen Sprengstoff: Dort entsteht nämlich der Eindruck, der Mensaneubau müsse von den Studierenden finanziert werden.
Bleibt zu hoffen, dass der Verwaltungsrat da nochmal sehr genau draufschaut und ggf. eine entsprechende deutliche Korrektur der Erhöhung nach unten vornimmt. In der Vergangenheit hat das Gremium mitunter auch schon als "Abnickbande" fungiert – hoffentlich nicht auch in diesem Fall.
Im Übrigen ändert all das nichts an der Tatsache, dass Studieren in Greifswald immer noch spottbillig ist.
Ich hab mir schon sowas gedacht – bei den immer kleineren Mensa-Portionen aufm Teller…
Nachdem die Haushaltssanierung des Studentenwerks durch die Erhöhung der Kaffeepreise 😉 abgeschmettert werden konnte, kommt jetzt also das mit dem schon lange zu rechnen war. Ich bin gespannt über die Abstimmung und Begründung vor dem Verwaltungsrat. Ich bin gerne bereit bei guter und sinnvoller Begründung ein paar Euros mehr auf den Tisch zu legen, vorausgesetzt wir Studierende merken etwas davon. Es kann allerdings nicht sein, dass wir mit unseren Beiträgen z.B die schlechte Auslastung des Wohnheims quasi kompensieren sollen.
Die Erhöhung wird ja wohl hoffentlich nicht in dieser Höhe gleich durchgewunken werden. Da vertraue ich auf unsere studentischen Vertreter im VRat.
Das Studentenwerk kann scheinbar nicht mit Geld umgehen. Es sollte zunächst besser gewirtschaftet werden, ehe der einfachste Weg gegangen wird, nämlich die Studenten zur Kasse zu bitten. So ein Unternehmen könnte jeder führen – immer wenn es eng wird, einfach die Beiträge erhöhen. Liebes Studentenwerk, das Geld kommt nicht aus dem Himmel geflogen und einen Goldesel haben die meisten Studenten auch nicht….