Robin Hood gehört sicherlich zu den beliebtesten Figuren der Film- und Fernsehgeschichte, auch wenn es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger um den englischen Volkshelden war. Nun hat sich Regisseur Ridley Scott unter dem schlichten Titel „Robin Hood“ an eine Neuverfilmung des Stoffes gewagt – könnte man denken. Aber „gewagt“ ist hier das falsche Wort. Wer eine Neuentwicklung der alten Geschichte wie in den letzten Bond- oder Batman-Filmen erwartet, wird enttäuscht. Wer den klassischen Robin Hood als gesetzlosen Beschützer der Armen sucht, allerdings auch.
Handlung: Robin Hood als Erbschleicher
Kurz zur Story: Der einfache Bogenschütze Robin Longstride ist gemeinsam mit dem Heer König Richards auf dem Rückweg von den Kreuzzügen zurück nach England. Um den teuren Krieg im Heiligen Land zu finanzieren, plündert die Armee auf dem Weg nach Hause französische Burgen. Richard stirbt bei einer der Plünderungen, sein Führungsstab fällt einem Attentat des französischen Königs zum Opfer. Robin und seine Freunde (darunter Little John und Will Scarlett) plündern die Leichen der Verstorbenen und geben sich bei der Rückkehr selbst als Ritter aus. Aus einem plötzlichen Verpflichtungsgefühl reist er weiter zum Vater seines „Alter Ego“, dem Baron William von Locksley, um ihm das Schwert seines gefallenen Sohnes zu übergeben.
Der altersschwache Baron will den Krieger allerdings als seinen nach zehn Jahren zurückgekehrten Sohn präsentieren, um die Witwe des Verstorbenen (Lady Marian) und das Erbe der Familie abzusichern. Robin fällt es nun zu, in der Grafschaft, die unter der Steuerpolitik des neuen Regenten König John leidet, aufzuräumen und zudem die Verschwörung der Franzosen aufzudecken, nebenbei erobert er natürlich auch das Herz der Witwe Locksley.
Nur Namen und Orte erinnern an Robin Hood
Schauspielerisch hat Ridley Scott seinen Film solide besetzt – große Leistungen fordert der Actionfilm allerdings auch nicht. Russel Crowe (Robin) hatte für Scott bereits in „Gladiator“ die Ein-Mann-Armee gespielt und tut das auch hier wieder mit der Tiefe, die so eine Rolle eben verlangt. Cate Blanchet liefert einen brauchbaren Auftritt als emanzipierte Lady Marian, die in der Abwesenheit ihres Mannes dessen Platz übernommen hat. Auf der Seite der Bösewichte steht ihnen Mark Strong als Verschwörer Godfrey entgegen. Strong, der in letzter Zeit ein Abo auf Bösweichtrollen abgeschlossen hat, spielt routiniert, allerdings hat auch sein Charakter keinerlei Tiefgang – mehr als böse Dreinschauen ist nicht gefragt.
Das große Manko des Films ist jedoch die Mogelpackung der Titelgebung. Immer wieder hat man als Zuschauer den Eindruck, alles schon mal irgendwo gesehen zu haben. Sei es eben Russel Crowe, der seine Gladiator-Rolle weiterführt, die Reiterarmeen aus „Der Herr der Ringe“, die Strandinvasion aus „Der Soldat James Ryan“ oder die Freimaurerei in der Nebenhandlung, derzeit omnipräsent im amerikanischen Kino. Nur an Robin Hood erinnert, abgesehen von Namen und Schauplätzen, zu wenig.
Nicht nur der Humor und die Leichtigkeit der früheren Verfilmungen, auch die Grundidee des Helden, der mit einfachsten Mitteln gegen die Tyrannei der Herrschenden kämpft, spielt so gut wie keine Rolle. Robins Zeit als gesetzloser Waldbewohner wird nur am Ende des Films angedeutet. Ein zweiter Teil ist aber offiziell bisher nicht geplant. Für die klassischen Elemente der Geschichte (und einen herausragend unterhaltsamen Bösweicht) ist man mit der Kevin Costner-Variante von 1991 besser beraten.
Fazit: Gutes Actionkino ohne Tiefgang
Was der Film allerdings kann, ist unterhalten. All jenen, die ein Faible für Schwertkämpfe und andere mittelalterliche Action-Szenen haben, kann man den Film bedenkenlos empfehlen. Mangels Charakterentwicklung und komplexer Handlung ist „Robin Hood“ als reiner Actionfilm mit seinen zweieinhalb Stunden zwar ein wenig lang geraten, aber wirklich langweilig wird es nicht. Den Titel des Films sollte man allerdings direkt nach dem Ticketkauf wieder vergessen.
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Cinestar Greifswald Filmprogramm
Bildmaterial
Universal Pictures (keine CC-Lizenz)