Wut, Hass, Zorn: all diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen, lest ihr das hier.
die Autorin dieses Beitrages ist Krankenpflegerin
im Universitätsklinikum Greifswald
Wie wissenschaftlich erwiesen ist, wird das SARS CoV-2, das die Erkrankung COVID-19 auslöst, beim Sprechen, Husten und Niesen über die Atemluft verbreitet. Ein korrekt getragener Mund-Nasen-Schutz bietet dabei eine mechanische Barriere. Die Betonung liegt hier auf korrekt und nicht auf mit herausguckender Nase.
Diese Erkenntnis, dass ein MNS vor Tröpfcheninfektionen schützt, ist nicht neu. Deshalb trägt ein*e Operateur*in, eine OP Schwester oder ein Krankenpfleger schon seit vielen Jahren einen medizinischen MNS. Und auch in vielen Ländern, überwiegend im asiatischen Raum, trug man schon vor Corona MNS als eine Art Wertschätzung und Schutz den Nächsten gegenüber. Und sollten wir, ich spreche hier als Mutter, diese Wertschätzung nicht auch unseren Kindern vermitteln?
Deshalb kann ich diese ständigen Debatten darüber nicht mehr hören. Als dann vor Kurzem ein Beitrag über die Zumutbarkeit des MNS für Verkäufer*innen im Radio lief, hat mich das sehr wütend gemacht. Eine Reporterin sagte, man könne es keinem Menschen zumuten, damit zu arbeiten. Da habe ich mich gefragt, zu welcher Spezies ich dann wohl gehören muss?
Seit vielen Jahren arbeite ich als Krankenschwester mit Mundschutz und ich konnte noch keine geistigen und körperlichen Schäden bemerken, wie sie von den Kritiker*innen doch so groß angekündigt werden. Und sogar die teilweise nötige Arbeit im Vollschutz habe ich überlebt, genau so wie alle anderen auch. Es ist für mich auch kein Thema, denn es war und ist noch immer einfach eine Notwendigkeit, um andere zu schützen, so einfach ist das.
Ich denke viele Menschen, die sich darüber aufregen, sind bereit, etwas für die Gesundheit der eigenen Familie zu tun. Aber Verantwortung für andere, fremde Menschen zu übernehmen, muss noch gelernt werden. Natürlich, jeder Mensch bewegt sich in seinem eigenen Dunstkreis, und Probleme, die uns selbst betreffen, nehmen wir nun einmal deutlicher wahr als solche, die keine direkten Auswirkungen auf uns selbst oder unseren Freundes- und Familienkreis haben. Aber wäre eine globale Krise wie diese Pandemie nicht ein guter Anlass für mehr Zusammenhalt? Ein Mundschutz, der nur andere aber nicht uns selbst schützt, scheint für einige einfach nicht Anreiz genug zu sein, ihn auch zu tragen. Dass andere es aber tun, damit wir geschützt sind, ist vollkommen in Ordnung. So war es auch schon vor Corona. Auch damals hat sich niemand gerne von Operateur*innen behandeln lassen, die ohne MNS auf den OP-Tisch und die darauf liegenden Patient*innen hinab gestarrt haben.
Sehr befremdlich finde ich es auch, wenn sich Leute nach dem 30-minütigen Einkauf ganz genervt die Maske vom Gesicht reißen, es ja noch nicht einmal zwei Schritte weit schaffen, um wenigstens die Menschenansammlung vor dem Supermarkt oder die Wartenden am Zugeingang hinter sich zu lassen, ehe sie sich aus dem dünnen Streifen Stoff befreien, der ihnen völlig die Luft zu rauben scheint. Und sich dann erst einmal genüsslich eine Zigarette anzünden. Wahrscheinlich um dem Sauerstoffmangel entgegenzuwirken.
Eigentlich sollte man es doch so sehen: Ist es nicht schön, dass jede*r mit einfachen Mitteln etwas tun kann um andere zu schützen? Was also ist so schwer daran? Es ist doch nur eine Kleinigkeit, etwas so Einfaches, das nicht mal wehtut – wirklich, so simpel war Leben retten noch nie!
Und schützenswert ist jedes Leben. Ob jung, ob alt, ob gesund oder krank.
Beitragsbild: Stefan Keller auf Pixabay
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