Seit Montag ist der Hörsaal 4 des Greifswalder Audimax in der Rubenowstraße nun schon besetzt, die Universitätsleitung tolerierte die Protestaktion, die sich gegen bildungspolitische Missstände richtet, bisher. Am gestrigen Abend haben Besetzer und Rektorat gemeinsam mit dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) einen Kompromiss erarbeitet. Der sieht vor, dass die Besetzung bis Freitagvormittag weiterhin geduldet wird. Die Universitätsleitung stellt dem Protestbündnis zudem einen Raum zur Verfügung der ein Jahr lang jeden Abend für Treffen, Diskussionen und Veranstaltungen genutzt werden kann.
Die Aktion hat in den vergangenen Tagen zwar durchaus öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, doch nur wenige Kommilitonen ließen sich überzeugen an der eigentlichen Besetzung teilzunehmen. Hatten am gestrigen Plenum noch rund siebzig Personen teilgenommen hatten die Nacht über nur noch sechs Studenten im Hörsaal ausgeharrt. Am heutigen Vormittag war die Zahl der Besetzer teilweise bis auf drei geschrumpft.
Am heutigen Donnerstag soll gegen 16 Uhr noch einmal ein Plenum stattfinden, ab 20 Uhr ist ein Abendessen und Hörsaalkino geplant. Am Freitag will das Aktionsbündnis die Besetzung mit einem Brunch und einem kleinen Straßenfest vor dem Auditorium Maximum ausklingen lassen. Details dazu sind derzeit noch nicht bekannt. Unter den Streikenden hofft man darauf, mit dem Abschluss der Aktion noch einmal möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen.
Nachdem sich gestern noch der Fachschaftsrat Theologie, die Grüne Hochschulgruppe und die Landtagsfraktion der Linken mit den Streikenden solidarisiert hatten, kam es auch zu einer Annäherung mit dem AStA, der die Bestreikung des Hörsaals am Dienstag noch deutlich kritisiert hatte. So gab es am gestrigen Nachmittag ein Treffen zwischen der AStA-Vorsitzenden Solvejg Jenssen und den Besetzern, in dessen Anschluss sich der Allgemeine Studierendenausschuss beim Rektorat für die Bereitstellung alternativer Räume einsetzte. Die genauen Konditionen wurden dann direkt mit den Besetzern ausgehandelt. Mittlerweile fand auch eine Schlüsselübergabe für Räumlichkeiten in der Slavistik statt.
Der stellvertretende AStA-Vorsitzende Pedro Sithoe erklärte gestern Abend im Gespräch mit dem webMoritz, es hätte verschiedene Missverständnisse zwischen den Protestierenden und den Organen der Studierendenschaft gegeben. „Dass wir weder über die Diskussion um eine mögliche Besetzung, noch über die Planungen informiert wurden, so dass wir hätten Alternativen vorschlagen können, hat uns schon verärgert. Wir hätten uns von Seiten des Aktionsbündnisses einen aktiveren Dialog gewünscht.“
Die Pressemitteilung sei in der Öffentlichkeit dennoch falsch angekommen. „Natürlich begrüßen wir es“, so Sithoe,“wenn sich Kommilitonen für bessere Studienbedingungen einsetzen. Die Forderungen der Besetzer unterstützen wir auch. Dennoch halten wir diese Aktion für suboptimal. In Österreich beispielsweise gibt es ganz akute Gründe für die Studenten zu streiken. In Greifswald aber gibt es lokal derzeit keinen konkreten Anlass für so eine drastische Maßnahme. Mit dieser Besetzung haben wir uns ein Druckmittel genommen, für Zeiten in denen hier echte Proteste notwendig sind.“ Sithoe betonte jedoch, der AStA habe seit der Besetzung am Montagabend im Hintergrund Vermittlungsarbeit geleistet.
Die mittlerweile europaweiten Besetzungen weiten sich immer mehr aus. In Deutschland sind gestern unter anderem Hörsäle in Berlin, München und Hamburg besetzt worden.
Unsere Kollegen von moritzTV haben am Mittwoch einen Beitrag zur Bestreikung des Auditorium Maximum fertiggestellt, den ihr hier sehen könnt.
Bilder:
Foto Wachdienst – Gabriel Kords
Foto Pedro Sithoe – AStA Greifswald
Foto Startseite – Carsten Schönebeck
Im Hintergrund Vermittlungsarbeit geleistet…jawohl so stelle ich mir einen aktiven ASTA vor…man man man
Gut das der AStA jetzt umgeschwenkt hat – besser spät als nie… Durch seine "Distanzierung" hat er nach außen jedoch der Studierendenschaft keinen guten Dienst erwiesen.
Dass die Besetzer nun einen eigenen Raum haben und eine dauerhafte Initiative für mehr politische Debatten gründen wollen, sollten dem StuPa und dem AStA zu denken geben. Denn eigentlich wäre es unsere Aufgabe diese politischen Debatten zu führen und die Studenten mitzunehmen. Wir sollten das als Mahnung aus dieser Woche mitnehmen.
Wir – StuPa und AStA – müssen aufpassen, dass wir die politisch interessierten Studenten noch ein zu Hause bieten und in unsere politischen Gremien und politische Debatten wie im Audimax auch wieder im StuPa geführt werden. Die Audimax – Besetzung ging ja zu einem Teil auf die Jusos zurück, die im letzten Semester aus dem StuPa zurückgetreten sind, weil sie darin "keinen Sinn mehr sahen". Die Audimax – Debatten waren also Diskussionen von Leuten, die sich nicht mehr vom StuPa und vom AStA repräsentiert fühlten. Wenn die Audimax – Initiative nun einen eigenen Raum hat, könnte im schlimmsten Fall eine Spaltung der Studierendenschaft erfolgen.
Da sind Kommentare alá "alles nicht so schlimm" meiner Meinung nach nicht gerade hilfreich. Ich bin eher irritiert, da es gestern noch hieß man erkenne die Probleme ebenso an und unterstüze die Forderunegn…
Vielleicht sollten StuPa & AStA besser das Gegenteil tun und die Argumente der Audimax – Demonstranten aufnehmen, weitertragen und auch auf der Vollversammlung am 9. Dezember diskutieren?
"Dass die Besetzer nun einen eigenen Raum haben und eine dauerhafte Initiative für mehr politische Debatten gründen wollen, sollten dem StuPa und dem AStA zu denken geben." Warum? Mit der Stimmabgabe bei der StuPa-Wahl entmündigt man sich doch nicht selbst bis zur nächsten Wahl. Im Gegenteil, jede weitere Meinung ist gefragt. Sei es als Antrag an das Parlament oder die Vollversammlung, als Anfrage an den AStA oder einfach nur im Gespräch mit Entscheidungsträgern.
Wer meint, dass der AStA nicht ausreichend inhaltlich arbeitet oder die Meinung der Studierenden nicht vertritt, ist aufgerufen am besten selbst in den AStA zu gehen und die Verhältnisse zu ändern. Je ein Referat für Studium und Lehre, Hochschulpolitik, Wohnangelegenheiten sowie Fachschaften und Gremien sind gegenwärtig unbesetzt und können inhaltlich mit Leben gefüllt werden.
Über die Sinnhaftigkeit einer Spaltung der Studierenden kann jeder allein sinnieren.
Nein – niemand wird entmündigt. Deswegen fand ich die Aktion der Studenten ja auch gut – hab sie anfangs unterstützt.
Es ging mir eher darum, dass der AStA in Zukunft nicht "gegen die Interessen" der engagierten Studenten kämpfen sollte…
Im letzten Plenum hat die AStA-Vorsitzende sich ja eine ganz schöne Breitseite abgeholt – genauso wie hier in den webMoritz Kommentaren.
Da müssen wir in Zukunft glaube ich mehr drauf achten.
das habe ich anders gehört. warum dankten der dann die besetzer. das erklär mal.
und ob 30 studierende für 12000 studierende sprechen. offensichtlich werden sie nicht ernst genommen, sonst hätten sie größeren zulauf.
Ich nehme Leute, die den Mut haben sich ins Audimax zu stellen ernster als Leute die eigenen Kommilitonen hinter anonymer Pseudonymen anschwärzen….
Nee, immer nur zu verlangen: "dann macht's doch besser" ist ja wohl auch mehr als peinlich. Es ist auch am AStA, zum richtigen Zeitpunkt das richtige Gespür zu beweisen und nicht nach Strich und Faden sein angebliche Machtstellung auszuspielen. Für mich sieht das alles nach Ego-Kacke von Leuten aus, die vielleicht gern würden, aber irgendwie dann doch nicht können.
Mit dem gewonnen Raum lässt sich ja einiges anfangen, vielleicht kann man ja eine Art Anti- Asta installieren, die tatsächlich die Probleme der Studierenden aufgreifen und unkompliziert helfen. Hätte auch schon nen Namen: BAStA, der Bessere Allgemeine Studierendenausschuss.
Ja, ist nen undankbarer Job so als Referent, aber mit dem Verhalten bei der Besetzung habt ihr euch nen Bärendienst erwiesen.
oh gott bist du peinlich! pöbeln hilft oder was? mach dir deinen basta. Ich ess dann pasta. hat in etwas die gleiche politischen folgen.
Hm, na wenn du deine hingerotzten Zeilen als niveauvollen Kontor gegen mein angebliches "Gepöbel" verstehst….
Übrigens: Pasta heißt jetzt Nudeln.
Ich muss dir das wiedersprechen.
Der AStA /StuPa soll nunmal alle Studenten vertreten. Ich denke, die Mehrheit der Studenten ist soweit informiert, dass sie a) wissen, welche Mängel es an der Uni gibt und b) von den Streiks in Österreich / Deutschland gehört haben.
Der Umstand, dass die Zahl der Besetzer stark gegen Null strebt, zeigt in meinen Augen, dass eben diese Form des Protestes nicht gewollt / als sinnvoll angesehen wird.
Der AStA hat mit seinem Handeln die Merheitsmeinung der Studenten angenommen und entsprechend reagiert. Meiner Meinung nach zurecht.
Natürlich vertreten StuPa und AStA alle Studenten. Das bestreite ich als StuPist und ehemaliger AStA-Vorsitzender auch nicht. Jedoch ist es niemandem genommen, seine eigene Meinung zu artikulieren.
Die Frage ist, ob die Meinung eines Einzelnen/einiger Weniger auf Hochschul-, Landes- oder Bundesebene vernommen wird. Ich würde das eher bezweifeln.
Da würd ich einfach mal vehement widersprechen. Ich denke nicht, dass jeder von den Protesten in Österreich und inzwischen an ca 20 deutschen Unis gehört hat. Außerdem bedeutet die Nicht-Beteiligung an der Besetzung nicht unbedingt, dass man die Aktion nicht unterstützt.
Ich hab bisher von wenigen gehört, dass sie das ganze für Schwachsinn halten, eher dass sie keinen Bock haben in nem Hörsaal zu nächtigen. Natürlich bin ich davon überzeugt, dass viele den Protest für Schwachsinn halten, aber ich bin skeptisch, ob das wirklich die Meinung der Mehrheit ist. Werden wir ja dann eventuell auf der Vollversammlung "klären" können, wenn sich die Besetzer nen Antrag einfallen lassen
Danke Sebastian, dass du gerade das Bild über dich bestätigt. Ich glaube es hackt wohl?
"Denn eigentlich wäre es unsere Aufgabe diese politischen Debatten zu führen und die Studenten mitzunehmen."
"StuPa und AStA – müssen aufpassen, dass wir die politisch interessierten Studenten noch ein zu Hause bieten und in unsere politischen Gremien und politische Debatten wie im Audimax auch wieder im StuPa geführt werden."
Merkst du dich eigentlich noch? Lustigkeit kennt keine Grenzen, in diesem Fall wohl eher Anmaßung…
Das StuPa ist nicht der Mittelpunkt des Universums. Was erdreistest du dich, die Definitionsmacht in deinen Machtbereich zu verordnen? Damit hast du endgültig den Beweis angetreten, dass dein geheuchelter Kampf um Demokratie nur einem Zweck dient, der Entmündigung. Was du willst ist Einfluss, um dich darstellen zu können, du willst bestimmen… mehr nicht.
??? Ehrlich gesagt erschließt sich mir der Gehalt dieses Kommentars nicht wirklich. Was willst Du eigentlich damit aussagen, heureka?
Hey heureka,
ich glaube Du hast mich da genau falschrum verstanden! Denn mich stört genau diese Anmaßung des StuPas! Meiner Meinung nach hat es das StuPa und der AStA total verpennt, auf die Besetzung des Audimax zu reagieren und die engagierten und mutigen Studenten dort ernst zu nehmen!
Übrigens hat das StuPa kaum "Macht" und kann kaum was "bestimmen"… Wenn überhaupt haben die Studenten alle zusammen "Macht". Und dies haben einige ja auch mit ihrer Aktion im Audimax gezeigt. Ich glaube es haben sich lange nicht mehr so viele Abgeordnete zum Thema Bildungspolitik positioniert.
Zumindest hat keine "politische Erklärung" des (vergleichsweise lahmen) StuPas so viel Reaktionen erzeugt, wie die Aktion der Besetzer…
Begreifst du es nicht? Das StuPa ist Dienstleister im Auftrag der Studierenden. Nimm deinen Kasperleverein nicht so wichtig, ob sich da ein StuPa-Mitglied zu Wort meldet oder in China fällt ein Sach Reis um…
Es ist gut und richtig, dass Studenten ihre Sache in die eigenen Hände nehmen und nichts, absolut nichts berechtigt das StuPa, die Debatte an sich zu reissen, sondern das StuPa sollte froh sein, dass autonome Strukturen Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen, ohne unter dem Diktat irgendwelcher Hochschulgesetze zu stehen. Die Aufgabe des StuPas ist es maximal, solche Initiativen zu unterstützen nicht mehr und nicht weniger.
"Die Aufgabe des StuPas ist es maximal, solche Initiativen zu unterstützen nicht mehr und nicht weniger.
>> Und genau deswegen kann ich es als Mitglied des StuPa nicht akzeptieren, dass die Organe des StuPa (der AStA), sich offiziell vom Bildungsstreik distanzieren!
Das StuPa wird ja wohl noch frei und vernünftig entscheiden dürfen und nicht alles mittragen müssen, was angeblich "im Sinne der Studierendenschaft" ist. Ich halte es nämlich für durchaus möglich, dass die sog. "Proteste" hier eine studentische Mindermeinung bilden (entgegen kommunistischem Vokabular wie dem "Gemeinwohl", s.o.) und es braucht mir kein Protestler zu erzählen, alle die dagegen seien hätten keine Ahnung. Denn die Ziele der Proteste sind durchaus dubios und "Alles Geld für alles" ist mir auch einfach zu floskelhaft um mich solchen "Protesten" anzuschließen. Und die Diskussionen hier auf Webmoritz haben mich auch nicht gerade eines anderen belehrt. Selbstbeweihräucherung einiger Studenten brauchen wir noch weniger als alles andere!!
P.S.: Und wenn ich schon lese, dass die Besetzer wohl v. a. Kino gucken und essen (Brunch etc.) dann würde ich mich anbieten, für die nächsten Proteste gleich ein Holiday Resort in Ibiza zu mieten!)
Da gerade mal wieder fleißig anderen Orts geräumt wird, hier mal für dich ein kleiner Auszug aus einem anderen Portal:
"Wie so oft wenn Protest sich entwickelt versuchen Parteien und die ihnen wohlgesonnene Presse sie tot zu loben. Selbst die FDP solidarisiert sich angeblich mit den Protesten. Das dies nicht ernst gemeint ist wissen zwar die meisten eh, gezeigt wird es aber spätestens in den Reaktionen durch die Polizei. Mehrere Hörsääle wurden bereits geräumt. Damit werden zwei Ziele verfolgt. Zum einen soll den Studierenden der Raum der Politisierung genommen werden: In den Hörsäälen finden Diskussionen statt, Menschen finden zueinander und bauen neue Netzwerke des Ungehorsams und der Kritik auf. Daraus könnten sich in der Zukunft Aktionsgruppen bilden, welche unkontrollierbar für die Polizei die Straßen blockieren und sich in Prozesse des öffentlichen Lebens einmischen. Zum anderen wird wieder einmal der Kampf an die Uni verlagert, wo er niemanden stört.(Abgesehen vielleicht von ein paar sich viel zu wichtig nehmenden Wiwi-Studierenden)
Das Lob hat dabei eine weit perfidere Taktik:
Es lenkt zum einen davon ab, dass die Politik nichts macht. Sie rudert weder zurück noch nimmt sie die Proteste ernst – egal wie oft die Tagesschau diese Lüge wiederholt. Sonst wären längst Taten erfolgt. Innerhalb einer Woche machte Kanzlerin Merkel vor einem Jahr 500 Milliarden Euro für die Rettung großer Banken klar – für die Bildung nichts als heiße Luft.
Zum Anderen bereitet das Loben der Proteste aber auch eine Spaltung der Protestierenden vor. Denn wirklichen Druck ausübende Aktionsformen wie Blockaden von Verkehrspunkten, Fabriken, Banken, Flughäfen oder ähnliches werden dann sofort als "Gewalt" defamiert – und die "lieben" Studierenden aufgerufen, sich "ihren" Protest doch nicht durch "die Wenigen" kaputt machen zu lassen. Dieses Spiel ist alt – doch funktioniert es immer wieder gerade bei Studierenden weil diese noch keine Erfahrung mit Protesten haben."
Schöner, kritischer Kommentar!
Exakt so ist es, Danke!
Pedro Sithoe: "Mit dieser Besetzung haben wir uns ein Druckmittel genommen, für Zeiten in denen hier echte Proteste notwendig sind."
Sollten wir nach der Logik dann auch Aktionsformen wie Demonstration, Flugblattverteilung und Petitionen einstellen, weil ja die gesellschaftlichen Umstände irgendwann noch schlechter werden könnten und wir dann unsere Druckmittel schon alle verpulvert hätten? (Überhaupt: Sind Besetzungen mittlerweile rationiert? Wieviel Besetzungen hat der AStA denn vorrätig im Arsenal?)
Pedro weiter: "Dass wir weder über die Diskussion um eine mögliche Besetzung, noch über die Planungen informiert wurden, so dass wir hätten Alternativen vorschlagen können, hat uns schon verärgert."
Welche Alternativen das wohl gewesen wären? Jedenfalls gut, daß der AStA mittlerweile aus der Schmollecke ("verärgert") herausgekommen ist und doch noch zu einer solidarischen Position zur Besetzung und zum Bildungsstreik gefunden hat.
Am 17.11. gibt es bundesweit dezentrale Bildungsstreikaktionen – wäre schön, wenn der AStA den Studierenden dann nicht erneut Knüppel zwischen die Beine wirft.
Das klingt irgendwie komisch. Daher sei die Frage gestattet (sollte sie polemisch klingen -> sie ist es nicht): Ist es nicht ein wenig billig, die Verantwortung für das Scheitern der Besetzungsaktion (auf die Teilnehmerzahlen bezogen) beim Asta abzuladen? Ich mein, für wieviele Personen stehen denn Asta und Stupa zusammen? Formal für alle Studenten, aber real interessieren sich doch maximal 1000 Personen für diese Institutionen [sichtbar daran, dass bei jeder Wahl darum gekämpft wird, über die 10% Wahlbeteiligung zu springen, 10% (!!!)] und fühlen sich durch sie vertreten. Mag es jetzt sein, dass alle diese Personen so hörig sind, dass sie der Distanzierung Folge geleistet und die Besetzung nicht unterstützt haben. Es bleiben immernoch weit über 10000 Studis, die der Streik nicht erreicht hat. Sollte es dann vielleicht nicht doch einmal eine umfassendere Kritik an den eingesetzten Methoden und (mglw.) Personen geben? Man kann es sich natürlich leicht machen und sagen "alle faul, träge und unsolidarisch".
Im Blick auf einen Erfolg eures Streiks sollte euch das jedoch nicht genügen.
a) Wo spricht denn ret marut über ein Scheitern?
b) Ich glaube nicht, dass ret marut irgendwem im AStA für irgendwas eine Schuld gibt?
Es ging doch im Gegenteil nur darum die Begründung für die fragwürdige Distanzierung des AStA gegenüber den eigenen Mitstudenten zu hinterfragen!
a) Das sagt nicht ret marut, das ist tatsächlich meine eigene Meinung. Selbstverständlich ist das nur EIN Urteil über diese Aktion und natürlich steht es den organisatorischen Köpfen frei, diese einfach zu ignorieren. Vielleicht findet ja auch jemand ganz viel Gutes an der Aktion. Aber, und dies steht sogar in Klammern dahinter, bezogen auf die Teilnehmerzahl war die Besetzung ein Fiasko. Ich bin mir sicher, dass die Teilnehmer thematisch gut und viel gearbeitet haben – aber bitte: maximal 150 Mann sollen als Illustration für eine große studentische Unruhe dienen? Dies überzeugt sicherlich nicht nur mich nicht.
b) Das ganze war absichtlich als Frage formuliert. Kombiniert mit dem Einleitungssatz "Das klingt komisch" soll ausgedrückt werden, dass dieses Beitrag vom Leser so interpretiert werden KANN (nicht MUSS). Sollte ich also etwas missverstanden haben, so wird ret marut sicherlich nicht auf den Mund gefallen sein und die Aussage klarer formulieren können.
Erstens: "den Organisatoren" klingt komisch, wenn man sich die Situation vor Ort mal angeschaut hätte, dann merkt man, dass sich immer wieder verschiedene Leute für Organisation von vielen verschiedenen Dingen zur Verfügung gestellt haben, das ganze war zutiefst basisdemokratisch und es gab de facto keine hierarschichen Strukturen. Das kann man positiv oder negativ bewerten, fest steht es war so.
Ich denke aber, dass allen Besetzern klar ist, dass die Aktion ziemlich chaotisch angelaufen ist, was aber meines Erachtens vor allem daran lag, dass die meisten Leute sich erst spontan eingefunden haben und die Initiatoren sich relativ schnell verzogen haben. Die Organisation hat notgedrungenerweise erst im Audimax angefangen, wenn man das mit den 3 Wochen Vorbereitungszeit der Wiener vergleicht, dann ist klar, dass es diletantisch wirkt. Aus den Fehlern haben aber glaub ich auch alle Anwesenden gelernt und falls es nochmal was Ähnliches geben wird, wirds sicher besser geplant werden.
Um genau zu sein hab ich "den organisatorischen Köpfen" geschrieben. Wer und wieviele das sind und auch wie sie zusammenarbeiten ist in diesem Fall egal. Hab ich, denke ich mal, missverständlich formuliert. Darum ging es bei meinem Beitrag aber auch nicht.
Jabba und ret marut haben den Kern der Frage gut verstanden (ich fordere btw keine kritische Betrachtung, ich würde es im Sinne des Erfolgs des Streiks lediglich gut finden ->Anregung, keinerlei Handlungsanweisung/-leitung) und auch wenn ich die Bewertungen nicht (vollständig) teile, so ist ihre subjektive Sicht nachvollziehbar dargelegt und im Sinne einer Diskussion akzeptabel.
Tjoa, offensichtlich ist "daumen runter" drücken leichter als diskutieren. Schade…
1. Als "unsolidarisch und faul" habe ich die Studierendenschaft nicht abqualifiziert. Meine Kritik richtete sich an die anfängliche Apathie der Institution AStA. Wenn Studierende aus eigener Initiative heraus solch eine Aktion machen, kann sich ein Organ der Verfaßten Studierendenschaft nicht hinstellen und die Aktion diffamieren. Bei Kritik seitens des AStA an der Aktion wäre es am sinnvollsten gewesen, das entsprechend auf den öffentlichen Plena der BesetzerInnen zu thematisieren und gemeinsam zu besprechen, statt per Pressemitteilung den aktiven Studierenden in den Rücken zu fallen. – Aber das ist Schnee von gestern.
2. Als gescheitert oder nicht erfolgreich sehe ich die Besetzung nicht an. Es war der relativ spontane Versuch, eine solidarische Aktion mit den Uni-Streikaktionen anderswo zu machen und die eigenen Forderungen bzgl. guter Bildung gemeinsam zu formulieren.
Die Besetzung des Greifswalder Audimax ist zudem (bisher) die einzige Aktion in MV im Rahmen der bundesweiten Besetzungsaktionen und wurde auch an den anderen Hochschulstandorten unseres Bundeslandes wahrgenommen.
3. Daß eine Besetzung kein Fanal ist, wo plötzlich die Massen antraben und mitgerissen werden, dürfte (hoffentlich) allen klar sein. Selbst bei den großen Lucky Streik-Aktionen 1997 haben nicht mehr als 200-300 Leute pro Uni kontinuierlich rumgerödelt, die übrigen sind halt "nur" zu den Plena oder VV gegangen oder haben sich an einzelnen Demonstrationen beteiligt. – Natürlich ist es erstrebenswert, wenn möglichst viele Studierende aktiv werden, aber dazu gehört halt mehr als nur eine Besetzung, nämlich kontinuierliche Aufklärung und Bewußtseinsbildung. Und die kommt in Greifswald regelmäßig zu kurz – ein Schuh, den sich nicht nur die Verfaßte Studierendenschaft anziehen muß, sondern auch die Hochschulgruppen.
4. Wäre ohne die Besetzung des Audimax eine derartige Diskussion überhaupt zustande gekommen? Schau Dir allein mal das Echo auf die Aktion in der Presse (nicht nur webmoritz!) und der politischen Landschaft MVs auf diese kleine Aktion an – ohne eine aktive Besetzung wären Bildungspolitik und Bildungsmisere doch gar nicht zum Thema geworden.
5. Der Bildungsstreik hat ja erst begonnen. Am 17.11. finden auch in Greifswald Aktionen zum bundesweiten dezentralen Bildungsstreik statt. Und vielleicht beteiligen sich dann auch noch mehr Studierende.
… und natürlich auch SchülerInnen, denn Konzept des Bildungsstreikes ist es ja gerade, daß SchülerInnen und StudentInnen gemeinsam für bessere Bildung auf die Straße gehen und sich nicht gegenseitig ausspielen lassen. Außerdem nimmt das den Protesten auch den – bei studentischen Protesten leider oft auftretenden – elitären Dünkel, wo sonst nur studentische Partikularinteressen artikuliert werden.
Ich finde die Kritik an der Aussage des stellv. AStA-Vorsitzenden mehr als berechtigt, zumal ich mich Frage: Keine akuten Probleme? Was ist denn das Bachelor/Master-System, die Modularisierung, der hohe Prüfungsdruck etc. Nur weil Probleme nun schon eine Weile bestehen, verlieren sie doch nicht ihre Relevanz. Die Forderung Pedros bedeutet ja, das nur noch Abwehrkämpfe, z. B. gegen Studiengebühren, zu führen sind, aber alles, was einmal eingeführt ist, nicht mehr angetastet werden darf – und das halte ich für Unsinn und darüber hinaus für politisch komplett falsch.
Oh grad frisch eingetroffen:
Fachschaftsrat Biowissenschaften http://www.fsrbio-greifswald.de
Universität Greifswald
Stellungnahme
Liebe Kommilitonen und Kommilitoninnen, sehr geehrte Hochschulöffentlichkeit,
der Fachschaftsrat Biowissenschaften unterstützt die Forderung der Studierenden nach einer besseren Bildungspolitik und einer Verbesserung der Bildungssituation an der Universität Greifswald. Wir begrüßen das Engagement der Studierenden, sich über aktuelle Hochschulpolitik Gedanken zu machen, ins Gespräch zu kommen und über die Grenzen der Greifswalder Universität hinaus Solidarität zu zeigen. Dazu war und ist eine Menge Eigeninitiative, Zeit und Courage nötig.
Im Fall der aktuellen Besetzung des „Auditorium Maximum“ möchten wir besonders den fairen Umgang mit betroffenen Vorlesungen, die Bekennung zur Gewaltfreiheit und die Diskussionsbereitschaft der Studierenden hervorheben. Der Fachschaftsrat unterstützt Studierende, die sich bildungspolitisch einsetzen und versuchen, ihren Problemen friedlich Gehör zu verschaffen.
Es ist besonders an der Universität Greifswald wünschenswert, dass sich noch mehr Studierende in diesem Sinne engagieren.
der Fachschaftsrat Biowissenschaften Universität Greifswald
Zusätzlich hatten sich in den letzten Tagen schon der FSR Physik und FSR Theologie solidarisch erklärt. Zeigt doch auch ein bisschen, dass die Kritik, dass alle anderen Studenten die Aktion für Schwachsinn halten, ungerechtfertigt ist.
armselig schreibt man übrigens nur mit einem "e"
und die hier auch:
Liebe Kommilitonen,
wir vom Fachschaftsrat Psychologie wollen uns mit den Besetzern des Audimax solidarisch zeigen.
Wir unterstützen die aufgestellten Forderungen, insbesondere das Engagement für die Sanierung baufälliger Institutsgebäude,
und wünschen euch viel Glück und Durchhaltevermögen bei der Durchsetzung euerer Forderungen!
Beste Grüße,
euer Fachschaftsrat Psychologie
Jetzt möchte sicherlich jeder Studierende wissen, was die vier Fachschaftsräte und die vier im StuPa vertretenen politischen Gruppen getan haben, um die bekannten Misstände anzugehen! Alle Genannten sind in den besten Positionen um Veränderung anzustoßen; Gleiches gilt für Sebastian als Senator.
Also knappe Frage: Was habt ihr vorzuweisen?
Immerhin sind sie nicht den Mitstudenten in den Rücken gefallen, wie der asta, den du scheinbar weiter verteidigen willst…
Thomas will auf konkrete Maßnahmen hinaus.
AStA und StuPa sind dank dem Engagement konservativer Studenten zu verkrusteten Verwaltungsstrukturen verkommen, die die Entpolitisierung von Studierenden vorantreibt. Diese beiden zahnlosen Tiger sind doch nur was für realitätsferne Idealisten, karriergeile Profilneurotiker und Bürokratiefetischisten. Diese beiden Gremien lassen sich nur zu Veränderungen anstoßen, wenn sie durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und dem zugehörigen medialen Echo dazu gezwungen werden.
Sich in AStA und StuPa zu engagieren ist m.M. nach reine Zeitverschwendung, denn durch ausserparlamentarische Opposition lässt sich das eigene Lebensumfeld effektiver gestalten.
toller spruch, und warum traust du dich nur anonym zu motzen?
Was hast du vor, um durch 'öffentlichkeitswirksame Aktionen' zu zwingen? Das asta-büro besetzen? wie affig ist das denn? geh wählen oder lass dich wählen!
Ein derart unreflektiertes Bashing von Strukturen der Verfaßten Studierendenschaft sollte doch bitte den rechten Hochschulgruppen überlassen werden!
Daß es eine Verfaßte Studierendenschaft, also eine rechtlich einigermaßen abgesicherte studentische Selbstverwaltung gibt, ist das Ergebnis von harten studentischen Kämpfen in den 1960er und 1970er Jahren der BRD gewesen. Wenn Du mal sehen willst, wie elend es ohne Verfaßte Studierendenschaft ausschaut, dann geh mal nach Bayern oder Baden-Württemberg, wo 1973 bzw. 1977 die Verfaßte Studierendenschaft abgeschafft wurde. Dort muß sich die Studierendenschaft ohne ASten und ohne studentische Gelder in USten und U-Räten durchwurschteln.
Und das elende AStA-Bashing in Greifswald ist nun wirklich ein alter Hut. Klar muß der hiesige AStA häufig zum Jagen getragen werden, aber – und das zeigt ja die Besetzung ganz gut – auf studentischen Druck hin wird er dann doch schließlich noch tätig.
Also: Für Verfaßte Studierendenschaft und Solidarität – gegen blödes Rumgebashe!
In BaWü gibt es ASten
Binnen 24 Stunden hat also keiner der Genannten etwas vorzubringen außer den "Daumen-runter-Knopf" zu drücken. Das spricht Bände! Danke.
Das StuPa, AStA und Senat bisher untätig waren rechtfertigt jetzt den Bildungsstreik zu verdammen?
Wozu der aufgesetzte Streit innerhalb der Studierendenschaft? Lass uns doch lieber zusammen statt gegeneinander arbeiten?!
bähm, was soll der schrott? bist du nicht in den gremien, die was verändern könnten? ist es so, daß die nichts machen, oder raffst' es nicht mehr? die leutz, die was anschieben, zeigen dir sicher für so'nen spruch den vogel.
Verrätst du jetzt bitte noch, wie du die Untätigkeit nachweist, bevor du pauschale Urteile über 50 Menschen sprichst?
Das ist kein aufgesetzter Streit, sondern die Frage, ob man als Zuständiger selbst Initiative ergriffen hat um Misstände anzugehen, oder einzig Solidarisierungen formuliert!
Da soll es noch Menschen geben, die Unterschiede zwischen beidem sehen!
Du bist es doch Thomas, der hier den Leuten Untätigkeit vorwirft?! Ständig verdrehst Du Deine Worte, um irgendwelche Widersprüche zu erzeugen. Sebastian hat eine klare Position zur Audimax-Besetzung. Und du lavierst rum…
Arbeitet einfach mal zusammen statt gegeneinander…
Ich formuliere es in einem Satz: Ich finde es unangebracht, wenn Menschen, die in entscheidenden Gremien vertreten sind, sich mit einer Besetzung für bessere Bildung solidarisieren und in ihren Gremien selbst nicht aktiv wurden um bessere Bildung zu realisieren.
Das heißt nicht, dass ich gegen Bildungsstreik und Co bin oder hier gegen Sebastian agitiere. Im Übrigen lohnt ein Blick in die Pressemitteilung der Landeskonferenz der Studierendenschaften, die auch dem Webmoritz vorliegt.
Auf dem Uni-Spiegel unter http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-487… gibt es drei Fotos von der Greifswalder Audimax-Besetzung. Schöner Nebeneffekt der Besetzung.
Die Streikenden sollten sich von bekennenden Marxisten wie "ret marut" distanzieren, wenn sie in einem ernsthaften und demokratischen Dialog ernstgenommen werden wollen. Durch die Kooperation mit Kommunisten hat man sich einen Bärendienst erwiesen.
wenn das so weiter geht distanzien wir uns demnächst von der gewaltfreiheiheit und bestzten mal den begriff colörbesuch neu…
Asta und Stupa haben vollkommen richtig gehandelt. Es gibt überhaupt keinen Grund, sich von erfolg- und bedeutunglosen Kleinstgruppen mit fragwürdigen Motiven zu irgendwas „zwingen“ zu lassen.
Was war an der Audimax-Besetzung denn "fragwürdig"?
Ist Solidarität mit den streikenden Studierenden in Österreich und an deutschen Hochschulen "fragwürdig"?
War es "erfolglos", daß nun greifswald- und MV-weit endlich mal über die bestehende Bildungsmisere gesprochen wurde?
Fragwürdig ist alles. Besonders aber, was dem Absolventengeist nicht beliebt. Wer mag schon gern seine Neuronenverbindungen umsortieren, wo er doch ein Abschlusszeugnis im Geiste Arndts errungen hat?