Nachdem wir gestern die Auszählung der StuPa-Wahl live begleitet haben, wollen wir heute einmal genauer auf das Ergebnis schauen. Wenn man die gewählten StuPisten nach politischen Gruppierungen sortiert, dann sähe das neue Studierendenparlament so aus:
Der große Gewinner der Wahl sind erneut die Hochschulpolitischen Gruppen insgesamt. Hatten sie im letzten StuPa erstmals gemeinsam eine Mehrheit, gehören die „unabhängigen“ StuPisten inzwischen fast zu einer aussterbenden Art.
Größter Einzelgewinner ist aber vor allem die neu gegründete grüne Hochschulgruppe. Über das versteckte Potential einer grünen Hochschulgruppe hatte der webMoritz bereits im April 2008 spekuliert. Nun ist die grüne Hochschulgruppe da. Einen großen Anteil daran, trägt wohl auch die Wahlsiegerin Anne Klatt, die alleine fast 300 WählerInnen für sich begeistern konnte.
Die Aufteilung nach Stimmen (rechter Kuchen oben) zeigt, dass die Grünen sogar deutlich mehr Stimmen gewinnen konnten (24,7 %) als die Jusos (20,5 %). Das die Jusos nun trotzdem mit mehr Kandidaten ins StuPa einziehen, liegt ganz einfach daran, dass sie mehr Kandidaten aufstellten.
Doch schon in den Radio 98eins Interviews (als Podcast hier) kündigten die Gruppen an, zusammen arbeiten zu wollen. Die linke Mehrheit aus Grünen, Jusos und SDS ist eindeutig, zumal unter den parteiungebundenen Stupisten ebenfalls eher linke Studenten sitzen. Im Kontrast dazu ein Vergleich mit dem letzten StuPa 2008 (direkt nach der Wahl):
Besonders den RCDS dürfte diese Wahl bedrücken. Der RCDS hatten sich mehr denn je im Wahlkampf engagiert. Drei verschiedene Wahlplakate, Wahlstände in der Mensa, Flyer, und das Unisono-Magazin scheinen wirkunglos geblieben zu sein. Tatsächlich konnten sich eher Kandidaten durchsetzen, die bisher nicht im StuPa vertreten waren, wie etwa Korbinian Geiger oder die Erstsemesterin Laura Hippler.
Und noch eine Grafik zu den Gewinnern und Verlierern der Wahl (im Vergleich zu 08):
Allerdings relativiert sich die Bedeutung des „Linksrucks“ aus mehreren Gründen:
a) Im Studierendenparlament ist die politische Aufteilung von „links nach rechts“ nur bedingt aussagekräftig / anwendbar. Finanzanträge wurden (früher) nur selten parteipolitisch entschieden.
b) Das Studierendenparlament wird nach Personenwahl nicht Listenwahl gewählt. Politische Gruppen sind zwar möglich, habe jedoch keine Fraktionsfunktion. Entsprechend gibt es keinen Fraktionszwang. Kurzum: Jeder StuPist kann abstimmen, wie er will.
c) Oft sind gerade linke Gruppierungen intern sehr zerstritten.
d) Sobald einige StuPisten ihre Ämter niederlegen oder nicht annehmen, kann sich die Verteilung im StuPa durch Nachrücker verändern.
Hier daher die Kandidaten im Einzelnen:
Und das ist die Liste der Gewählten:
Nr. | Name | Stimmen | |
---|---|---|---|
1 | Anne Klatt | 278 | |
2 | Thomas Schattschneider | 226 | |
3 | Alexander Schulz-Klingauf | 190 | |
4 | Christian Bäz | 182 | |
5 | Korbinian Geiger | 180 | |
6 | Frederic Beeskow | 175 | |
7 | Victoria Nickel | 163 | |
8 | Sebastian Jabbusch | 150 | |
9 | Enrico Howe | 136 | |
10 | Christian Sett | 135 | |
11 | Peter Madjarov | 132 | |
12 | Moritz-Mathis Felder | 127 | |
13 | David Wulff | 119 | |
14 | Eric Hartmann | 110 | |
15 | Karla Thurm | 108 | |
16 | Laura Hippler | 99 | |
17 | Maik Jablonowsky | 88 | |
18 | Paul Greve | 87 | |
19 | David Stoffel | 86 | |
20 | Konrad Ulbrich | 81 | * |
21 | Diana Treiber | 81 | * |
22 | Stephan Schumann | 78 | * |
23 | Silvia Klages | 78 | * |
24 | David Noack | 74 | |
25 | Erik von Malottki | 73 | * |
26 | Paul Dederer | 73 | * |
27 | Marina Beielstein | 72 | * |
Nicht gewählte Kandidatinnen und Kandidaten (Nachrücker):
Nr. | Name | Stimmen | |
---|---|---|---|
28 | Jaana-Leena Rode | 72 | * |
29 | Dominique Schacht | 69 | |
30 | Richard Lünser | 68 | |
31 | Christine Fratzke | 66 | |
32 | Juliane Ruschinzik | 60 | * |
33 | Ivo Sieder | 60 | * |
34 | Carolin Schulz | 57 | * |
35 | Christoph Böhm | 57 | * |
36 | Hagen Bierstedt | 57 | * |
37 | Claudia Sprengel | 52 | |
38 | Dennis Khakzad | 48 | |
39 | Florin Jonischkies | 47 |
|
40 | Lars Novak | 46 | |
41 | Sebastian Breitenfeldt | 34 |
* Die Platzierung bei Simmengleichheit wurde vom Wahlleiter durch Los bestimmt.
- Wahlbeteiligung
Insgesamt haben 1527 StudentenInnen ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 12,7 %.
Zum Vergleich: 2008 lag sie bei 10,1 %, 2007 bei 8,5 %. Seit zwei Jahren steigt die Wahlbeteiligung wieder. Im Wahljahr 2006 hingegen lag sie bereits einmal bei 12,2 %. 2005 lag sie bei 9,3% und 2004 bei 10,8 %.
Trotz massiven Wahlkampfes, Wahlkampf AG, Moritz Magazin mit Wahlspezial undMoritz TV Wahlvideo und webMoritz Wahlcoverage konnte die Beteiligung nicht stark angehoben werden.
Wichtiger schien hier nicht rechtzeitig fertig gestellte Wahlmoritz und die schwer zu findenen Wahllokale zu sein.
- Frauenquote:
Gewählt wurden sieben Frauen und 20 Männer. Der Frauenanteil liegt 2009 also bei immerhin 26 %. Im StuPa 2009 lag die Quote bei 14,8 %. Auch hat dieses Jahr mit Anne Klatt eine Frau mit 278 Stimmen die Wahl gewonnen.
- Ersti-Quote:
Im Studierendenparlament saßen
früher vor allem Studenten mit zweistelligen Semesterzahlen. Das hat sich deutlich geändert. Glaubt man den Angaben im Wahlmoritz, sind nur vier Studenten im zweistelligen Semesterbereich. Hingegen sind 14 Studenten (die Hälfte) noch unterhalb des fünften Semester (letztes Jahr waren nur acht Studenten so jung). Vier Studenten gaben sogar an noch im ersten Semester zu sein (im letzten Jahr waren das sechs).
- Unsere StuPa-Wahlanalyse 2008 findet ihr hier.
- Die Ergebnisse der Senats- und Fakultätsratswahlen waren bereits gestern klar. Ihr findet sie hier.
- Wer ist wer? Hier nachlesen im Wahlmoritz 2009.
Grafiken: Vielen Dank an unseren Leser Dan Oertel!
Podcast:
Der Podcast wurde von Nora Debreslioska erstellt.
[podcast]http://webmoritz.de/wp-content/uploads/2009/01/stupa_nora.mp3[/podcast]
(Der Beitrag wurde ursprünglich am 17.1.09 erstellt und aus technischen Gründen im Datum verändert)
Schöner Artikel!
Gibs noch ne Übersicht welche Fakultät wieviele Wähler gestellt hat?
Naja, von einem Linksruck zu sprechen halte ich wie schon in der im Artikeln enthaltenen Relativierung für unangebracht, da die Jusos eher (und hoffentlich) in der Mitte zu verorten sind. Erfreulich ist auf jeden Fall, das RCDS und LHG nicht mehr als Blockierer auftreten können und damit kooperativ und inhaltlich mit den anderen Gruppierungen zusammen arbeiten müssen.
Ich stehe dem RCDS und der LHG weiß Gott nicht nah aber sie pauschal als Blockierer zu bezeichnen, wird ihnen nicht gerecht. Zudem haben hier selbst JUSO-Vertreter gepostet, dass sie inhaltlich und kooperativ mit vielen besagten Vertretern zusammenarbeiten konnten.
Wann warst du eigentlich mal im StuPa zugast und hast dir eine eigene Meinung gebildet? Wenn du deine Informationen einzig vom Webmoritz beziehst, solltest du besser schweigen – und das sage ich als Unabhängiger!
Auch auf dem webMoritz wurden RCDS und LHG nie als Blockierer bezeichnet. Aber ich vermute, das ist es auch nicht, was Wissender sagen wollte….
Ich vermute mal er wollte so was sagen wie "Vielleicht haben die Jusos jetzt öfter mal Chancen mit ihren Anträgen durchzukommen"… oder so?
Habe auch nicht geschrieben, dass DU sie als Blockierer bezeichnet hast. Es ging mir eher um Kommentare.
Es ist nun nicht so, dass das 27-köpfige StuPa reihenweise Anträge der JUSOS abgelehnt hat, weil sie von den JUSOS kamen, sondern weil andere Anträge argumentativ besser oder mit der Satzung vereinbar waren. Das haben selbst einzelne JUSOS verstanden…
Naja, Blockierer geht vielleicht etwas zu weit. Ich hoffe nur dass pauschale Antragskürzungen wie jüngst bei der LHG in Zukunft etwas tiefgründiger im StuPa hinterfragt werden. Ansonsten gilt hier die freie Meinungsäußerung, für die ich nicht im StuPa persönlich anwesend sein muss, sondern mir durchaus über Medien und Protokolle eine eigene Meinung bilden kann.
Oh je. Vermutlich hast du die Diskrepanz zwischen Protokollen und Berichterstattung nicht festgestellt, oder?
Wie dem auch sei, zumindest das "Blockierer" hast du noch relativiert bekommen. Danke!
echt richtig auf den punkt gebracht!!!
und das sagst du auch als unabhängiger stupist mit mehr stimmen 2009 als der stupist mit den meisten stimmen bei der wahl 2008, nämlich sebastian jabbusch! der am ende im gegensatz zu dir NICHTS draus gemacht hat und mal erklären sollte wo das politische engagement stattfand zu dem ihn die wählerstimmen damals aufgefordert haben!
Ich stehe dem RCDS und der LHG weiß Gott nicht nah aber sie pauschal als Blockierer zu bezeichnen, wird ihnen nicht gerecht. Zudem haben hier selbst JUSO-Vertreter gepostet, dass sie inhaltlich und kooperativ mit vielen besagten Vertretern zusammenarbeiten konnten.
Wann warst du eigentlich mal im StuPa zu Gast und hast dir eine eigene Meinung gebildet? Wenn du deine Informationen einzig vom Webmoritz beziehst, solltest du besser schweigen – und das sage ich als Unabhängiger!
Ich hoffe, dass das Wahlsystem bei der Personenwahl bleibt. Ich hab quer durch die (nicht)Hochschulgruppen gewählt und dieses Recht möchte ich auch noch nächstes Jahr besitzen.
Des Weiteren bin ich stark verwundert, dass Böhm nicht reingekommen ist. Grade bei ihm hätte ich gedacht, dass er auf jeden Fall im Parlament sitzt – auf Grund einer Stammklientel.
Den Sieg von Anne Klatt kann ich nicht nachvollziehen, weil sie mir hochschulpolitisch komplett unbekannt ist. Trotzdem Glückwunsch.
Die Plätze 2-6 gingen an alte Hasen. Victoria Nickel auf Platz 7 ist trotzdem ein kleines Wunder als Erstsemesterin – aber die erklärung könnte hier ihr hochschulpolitisch unterrepräsentiertes Studienfach sein.
Den Mitgliedern der Juso HG könnte man besonders gratulieren. Die Vorteile der Personenwahl hat sich bei ihr besonders bemerkbar gemacht.
Danke! Der Post wird wohl beim Umgestalten der Seite "verloren gegangen" sein.
@ "…"
Den Kommentar, den angeblich gelöscht haben, findest hier: http://www.webmoritz.de/2009/01/10/stupa-zeugnisse-noten-fur-ein-jahr-stupa-arbeit/comment-page-1/#comment-7858
Dieser Kommentar ist bereits zwei Tage alte, diese News hier wurde hingegen erst heute morgen veröffentlicht.
Bitte achte darauf, niemanden zu beleidigungen. Solche Post müssen wir leider löschen. Debatten führe bitte immer unter den jeweiligen Post. Die Kommentarregeln findest Du hier:
http://www.webmoritz.de/projekt-info/kommentar-regeln/
Herzlichen Glückwunsch an die GRÜNE Hochschulgruppe!!! Mich persönlich freut es, dass ihr dieses Jahr im StuPa vertreten seid..
aber auch den restlichen Kandidaten möchte ich gratulieren.
Viel Geduld & Erfolg im Studierendenparlament 2009 !
Es gibt durchaus Listenwahlformen, denen du Stimmen auf einzelne Kandidaten verschiedener Listen verteilen kannst. Insofern ist deine Sorge um dein Recht kein Argument gegen Listenwahl.
Da hast du natürlich recht.
Dann hätte ich es anders formulieren müssen: Ich will entscheiden welcher Person ich meine Stimme gebe.
Zufrieden?
hm, schade einige wirklich gute leute sind nicht drin, auch wenn ich den grundsätzlichen richtungswechsel nicht unbedingt schlecht finde.
ansonsten würde ich gern das (greifswalder) stupa sehen, bei dem die mehrzahl der leute zweistellige semesterzahlen hatte, ich kann mich an keins erinnern.
Du – sozusagen du, der moritz halt – hast – hat – Post.
Wo wir so viel über die grünen Wahlsieger sprechen… Ich habe gerade im Programm zwei Punkte entdeckt, die mich sehr freuen:
"Name der Universität
Wir sehen von der Verwendung des offiziellen Namens "Ernst Moritz Arndt Universität" zugunsten der Bezeichnung "Universität Greifswald" ab, da wir die Ansicht vertreten, dass ein Nationalist und Antisemit wie Ernst Moritz Arndt als Namenspatron einer Universität (und auch jeder anderen Einrichtung) in keinster Weise zu akzeptieren ist. Der Namenszusatz "Ernst Moritz Arndt" ist von der Universität abzulegen. Wir werden jegliches daraufgerichtete Bestreben nach Kräften unterstützen.
Medien
Medien sind ein wichtiger Bestandteil der Politik. Durch die Verbreitung von Informationen, Kontrolle und Kritiken wirken sie an der Meinungsbildung der Bevölkerung mit. Die GHG setzt sich für den Schutz der freien Hochschulmedien ein. Wir wollen eine kritische und lebhafte Berichterstattung der moritzmedien"
Vielleicht wird der Beshluss der Vollversammlung von 2007 im kommenden StuPa ja doch noch umgesetzt?
"…da wir die Ansicht vertreten, dass ein Nationalist und Antisemit wie Ernst Moritz Arndt als Namenspatron einer Universität (und auch jeder anderen Einrichtung) in keinster Weise zu akzeptieren ist. Der Namenszusatz "Ernst Moritz Arndt" ist von der Universität abzulegen. Wir werden jegliches daraufgerichtete Bestreben nach Kräften unterstützen."
Mal abgesehen von der Peinlichkeit, dass das Wort "keinster" nicht im Duden (jedenfalls meine Ausgabe) zu finden ist – der Versuch, "kein(er)" zu steigern auch komisch anmutet, interessierte mich hier mal die konkrete argumentative Grundlage dieser Einordnung des Namenspatrons unser Universität.
Es muss doch ebenfalls komisch erscheinen, dass weder braune noch rote Diktatur (als erklärte ideologische Gegner) ein Problem mit ihm hatte, nun soll der arme Mann (auf dessen Bestreben übrigens in Schwedisch-Pommern die Leibeigenschaft unter den Bauern erst aufgehoben wurde) – der erklärtermaßen freieste Staat auf deutschem Boden (oder besser das ihm innewohnende öffentliche Interesse) soll nun ein Problem mit ihm haben? Da gibt es doch bestimmt einen Flyer mit "fiesen" Zitaten, den hätte ich hier gern mal zur Diskussion gestellt bekommen!
Glückwunsch und aufrichtige ANerkennung für die Siegerin und ihre Hochschulgruppe!
Gruß vom gast – kostengünstiger CO2-Hersteller; Überlebender der 1975 prognostizierten Eiszeit, des Waldsterbens, des Konsums von Salz und Eiern, des Milleniumbugs und der Klimakatastrophe.
Beitrag editiert von Wolfgang Schäuble.
hatten wir nicht vor 1 oder 2 Monaten gerade die Diskussion oder waren es doch nur 14 Tage egal
ich hab schon an einer Schule meinen Abschluss gemacht die den Namen dieses widerlichen Antisemiten Polen/Franzosen Hassers hatte und habe somit nicht nur die Diskussion hier an der Uni über ihn mitbekommen und geführt aber eins ist immer wieder für mich erstaunlich das an der hiesigen Uni die Konservative/Rechte ihn so stark Verteidigt und bei den Zitaten von Arndt nur mit den Schultern Zuckt und auf die Deutschtümelei verweist oder sein in der tat Fortschrittliches Denken was die Leibeigenschaft angeht
ich kann und will aber nicht Vergessen das er Französisches Blut am Schwerte sehen wollte und dem Antisemitismus der damaligen Zeit noch um einiges überbot
daher hoffe ich das beste und blicke gespannt aufs neue Stupa
Überbot er tatsächlich das antisemitische Denken in dieser Zeit? Hast Du dich intensiv mit dem Antisemitismus des 19. Jahrhunderts auseinander gesetzt? Ich jedenfalls bisher noch nicht (wäre aber gewiss interessant zu untersuchen). Deshalb sage ich auch nicht, dass er der schlimmste Antisemit war. Es ist zu verurteilen, dass er es war.
Aber was den Franzosenhass angeht, so darf niemals nie vergessen werden, dass dieser Hass auch bei Arndt erst durch die Napoleonische Fremdherrschaft aufkam und er mit diesem nicht geboren wurde. Und es waren damals ganze Bevölkerungsmassen, die Hass auf die Franzosen entwickelten. Letztlich sind die Franzosen in den besetzten Gebieten nicht zimperlich mit der dortigen Bevölkerung umgegangen.
Wenn man diesen Menschen, wie auch andere (Körner, Jahn…) beurteilen will, darf man nicht vergessen, in welcher Zeit sie lebten, denn nur dann kann man verstehen, warum sie so denken konnten und nicht anders (und das meine ich ausschließlich auf den Nationalismus bezogen)
Ich will die Diskussion nicht hier aufmachen, die ist in der Kommentarspalte des webMoritz vermutlich nicht angemessen zu führen, aber ist das Argument gegen eine Umbennenung gerade wirklich, dass sowohl das Dritte Reich als auch die DDR kein Problem mit E.M. Arndt als Namenspatron hatte? Für mich scheint das eher ein gutes Argument gegen DDR-Nostalgiker zu sein, mal über den Nationalismus (in) der DDR nachzusinnen und ihre Bewertung dieses Diktatur zu überdenken, als irgendein Argument für den Namen dieser Uni.
Hmm, da scheint sich jemand um die Mühe herumzudrücken, die Welt über sein eigenes, kurzes Leben hinaus zu betrachten. Auf kruzfristiges Denken hinaus wurde lang genug gewirtschaftet, die Grenzen dieser "Freiheit", wie dies von manchem bezeichnet wird, sind klar erkannt. – das zum letzten Absatz, sofern der überhaupt ernstgemeint war….
Klar, im Nachhinein könnte man bei vielen Gefahren usw. meinen, man hätte nicht so ein Traraa um dies und das machen müssen, ist doch alles gut gegangen. Dass dieses Gutegehen aber nur durch Einklang aus a) Entwicklung und b) Druck durch Kritik gelingt, wird bei dieser Argumentation völlig ausgeblendet.
Provokative These in diese Richtung wäre z.b.: Wäre die frühere BRD so sozial gewesen, wenn sie nicht dem Sozial-Druck der zweiten Welt (DDR etc) ausgesetzt gewesen wäre?
Die Frage wegen des Ernst – Moritz – Arndts ist zweifellos diskussionswürdig. Mein persönlicher Standpunkt ist, dass man den Namen beibehalten könnte, sofern Arndt nicht als unfehlbarer Nationalheld verklärt wird. Aber das macht die Uni ja eigentlich auch nicht, oder?
Viel sinnvoller würde ich es halten, Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit, vielleicht auch im direkten Kontakt mit allen Greifswaldern, zu starten. Undzwar, ohne jeden Thor-Steinar-Träger sofort als Arschloch zu brandmarken, sondern herauszufinden, warum und wie er zu seiner Meinung kam. Meist ist die fremdenfeindlichkeit ein sekundärer Effekt aus ganz anderen Problemen heraus. Und DIE gilt es anzupacken!
Argumentative Grundlage gegen Arndt in Kurzform (diese Diskussion gab es ja schon zur Genüge):
1. Antisemit,
2. völkischer Nationalist mit abgrundtiefem Franzosenhaß,
3. drittklassiger deutscher Literat (den zum Glück kaum jemand in Deutschland kennt).
Werter gast, schreib einen eigenen Artikel für den webmoritz, dann können wir gerne nochmals tiefer in die Diskussion einsteigen. Hier geht es bekanntlich um die StuPa-Wahlanalyse.
PS: Der Duden versteht sich übrigens explizit als beschreibende, nicht normative Darstellung der deutschen Sprache. Durch Urteil des Bundesverfassungsgerichts wurde zudem festgestellt, daß die amtliche Rechtschreibung nur für begrenzte Teile der Schriftproduktion bindend ist; im sonstigen Schriftverkehr kann jede und jeder weiterhin nach eigenem Gutdünken schreiben wie er oder sie will – davon lebt übrigens ja auch die Literatur.
"Es muss doch ebenfalls komisch erscheinen, dass weder braune noch rote Diktatur (als erklärte ideologische Gegner) ein Problem mit ihm hatte"… und die Bundesrepublik hatte 1991 auch kein Problem mit diesem Menschen und der ZDF (siehe "Die Deutschen" Reportage) auch nicht.
Und bevor wieder der Eindruck entsteht Arndt wäre ein von Natur aus schlecher Mensch gewesen, hier mal von mir die Argumente für Arndt:
1. Die Bauernbefreiung in Schwedisch- Pommern. Einige scheinen sich wohl nicht dessen bewusst zu sein, dass Leibeigenschaft für die Bauern fast genau so schlimm wie Sklaverei war. Insofern ist es einer seiner größten Verdienste, dass er sich für die Abschaffung der Leibeigenschaft einsetzte. Übrigens gab es bis in die 1860iger Jahre noch in Mecklenburg- Strelitz/Schwerin das "Hüsung", im Prinzip fast das selbe wie Leibeigenschaft, über das Fritz Reuter in "Kein Hüsung" schrieb.
2. Arndt befasste sich genau so wie die Gebrüder Grimm mit dem sammeln von Märchen. So zum Beispiel "Der Fischer und seine Frau"
3. Arndt setzte sich für die Pflege des Niederdeutschen ein.
4. Arndt war lange Zeit ein Schriftsteller der Romantik (Klemperer ordnet ihn aber im Gegensatz zu Heine nicht in die "deutsche" sondern in die "teutsche" Romantik ein)
Aufgrund der damaligen historischen Situation kann man Arndts nationalistische Einstellung nicht zum Vorwurf machen. Seine antisemitische Einstellung ist zu verurteilen- das steht außer Frage. Aber bei Wagner und Luther interessiert es niemanden, dass sie Antisemiten waren. Warum auf einmal bei Arndt? Wenn diese Uni diesen Namen trägt, sollte auf jeden Fall auch auf diesen schwarzen Fleck in Arndts Wesen hingewiesen werden und es sollte auch verurteilt werden. Aber es sollte unter keinen Umständen vergessen werden, dass Antisemitismus defintiv nicht Arndts Hauptthema in seinem Leben als Schriftsteller war und dass er genau so wie Wagner und Luther auch positive Spuren in unserer Geschichte hinterlassen hat.
Ach so: Dieses Diskussionsthema ist auch im Forum zu finden, sowie auch in dem entsprechenden Webmoritzartikel.
http://www.webmoritz.de/forum/allgemeines/umbenen…
Um nun den Bogen zur GHG zu spannen:
Ihre Programmatik finde ich gut (wenn man mal davon absieht, dass ich über die Unibenennung anders denke, aber meine Meinung kann man im Forum wesentlich ausführlicher lesen…), vor allem bezieht sich ihre Programmatik direkt auf die Uni, was sicherlich ein Grund dafür war, dass die GHG bei den Stupawahlen so viele Stimmen erhielt.
Hier also auch von mir herzlichen Glückwunsch an Anne und die GHG
Hmm das klingt alles sehr spannend, Anne! Ich freue mich sehr über diesen neuen Impuls im StuPa! Ich wünsche allen gewählten viel Erfolg und auch Spass bei der Arbeit, und vergesst bitte nicht, den Kontakt zu allen FSRs zu fördern 😉
heute 19uhr ist der wahlleiter auf 98eins im interview. vielleicht wird dort die ein oder andere unklarheit (wahlmoritz, briefwahl, …) aufgeklärt…
Könnt ihr das hier als Podcast reinstellen?
Wenn uns die Radio 98eins Leute die MP3 Datei geben, machen wir das gerne…
Und machen sie s?
frag einfach mal nett beim magazin an, dann werden sie bestimmt kein problem damit haben.
dasmagazin(at)98eins.de (die adressen sind meines wissens leider sehr zugespamt)
Das Interview ist inzwischen online! Und zwar hier:
http://www.webmoritz.de/2009/01/22/die-studierend…
wann wird denn das neue stupa seine arbeit aufnehmen?
wann ist die nächste stupasitzung(nach heute)? 14 tägig?
normalerweise wird sich 14-tägig getroffen. heute ist aber fürs alte stupa der wahrscheinlich letzte termin. das neue stupa tritt im april an.
wenn man eine prozentuale Stimmenverteilung aufstellt, müsste man auch die Stimmen derer mitzählen, die nicht ins StuPa reingekommen sind. Der SDS hätte dann z.B. 6,1% und der RCDS hätte einen geringfügig größeren Anteil als die Jusos. So wird besser abgebildet, welche Gruppe welches Potenzial hat.
richtig, genau aus diesem grund befürworte ich eine wahlrechtsreform, hin zum personalisierten verhältniswahlrecht (listenwahl). sowohl ghg, als auch rcds würden etwas besser dastehen, als sie nun im neuen stupa vertreten sind.