Die Landeskonferenz der Studierendenschaften (LKS) befürchtet, dass der Landtag die derzeitige Semesterpause dazu nutzen könnte, die umstrittene Verwaltugnsgebühr zu beschließen. Die Einführung der Gebühr von 50 Euro „Verwaltungskostenbeitrag“ pro Semester, die jeder Studierende bezahlen müsste, ist schon seit längeren in der Diskussion. Im Oktober hatten hunderte Studenten in Schwerin gegen das Reformvorhaben demonstriert. In der vorlesungsfreien Zeit dürfte es für die Studenten sehr viel schwieriger werden, eine stattliche Anzahl an Demonstranten zu mobilisieren.

Nach Angaben der LKS hatten sich in den vergangenen Monaten Rektoren, Kanzler, Senatsvorsitzende und Studierendenvertreter aus den Hochschulen des Landes mehrheitlich gegen die geplante Gebühr ausgesprochen.

Landesregierung will zwei Änderungen zusammenlegen

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Fabian Freiberger wittert ein "billiges Mannöver"

Die Landesregierung plant nach Angaben der LKS, zwei Gesetzesvorhaben, die das Landeshochschulgesetz ändern sollen, zusammenzulegen. Dabei geht es zum einen um den geplanten Verwaltungskostenbeitrag („4. Änderungsgesetz“) und zum anderen um verschiedene andere Vorhaben wie die Aufhebung der Wiederwahlregelung für Selbstverwaltungsgremien, die bisher im „3. Änderungsgesetz“ zusammengefasst wurden.

Fabian Freiberger, AStA-Referent für Hochschulpolitik, sagt, was ihn daran stört: „Dabei handelt es sich um ein billiges Manöver, denn der dritte Gesetzentwurf geht auf die Initiative von Hochschul- oder Studierendenvertretern zurück. Gegen diesen ist von unserer Seite nichts einzuwenden, wohingegen der vierte Gesetzentwurf von uns abgelehnt wird.“

Die LKS will sich bemühen, auch in den Semesterferien lautstark gegen das Gesetzesvorhaben zu protestieren. Eine Großdemonstration ist derzeit in Planung. Außerdem wird die Möglichkeit rechtlicher Schritte gegen das Gesetz geprüft. Der webMoritz wird über den Fortgang der Planungen so zeitnah wie möglich berichten.

SPD Greifswald stellt sich gegen die Gebühr

jusosIndes vermelden die Greifswalder Jusos einen Erfolg gegen die Verwaltungsgebühr. Die Jusos sind entschieden gegen die Gebühr, obwohl die SPD als Regierungspartei in Mecklenburg-Vorpommern mit dafür verantwortlich ist. Auf einem Parteitag des Greifswalder Ortsverbands am Mittwoch, dem 28. Januar, stimmten die anwesenden Mitglieder mehrheitlich gegen die Gebühr. In dem Beschluss der SPD heißt es:

„Der SPD-Ortsverein Greifswald hat das langfristige Ziel Bildung als Grundstein gesellschaftlichen Wandels und Fortschritts für alle Menschen kostenlos zugänglich zu machen.

Aus diesem Grund spricht sich der Ortsverein gegen die Einführung einer Verwaltungsgebühr und sonstiger Studiengebühren an den Hochschulen des Landes aus.

Im Interesse für die Stadt Greifswald und das Land Mecklenburg-Vorpommern sind die Fraktion in der Bürgerschaft und die Vertretungen der SPD Greifswald im Landtag und in der Landespartei aufgefordert, sich für eine alternative öffentliche Finanzierung der Hochschulen einzusetzen.

Der Beschluss soll durch den Ortsvereinsvorstand auf dem nächsten Landesparteitag eingebracht werden.“

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Mathias Brodkorb

Erwartungsgemäß sorgte der Beschluss parteiintern für einigen Wirbel. Aus dem Umfeld des SPD-Bildungsexperten im Landtag, Mathias Brodkorb, verlautete Verärgerung über den Beschluss. Verwaltungsgebühr und Studiengebühren seien nicht sauber voneinander getrennt worden. Erstere würden bereits seit langem an den Universitäten erhoben. Die Gesetzesänderung solle vielmehr Klarheiten im Gebührendschungel schaffen und Studenten vor zu hohen Gebühren schützen. an allen Brodkorb hatte im Dezember das Reformvorhaben in Greifswald erläutert und für die Gebühren geworben.

Außerdem hieß es aus Kreisen des Ortsvereins, die Entscheidung über die Ablehnung sei nicht gerade mit einer überdeutlichen Mehrheit gefällt worden. So hätten sich zahlreiche Genossen enthalten – mutmaßlich, weil sie sich scheuten, öffentlich für höhere Abgaben von Studierenden einzutreten.

Infokasten: Der geplante Verwaltungskostenbeitrag

Der Verwaltungskostenbeitrag (meistens als „Verwaltungsgebühr“ bezeichnet) soll nach den Vorstellungen der großen Koalition im Landtag eine Pauschalabgabe aller Studierenden als Beitrag zu den Verwaltungskosten, die sie verursachen, sein. Die landläufige Bezeichnung als „Verwaltungsgebühr“ ist insofern ungenau, weil Verwaltungsgebühren für die Studenten bereits erhoben werden, etwa für die Anfertigung von beglaubigten Kopien, die Ausgabe von Kopierkarten oder auch als Säumnisgebühren für zu lang ausgeliehene Bücher. Der neue Beitrag soll einen Teil dieser Gebühren ersetzen und so auch zum Bürokratieabbau beitragen, weil dann in Zukunft die Gebühren nicht immer einzeln für Verwaltungsleistungen eingezogen werden müssen.

Gleichzeitig ist der Verwaltungskostenbeitrag allerdings auch eine Erhöhung der Verwaltungsgebühren, denn es steht allgemein zu bezweifeln, dass Studierende bisher mehr als 50 Euro im Semester an Verwaltungsgebühren bezahlen mussten.

Die SPD, die den Gesetzentwurf zusammen mit dem Koalitionspartner CDU im Landtag beschließen will, hält den Verwaltungskostenbeitrag nicht für eine Studiengebühr und betont, sie sei grundsätzlich gegen Studiengebühren.

Im Jahr 2008 war eine Verwaltungsgebühr von 10 Euro („Rückmeldegebühr“), die die Universität Greifswald pro Semester erhob, vom Oberwaltungsgericht als rechtswidrig aufgehoben worden. Es handele sich dabei um eine versteckte Studiengebühr, stimmten die Richter den Klägern zu.

Weitere Infos zusammengestellt von moritz Print gibt es hier.

*Update*

6. Feb 1520 Uhr: AStA-Referent Fabian Freiberger informierte uns gerade über folgendes:

„Die nächste Behandlung der (zwei?!) Gesetzentwürfe zur Änderung des LHG im Bildungsausschuss sind voraussichtlich Ende Februar. Somit wird das nicht Anfang März in den Landtag einzubringen sein. Mit ner Überweisung (zur zweiten Lesung) in den Landtag rechne ich für die Sitzungswoche ab dem 30. März. Wir können uns also ab Anfang April auf ne nette Demo einstellen.“

Fotos: webMoritz-Archiv