Am 10. Dezember begrüßten die Greifswalder Jusos zu ihrem hochschulpolitischen Abend den bildungspolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Schweriner Landtag, Matthias Brodkorb. In einer, vor allem auf Fragen aus dem Plenum ausgerichteten Diskussion verteidigte und erläuterte Brodkorb einige, in der Studierendenschaft stark umstrittene, bildungspolitische Konzepte.
Durch den übersichtlichen Teilnehmerkreis von etwa 25 Personen, ergab sich die Gelegenheit sehr stark auf individuelle Nachfragen einzugehen. Im Laufe des Abends kristallisiert sich aber vor allem zwei Themenschwerpunkte heraus: Die angedachte Verwaltungsgebühr für die Hochschulen in MV und die Möglichkeit einer landesweiten Einführung von Studienkonten.
Letzteres verteidigte Brodkorb, als fairen Kompromiss zur Vermeidung von Studiengebühren und als durchaus auch sozial vertretbare Variante. „Studienkonten belohnen den, der zügig studiert und sie schaffen für den, der länger braucht neue Optionen”, erklärte er.
Nach seinen Vorstellungen sollen Studenten in Zukunft 14 Freisemester an den Hochschulen im Land zustehen. Wenn diese nicht aufgebraucht würden, könne man die Semester in Form einer Gutschrift später zum Beispiel für berufsbildende Maßnahmen nutzen. Dies stütze auch das Konzept des „lebenslangen Lernens” und binde Absolventen langfristig an MV.
Hand in Hand mit der Einführung dieser Konten soll die Abschaffung der Zwangsexmatrikulationen gehen. Brodkorb erklärte, dadurch schaffe man mehr Flexibilität an den Hochschulen. Die Studenten, müssten zwar ab dem 15. Semester Gebühren zahlen, deren Höhe noch nicht klar sei, hätten aber im Gegenzug die Möglichkeit ihr Studium noch abzuschließen. Er sprach sich sehr dafür aus, innerhalb des Models Zusatzsemester für hochschulpolitisches Engagement oder ähnliches zu gewähren. Auch studierende Mütter sollten Zusatzsemester erhalten. Mit diesem System sei man deutlich beweglicher, als mit den heute üblichen straffen Prüfungsordnungen, die engagierten Studenten das Leben schwer machen.
Im Zusammenhang mit den geplanten Verwaltungsgebühren versuchte Matthias Brodkorb einige, seiner Meinung nach existente, Missverständnisse auszuräumen. Für ihn wäre es kaum verständlich, dass sich die meisten Studierendenvertreter gegen die Verwaltungsgebühr und damit für individuelle und kaum kontrollierbare Gebühren an jeder einzelnen Hochschule aussprächen. Natürlich seien in Pauschalen auch immer Posten enthalten die vorher nicht extra angefallen seien. Es ginge aber gerade darum, mit der landesweiten Verwaltungsgebühr zu verhindern, dass die Universitäten anfingen für viele Einzelleistungen zur Kasse zu bitten.
Für beide Bereiche sah Brodkorb keine Gefahr eines „Dammbruches” wie ihn viele Anwesende befürchteten. In der Politik ginge es nun mal auch darum Kompromisse zu schließen, dies müsse man akzeptieren. Er rief die Anwesenden zum Engagement in der Hochschulpolitik und ihren Gremien auf, mahnte aber auch Vernunft und Kompromissbereitschaft an: „Gute Ideen und Argumente sind besser als tausende Trillerpfeifen auf einer Demo.”
Fotos von Christine Fratzke
Wenn ich diesen Bericht von der Veranstaltung lese, kann ich nur sagen: typisch Brodkorb.
Matthias Brodkorb macht klassisch sozialdemokratische Politik: er versucht seine studierendenfeindliche Politik mit Puderzucker zu bestreuen, damit die Betroffenen nicht zu sehr aufmucken. „Gute Ideen und Argumente sind besser als tausende Trillerpfeifen auf einer Demo.” – Starke soziale Bewegungen sind besser als sozialdemokratische SachverwalterInnen, um politische Ziele zu erreichen! (Siehe Hessen, wo aufgrund eines breiten studentischen Protests zuerst SPD und Grüne von ihren “Studienkonten”-Modellen Abstand nehmen mußten und dann sogar im Landtag mittels Linkspartei, Grünen und SPD die Studiengebühren des Koch-Kabinetts wieder rückgängig gemacht wurden. – So geht das.)
Was Matthias Brodkorb fordert, sind schlicht und ergreifend Studiengebühren – offene Studiengebühren mittels “Studienkonten” und verdeckte mittels “Verwaltungsgebühren”.
So löblich Brodkorbs Eintreten gegen Rechtsextreme ist, hochschul- und bildungspolitisch ist er ein Totalausfall.
Glücklicherweise sind die Jusos und der SDS in Greifswald auch weiterhin gegen jede Form von Studiengebühren – ich hoffe, sie fallen da auch nicht um. (Wie sieht’s eigentlich mit der GHG aus: Pro oder Contra Studiengebühren?)
Ich gebe dir Recht, Studienkonten sind nichts anderes als Studiengebühren. Egal ob ich nun zu Beginn, während oder im Anschluss an mein Studium zahlen muss, Gebühren dieser Art sind unsozial. In einem Punkt hat er Brodkorb aber recht. Die Zwangsexmatrikulation ist genau schwachsinning. Interessant an dieser Stelle, denn Herr Brodkorb war einer der Befürworter dieser ZwangsEx. Das Modell Studienkonten ist aber nicht neu. Die Böllstiftung hat das bereits Ende 2005 für die Wahlen vorbereitet. Und was den "bildungspolitischen Todesfall" betrifft, er bleibt mit seiner Meinung wenigstens nicht hintern Berg. Andere Landespolitiker (vorallem aus Greifswald) versprechen dir das Blaue vom Himmel und wenn sie dir "Guten Morgen" sagen, haben sie dich schon 3 mal angelogen. 😆
Also der SDS ist klar gegen alle Formen der Studiengebühren, egal wie sie genannt werden! Das wird auch immer so bleiben, denn nach Auffassung des SDS sind alle Studiengebühren illegal. Hierzu etwas Historisches:
“1973 ratifizierte die Bundesrepublik Deutschland den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte ohne Vorbehalte. In Artikel 13 des Paktes heißt es:
(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf Bildung an
(2) Die Vertragsstaaten erkennen an, dass im Hinblick auf die volle Verwirklichung dieses Rechts
c) der Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeltlichkeit jedermann gleichermaßen entsprechend seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden muss. “
Starke soziale Bewegungen sind besser als sozialdemokratische SachverwalterInnen, um politische Ziele zu erreichen!
Sicher hast du damit Recht aber man sollte Brodkorb nicht falsch einschätzen denn auch er steht unter starken Sachzwängen!Neue soziale Bewegungen können nur von unten aufgebaut werden aber benötigen Sympathisanten wie Brodkorb.Die Jusos Greifswald sind gegen die von Brodkorb geäusserten Vorschläge, aber wir sehen ein das er nicht anders kann als so zu handeln.Deswegen muss der Druck von unten wachsen und das geht nur mit breiter Beteiligung…Interessant waren seine Aussagen zum Allgemeinpolitischen Mandat des Stupas…Das er in dem neuen LHG ausbauen will…
Also man muss ja Studienkonten wirklich nicht mögen (tue ich auch nicht), aber sie mit Studiengebühren gleichzusetzten zeugt doch von bildungspolitischer Unkenntnis.
1. Bei Studiengebühren zahlt jeder, egal wie lange er braucht.
2. Aktuell fliegt der Studi nach Regelstudienzeit plus 3-4 Semester ohne Abschluss raus.
3. Bei Studienkonten wäre dann ja alles wie bisher, nur dass der Studi nicht automatisch exmatrikuliert wird, sondern auch durch Bezahlung länger an der Hochschule beleiben kann. Das ist doch eindeutig eine Verbesserung der Lage.
4. Am besten wäre es natürlich, wenn man die Exmatrikulationsregelung abschafft und jeden so lange studieren lässt, wie er will. Aber das ist ja nun völlig unrealistisch.